Superfood-Bullshit-Parade Teil 1: Proteinpulver, Weizengras und Kleie (wie aus Abfall Superfood wird).

Hier stinkt etwas :-). Quelle: Pixabay

Heute mal ein neues Format: Die Superfood-Bullshit-Parade.

In den letzten 7 Jahren habe ich viel gelesen, ausprobiert, recherchiert und verworfen und einiges dazu gelernt. Im Ernährungs-Sektor ist es dann wie in allen Branchen: Letztendlich gehts ums Geld. Wenn es geschafft wird mit (tollen) Geschichten, Büchern und Multiplikatoren (Youtube-Kanälen, Blogs & Co.) einen Mythos um ein neues ‘Superfood’ aufzubauen, dann locken und winken große Margen. Ob es nun industrieller Müll ist – oder Bio-Organic-Handgeschöpft und von Jungfrauen liebgekost – es ist oft die gleiche Geschichte.

Ich sehe es inzwischen oft folgend: Es ist nicht unbedingt wichtig was bei der Ernährung hinzugenommen wird – sondern es ist meist wichtiger was weg gelassen wird. Den an dem Super der ‘Superfoods’ & Co. ist dann oft auch nicht viel dran – in Ihren Herkunftsländern sind es meist ganz normale ‘Foods’ und dazu auch noch günstig. In Deutschland werden Sie dann teuer verkauft und sich dann teils noch hoch belastet – mit Giften, Schimmelpilzen & Co. [1, 2, 3].

Richtig spannend wird es dann, wenn vormals ‘Abfälle’ dann auf einmal ein neues Superfood werden, welche dann teils teurer verkauft werden als das vollwertige Original. Also immer daran denken: Wenn etwas zu gut klingt um Wahr zu sein – dann ist es das meistens auch 🙂

Tipp: Hier geht es zu Teil 2, Teil 3 und Teil 4.

Pflanzliche Protein-Pulver aus Presskuchen

Basis für pflanzliche Proteinpulver: Hanfsamen, Kürbiskerne, Soja, Reis und Erbsen. Foto: H.C.

Werden hergestellt aus Erbsen, Reis, Soja, Kürbis, Hanf, etc. pp. und sollen ein (meist gar nicht) existierendes Protein-Defizit ohne großes Nachdenken beheben. Dazu hatte ich schon einen längeren Artikel hier im Blog.

Das ganze hat seinen Ursprung wohl bei den Body-Buildern die schon vor einigen Jahrzehnten versucht haben das letzte aus Ihrem Körper rauszuholen. Wer dann bis zu 200g Protein pro Tag zu sich nehmen möchte – auf der Suche nach dem letzten Grämmchen Muskelzuwachs – der kann dies kaum noch über die normale Nahrung bzw. eine ausgewogene Ernährung schaffen. Ob das alles sinnvoll ist – ist eine andere Frage der ich hier im Blog schon mal nachgegangen bin.

Meine Kernkritik an einigen pflanzlichen Proteinpulvern ist nun: Teils sind es Presskuchen (Abfälle), schön Oxidiert und ggf. mit vielen tollen Antinährstoffen ala Hanf & Kürbis-Protein. Hingegen scheinen Isolate aus Erbsen und Reis, welche mit viel Temperatur und sehr hoher Verarbeitung hergestellt wurden besser – weil hier die Antinährstoffe reduziert sein sollten. Teils wird jedoch auch einfaches Lupinenmehl (Roh) als Eiweisspulver verkauft – für mich ist das dann Irreführung.

Auf jeden Fall halte ich es nicht für gesund chronisch größere Mengen rohen Presskuchen & Co. zu essen. Hanf- und Kürbis-Samen werden sonst ggf. im Bereich von 10-20 g / Tag verzehrt – Intakt und unoxidiert. Wie es langfristig mit diesen neuen Protein-Pulvern – bei viel größeren Mengen – aussieht? Wer sich zudem das Pulver in einen Shake oder Smoothie mixt und trinkt – der umgeht das einspeicheln, den ersten Verdauungsschritt. Auch ist konzentriertes Protein nicht unbedingt etwas was unsere Verdauung gewöhnt ist. Wer dann noch rohe (ungekeimte) Hülsenfrüchte & Co. isst (z.B. Lupinenmehl), de sollte unbedingt mal das Buch ‘Plant-Paradox’ lesen…

Bitte beachten: Wer bei Krankheit, Mangel, Unverträglichkeiten oder anderen körperlichen Einschränkungen mit Erbsen- oder Reisprotein ergänzt der macht sicher nicht(so) viel falsch. In jedem Fall ziehe ich diese Produkte den Isolaten aus tierischer Herkunft klar vor. Hier sollte auf jeden Fall Casein vermieden werden… macht wohl Krebs und andere Beschwerden. Jedoch geht zu viel Protein (pulver) auf die Leber (und Niere & Co.) [10]. Bei Problemen mit der Leber würde ich für mich auf (pflanzliche) Aminosäurenisolate (L-Formen im richtigen Mix) ausweichen – die belasten dann die Leber weniger.

Bullshit-o-meter: Hanf- und Kürbis-Protein: 4 (von 5). Lupienmehl: 3 (von 5)

 

Weizenkleie

Weizenkleie. Quelle: Wikipedia. Lizenz: CC BY-SA 2.5, Autor: Alistair1978

Noch eine (un-)art Abfall als etwas gutes zu verkaufen. Weizenkleie fällt beim Mahlen und aussieben von Weizenmehl an. Das Weizen schon nicht allzu gesund ist, wissen die Leser hier spätestens seit der Buchkritik zu ‘Plant Paradox’, denn Weizen enthält nicht nur Gluten, was zur Gruppe der Lektine zählt, sondern auch noch WGA [7]. Neben Lektinen, Gluten und WGA ist dann gerade in der Hülle der Getreide – hier insb. Weizen und Roggen – auch noch allerhand anderes Konzentriert: z.B. Phytinsäuren welche die Aufnahme von Mineralstoffen, u.a. Eisen [6], aber auch Zink & Co. hemmen.

Das alles ist kein Bullshit – sondern ich habe das selber am eigenen Leibe, in meiner Zeit als ich selber Brot gebacken habe, erfahren. Ich besitze eine Getreidemühle und hatte das Getreide immer frisch gemahlen – zuerst wunderte ich mich, über das ‘Magengrummeln’ beim Essen größerer mengen meines eigenen Brotes. Nach dem ich dann angefangen hatte mit einem Feinsieb die Kleie auszusieben – war die Verträglichkeit des Brotes auf einmal 1a. Damit keine falschen Vorstellungen aufkommen: Auch in Vollkornbrot und Vollkornmehl sind die groben Randschichten des Korns (Kleie) ausgesiebt.

Tip: Wer wirklich Ballaststoffe und Mineralien braucht sollte es einfach mit mehr Gemüse oder einer (gekochten und dann erkalteten) Kartoffel versuchen.

Mein Fazit: Wer scharf ist auf Autoimmunkrankheiten und mehr Entzündungen im Körper (u.a. Arthrose, Rheuma, Krebs, Herzinfarkt, Alzheimer, Diabetes, MS [7]) der mag bei Weizenkleie zugreifen.

Bullshit-o-meter: 6 (von 5) – Gefährlicher Unsinn!

 

Weizengras-Pulver (& Saft)

Weizengras. Quelle: Pixabay

Auch wieder eine geschickte Art den Presskuchen (teuer) weiter zu verkaufen. Bei der Herstellung von Weizengras-Saft fällt auch Presskuchen an – der kann getrocknet, vermahlen und dann als Weizengraspulver verkauft werden. Wenn also Weizengrasspulver gekauft werden sollte – dann darauf achten, das es kein Presskuchen ist und der Saft vor dem Trocknen noch enthalten war.

Letztendlich sind die ganzen Dinge die Weizengras nachgesagt werden jedoch kaum belegt bzw. für mich nicht in Relation mit anderen Pflanzenextraken gestellt. Eine ganz aktuelle Studie aus 2017 [9], welche einen krebsunterdrückenden Effekt feststellen konnte, arbeitete denn auch mit einem frisch im Labor hergestellten wässrigem Weizengras-Extrakt an Zell-Kulturen. Eine Meta-Analyse aus 2015 [8] schloss mit:

“Nevertheless, the advantages seen in the clinical trials need to be proved in larger studies before clinical recommendations for the public can be given.”

Und das war es dann auch schon grob was ich bei PubMed finden konnte. Das BfR merkt hingegen noch Verunreinigungen an [3]:

“Shigatoxin-bildende Escherichia coli (STEC) wurden außerdem in vier von elf untersuchten Proben von Nahrungsergänzungsmitteln aus Gersten- oder Weizengras gefunden.”

So sollte – wenn man es unbedingt kaufen möchte – auf Qualität (ggf. Bio) und Herkunft (z.B. EU) geachtet werden – sowie das der Saft vorher nicht extrahiert wurde, also das es sich explizit nicht um Presskuchen handelt.

Welche Probleme sehe ich: Menschen haben nie wirklich Gras in größeren Mengen gegessen. Das der frische Saft, ohne die Fasern, positive Auswirkungen haben kann, stelle ich dabei nicht einmal in Frage. Ob jedoch die Fasern (mit oder ohne Saft), getrocknet, vermahlen – und schön am Luftsauerstoff oxidiert – noch irgendwas positives zur Gesundheit beitragen, dass ist nicht belegt und für mich voll dem ‘Prinzip Hoffnung’. Wer jedoch das Gras selber zieht und dann in seine Saftpresse gibt – gerne! Ich habe es mal gemacht, angesichts des sehr großen Aufwandes bei kläglichem Ergebnis, jedoch eingestellt und mein Weizengrassieb verkauft.

Bullshit-o-meter: 5 (von 5)!

Mein Fazit

“Money makes the world go round” mag ich schreiben – oder anders ausgedrückt: Wie man (vormals) Abfälle mit ein bisschen Mythos vergoldet. Zumindest die Proteinpulver aus Erbsen scheinen mir ganz o.k. – wenn man das braucht. Zumindest wird hier nicht der Presskuchen verkauft, sondern es sollte sich in der Regel um ein hoch konzentriertes Protein-Isolat, mit sehr stark reduzierten Antinährstoffen, handeln.

 


Quellen

 

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