Nebennieren Teil 4: Adaptogene (Rhodiola, Ashwaganda, Tulsi, Bacopa, Lakritze, Schisandra), Adrenal Cortex (Rinder-Nebenniere), 5-HTP und GABA + Produkte

Gehirn – Heimat von Hypothalamus und Hypophyse. Quelle: Pixabay

In diesem 4ten Teil zur Nebennieren-Thematik geht es mir um mögliche Alternativen und Ergänzungen und zu DHEA und Hydrocortison, b) Hilfen zum Thema hohes Adrenalin und c) weitere Unterstützungen bei „Stress“ & Co.

Zwar denke ich nicht, dass man bei sehr niedrigem DHEA-S (-> Blutwert) an DHEA (-> Supplement) und bei niedrigem Cortisol an Hydrocortison „vorbei kommt“, jedoch können die nachfolgend vorgestellten Dinge ggf. zusätzlich unterstützen bzw. in Fällen, wo das Kind (also die Blutwerte) noch nicht oder nur leicht in den Brunnen gefallen ist, sogar ausreichen.

Etwas, was oft propagiert wird, ist „Adrenal Cortex“, also „geschredderter“, gefriergetrockneter Rinder-Nebennieren-Cortex, der wohl minimale Mengen an Cortisol, DHEA und anderem enthält. Nur kann so etwas „relevant“ helfen? Auch das versuche ich zu beantworten.

Die Top 5 der wichtigsten Dinge in diesem Artikel
  1. Adrenal Cortex halte ich für ineffektiv
    Die „geschredderte“ Nebenniere enthält nur minimale Mengen an DHEA und Hydrocortison. Teuer, wenig effektiv und maximal für einen Mindereffekt gut.
  2. Adaptogene können bei leichten Nebennierenschwächen (NNS) potentiell helfen
    Langsamerer Cortisolabbau, mehr Dopamin, mehr T3 (Schilddrüsenhormon) und andere Wirkungen können helfen – man sollte jedoch auch die Interaktionen verstehen!
  3. GABA (sowie L-Theanin) sind komplett unterschätzt!
    Beide arbeiten dem erregenden (exzitatorischem) Glutamat entgegen und sorgen für Ausgleich und „runterkommen“.
  4. 5-HTP kann zu niedriges Serotonin ausgleichen. Auch das schafft Ausgleich und kann Depressionen entgegenwirken.
    Aber es sollte nur genutzt werden, wenn das Serotonin (-> Speicheltest) auch wirklich niedrig ist!
  5. Bei niedrigem Adrenalin und/oder NNS sollte man vorsichtig mit Tyrosin sein!
    Erst einmal stabilisieren, bevor mit Tyrosin die Dopamin/Adrenalin-Achse aktiviert wird.

Sogenannte „Adaptogene“, also meist Heilkräuter, die schon lange in Ayurveda und TCM verwendet werden, sollen ebenfalls bei Stress & Co. ausgleichend auf Hypophyse, Hypothalamus und Nebennieren wirken. Was macht da überhaupt was in welcher Dosis und Qualität? Hier versuche ich zumindest etwas Orientierung zu geben – denn dicke Bücher möchte sicherlich kaum ein Leser hier wälzen [4][5].

Diesen Fragen und mehr möchte ich also in diesem Artikel nachgehen:

  • Warum ich die „Adrenal Cortex“-Komplexe nicht mag, aber diese dennoch „etwas“ helfen können
  • Adaptogene: Vorstellung, Diskussion, Wirkspektren, Dosis, Einnahme & Co.
    • Lakritze (Glycyrrhiza glabra),
    • Rosenwurz (Rhodiola Rosea),
    • Ashwagandha (Withania somnifera),
    • Schisandra (Schisandra chinensis),
    • Heiliges Basilikum (Ocimum tenuiflorum, Tulsi),
    • Bacopa Monnieri (Brahmi)
  • Elektrolyte-Cocktail für Nebennierenschwäche?
  • 5-HTP für mehr Cortisol und ausgeglichenes Serotonin (u.a. bei Depressionen, Migräne)?
  • GABA zur Rettung?
  • Cutler zu niedrigen Adrenalin bei NNS: Kein extra Tyrosin & Phenylalanin

Am Ende des Artikels folgt mein übliches Fazit.

Warum ich die „Adrenal Cortex“-Komplexe nicht mag, aber diese dennoch „etwas“ helfen können

Nebennieren. Quelle: Wikimedia, Lizenz: CC BY-SA 4.0, Autor: Schneli1

Der Inhaltsstoff eines Adrenal Cortex-Produkts wird typischerweise aus tierischen Nebennierenrinden (-> „Cortex“) gewonnen, in der Regel von Rindern. Die Wirkweise solcher Produkte ist darin begründet, dass die bioaktiven Substanzen, insbesondere die Hormone, die von der Nebennierenrinde produziert werden, „in Spuren“ enthalten sind:

  • Glukokortikoide wie Cortisol
  • Mineralokortikoide wie Aldosteron
  • Androgene wie DHEA

Eine zweite Sache ist, dass es in der Regel kein Adrenal Glandular sein sollte, denn dann ist in der Kapsel ein Mix aus der gesamten Nebenniere inklusive der Medulla (->dem Mark), in welchem die Katecholamine, also Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin, produziert werden und in größeren Mengen vorliegen. Für Menschen mit zu geringem Adrenalin und Dopamin kann dies ggf. vorteilhaft sein, für Menschen mit zu hohem Adrenalin nicht.

Leider liegen in der begrenzten wissenschaftlichen Literatur nur wenige genaue, standardisierte Angaben zur quantitativen Zusammensetzung von Hormonen pro Gramm Trockengewicht der Rinder-Nebenniere vor. Zudem variieren die Werte erheblich in Abhängigkeit von Tieralter, Fütterung, Stresslevel, Lagerung und Herstellungsmethode. Die folgenden Angaben sind deswegen eher als „grobe Hausnummer“ zu verstehen und von mir erstellte grobe Abschätzungen auf Basis einer „sehr dünnen“ Datenlage:

Hormon Konzentration im Cortex (nur Rinde) Konzentration in der gesamten Nebenniere (Rinde + Mark)
Cortisol zwischen 50–200 µg/g ähnlich wie Cortex (da im Cortex gebildet)
Aldosteron <10 µg/g ähnlich wie Cortex
DHEA zwischen 1–100 µg/g ähnlich wie Cortex
Adrenalin vernachlässigbar (nahe 0 µg/g) deutlich höher, ca. 1–10 mg/g (1.000–10.000 µg/g)
Noradrenalin vernachlässigbar (nahe 0 µg/g) ca. 0,1–1 mg/g (100–1.000 µg/g)
Dopamin vernachlässigbar (nahe 0 µg/g) variabel, häufig im Bereich von einigen 100 µg/g

Anmerkung: Die ähnliche Konzentration von Cortisol, Aldosteron und DHEA (–> Steroidhormone) in Cortex und der gesamten Nebenniere liegt im Wesentlichen daran, dass der Hauptanteil des Nebennierengewichts aus der Rinde besteht (80–90%) und nur ein vergleichsweise kleiner Anteil auf das Mark entfällt (10–20%) [3]. Da die Steroidhormone fast ausschließlich in der Rinde gebildet und gespeichert werden, ist deren Konzentration pro Gramm im Wesentlichen durch die Rinde bestimmt.

Zu DHEA: Rinder-Nebennieren enthalten deutlich weniger DHEA als menschliche Nebennieren. Schätzungen zufolge ist der DHEA-Gehalt im Rinder-Cortex „um den Faktor 10“ geringer als im Primaten- bzw. Menschen-Cortex. Zudem kommt das meiste DHEA im Körper in der sulfatierten Form (-S) vor. Egal, wie man die „groben“ Schätzungen und Meinungen dreht: Ein Cortex-Produkt kann in keiner Weise nennenswerte, physiologisch relevante Mengen DHEA liefern, da im Vergleich die Tagesproduktion im (erwachsenen) Menschen auf (altersabhängig) +/- 10–15 mg geschätzt wird und übliche (orale) Substitutionen im Bereich von 10–25 mg stattfinden.

Was bleibt?

Potentiell bleiben zwischen 50–200 µg (Hydro-)Cortisol pro 1 g getrockneter Adrenal Cortex. Übliche Mengen Cortex betragen 50–100 mg pro Kapsel (–> Thorne, Nutricology), wobei Cutler [2] angibt, davon 3–4 mal am Tag 50 bis 250 mg einzunehmen, was 1 g Cortex entspräche. Der Mensch produziert ca. 5–10 mg Cortisol am Tag, in Stressphasen ggf. bis zu 20 mg [3]. Mit Hydrocortison als Creme werden in der Regel zwischen 2–10 mg ergänzt, mindestens 10 mal mehr als selbst mit 10 Kapseln Adrenal Cortex! Cutler schreibt noch [2]:

enthält keine Hormone und führt auch bei langfristiger und hochdosierter Einnahme nicht zu einer Unterdrückung der Nebennieren. Manche Menschen haben eine paradoxe Reaktion, wenn sie zum ersten Mal Nebennierenrinde verwenden. Sie werden unruhig, weil die Nebennieren vorübergehend mehr Adrenalin produzieren. Diese Reaktion ist vorübergehend, aber Sie sollten mit einer niedrigen Dosis beginnen und die Dosis steigern, um sicher zu sein, dass Sie sie vertragen.“ 

Zudem schreibt Cutler noch, dass unbedingt die Cortex-Produkte (ohne Adrenalin) und nicht die Glandular-Produkte (-> wahrscheinlich wegen dem Adrenalin und Dopamin) verwendet werden sollten. „Hörensagen“, dass die Cortex-Produkte, z.B. Thorne oder Nutricology, keine Hormone enthalten, konnte ich nicht verifizieren (–> Gut!), da die Hersteller nicht angeben, diese zu entfernen bzw. das Produkt dafür aufwändig zu verarbeiten.

Nach zahlreichen iHerb-Bewertungen und Rückmeldungen in Foren scheinen die Cortex-Produkte zu wirken. Allerdings kenne ich auch Rückmeldungen, dass diese nur in „leichtesten Fällen“ ein bisschen helfen. Ggf. wirken da auch noch intermediäre Hormon-Vorstufen außer Cortisol etc. – wer weiß?

Mein Mini-Fazit zu Adrenal Cortex Produkten?

  • Sehr teuer, speziell im Vergleich zu Hydrocortison 0,5%
  • „Undosierbar“ – Keiner weiß, was im jeweiligen Produkt und der jeweiligen Charge enthalten ist!
  • Keine relevanten DHEA-Mengen
  • Letztendlich unbekannte Tier-Qualität. Kein (weiter unten aufgeführtes) Produkt warb mit „Bio-Rind“.

Ich selber würde bei NNS also immer zu Hydrocortison greifen.

Adaptogene: Lakritze, Rosenwurz (Rhodiola Rosea), Ashwagandha, Schisandra, Heiliges Basilikum (Tulsi), Bacopa M. (Brahmi)

Süßholz. Quelle: Pixabay

An dieser Stelle möchte ich noch kurz Adaptogene erwähnen, da ich auf diese noch an keiner anderen Stelle im Blog eingegangen bin. Eigentlich bräuchte das Thema eine eigene Artikelserie – ggf. irgendwann einmal.

Adaptogene sind pflanzliche Substanzen, die den Körper dabei unterstützen, besser mit Stress umzugehen. Sie wirken durch die Regulation der Stressantwort, insbesondere über ihren Einfluss auf die HHNA (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse), teils wirken Adaptogene sogar direkt auf Cortisol (bzw. dessen Abbau), einige auf Adrenalin, Dopamin und Serotonin. Dadurch können die Adaptogene die Anpassungsfähigkeit des Körpers an physische, emotionale und chemische Belastungen fördern. [2][4]

Cutler [2] schreibt (2018), dass vor Versuchen mit Hydrocortison (HC) zuerst Adaptogene ausprobiert werden sollten. Erst wenn Adaptogene und Adrenal Cortex nicht (genug) helfen, sollte Hydrocortison ergänzt werden. 1999 schrieb Cutler [1] nur von Hydrocortison und Adrenal Cortex. Wir sehen es genau anders herum: Der „grundlegende“ Stresslevel in 202x ist aus unserer Sicht deutlich höher als in den 199x – alleine schon wegen „Smartphones. WALN und Co. überall“. So reichen, bei leicht niedrigen Morgend-Cortisol Werten schon oft 2 mg Hydrocortison über den Tag verteilt aus, um die Nebenniere und die HHNA zu „entlasten“.

Natürlich können Adaptogene hier sicherlich auch helfen, nur können diese kein Cortisol oder DHEA produzieren. Das muss immer noch die Nebenniere selber machen! Einzig Lakritze (Glycyrrhiza glabra) inhibiert das Cortisol abbauende Enzym 11-beta HSD2, sodass dosisabhängig hier die Cortisol-Werte länger stabil bleiben. Deswegen haben viele nebennierengeschwächte Menschen auch „Bock“ auf bzw. „Verlangen nach“ Lakritze.

Kernmerkmale der hier nachfolgend erwähnten Adaptogene [2][4]:

  • Stressmodulation: Regulation von Stresshormonen wie Cortisol und Verhinderung extremer Ausschläge, sei es Überproduktion oder Unterfunktion.
  • Nebennierenunterstützung: Adaptogene fördern die Regeneration der Nebennieren – allerdings nur, wenn der „Stresslevel“ insgesamt gesenkt wird.
  • Neurotransmitter-Balance: Beeinflussung der Katecholamine wie Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin in der Regel in einem positiven Sinne, u.a. um die mentale und emotionale Stabilität zu fördern.
  • Leberunterstützung: Viele Adaptogene, insb. Schisandra, schützen die Leber vor Schäden und fördern antioxidative Prozesse.
  • Breites Wirkspektrum: Sie wirken nicht nur auf spezifische Organe, sondern ganzheitlich auf das Stresssystem des Körpers (–> stresslösend), modulieren das Immunsystem, lindern chronische Müdigkeit, Angstzustände und Zwangsvorstellungen und reduzieren Hitzewallungen in den Wechseljahren. [2]

Cutler und Rust Lee [2] schreiben über die einzelnen eingangs aufgeführten Adaptogene [2], wobei ich diese mit meinen Anmerkungen kommentiere:

  • Süßholz: Verlängert die Wirkung von Cortisol durch Verlangsamung seines Abbaus. Macht sofort munter, gibt Auftrieb und Energie. Es lindert Mundtrockenheit und trockene Atemwege. Es beruhigt den Verdauungstrakt, hilft bei der Speicherung von Natrium und kann bei chemischer Empfindlichkeit helfen.
    • Anm.: Nicht bei hohem Adrenalin! Nicht bei Bluthochdruck, nicht bei Hypokaliämie (Kalium-Mangel), nicht am Abend –> da muss Cortisol sinken!
  • Rhodiola rosea: Erhöht Dopamin, verbessert die sexuelle Funktion bei Männern und Frauen, korrigiert Herzrhythmusstörungen und verbessert die Heilung. Rhodiola rosea verursacht keine rasenden Gedanken oder Schwindelgefühle, aber manche Menschen sollten es am Abend meiden.
    • Anm.: Ggf. am Abend meiden. Inhibiert COMT (das Dopamin abbauende Enzym), also nichts für Menschen mit langsamer COMT! Hier mehr lesen.
  • Ashwagandha: Verbessert die Schilddrüsenfunktion in bescheidenem Maße (T3->T4-Umwandlung), senkt bzw. moduliert Cortisol bei chronischem Stress.
    • Anm.: Es ist ein Nachtschattengewächs, das manche Menschen meiden sollten (–> immunmodulierend), z. B. solche mit Arthritis und Lupus. Nicht bei Schilddrüsen-Überfunktion. Während es auf die meisten Menschen beruhigend und entspannend wirkt, macht es einige wenige Menschen nervös. Bei Übelkeit, Erbrechen, Durchfall (sehr selten) absetzen bzw. Dosis reduzieren.
  • Schisandra: Ist gut für die Leber, verbessert Allergien und Asthma, lindert die Symptome der Menopause und trägt zur Normalisierung des zirkadianen Rhythmus bei.
    • Anm.Schisandra erhöht die Magensäure-Produktion (–> Gut!), ist deswegen für einige Menschen mit Reflux nicht angebracht, wobei diesen aber auch gerade Magensäure fehlen kann. Besser nicht bei Epilepsie.
  • Heiliges Basilikum: Wirkt entspannend, macht ruhig und friedlich, hilft bei Herzrhythmusstörungen, erhöht Ihre Körpertemperatur.
    • Anm.: Es wird manchmal von chemisch empfindlichen Menschen nicht vertragen. Bei Hypoglykämie, da Tulsi blutzuckersenkend wirken kann.
  • Bacopa monnieri: Nootropisches (kognitionsförderndes) und adaptogenes Kraut, stressreduzierend, indem es das Gleichgewicht der HPA-Achse unterstützt.
    • Anm.: Vorsicht bei Leaky-Gut oder Geschwüren aufgrund möglicher gastrointestinaler Reizungen.

Natürlich gibt es noch andere Adaptogene, wie Cordyceps, Maca, Ginseng, Reishi, Gotu Kola, Jiaogulan, Shatavari, Amla, Astragalus und Konsorten. Im Sinne dieses Artikels kann ich jedoch nicht alle vorstellen und deswegen habe ich mich auf die Nebenniere konzentriert.

Wichtig auch: Grundsätzlich sind die Daten bei Anwendung in Schwangerschaft und bei Kindern nicht ausreichend, sodass im Allgemeinen abgeraten wird, die vorgestellten Adaptogene in diesen Gruppen zu nutzen. Zudem arbeiten diese Adaptogene synergistisch zusammen. Ich würde insofern nicht alle in der jeweils höchsten Dosis kombinieren und dann auch noch mehrfach am Tag zuführen. So schreibt auch Cutler [2]:

„Heiliges Basilikum, Rhodiola rosea, Schisandra und Ashwagandha sollten nach einem bestimmten Zeitplan eingenommen werden.“

So wirken einige Adaptogene eher stimulierend, wenn sie am Abend eingenommen werden, da diese Cortisol erhöhen (–> Lakritze) oder eben Dopamin erhöhen (Rosenwurz). Deswegen würde ich Adaptogene und die meisten pflanzlichen Substanzen generell nicht nach 18–19 Uhr, bzw. nur sehr gezielt (z. B. Leberschutz zum Abend, Erhöhung von GABA am Abend) einnehmen. Bei sehr hohem Cortisol würde ich deswegen auf Lakritze verzichten und bei niedrigem Cortisol unbedingt Lakritze dazunehmen!

Tabellarische Übersicht über die Wirkspektren der diskutierten Adaptogene

Nachfolgend eine tabellarische Übersicht der genannten Adaptogene, basierend auf den zuvor genannten Merkmalen und Angaben von Cutler [2] und anderen [4]. Die Angaben sind als allgemeine, zusammenfassende „Orientierungen“ zu verstehen und können je nach Dosis, Zubereitung, Qualität, Literaturquelle und individueller Reaktion deutlich variieren.

Adaptogen Hauptwirkung (allg.) Effekt auf Nebennieren Wirkung auf Cortisol Wirkung auf Stress (HPA-Achse) Wirkung auf Dopamin & Adrenalin
Lakritze (Glycyrrhiza glabra) Erhöht Stressresistenz (bei niedrigem Cortisol), entzündungshemmend, schleimhautschützend (Magen) Stabilisierung des Cortisolhaushalts durch Hemmung seines Abbaus Kann Cortisolspiegel leicht erhöhen oder stabilisieren Unterstützt Stressresistenz durch bessere Verfügbarkeit von Cortisol Indirekte Effekte durch Verminderung des Cortisol-Abbaus, ggf. leicht stimulierend
Rosenwurz (Rhodiola rosea) Erhöht psychische und physische Widerstandskraft, stimmungsaufhellend Unterstützt Nebennierenfunktion bei Stress, ohne stark zu stimulieren Moderater Ausgleich, kann überhöhte Cortisolwerte senken Verbessert Stressanpassung Mögliche Normalisierung von Neurotransmittern
Ashwagandha (Withania somnifera) Beruhigend, stärkt Energieniveau und Regeneration Harmonisiert die Nebennierenfunktion, reduziert Überlastung Senkt (erhöhte) Cortisolwerte, stabilisierend auf den Hormonhaushalt Beruhigt HPA-Achse, reduziert übermäßige Ausschüttung von Adrenalin, fördert Entspannung, kann SD-Werte verbessern Indirekte Normalisierung, weniger Ausschüttung von Stresshormonen
Schisandra (Schisandra chinensis) Erhöht kognitive Leistungsfähigkeit, Lebertonikum, antioxidativ Unterstützt Nebennieren bei anhaltender Belastung, ohne Überstimulation Reguliert Cortisol indirekt durch Stressreduktion Steigert Stressresilienz, verbessert Dopamin- und Adrenalin-Balance Kann Gleichgewicht der Neurotransmitter unterstützen
Heiliges Basilikum (Ocimum tenuiflorum, Tulsi) Beruhigend, stressmindernd, immunmodulierend Unterstützt Nebennieren bei chronischem Stress, ohne massiv zu stimulieren Kann erhöhte Cortisolwerte senken, Stresshormone normalisieren Indirekt durch Reduktion der Ausschüttung von Stresshormonen Ausgleichend, eher regulierend als stimulierend auf Neurotransmitter
Bacopa monnieri (Brahmi) Kognitionsfördernd, stressmindernd, neuroprotektiv Unterstützt indirekt, weniger direkte Stimulation, eher Balance Eher normalisierend, senkt stressinduziertes Cortisol moderat (einige meinen zu stark) Unterstützt die Balance der Neurotransmitter, reduziert Angst und Nervosität Keine ausgeprägte direkte Stimulierung, eher normalisierend auf Neurotransmitter. Verhindert ggf. übermäßigen Abbau von Dopamin.

Wichtig: Anmerken möchte ich noch, dass es eine individuelle Variabilität in Bezug auf Dosis und Reaktionen gibt und Einschätzungen auf Wirkungen & Co. in Bezug auf die Studienlage durchaus variieren.

  • Zudem entfalten Adaptogene ihre unterstützende Wirkung meist nicht als alleinige Maßnahme, sondern im Kontext eines insgesamt ausgeglichenen Lebensstils.
  • Die Effekte von Adaptogenen wie Ashwagandha oder Schisandra hängen stark von der Qualität ab, also u.a. Extraktionsmethode und dem Wirkstoffgehalt (z. B. Withanolide in Ashwagandha, Schizandrine in Schisandra). Daher können unterschiedliche Präparate, selbst mit ähnlicher Deklaration, unterschiedliche Wirkungen aufweisen.

Diese Tabelle ist insofern sehr vereinfacht, die Wirkungen, speziell die synergistischen Wirkungen, der Adaptogene deutlichst komplexer.

Welches Adaptogen für was?

In einer weiteren Tabelle haben Cutler et al. [2] noch ausgeführt, welches Adaptogen für welche Problematik aus ihrer Sicht geeignet ist, wobei ich anmerken möchte, dass diese Tabelle die Wirkungen auf Cortisol, Dopamin und Serotonin nicht umfasst.

Unterschiede zwischen den verschiedenen Adaptogenen Schisandra Rhodiola Ashwagandha Heiliges Basilikum Lakritze
Hilft bei Schlaflosigkeit Ja* Ja Ja Ja Ja
Hilft bei Diabetes Ja Ja Ja Ja
Senkt hohen Cholesterinspiegel Ja Ja Ja Ja Ja
Blutdruck Normalisiert Variiert† Kann senken Erhöht
Lindert PMS (Prämenstruelles Syndrom) Ja Ja
Lindert PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) Ja
Lindert Verdauungsbeschwerden Ja Ja Ja
Expektorierend (schleimlösend) Ja Ja
Verbessert Schilddrüsenfunktion Ja Ja
Verbessert Motivation Ja

* Kann den Schlaf stören, wenn abends eingenommen.
† Je nach Dosis und Empfindlichkeit kann es den Blutdruck erhöhen oder senken.

Zur Dosierung der Adaptogene

Quelle: Pixabay

Cutler und Rust Lee [2] schlagen einiges in Bezug auf die Dosierung der Adaptogene etc. vor, wobei die angegebenen Dosierungen aus meiner Sicht eher Maximaldosierungen sind. Anmerken möchte ich, dass bei der Auflistung von Cutler nicht immer klar ist, ob er das Kraut oder den Extrakt meint und wenn es ein Extrakt ist, auf welchen Wirkstoff dieser „standardisiert“ ist und wie „hochprozentig“ diese Standardisierung ist. Insofern hier meine überarbeiteten „Rahmendaten“:

  • Ashwagandha z.B. mikroverkapselt (–> Haltbarkeit) von Shoden mit 35% Withanoliden, 0,5–1,5% Withaferin A.
    • Andere Firmen geben nicht an oder haben z.B. nur 5% Withanolide.
    • Heißt: Wo 2 × 300 mg 5%-Extrakt sinnvoll sein mögen, würde ich (auf Dauer) nicht mehr als 2 × 70 mg Shoden-Ashwagandha einnehmen.
    • Nach Cutler nicht am Abend!
  • Brahmi Extrakt (Bacopa monnieri) variiert zwischen 10–25% Bacopasiden bei guten Extrakten oder „nix“ bei schlechten.
    • Vom „guten Zeug“ (-> 25%) braucht es nicht mehr als max. 2 × 100–150 mg
  • Rosenwurz Extrakt (Rhodiola rosea) sollte optimal 3% Salidroside haben, ansonsten zumindest 1% und 3% Rosavine.
    • Ich würde die 400 mg am Tag (kombiniert, optimal verteilt auf 2 Dosierungen) nicht groß überschreiten.
    • Nicht am Abend!
  • Süßholzwurzel-Extrakt (Glycyrrhiza glabra) muss Glycyrrhizinsäure enthalten – viele tun das nicht (–> „DGL“). Alternativ „fester“ Extrakt zum Kauen bzw. Pulver in Kapseln
    • Angaben wie 10–20% Glycyrrhizinsäure sind, bei Extrakten, sinnvoll. Meist sicherlich in Kombiprodukten.
    • Bis 2–3 mal täglich nach Bedarf.
    • Dosierungen müssen ausprobiert werden. Mehr als 100 mg vom 10%-Extrakt würde ich (über den Tag verteilt) nicht nutzen.
    • Die meisten Einzelprodukte nutzen nur Süßholzwurzel (ohne Extrakt) in Kapseln – dann stellt sich das Problem einer Überdosierung nicht.
    • Nicht am Abend bzw. nach 14 Uhr!
    • Nur bei niedrigen Cortisol! -> Blutwerte!
  • Heiliger Basilikum Extrakt (Tulsi) sollte schon 10 % Ursolsäure haben.
    • Max. 2 × 250–400 mg
  • Schisandra habe ich nicht weiter betrachtet
    • Cutler schlägt 250 mg als Extrakt zweimal täglich oder die Frucht, 2 Gramm zweimal täglich, vor

Ergänzen würde ich noch Vitamin B5 in „generösen Dosierungen“ von 2 × 50 mg (oder mehr) am Tag bzw. einen B-Komplex nach Abklärung einer HPU wegen B6-P5P. Die Nebennieren brauchen CoA (Coenzym A) und B5, um Cortisol zu produzieren. Selbst wenn Cortisol hoch ist, mag das Sinn ergeben, weil ansonsten das B5 anderswo fehlen könnte.

Wie gut zu sehen, ist die Einnahme der Adaptogene viel mehr „Wenn und Aber“ unterworfen als bei Nutzung von Hydrocortison. Nichtsdestotrotz habe ich in „meinen schlechten Zeiten“ auch Adaptogene verwendet  und nehme diese auch noch heute, wenn ich weiß, dass es „stressig wird“, z. B. bei Reisen und stressigen Vorhaben. Da jedes Adaptogen etwas Gutes macht, mein Cortisol wieder „Top“ ist (~18 µg/dl), nutze ich im Normalfall keine Lakritze und keinen Rosenwurz (–> Dopamin). Übrig bleiben:

  • Heiliges Basilikum
  • Ashwagandha
  • Bacopa Monnieri
  • Schisandra, wobei man dies schon fast eher dem Leber-Kontext zuordnen muss.

Ein Produkt, das ich lange genutzt hatte, war Adrenal Energy Formula von Life Extension, das die ersten 3 Zutaten enthält und darüber hinaus noch den Pilz Cordyceps, der nicht nur das Immunsystem unterstützt. Nebenwirkungen hatte ich selber bei keinem der aufgeführten Adaptogene – auch nicht bei höheren Dosierungen als hier beschrieben. Weitere Nahrungsergänzungen habe ich am Ende des Artikels aufgeführt.

Elektrolyte-Cocktail für Nebennierenschwäche?

Natrium

In ihrem Buch schlagen Cutler & Lee [2] bei NNS noch einen Elektrolyte-Cocktail vor, nach Bedarf über den Tag verteilt. Das Rezept ist einfach und ich fand es ganz interessant. Rezept:

  • 2 Liter Wasser (oder Orangensaft)
  • 1 Esslöffel Bittersalz (Epsom-Salz, Magnesiumsulfat-Heptahydrat)
  • 1 Esslöffel Speisesalz
  • 1/4 Teelöffel Kaliumchlorid (Weinsteinpulver funktioniert auch)
  • 1 Teelöffel Natron (Backpulver)
  • Hinweise: Reduzieren Sie die Salzmenge, falls Sie Blähungen verspüren. Das Natron verursacht ein Sprudeln.

Ich würde beim Natron vorsichtig sein, weil es auch Magensäure neutralisiert, welche bei vielen schon zu niedrig ist. Die Idee dahinter ist, dass wohl ein Teil davon in den Dünndarm gelangen kann, wo es zur Pufferkapazität der Bicarbonate beitragen könnte.

Das Kaliumchlorid ist günstig, schmeckt wegen des Chlorids einzeln angemischt furchtbar. In der Gesamtmischung sollte es gehen. Der Ersatz gegen Kaliumgluconat ist hier ggf. nicht so sinnvoll, da das K-Gluconat weniger Kalium enthält und Gluconat kein Elektrolyt ist. Wenn es geschmacklich jedoch inakzeptabel ist, wäre das K-Gluconat eine Alternative. Falls die Kalium-Werte im Serum hoch oder normal sind, würde ich das Kalium weglassen.

Das Bittersalz, also Magnesiumsulfat-Heptahydrat, schmeckt nicht gut und kann in großen Mengen abführend wirken. Magnesium-Malat wäre für mich eine pH-neutrale Alternative.

Leider gibt Cutler keine Erklärung für seinen Cocktail an. Ich denke, dass es bei einem Mangel an Cortisol und vor allem an Aldosteron zu einer gestörten Elektrolyt- und Flüssigkeitsregulation kommen kann. Aldosteron sorgt normalerweise für die Rückhaltung von Natrium (durch die Nieren) und damit indirekt auch für die Erhaltung des Blutvolumens und eines stabilen Blutdruckes. Bei dessen Mangel werden vermehrt Natrium und Wasser über die Nieren ausgeschieden, während Kalium ansteigt. Da dies zu einer möglichen Hyperkaliämie (-> erhöhtem Kaliumspiegel) führen kann, aber dies nur in Extremfällen auch tut, finde ich das Kalium o.k., da dies in der Regel eher fehlt. Allerdings sollte bei Herz-Rhythmus bzw. Nierenstörungen das Kalium ggf. reduziert werden, weil es auf nüchternen Magen ggf. zu viel für das System sein kann.

5-HTP für mehr Cortisol und ausgeglichenes Serotonin (u.a. Depressionen, Migräne)?

Synthese-Schritte von Tryptophan zu Melatonin.

Synthese-Schritte von Tryptophan zu Melatonin.

Grundsätzlich: 5-HTP kann helfen ein niedriges Serotonin zu erhöhen (u.a. bei Depressionen, etc.) [8][9] und als Nebeneffekt auch Cortisol zu normalisieren.

Dinkov [6] gibt an, dass ein hohes (bzw. nicht niedriges) Serotonin ein niedriges Cortisol über die HHNA erhöhen kann, allerdings als eine ungünstige Eigenschaft von Serotonin, weil er ein zu hohes Cortisol, wie auch Ray Peat, als ungünstig ansieht. Natürlich ist ein zu hohes Cortisol ungünstig, ein sehr niedriges ist aus meiner Sicht jedoch auch keine Lösung! Peat und Dinkov werden jedoch nie Konkret was den nun Hoch, in Bezug auf ein Morgen-Cortisol bis 8:30 im Blut nun konkret ist, Insofern seit vorsichtig, falls Ihr hier (und anderswo) pauschale Aussagen „hoch“ oder „niedrig“ ohne konkrete Angaben lest. Was für mich hoch und niedrig ist, habe ich in Teil 3 dieser Serie (und anderen) ausführlich dargelegt.

Ein potenzieller „erhöher“ von Serotonin ist 5-HTP: Es ist die Vorstufe von Serotonin, was dann über die Aktivierung von 5-HT-Rezeptoren (insbesondere 5-HT1A und 5-HT2A) die Freisetzung von CRH im Hypothalamus bewirken soll. CRH führt zur Ausschüttung von ACTH durch die Hypophyse, welches wiederum die Nebennierenrinde zur Produktion von Cortisol anregt.

Wie groß der reale dosisabhängige Effekt bei üblichen Dosen von max. 200 mg / Tag 5-HTP ist, kann ich nicht einschätzen, ich denke, er wird eher gering sein, ggf. in dem Rahmen der Adaptogene. Allerdings ist ein ausgeglichenes Serotonin schon „für sich alleine“ sehr wichtig.

Falls nun das Serotonin UND Cortisol niedrig ist (–> unbedingt ein Cortisol-Tagesprofil mit Serotonin als Einzelwert machen –> Teil 2), kann die Ergänzung von 5-HTP ggf. Serotonin normalisieren und Cortisol erhöhen. Ist Cortisol sehr hoch, würde ich mit 5-HTP bei sehr niedrigem Serotonin in jedem Fall ergänzen und ggf. über Progesteron, DHEA & Co. das hohe Cortisol „angehen“.

IFN-γ, und TNF-α, induzierte IDO (Indolamin-2,3-Dioxygenase) hemmt die Serotonin-Synthese und erhöhr die Kynureniene sowie Quinolinsäure (-> Neurotoxisch)

IFN-γ, und TNF-α, induzierte IDO (Indolamin-2,3-Dioxygenase) hemmt die Serotonin-Synthese und erhöht die Kynureniene sowie Quinolinsäure (-> Neurotoxisch). Bild basierend auf Baehr [11] und Oxenkrug [17].

Wichtig ist hier nur eine Sache: Kein extra Tryptophan als Supplement! mit dem Ziel Serotonin zu erhöhen. Tryptophan kann sehr ungünstige Stoffwechsel-Wege gehen -> IDO/KMO. Muss nicht sein, kann „aber“. Und wenn doch, dann können vermehrt Kynureniene sowie Quinolinsäure (-> Neurotoxisch) gebildet werden. Braucht keiner!

Bei langsamer MAOA (–> Enzym für den Abbau von Neurotransmittern) und normalem Serotonin macht 5-HTP eher auch keinen Sinn, oder kann problematisch werden, da das Serotonin langsamer abgebaut wird und hier die Serotonin-Spiegel oft steigen zu hoch sind bzw. lange hoch bleiben. Das ist auch nicht gut!

Bei einer schnellen MAO(A) kann 5-HTP der „Retter“ zum Wohlfühlen sein, was einhergeht mit niedrigen Werten bei Serotonin im Speichel-Test. Deswegen sollte vorab geschaut werden, ob das Serotonin niedrig ist und auch nur dann (bei ebenfalls nicht extrem hohen Cortisol) ergänzt werden! Oft sind hier auch „hochsensitive“ (HSP) Menschen betroffen, wie auch welche mit Depressionen oder regelmäßiger Migräne.

Bezüglich Formen bieten sich z. B. Time-Release-Varianten an, die 5-HTP kontinuierlich freisetzen. Einzel-Dosen über 50 mg sollten zwingend als Time-Release eingenommen werden, da 5-HTP sonst (u.a. intestinale) Seiteneffekte haben kann.

Vereinzelt ist auch von der Einnahme von Decarboxylasehemmer in Zusammenhang mit 5-HTP zu lesen. Die Idee dabei ist, das 5-HTP hier nicht übermäßig in der Peripherie (-> anderen Organen) verbraucht wird, sondern mehr davon über die Blut-Gehirnschranke kommt und dann dort als Serotonin wirkt.

Ein NEM das entsprechend wirken soll ist EGCG (-> Epigallocatechingallat, Grüner Tee Extrakt), wobei dieses dann 30 Minuten vor dem 5-HTP eingenommen wird. Zudem soll EGCG das gleich auch für die Vorstufen von Dopamin (u.a. L-DOPA) bewirken – also das auch hier mehr im Gehirn ankommt. EGCG soll jedoch die Histidine decarboxylase (HDC) hemmen und so die Umwandlung von Histidin in Histamin senken, was ggf. auch  gut für die Menschen mit einer Histamin-Problematik ist [19]. Allerdings habe ich mich nie mit der Dosierung von EGCG in diesem Kontext befasst. In meiner Serie zu Nrf2 steht noch etwas mehr zu EGCG inkl. Links auf Produkte.

Klar niedriges Serotonin, wo in der Regel 2 * 100 mg 5-HTP Time-Release sinnvoll sind.

Übliche Dosierungen von 5-HTP starten bei Beschwerden bzw. deutlich erniedrigten Serotonin-Werten (z. B. nach Speicheltest durch den Burnout-Kombi oder NeuroSpot-Test) wohl ab

  • 1-2 * 50 mg / Tag bzw. 1-2 * 100 mg / Tag als Time-Release, was auch der üblichen Dosierung pro Kapsel oder Tablette in Supplementen entspricht.
    • Bei 1 * -> Abends (-> unterstützt die Bildung von Melatonin) bzw.
    • Bei 2 * -> Abends und morgens (-> für genug Serotonin am Tage).
  • Soll 3 * 50 mg / Tag bzw. 100 mg / Tag ergänzt werden, wird auch zum Mittag ergänzt.

Dabei würde ich selber für mich mit den 50 bzw. 100 mg (letzteres nur als Time-Release) am Abend anfangen und nur bei gespürtem Bedarf zudem morgens ergänzen. Mehr als 200 mg / Tag würde ich jedoch nicht pauschal zuführen. 3 * 100 mg Time-Release macht in der Regel nur Sinn bei extrem niedrigen Serotonin, oft gekoppelt mit Migränen und/oder Depressionen. Dosierungen von 600 mg am Tag sollten nicht überschritten werden und sind auch nur etwas für kurze Interventionen, wobei Decarboxylasehemmer wie EGCG wohl wichtig sein können. [8][9]

Der Vorteil der Time-Release-Formen ist, soweit ich es verstanden habe, dass 5-HTP nicht zu stark in peripheren Organen verbraucht wird, sondern mehr davon auch für die Serotoninbildung im Gehirn verwendet wird. Dann bedarf es in der Regel auch eher keinem Decarboxylasehemmer.

In jedem Fall darf es mit 5-HTP nicht übertrieben werden, weil zu viel Serotonin auch problematisch ist. Die Dosis sollte immer angemessen sein und 5-HTP sollte nicht bei hohem Serotonin eingenommen werden, weswegen es immer sinnvoll ist, einen entsprechenden Test durchzuführen.

GABA zur Rettung?

Mein Artikel zu GABA (Gamma-Aminobuttersäure) ist leider noch in Vorbereitung. Grundsätzlich ist GABA ein natürlicher Neurotransmitter (–> im Körper vorkommende Aminosäure), der ähnliche (aber deutlich geringere) Wirkungen wie Valium (-> basiert auf Valerian -> Baldrian) hat und über denselben Mechanismus wirkt. Es ist entspannend, angstlösend und beruhigend. Es sorgt für Ruhe und Gelassenheit bei Manie, Erregung, Epilepsie und Schizophrenie [1]. Mercola [5] erwähnt noch das es sehr effektiv ist für: Depressionen, Angstzustände und Schlaflosigkeit. Es erhöht auch den Prolaktinspiegel. Im Kontext dieses Artikels am wichtigsten ist jedoch, dass es die Cortisolreaktion auf Stress reduzieren kann. [1]

Auch in einer älteren Buchvorstellung wurde das Thema GABA schon einmal angesprochen. Der Autor Schymanski schrieb im Kontext Dopamin und Belohnungssystem, GABA & Co. u. a.:

Wenn die Nervenzellen des Belohnungssystems nicht mehr stimuliert werden können, vermindert sich aber auch der Ausstoß des beruhigend wirkenden Transmitters GABA. Ohne die dämpfende Wirkung von GABA aber gerät der Gesamtorganismus in den bereits erwähnten psychovegetativen und psychomotorischen Erschöpfungszustand“.

Im Kontext von Nebennierenschwäche (NNS) kann GABA auf indirekte Weise unterstützend wirken, da es eine beruhigende, stressmindernde und ausgleichende Funktion im Zentralnervensystem übernimmt. Dies kann wiederum über verschiedene Pfade die Belastung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HHNA) reduzieren. Ohne auf die Details einzugehen, gibt es hier folgende Tipps:

  • GABA als Pulver oder Kapsel
  • L-Theanin wirkt synergistisch mit GABA.
  • Passionsblume, Baldrian, Zitronenmelisse und / oder Hopfen erhöhen die endogene GABA-Produktion.

Weitere Hinweise habe ich im ersten Teil meiner Melatonin-Serie gegeben, inkl. Links auf einige Produkte. Als Dosis nutze ich bei Bedarf am Nachmittag oder am frühen Abend:

  • 250–1000 mg GABA oder deutlich weniger bei Pharma-GABA
  • 100–200 mg L-Theanin
  • Optional noch Melatonin zur Nacht, wobei die Dosierung altersabhängig ist.

Cutler zu niedrigen Adrenalin bei NNS: Kein extra Tyrosin & Phenylalanin

Wenn bei einer NNS Adrenalin fehlt, was aus Noradrenalin methyliert wird, welches wieder aus der Kette Phenylalanin ->Tyrosin -> Dopamin stammt, dann sollte nach Cutler auf jeden Fall eines nicht gemacht werden: Zu viel Aktivität. U.a. durch den (sportlichen) Stress wird die Adrenalin-Produktion angeregt, jedoch für einen Preis. Der Preis ist der spätere ‘Crash’ mit einer sehr langen ErholungsphaseWichtig ist hier das moderate Vorgehen: Spazieren gehen – aber nicht Marathon, niemals auf Adrenalin ‘laufen’, nicht ‘Rum-Hypern’ und sich auch nicht in diversen Aktivitäten, auch Mentale!, “verbraten”.

Wichtig auch: Wer denkt, mehr Adrenalin mit mehr Phenylalanin und Tyrosin zu bekommen, dem rät Cutler teils zum Gegenteil – zumindest bei viel Angst und Ärger [1, Seite 126]:

nehmen Sie KEINE Phenylalanin-, Tyrosin-, Alpha- oder Beta-Agonisten oder andere Dinge ein, die Noradrenalin und Adrenalin erhöhen.“

Zwar würde ich nicht über die verringerte Proteinzufuhr Tyrosin & Co. reduzieren, jedoch es nicht unbedingt extra „in riesigen Mengen“ zuführen. Phenylalanin (bis 2 * 250 mg / Tag) halte ich selber für unkritisch, bei Tyrosin sollte man vorsichtiger sein, denn 250-500 mg Tyrosin auf einmal sind schon „ordentliche Dosierungen“.

Mögliche Nahrungsergänzungsmittel

Nachfolgend führe ich noch einige Adaptogene bzw. Mischungen auf, die ich interessant bzw. attraktiv finde. 5-HTP und GABA (Aminosäuren) kann man auch, nach Bedarf und aus meiner Sicht, 7 Tage die Woche einnehmen.

Anmerkung: Die Einnahme von EGCG als milden Decarboxylasehemmer, ca. 30 min. vor 5‑HTP, um periphere Konversion (-> mittels Aromatischer Aminosäure-Decarboxylase (AADC) im Magen & Darm) zu reduzieren ist eine hypothetische Überlegung die teilweise zu lesen ist. Ich würde es erst ausprobieren, wenn es intestinale Probleme gibt und zudem nicht am Abend, wegen ggf. enthaltenen Resten von Koffein!

GABA-Relevante Produkte:

  • GABA (mehr Links im Melatonin-Artikel)
    • NOW (Pulver, 170g Dose) – Pures Pulver, günstig, keine weiteren Zusatzstoffe
      • Tipp: 1/4 Teelöffel unter die Zunge geben – das mache ich.
    • Pharma-GABA 250 mg  (Source Naturals, 60 Kapseln) – ohne Siliciumdioxid.
      • Hinweis: Das ist angeblich das besser bioverfügbare GABA aus natürlicher Fermentation. Kostet auch extra…
  • L-Theanin erhöht u.a. GABA im Gehirn – wirkt also synergistisch:
    • NutriCost (Pulver, 100 g), ohne jeden weiteren Zusatz.
      • Tipp: Gut zum Mischen mit dem GABA-Pulver. 3-4 Teile GABA zu 1 Teil L-Theanin. Am Abend bzw. bei Bedarf mittels (Dosier-) Löffel unter die Zunge (ca. 0,8-1 g). Muss man nicht mal verkapseln, einfach in ein altes Schraubglas zusammengeben und verschütteln.
    • NutriCost (200 mg, 240 Kapseln) , leider mit Silicium-Dioxid

Adrenal Cortex-Produkte:

  • Adrenal Cortex
    • Nutricology (100 mg, 100 Kapseln, vegetarisch) – Argentinisches Rind, lyophilisiert (Gefriergetrocknet), kein Siliciumdioxid
    • Thorne (50 mg, 60 Kapseln, vegetarisch)
    • Seeking Health (50 mg, 60 Kapseln, vegetarisch) – Argentinisches Rind
  • Adrenal Glandular (mit Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, etc.)
    • Allergy Research Group (100 mg, 120 Kapseln, vegetarisch) – Australisches oder neuseeländisches Freiland-Rind, lyophilisiert (Gefriergetrocknet)
    • Nutra BioGenesis (300 mg 90 Kapseln, Gelatine) + Vitamin B5 und Vitamin C, argentinisches Rind
    • Swanson (350 mg, 60 Kapseln, Gelatine) – USA-Rind, „getrocknet“

Hier nun die Adaptogene. Grundsätzlich würde ich Adaptogene nicht jeden Tag einnehmen, sondern maximal 5 von 7 Tagen, z. B. Mo–Fr. Im Urlaub bzw. in den Ferien, hoffentlich unstressig, auch mal gar nicht. Dies, damit keine Gewöhnung eintritt, was bei allen pflanzlichen Modulatoren wichtig ist…. aber eben kaum jemand sagt oder schreibt. Die meisten werden sicherlich mit einer Mischung am besten „fahren“. Dazu kann man dann nach Bedarf noch das eine oder andere Adaptogen ergänzen.

  • Adaptogen-Mischungen:
    • Life Extension, Adrenal Energy Formula (Heiliges Basilikum, Ashwagandha, Bacopa, Cordyceps, 120 vegetarische Kapseln) – benutze ich selber. Cordyceps ist eine gute Adaptogen-Ergänzung. 
    • Gaia Herbs (120 vegetarische, flüssige Phyto-Kapseln) – Rhodiola rosea, Heiliges Basilikum-Blatt, Hafer, Schisandra-Beere, Ashwagandha, teils BIO, Flüssigextrakt, kein Siliciumdioxid. Probiere ich als nächstes aus.
    • Dr. Mercola (Bio-Basilikumblattextrakt 300 mg, Bio Ashwagandha 250 mg, Shatavari 250 mg, Bio-Schisandra 150 mg, 60 Kapseln) – 75% BIO, kein Siliciumdioxid

Einzelne Adaptogene:

  • Ashwagandha
    • Life Extension (Sensoril®, 32% Oligosaccharide, 10% Withanolidglycosidkonjugate, 125 mg, 60 Kapseln) – potent!, kein Siliciumdioxid
    • Swanson (900 mg, 100 Kapseln) – kein Extrakt!, „Full Spectrum“, kein Siliciumdioxid
    • NutraBio, (KSM-66, 5% Withanolide, 600 mg, 90 Veggi-Kapseln) – kein Siliciumdioxid, keine anderen komischen Inhalte!
    • Gaia Herbs (350 mg, 120 vegane, mit Flüssigkeit gefüllte Phyto-Kapseln) – <1% Withanolide, BIO, Flüssigextrakt, kein Siliciumdioxid
  • Brahmi Extrakt (Bacopa monnieri)
    • Swanson (250 mg, 90 Kapseln) – kein Siliciumdioxid. Standardisiert auf 12% Bacopa-Glykoside
    • California Gold Nutrition (320 mg, 120 pflanzliche Kapseln) – Synapsa® – standardisiert auf mindestens 55% Bacoside
    • Gaia Herbs (350 mg, 60 vegane flüssige Phyto-Kapseln) – BIO, Flüssigextrakt, kein Siliciumdioxid
    • Nutricost (500 mg, 120 Kapseln) – Standardisiert auf 50% Bacoside
  • Rosenwurz Extrakt (Rhodiola rosea)
    • Paradise Herbs (500 mg, 60 pflanzliche Kapseln) – kein Siliciumdioxid, keine anderen komischen Inhalte!, 3% Rosavine, 1% Salidroside
    • NOW (500 mg, 60 vegetarische Kapseln) – Standardisiert auf mindestens 3% Rosavins insgesamt und mindestens 1% Salidrosid
    • Life Extension (250 mg, 60 pflanzliche Kapseln) – Standardisiert auf mindestens 3% Rosavins insgesamt und mindestens 1% Salidrosid
  • Süßholzwurzel-Extrakt (Glycyrrhiza glabra) muss Glycyrrhizinsäure enthalten
    • NOW (225 mg, 100 pflanzliche Kapseln) – kein Siliciumdioxid, kein Extrakt! Kraut!
    • Nutricost (500 mg, 120 Kapseln) – kein Siliciumdioxid, kein Extrakt! Kraut!
    • Nature’s Answer (Flüssiger Süßholzwurzelextrakt, alkoholfrei, 30 ml) – kein Siliciumdioxid
  • Heiliger Basilikum Extrakt (Tulsi)
    • Gaia Herbs (363 mg, 120 vegane, mit Flüssigkeit gefüllte Phyto-Kapseln) – BIO, Flüssigextrakt, kein Siliciumdioxid
    • Paradise Herbs (250 mg, 60 vegetarische Kapseln) – „Vollspektrum-Extrakt“, ohne spezifische Standardisierung – kein Siliciumdioxid, keine anderen komischen Inhalte!
    • Nutricost (500 mg, 120 Kapseln) – Standardisiert auf 2,5% Ursolsäure
  • Schisandra
    • Swanson (500 mg, 60 Kapseln) – Standardisiert auf 9% Schizandrin
    • Paradise Herbs (Schisandra, 60 vegetarische Kapseln) – Fruchtextrakt 10:1, kein Siliciumdioxid, keine anderen komischen Inhalte!
    • Life Extension (250 mg, 30 vegetarische Kapseln) – Standardisiert auf 9% Gesamtschisandrine

Die Reihenfolge innerhalb der Gruppen gibt ungefähr wieder, was ich nutzen würde bzw. schon mal genutzt habe. Die Gaia Herbs-Phyto-Kapsel-Produkte kann ich nicht bewerten, ich denke jedoch, das diese sehr potent sein können, auch wenn nicht so hoch konzentriert. Paradise Herbs macht eigene „Vollspektrum“-Extrakte ohne Füllstoffe. Deren Astragalus nutze ich seit Jahren. Swanson, NOW und NutriCost sind in der Regel die Preisschnapper – aber eben oft mit Siliciumdioxid. Obs in den Dosierungen wirklich „Mist“, kann ich nicht sagen. Ich vermeide es, es ist aber kein Ausschlusskriterium für mich

Zu den Adaptogen-Mischungen kann ich nur sagen, dass ich Life Extension benutze – die Zutaten sehen in jedem Fall sehr gut aus und mir ging es nie schlecht damit. Das Mercola-Produkt nutzt leider kein heiliges Basilikum, warum auch immer. Das Gaia-Herbs sieht mir jedoch auch interessant aus.


Hinweis: Falls Ihr bei iHerb einkaufen solltet, könnt ihr den Rabattcode HER2060 verwenden und tut mir damit einen kleinen Gefallen.


Mein Fazit

Alles nicht so einfach?!

Sicherlich, wenn man alles einzeln dosieren und herausfinden möchte. Zudem ist einiges vom individuellen Status (-> Cortisol, Serotonin hoch oder niedrig) abhängig, was jedoch primär 5-HTP und Süßholzwurzel betrifft.

Grundsätzlich sind die „Adrenal“-Mixturen o.k., in der Regel noch finanzierbar und bieten einen guten Mix aus dem Adaptogen-Angebot an (ca. 30–40€ für 120 Kapseln, also 60–120 Tage). So müssen dann auch nicht zig, ggf. zu hoch dosierte Einzelkapseln geschluckt werden. Life Extension oder Gaia Herbs sind preislich o.k., speziell wenn man diese Adaptogene bzw. Mischungen nur 5 von 7 Tagen einnimmt, wie ich es auch in meinem Wie-Was- Wann-Womit-… Artikel beschrieben hatte. Ggf. hilft auch schon eine Kapsel – also die halbe Dosis. Die zweite Kapsel gibt es dann nur bei „Stress“ am jeweiligen Tag als Extra dazu. Muss man ausprobieren – u. a. auch, welcher Mix am besten hilft, Denn jeder Mensch ist unterschiedlich. Heilen kann sich letztendlich nur der Körper selber, weswegen es wichtig ist, „neue Energie“ nicht gleich wieder in Aktionismus zu „verballern“.

Ob der Adrenal Cortex Sinn macht oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Einige mögen keine „Hormone“, wobei DHEA und Hydrocortison menschen-bioidentisch sind. Ob da geschreddertes und gefriergetrocknetes Kuh-Cortisol und Kuh-DHEA in Winzmengen besser ist? Aus meiner Sicht: Sicherlich nicht für den Geldbeutel!

Auf die geringe Wirkung der Cortex-Produkte, die für einige jedoch ausreichen mag!, kann ich hier nicht tiefer eingehen, weil ich Adrenal Cortex Produkte nie selber benutzt habe. Vielen Menschen scheint der Cortex dennoch zu helfen. Im Zweifelsfall muss es jeder für sich ausprobieren. Überdosieren kann man ein Cortex-Produkt sicher kaum 😉

Mit den Blutwerten und dem Neurotransmitter-Tagesprofil, aufgezeigt in Teil 2 dieser Serie, sind ja Werte da, auf deren Basis man entscheiden kann, was man tun kann und / oder was ggf. nötig ist. Viel Spaß und Erfolg dabei!


Links/Quellen

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