PEMF Therapie (Gepulste Elektromagnetische Felder) Teil 2: Welche Qualitäten und Eckdaten sollte ein PEMF-Gerät aufweisen?

Einzelspule eines iMRS-Prime PEMF-Gerätes (Exagon Matte). Quelle
In diesem zweiten Teil zu PEMF beschäftigt mich die Frage: Welche Qualitäten und Eckdaten sollte ein (hoffentlich) effektives PEMF-Gerät aufweisen?
Unter dem Oberbegriff “PEMF” oder “Magnetfeldtherapie” tummeln sich viele Geräte, teils mit für bestimmte Anwendungen bzw. (Heil-) Aussagen von der FDA zugelassenem “Heath Claim”. Allerdings gibt es wohl auch viele “Glücksritter” und entsprechende Geräte, ‘in, auf, unter oder zwischen’ die ich mich nicht legen würde. Konkrete Beispiele für letztere werde ich hier nicht nennen, jedoch im Artikel Hinweise geben was (nicht nur) aus meiner Sicht gemieden werden sollte [2][3].
Ich selber habe mich inzwischen für ein zweites Gerät (mit Zubehör) entschieden. Meine Überlegungen basierten u.a. auf den Informationen von Bryant E. Meyers Buch “PEMF – The Fifth Element of Health” [1], auf welchem dieser Artikel aufbaut. Insofern empfehle ich auch die Ausführungen von Meyers zu lesen, die ich in meinem Buchtipp ausführlich zusammengefasst habe. Die Kriterien von Meyers sind aus meiner Sicht auf jeden Fall hilfreich, wobei ich einzelne Schwerpunkte anders setze. Folgende Themen ergeben sich dann für diesen Teil 2 meiner Serie zu PEMF:
- Vorab: Achtung vor Pseudo-Wissenschaftlicher Sprache
- Eine Übersicht wichtiger Parameter und Anforderungen an PEMF-Geräte (u.a. nach Meyers)
- Meine Schlüsselkriterien für ein PEMF-Gerät (aufbauend auf Meyers): 7+4 Kriterien mit viel Erklärung!
Am Ende des Artikels folgt dann mein übliches Fazit.
Tipp: Hier geht es zum Teil 1 der PEMF-Serie.
Vorab: Achtung vor Pseudo-Wissenschaftlicher Sprache
R.G. Dennis, PhD, Entwickler von PEMF-Geräten [2] und E. Ernst [3] mit einem Aufsatz über “Pseudo-wissenschaftliche Sprache” weisen darauf hin, dass man als Kunde gegenüber Verkäufern, Firmen und bezüglich Produkten sehr vorsichtig sein sollte, wenn diese “pseudowissenschaftlichem Fachjargon” verwenden. Oft wird Sprache als Instrument eingesetzt, um die (ggf. nicht existierende) Bedeutung zu verbergen – der Leser schafft hier seine eigene Realität und interpretiert Dinge in etwas hinein, die der Schreiber oder Autor so natürlich nie gemeint, und vor allem auch nie zugesichert hat.
E. Ernst nennt als Beispiele (übersetzt mit Deepl.com) [3]:
- sie verwenden eine sehr technische Sprache
- ihre Bedeutung ist nicht leicht zugänglich
- ohne ihre pseudowissenschaftliche Verkleidung ist ihre wahre Bedeutung zwar einfach, aber nicht einleuchtend
- sie beruhen auf versteckten, obskuren oder unbewiesenen Annahmen.
Anmerken möchte ich noch, das eine technische Sprache oft notwendig ist, wenn Sie wissenschaftlich und physikalisch klar definierte Begriffe, wie z.B. Induktion, Magnetischer Fluss, Ion, Calcium-Ionenkanal, Potential verwendet, die so z.B. auch in jedem guten Physik-Schulbuch oder der Wikipedia zu finden sind. R.G. Dennis ergänzt zum pseudowissenschaftlichem Fachjargon noch einige gängige Beispiele:
- die Verwendung von Nullpunktenergie, dunkler Energie, Antimaterie, dunkler Materie,
- Quantenkopplung, Quantenverschränkung, Quantencomputer,
- Genscanning, epigenetisches Scanning,
- Energiefrequenzen der DNA und
- kreative Kombinationen dieser Art von Dingen.
Und schreibt: PEMF-Geräte können das einfach nicht. Allerdings ergänzt er auch (übersetzt mit deepl.com):
“Ob groß oder klein, die PEMF-Geräte der meisten seriösen Hersteller scheinen ziemlich gut zu funktionieren, vermeiden Sie Produkte, die auf zweifelhaften Behauptungen oder Pseudowissenschaft basieren.”
Auch Meyers [1] verweist u.a. darauf unbedingt bei seriösen Herstellern, die schon länger am Markt sind und sich über einen guten Service und Support auszeichnen, zu kaufen, wenn eine Kaufabsicht besteht.
Ich mag noch auf die Wörter “Kristall…”, “Edelsteine” und “Biophotonen” hinweisen und da bedenken anmelden. Hinter den Biophotonen steht eine etablierte Wissenschaft – aber mit ein paar roten LED’s ist es da nicht getan. Auch der Claim “negative Ionen” scheint mir teils verwegen – speziell, wenn der Hersteller dann auf überhaupt keine Fragen antworten mag (oder kann), da sein Gerät letztendlich aus irgend einem chinesischen Hinterhof kommt. Ich hatte da teils irrige Kommunikationen, u.a. einen Hersteller, der mir keine technischen Fragen beantworten wollte und nur auf seine unergiebige Webseite verwies. Wie nun die “negativen Ionen” erzeugt wurden, oder was der Hersteller mit dieser Angabe “meinte” blieb genauso unklar und unbeantwortet, wie meine Fragen zu den “Biophotonen”. Eine der Antworten war dann auch Lapidar:
“leider ist es mir untersagt solch detaillierte Technikfragen zu beantworten. Der Grund ist Compliance sowie der Schutz vor Kopien.”
Als ich entsprechende Messungen an der (sehr billig wirkenden) PEMF-Matte durchführte, welche mir von einem Leser des Blogs zur Verfügung gestellt wurde, war ich zusätzlich erschrocken, da schon die minimalen Intensitäten der Matte in sehr hohen Feldstärken resultierten – absolut und auch im Vergleich zu einem der PEMF-Marktführer für den Heimbereich. Meine Fragen bezogen sich zudem nur auf Dinge, die (nach dem Kauf) innerhalb weniger Stunden selber mit Messgeräten & Co. leicht ermittelbar sind und mir von bei der EU- und FDA als Medizinprodukt registrierten Herstellern bzw. Geräten ohne zögern mitgeteilt wurden.
Eine Übersicht wichtiger Parameter und Anforderungen an PEMF-Geräte (u.a. nach Meyers)
Bryant E. Meyers fasst in seinem Buch [1] und auf seiner Webseite [4] die aus seiner Sicht wichtigsten Eigenschaften für die Auswahl von guten PEMF-Geräten zusammen, wobei das alles natürlich keine Garantie ist – dazu später noch mehr. Nach viel Studium der Materie kann ich mich seinen Kriterien und Vorschlägen zwar ziemlich vorbehaltlos anschließen, es bleiben jedoch noch eine menge Fragen für mich offen.
Nachfolgend meine Übersichtsgrafik zu Orientierung an dem, was Meyers schreibt bzw. ich daraus gemacht habe. Die Übersicht erhebt keinen Anspruch an Vollständigkeit und dient mir selber nur zur groben Orientierung, da ich Bilder einfacher “abspeichern” kann.
Der wichtigste Block ist der Grüne ganz unten. Meyers schreibt auf seiner Webseite, das nicht Frequenzen und Intensitäten die wichtigen Parameter sind, sondern Frequenzspektrum und der magnetische Fluss (bzw. Flux). Den Unterschied habe ich recht ausführlich im Teil 1 dieser Serie erklärt und ich stimme hier Meyers, wie auch andere, voll zu.
Meine Schlüsselkriterien für ein PEMF-Gerät (aufbauend auf Meyers)
Meyers selber, auf dem ich meine Kriterien aufbaue, gibt 14 (Qualitäts-) Kriterien [4] auf die geachtet werden sollte an, wobei diese in zwei Gruppen unterteilt werden können:
- a) “Technische” Dinge mit direktem Bezug auf das Kernfunktion – also alles was elektromagnetische Felder macht und Einfluss auf diese hat
- b) Zubehör & das Drumherum.
Ich werde nachfolgend diese grobe Einteilung beibehalten, jedoch etwas anders Gruppieren und auch die Limitationen dieser Hinweise ansprechen, welche Meyers, als Vertreiber von PEMF-Produkten, nicht in den Vordergrund stellt. Allerdings, und das mag ich hier betonen, sind die Informationen bei Meyers aus meiner Sicht wirklich gut.
O.k. – hier nun meine technischen Parameter:
- 1. Intensität: Geringe magnetische Feldstärke (nT-µT) aber hoher magnetischer Fluss und “Eindringtiefe” – auf die Spule kommt es wohl an.
- 2. Frequenzen: Spektrum, Puls-Pausenverhältnisse, Pulse Pro Sekunde (PPS) & Co.
- 3. Wellenform und Faraday’sche Induktion: Slew Rate, Induktionsgeschwindigkeit
- 4. Komplexität der Pulsfolge: Puls-Pausen-Modulation, verschachtelte Pulse
- 5. Polaritätsumkehr: Umschalten des Magnetfeldes “von Rechts- auf Linkslauf”
- 6. Applikatoren, Spulen & Kohärenz: Zur Ganzkörpermatte, Helmholz-Konfiguration & Co.
- 7. Biorhythmus: Tageszeitabhängige Frequenzparameter
Und hier einiges zum “Drumherum”:
- a) Eingebaute Programme: Voreinstellungen für “Indikationen” auf “Erfahrungsbasis”.
- b) Biofeedback: Steuerung vom PEMF-Parametern durch Messwerte (z.B. Herzratenvariabilität)
- c) Anbieter, Qualitätszertifikate, FDA-Registrierung & Garantie: Was bedeutet dies?
- d) Testimonials und Veröffentlichungen von Herstellern: Mehr Schein als Sein?
Nachfolgend schreibe ich dann jeweils etwas zu den vorgenannten Punkten.
1. Intensität: Geringe magnetische Feldstärke (nT-µT) aber hoher magnetischer Fluss und “Eindringtiefe”

Geöffneter Applikator eines iMRS-Prime PEMF-Gerätes. Quelle
Meyers ist hier eindringlich: Wir brauchen keine hohe Intensität, was auch Oschman [15] bestätigt:
“Die Forschung hat gezeigt, dass das induzierte Feld klein sein muss, sonst funktioniert es nicht (Rubin et al., 1989).”
Nach Meyers sollten wir eine große Spule nutzen (-> Fläche), jedoch keine hohen Intensitäten. Der magnetische Fluss (in Wb -> Weber), nicht die Flussdichte (in T -> Tesla), sei entscheidend – und der ‘hängt’ gleichungsmäßig im Sinne der Physik an der ‘Flächenkomponente’ und Charakteristik der Spule.
Beispiel: Wenn z.B. eine Spule den doppelten Durchmesser hat, dann vergrößert sich der Fluss um Faktor 4 – bei gleicher Flussdichte (in T). Ist der Radius 10 mal größer, dann ist der Flux 100-fach größer (10 hoch 2). Auch mir scheint einleuchtend, das die Flussdichte, sondern die Fläche der Spule und der resultierende magnetische Flux entscheidend ist.
Ein weiterer Aspekt ist die Eindringtiefe. Diese wird bei runden Spulen mit 0.97 * dem Radis der Spule angegeben. Spulen mit 1 cm Radius haben also eine Eindringtiefe von 1 cm, Spulen mit 11 cm Radius eine von 11 cm – also so ziemlich der ‘Dicke’ eines flach liegenden Körpers. Natürlich wird das Magnetfeld durch Gewebe bzw. Knochen jeweils anders abgeschwächt, so das die 11 cm theoretischer Natur sind. Insofern ist nach Meyers letztendlich die Größe der Spulen sehr relevant, ggf. mit Ausnahme der Helmholtz-Konfiguration.
Für mich erschließen sich daraus zwei Kriterien:
- a) Die kleinste einstellbare Intensität im PEMF-Gerät sollte (aus meiner Sicht) deutlich unter 1 µT liegen, wobei ich mir “aus dem Gefühl” auch bis unter 100 nT wünschen würde. Allerdings kann für die Stimulation der Knochenheilung mehr sinnvoll sein, wobei ich dieses “mehr” dann lokal (z.B. beim Bruch eines Fussknochens) – jedoch nicht pauschal am Kopf applizieren würde.
- b) die großen Applikatoren, soweit vorhanden (Matte, Kissen, etc.), sollten Spulen mit großem Durchmesser aufweisen.
Letztens wissen wir aber auch hier wenig. Wenn Baubiologen pauschale, da frequenz- und spektrum-unspezifische Extremwerte von 500 nT angeben, dann wissen wir nicht, was das in Bezug auf den magnetischen Fluss bedeutet. Zudem sind auch die Unterschied zwischen periodischer kurz- und Langzeitexposition aus meiner Sicht nicht ausreichend geklärt.
2. Frequenzen: Spektrum, Puls-Pausenverhältnisse, Pulse Pro Sekunde (PPS) & Co.

Ein Rechtecksignal eines PEMF-Gerätes sowie Illustrationen zum Frequenz-Spektrum. Ein Rechtecksignal eines PEMF-Gerätes Zusätzliches Bildmaterial (C) bei IRMS2000.com / Bryant E. Meyers
Wie der Begriff Magnetfeldtherapie verdeutlicht, wird (elektro-) magnetische Energie in den Körper übertragen, in dem die Energie, im einfachsten Fall, mit einer bestimmten Wiederholungsrate eines Signals (-> Wellenform, z.B. Rechteck), der Frequenz, gepulst wird. Allerdings nutzen aktuelle PEMF-Geräte komplexere Signalfolgen, wie ich es auch in Teil 1 erklärt und nebenstehend noch mal visualisiert habe.
So gibt es in der Praxis noch Pulsfolgen, Puls-Pausen-Modulation und verschachtelte Puls(sequenzen) und die schon besprochenen Wellenformen Sägezahn und Rechteck, wobei wohl hier die ‘steilen Flanken’ des Signals am physiologisch relevantesten erscheinen. Warum das genau so ist, liegt aus meiner Sicht (der Interpretation der Fachliteratur nach) an den resultierenden komplexen (Fourier-) Frequenzspektrum, welches u.a. aus den steilen Flanken der Rechteck und Sägezahnsignale resultiert.
Das (Fourier-) Frequenzspektrum gibt Auskunft über die relativen Anteile einzelner (Sinus-) Frequenzen im Gesamtsignal. Werden also nur einfach “Sinussignal-Frequenzen” verwendet – gibt es keine Oberwellen (bzw. Harmonien) und damit keine Potential verschiedene Resonanzfrequenzen (unten und in Teil1 noch mehr dazu) von Zellen, Geweben oder Organen zu “treffen”. Insofern nutzen einige Hersteller dann auch einen Dreifach-Sägezahn um noch mehr Oberwellen zu erzeugen und potentielle Resonanzfrequenzen zu bedienen.
Allerdings ist auch hier nach meinem Kenntnisstand nicht immer genau klar warum was nun konkret besser ist oder nicht. Meyers verweist so auf Messungen mit einem SQUID-Magnetometer, welche eingesetzt werden, um festzustellen, welche Magnetfeldfrequenzen der menschliche Körper aussendet und schreibt:
“Die Frequenzen, die ein System aussendet, sind die Frequenzen, die es absorbiert”.
In Bezug auf die Forschung an sogenannten Biophotonen (-> niederenergetischen und messbaren Emissionen unserer Zellen) ist die Aussage Meyers auch meiner Sicht korrekt. Die (photonen-) Emissionen einer Zelle haben Auswirkungen auf andere Zelle (welche diese Absorbieren). Insofern scheint es sinnvoll und geboten sich bei dem was die Technik nachahmt an das zu halten was wir bei (gesunden) Menschen messen (u.a. die Frequenzbereiche von EEG, EKG, EMG). Meyers verweist denn auch auf folgende Frequenzspektren:
- 1) Die geomagnetischen Frequenzen umfassen 0-2 Hz
- 2) Schumann-Resonanzen decken 2-50 Hz ab (1ste bis -7te Harmonie)
- 3) SQUID-Magnetometers Messungen (Dr. John Zimmerman, 1980’er) maß bei Studien über therapeutische Berührungen Frequenzen von 0,3 bis 30 Hz
- Anm.: Die Frequenz der Pulsationen ist nicht gleichmäßig, sondern “schwingt” auf und ab, wobei der größte Teil der Aktivität im Bereich von 7-8 Hz liegt.
Zu 3) mag ich anmerken, das Ergebnisse von Zimmerman 1992 bestätigt wurden, als Seto und Kollegen in Japan Praktizierende verschiedener Kampfsportarten und anderer Heilmethoden untersuchten. Auch hier wurde festgestellt, dass z.B. die Qi Gong-Praktizierenden denselben Frequenzbereich von 0-30 Hz ausstrahlen. Mehr gibt es bei Oschmann zu lesen (siehe Teil 1).
Aus dem Bereich der Mikrostrom-Therapie weiß ich zudem, das es etabliert ist, das verschiedene Frequenzen verschiedenes bewirken. McMakin ist in dem Buch “Frequency-Specific Microcurrent in Pain Management” [8] da sehr explizit in Bezug auf die empirischen Forschungen. Ob nun die Mikrostrome im µA-Bereich durch Gleichstrom mittels Elektroden oder durch Magnetfelder per Induktion in Körper erzeugt werden, sollte aus meiner Einschätzung heraus weniger relevant sein. Die Frequenzen die beschrieben werden, verlassen jedoch den Bereich von 0-50 Hz deutlich, wobei Sie in einem (biologischem?) “Fenster” von maximal 1000 Hz bleiben. Auch Liboff [9, Seite 383, 10] ergänzt um Schluss seines Primers zum Thema der Elektromagnetischen Therapie noch (übersetzt mit deepl.com):
“Es ist eine Tatsache, dass Resonanzstudien eindeutig darauf hinweisen, dass lebende Systeme empfindlich auf ausgewählte Frequenzen mit beobachteten Effekten reagieren.”
Die Frage die sich aus all dem für mich stellt ist u.a.: Welches Gerät macht was, wann, warum und basierend auf welchen Hintergrund? Mir erscheint Transparenz hier das oberste Gebot, also das der Gerätehersteller konkret angibt, welche Einstellung konkret was zur Folge hat und welche Frequenzbereiche sowie Pulsfolgenmuster (in Punkt 4 noch mehr dazu) verwendet werden. Damit muss der Hersteller keine Heilaussagen treffen, was er in der Regel nicht darf, sondern er muss nur (be-) schreiben, welche Grundfrequenzen in welchen Intervallen (und mit welchen Wellenformen) verwendet werden.
Schlussendlich denke ich, das der “Trend” klar wird und ein PEMF-Gerät eher im sehr niederfrequenten Spektrum von 0-50 Hz arbeiten sollte, wobei relevante Oberwellen auch bis 300 ggf. sogar 1000 Hz reichen könn(t)en. Allerdings, und auch das mag ich hier anmerken, arbeiten Bioresonanz-Geräte in deutlich höheren Frequenzbereichen bis ca. 150 KHz (und darüber hinaus). Zwar scheinen die Magnetfelder der 50 & 60 Hz Sinuswellen des 110/230V Stromnetzes eher schädlich zu sein – aber das könnte z.B. an der konstanten Langzeitexposition liegen, wobei zu beachten ist, das reine (niederfrequenten) Sinuswellenformen in der Regel eher keine positiven Wirkungen seitens der Forschung zugeschrieben werden. Abschließend mag ich zum Thema Frequenzen schreiben: Wir wissen wenig, vermuten einiges und ganz viel ist noch unklar.
Anmerken möchte ich hier noch, das R.G. Dennis als Angabe keine Frequenz, sondern PPS (-> Pulse Pro Sekunde) nutzt, weil die Angabe einer “Frequenz” bei den komplexen Signalfolgen aktueller PEMF-Geräte irreführend ist, wie ich schon in Teil 1 ausgeführt hatte.
3. Wellenform und Faraday’sche Induktion: Slew Rate, Induktionsgeschwindigkeit
Wenn wir auf das Faradaysche Gesetz schauen und es auf PEMF-Geräte anwenden, wird klar, das bei schnellen Veränderungen eines Signals (u.a. die steilen Flanken von Rechteck und Sägezahn) es in einen hohen magnetischen Fluss durch eine Spule resultiert. Dieses induziert dann potentiell in unsere Zellen eine hohe elektromotorische Kraft (-> Electromagnetic Force, EMF = – ΔΦB/Δt ).
So hat auch die NASA-Studie [6] gezeigt, dass eine schnelle, zeitlich variierende Wellenform die Heilung und Regeneration am wirksamsten fördert (-> Sägezahn- und die Rechteckwelle). Meyers schreibt, das die scharfe Anstiegs- und Abfallzeit der Wellenform der Schlüssel sei und die Ionendissoziation, die Resonanz (vergl. auch Liboff [11]) der Zellmembranrezeptoren und den maximalen Zugang zum “biologischen Fenster” bewirke. Nervenimpulswellenformen wie eine Sinus- oder Dreieckswelle haben hingegen allmähliche Anstiegs- und Abfallzeiten und seien nicht in der Lage, eine maximale Ionendissoziation zu bewirken.
Slew Rate (= ΔU(t)/Δ(t)), im Bild der letzten Sektion mit den Rechteckimpulsen (-> “realer Verlauf”) schon illustriert. Diese “entsteht”, da in der elektrotechnischen Realität eine Spannung nicht in Null-Zeit von z.B. 0 auf 5 Volt steigen kann. Je schneller die “Rate der Induktion”, also je steiler der Anstieg oder Abfall der Signalflanke, desto größer die elektromotorische Kraft. Wer das vertiefen mag, dem kann ich ebenfalls Liboff’s Einführung empfehlen [11].
Welcher Induktionsanstieg bzw. Geschwindigkeit bzw. welche Slew Rate in der Praxis zu stark oder zu schwach ist, also das “biologische Fenster” verlässt. das weiß ich nicht. In jedem Fall scheint es aus meiner Sicht wichtig zu sein, dass die “Flanken” der Signale auch “halbwegs” welche sind, also nicht Rechteck versprochen wird – aber “real”, an den Spulen des Applikators induktiv gemessen, kein Rechteckähnliches Signal erzeugt wird. Da dies die meisten nicht nachmessen können, speziell nicht vor dem Kauf, ist die Diskussion in diesem Abschnitt für Entscheidungen in der Praxis recht theoretisch, denn auch die Hersteller geben solche Informationen oder konkrete Bilder von Messungen in der Regel “nicht heraus”.
4. Komplexität der Pulsfolge: Puls-Pausen-Modulation, verschachtelte Pulse
Meyers schreibt, das ein komplexe Pulsabfolge (-> Pulsetrain) mit Pausen zwischen Impulsbündeln und Polaritätswechsel wichtig sein, um “Ermüdung und Gewöhnung der Zellen” zu vermeiden. Als Analogie führt er das Training mit Gewichten an – mit Pausen zwischen den Sätzen. Durch die zusätzliche Komplexität der Puls-Pausen-Modulation und eingebettete / verschachtelte Pulsbündel würde eine Gewöhnung verhindert. Zusätzlich sollen so viele “Geweberesonanzfrequenzen” wie möglich bedient werden. In der Tat gibt es Untersuchungen, welche ganz bestimmte, sehr kleine, periodisch auftretende Frequenzfenster festgestellt haben in denen z.B. ein Calcium-Ionen-Efflux aus Hühnerhirngeweben stattgefunden hat (-> in 15-Hz-Intervallen über den Bereich 1-510 Hz) [7]. Insofern mag eine breitete Abdeckung durch verschachtelte Pulsfolgen vorteilhaft sein.
Als Analogie mag ich hier zusätzlich einen konstanten, komplett periodischen Reiz, Ton, etc. anführen, der in der Regel auch unphysiologisch ist. Ob dies bei elektromagnetischen Feldern im Kontext auf eine PEMF-Behandlung relevant ist kann ich in Bezug auf die Forschung nicht sagen – dazu habe ich diese Detailfrage zu wenig behandelt. Ich ahne jedoch, dass dies u.a. ein weiterer Unterschied zwischen der negativen Wirkung des 110/230V Wechselspannung-Stromnetzes (50/60 Hz) und der eher kurzen Anwendungszeit von komplexeren PEMF-Signalen sein könnte.
So dauern dauern übliche PEMF-Sitzungen oft 8, 16 oder 24 Minuten, wobei z.B. alle 2 Minuten die Polarität umgekehrt wird, worauf der nächste Abschnitt noch genauer eingeht. Letzteres soll u.a. einer einseitigen Ladungsverschiebung vorbeugen und die räumliche Abdeckung der erzeugten Magnetfelder verbessern (-> Polarisationswinkel).
Zusammenfassend mag ich zur Motivation von komplexen Pulsfolgen schreiben:
- a) Zyklisches Durchlaufen potentiell biologisch aktiver Amplituden (-> bzw. Induktionsanstiege)
- b) Durchlaufen verschiedener potentieller Geweberesonanzfrequenzen (-> wobei Gewebe hier für vieles stehen kann)
- c) Abdeckung möglichst vieler Orientierungen und Polarisationswinkel
Ein Teil der Verwendung von solchen Folgen mag sein, das es keine konkret “etablierten” PEMF-Frequenzen für alle möglichen Indikationen und spezifische Wirkungen gibt und mit diesem Ansatz versucht wird, was ich unter a), b) und c) wohlwollender 😉 formuliert und zusammengefasst habe. Was bedeutet das in der Praxis? Das es Wahrscheinlich besser ist, ein Gerät zu erwerben, das “komplexere” Signalmuster auf Basis von Rechteck oder (mehrfach-) Sägezahnsignalen verwendet. So schreibt auch Kafka in einem Artikel [5]:
“Moderne Entwicklungen basieren auf der Applikation komplex zusammengesetzter Signalformen mit gegenüber den herkömmlichen Systemen – einer um eine vielfache breitere spektrale Zusammensetzung.”
Allerdings schreibt Kafka [5] auch, das bei der Komplexität des zugrunde liegenden physiologisch-physikalischen Hintergrunds, u.a. angesichts der Vielzahl der Geräte am Markt, auch auf diesem Gebiet nicht einschlägig bewanderte (u.a. medizinischer Fachkreise) überfordert sein dürften entsprechende Entscheidungen zu treffen.
5. Polaritätsumkehr: Umschalten des Magnetfeldes “von Rechts- auf Linkslauf”
Meyers ist in diesem Punkt sehr kurz und explizit und führt 3 Argumente an, warum eine Polaritätsumkehr aus seiner Sicht faktisch zwingend für PEMF Geräte sein sollte. Hier Meyers ins Deutsche übersetzte Überlegungen:
- Zirkulare Polarisation:
- Die Polarität muss nach Meyers gewechselt werden, mit dem Uhrzeigersinn als auch gegen den Uhrzeigersinn, um mit allen Zellen, soweit möglich, in Resonanz zu treten.
- Wendet man die Antennen- und Funktheorie idealer Polarisation zur Abdeckung aller möglichen Empfangswinkel an und betrachtet die Zellen im Körper als Antennen mit anisotroper (-> richtungsabhängiger) Ausrichtung mit vielen lokalen Varianten,
- dann sollte ein gutes PEMF-Gerät alle Parameter und alle Winkel abdecken,
- was nach Meyers mit dem Wechsel der Polarität besser erreicht werden kann.
- Verhinderung von Gewöhnung / Akklimatisierung.
- Dies sei wichtig, weil sich der Körper an ein zu einfaches PEMF-Signal (analog zu statischen Magneten) gewöhnen wird oder kann.
- Meint: Dass der Nutzen mit der Zeit abnimmt, weil sich der Körper an ein konstantes bzw. bestimmtes Signal “gewöhnt”.
- Ein Wechsel der Polarität bedeutet nach Meyers, dass der Strom in der Schleife (der Spule) die Richtung wechselt (vom Uhrzeigersinn gegen den Uhrzeigersinn oder umgekehrt).
- Durch letzteres erhält das resultierende Signal (bez. Magnetfeld) eine zusätzliche Variation.
- Dies sei wichtig, weil sich der Körper an ein zu einfaches PEMF-Signal (analog zu statischen Magneten) gewöhnen wird oder kann.
- Unipolare und bipolare Herzschrittmacher:
- Wenn sich eine elektrische Nettoladung nur in die eine oder andere Richtung bewegt, führt dies zu Gewebeschäden und schädigt die Elektrode der Schrittmacher.
- Eine der besten Methoden, um einen implantierbaren Elektrostimulator in optimaler Funktion zu halten und das Gewebe nicht zu beschädigen, ist nach Meyers die vollständige Umkehrung der Impulse (-> bipolares Pulsieren).
Meyers verweist dann noch auf den schon erwähnten Robert Dennis, dem er darin zustimmt, das mit PEMF die Ionen intrazellulär bewegt werden und um Probleme jeglicher Art, d. h. zelluläre Ermüdung, zu vermeiden, die Umkehrung der magnetischen Polarität hilft sie wieder zurück zu bewegen (also ein Gleichgewicht zu schaffen).
Ich selber habe hier nichts mehr hinzuzufügen, außer das mit die Argumentation sehr schlüssig erscheint.
6. Applikatoren, Spulen & Kohärenz: Zur Ganzkörpermatte, Helmholz-Konfiguration & Co.

Geöffnete Matte eines iMRS-Prime PEMF-Gerätes. Quelle
Meyers selber hält im Gegensatz zu Dennis [2] Klein-, bzw. Handgeräte wie ICES für nicht zielführend. Er steht auf dem Standpunkt, das mit einer Ganzkörpermatte zuerst der gesamte Körper ‘aktiviert’ werden müsse (u.a. Aktivierung der Mikrozirkulation), bevor mit einem lokalen Applikator dann gezielt, z.B. ein Knochenbruch oder eine entzündliche Stelle, bearbeitet wird. Dennis sieht dies genau anders und meint das eine Matte nur anfänglich benötigt werde und das Potential bei günstigen und überall (mobil) anwendbaren und kompakten PEMF-Geräten liegt.
Wenn eine Ganzkörpermatte erwogen wird, sollte ggf. darauf geachtet werden, das die Intensität am Kopfende geringer ist als am Fußende (siehe auch das nebenstehende Bild). Rein gefühlsmäßig schätze auch ich den Kopf als höchst sensitiv ein, danach folgen die Organe und die Beine mit den Füßen sehe ich an unkritischsten. Alleine wenn ich bedenke, wie viele Menschen metallische Implantate, Amalgam-Füllungen und anderes im Kiefernbereich haben, dann scheint es mir sinnvoll hier präventiv die Leistung zu beschränken.
Wenn nun der magnetische Fluss überall gleich stark wäre, würde die Intensität am Kopf das Gesamtsystem bzw. die verwendete Leistungseinstellung limitieren. Durch die Reduktion der Windungszahl der Spulen im Kopfbereich wird jedoch dort die elektromotorische Kraft (EMF) ohne weitere komplexe technische Aufwände reduziert (-> Siehe auch die Formel unter 3).
Von kohärenter Energie spricht Meyers hingegen, wenn die Energie der (Magnet-) Felder in dieselbe Richtung mit derselben Phase oder demselben Winkelverhältnis verlaufen. Wie man dieses als Kunde Messen oder feststellen kann, darauf geht Meyers nicht ein. Es scheint aber sinnvoll, das die verschiedenen Spulen in einer PEMF-Matte so ausgerichtet und angesteuert werden, das die resultierenden Magnetfelder nicht ‘gegeneinander’ arbeiten und sich dabei teils auslöschen. Ich denke hier muss man sich auf einen guten Hersteller verlassen können.
Die Spulen (der Ganzkörpermatte) sollten zudem eng gewickelt sein, es sollte hoch qualitatives Kupfer mit möglichst großen Leistungsquerschnitten verwendet werden sowie runde Spulen. Schlechte Kupfer-Qualitäten, Wicklungen mit ‘Luft’ dazwischen, zu niedrige Leitungsquerschnitte oder wenige Windungen der Spulen haben nach Meyers allesamt negative Auswirkungen auf das resultierende Magnetfeld, bzw. Fluss und den Anstieg der Induktion. Ich kenne die Thematik noch aus meiner Ausbildung vor ca. 35 Jahren beim Wickeln von Trafos.

Geöffneter Spot-Applikator (Helmholz) eines iMRS-Prime PEMF-Gerätes. Quelle
Letztendlich gibt es zwei bekannte Konzepte im Markt: vorgenannte a) Stabile, nicht isolierte und vorgedrehte Kupferspulen sowie b) isolierte, weich gedrehte Drahtgeflecht-Spulen. Wo a) ein möglichst reines, elektromagnetisches Feld mit einem sehr geringen Anteil an „Rauschen“ bieten und ausgezeichnete Induktionseigenschaften haben, so haben die Drahtgeflecht-Spulen (b), oft aus isolierten Drähten mit Litzen (ala Lautsprecherkabel), wohl mehr elektrisches ‘Rauschen’ und schlechtere Induktionseigenschaften. Der Vorteil von b) ist, das Sie günstiger und einfacher in der Herstellung sind. Es gibt zwar noch andere Ideen, wie ein (homogenes) Ganzkörpermagnetfeld erzeugt werden kann, jedoch besteht hier wieder das Problem, wenn es als solches gesehen wird, das der magnetische Fluss am Kopf und auch in den Fußbereichen identisch ist.
Bei den Applikatoren ist ggf. noch die schon angesprochene Helmholz-Konfiguration interessant, welcher aus einen Applikator mit zwei gegenüberliegenden Spulen besteht. In der Mitte der Spule befindet sich dann z.B. ein Fuß, ein Gelenk, ein Bein, ein Knochenbruch, etc. Dabei entsteht in der Mitte der beiden Spulen ein homogenes Magnetfeld, was potentiell den Erfolg bei einer lokalen Anwendung verbessert. Optimalerweise werden bei diesem Applikator dann auch Rechteckimpulsfolgen verwendet um z.B. Knochenheilungsprozesse (im Vergleich zum Sägezahn) zu optimieren – zumindest soweit ich die Studienlage verstehe.
7. Biorhythmus: Tageszeitabhängige Frequenzparameter
Hinter solch einer Funktion, welche grundlegende Frequenzparameter in Abhängigkeit der Tageszeit variiert, steht die Idee etablierte Gehirnzustandsfrequenzen für verschiedene Tageszeiten zu nutzen, z.B. Beta (12-30 Hz) am Morgen, Theta-Frequenz (zwischen 4-7 Hz) am Abend und Delta- (0,2-3 Hz) in der Nacht. Hört sich ja erst einmal gut an!
Egal was der Hersteller variiert, die Pausen zwischen den Pulsfolgen, die Länge und Pausen zwischen den Impulsbündeln, die Frequenz der einzelnen Rechtecksignale oder (komplexen) Sägezahnabfolgen, es ist für den Anwender jedoch schwer, den realen Nutzen solch eine Funktion zu bewerten. Denn für letzteres müsste etabliert sein, welche Frequenzen für was optimal sind und warum diese nun auf einmal in einer Ihrer Frequenzen (welche?) in Bezug auf die Gehirnwellen verändert werden.
So gibt z.B. ein Webseite “optimale Frequenzen” für die Behandlung von verschiedenen Diagnosen an – wie so oft ohne Referenzen auf zumindest irgendwelche Studien. Wenn der Autor recht haben sollte, worauf vom Prinzip einiges an Forschungen, z.B. aus dem Bereich Mikrostrom-Therapie [8], verweist, dann wäre ja eine Ausrichtung der Frequenzspektren an der Tageszeit nicht immer sinnvoll für die Behandlung verschiedener Syndrome. Das ganze würde dann aber wieder davon abhängen wie ein Hersteller solch eine Funktion umsetzt, ob Sie auszuschalten ist, oder ob Alternativ wird nur ein Teil der mehrlagigen Frequenzmuster verändert wird, aber z.B. Indikationsspezifische und etablierte Frequenz(anteile) bestehen bleiben.
In wie weit man solch eine Funktion, bzw. deren Hersteller- und geräteabhängige Funktion, positiv oder negativ bewerten kann kann ich auf Basis der mit bekannten Informationen nicht bewerten. Da solch eine Funktion ja nicht genutzt werden muss, bzw. sich abschalten lassen sollte, erscheint es mir jedenfalls nicht als Nachteil damit experimentieren zu können.
a) Eingebaute Programme: Voreinstellungen für “Indikationen” auf “Erfahrungsbasis”.
Einige Hersteller offerieren Datenbanken bzw. Auswahllisten für spezielle Indikationen, wie z.B. “Akne”, “Rückenschmerzen”, “Knochenbruch”, “Wundheilung”, etc. Dahinter liegen, soweit mir bekannt, dann teils nur Variationen in Bezug auf die Voreinstellung der Zeitdauer der Anwendung und der Intensitätseinstellung des Gerätes. Ob auch die Frequenzmuster entsprechend, bei Geräten bis ca. 5000€, angepasst werden bleibt nach meinen Recherchen unklar.
Kafka [5] schreibt, dass teils unter Vorgabe wissenschaftlich belegter Fakten auf so genannte Erfahrungswerte Bezug genommen wird. Er weist darauf hin, dass Erfahrungswerte “grundsätzlich keiner wissenschaftlichen Überprüfung gleichzusetzen sind” und derartige Angaben schon deshalb untauglich und “letztlich widersinnig” sein, da Sie den Nutzern durch Empfehlung bereits von vornherein jede andere Wahl von Einstellungen abnehmen würden wurde. Dies, da keinesfalls auszuschließen sei, dass andere als die jeweils vorgeschlagenen Einstellungen nicht doch zu besseren Therapieergebnissen geführt hätten. Hier mag ich anmerken, das diese Kritik sicher berechtig ist, aber die meisten Anwender ohne grundlegende Empfehlungen, die Sie ggf. modifizieren können, komplett “im Dunkeln” sind.
Was die Voreinstellungen zu leisten vermögen wird aus meiner Sicht bei den meisten Anbietern nicht transparent, da a) nicht mit Studien belegt und b) in der Regel auch nicht mit einer kurzen Begründung pro Indikation beschrieben. Schaden kann solch eine Funktionalität sicher nicht, soweit diese Funktion nicht aufpreispflichtig ist. Ist Sie aufpreispflichtig, dann kann Sie primär dem eigenen Geldbeutel schaden, denn nutzen muss sie ja keiner.
b) Biofeedback: Steuerung vom PEMF-Parametern durch Messwerte (z.B. Herzratenvariabilität)
Mittels “Biofeedback”, häufig handelt es hierbei etwa um in Finger- oder Ohrenklipps eingebaute Sensorsysteme, werden, je nach Hersteller, verschiedene Messwerte des Körpers erfasst. Dies kann z.B. die Messung von (Haut-) Widerständen, der Pulsfrequenz, die Herzraten-Variabilität, die Sauerstoffsättigung im Blut – oder anderes sein. Mittels dieser Messwerte variiert das PEMF-Gerät dann bestimmte Einstellungen, wobei aus meiner Sicht im unklaren bleibt warum was und wann verändert wird und was letztendlich erreicht werden soll. So schreibt auch Kafka, das ein derartiges Vorhaben voraussetzt, dass:
“solche ‘Referenzwerte’ einen wissenschaftlich abgesicherten, von der elektro-magnetischen Behandlung abhängigen, insbesondere einen für die zu behandelnde Person zutreffenden gesundheitlichen Zustand reflektieren”
Hinzu käme, das die Vor-Ort-Messwerterhebungen, unter ebensolchen, standardisierten Untersuchungsbedingungen durchgeführt werden müssen. Er folgert:
“Ohne strenge Einhaltung dieser Vorgaben sind solche Aussagen grundsätzlich als wertlos und unseriös einzustufen.”
Mein aktuelles Fazit ist, das es interessant ist z.B. Herzschlag und Sauerstoffsättigung im Blut zu messen, zu verfolgen und mittels eines Diagramms angezeigt zu bekommen um seine eigenen (theoretischen) Rückschlüsse zu formulieren. Allerdings ist hier das Preis-Leistungsverhältniss zu beachten. Wenn jedoch dem Anwender nicht transparent ist, wann das PEMF-Gerät welche Frequenzen und welche Pulsfolgemuster auf Basis welcher Grundlagen verwendet, dann mag es hypothetisch anmuten diese Parameter noch auf Basis irgend eines Biofeedbacks zu modifizieren. Allerdings übersteigt solch eine Frage sicher die der meisten Anwender.
Bei aller Kritik von Kafka mag ich jedoch anmerken, dass das Thema Biofeedback und u.a. Herzraten-Variabilität (HRV) schon länger Thema von Forschungsarbeiten und Publikationen ist [11]. Was ich aus meiner eigenen Erfahrung hier schreiben mag, ist, dass die PEMF-Intensität scheinbar einen Einfluss auf die Herzraten-Variabilität zu haben scheint. Die HRV selber ist dabei eine medizinisch anerkannte Messmethode, um die Funktion des vegetativen Nervensystems zu beurteilen und bei einer Vielzahl von wissenschaftlichen und medizinischen Studien, im Bereich der Stressbeurteilung und des allgemeinen Wohlbefindens genutzt. Genau hier soll ja auch PEMF wirken.
c) Anbieter, Qualitätszertifikate, FDA-Registrierung & Garantie: Was bedeutet dies?
Ich denke, das diese Aspekte ein kleiner Anker für die nach einem sinnvollen Gerät suchenden sind. Einige der seriöseren Geräte (bzw. Anbieter) sind z.B. zertifizierte Medizinprodukte der Klasse IIa in Europa (z.B. 93/42 EEC) und auch in den USA bei der von der FDA registriert – teils als:
- “elektrische therapeutische Massagegeräte” (z.B. 21 CFR 890.5660) und Klasse I Gerät (mit eher wenigen regulatorischen Anforderungen) [12] oder
- “Powered muscle stimulator” und Klasse 2 Gerät mit erweiterten Anforderungen [13].
Wer die beiden Gruppenbezeichnungen ließt und sich wundert, sollte beachten das es hier nicht um einen zertifizierten “Health Claim” geht sondern in erster Linie darum, das die Geräte eine grundsätzlichen Regulierung unterliegen und grundsätzliche Ansprüche erfüllen. Daneben können weitere Zertifizierungen bestehen, welche für den Hersteller bedeuten, das auch andere Komponenten, Steckverbindungen, Netzteile, etc. den Normen und Anforderungen der jeweiligen Standards Rechnung tragen müssen. Damit ist aus meiner Sicht zumindest sichergestellt, dass die Geräte keinen direkten Schaden beim Anwender erzeugen und einer Mindestverarbeitungsqualität entsprechen.
Kafka [5] bemerkt, dass die Zertifizierung “vornehmlich die technische Erfüllung medizinischer Sicherheitsstandards” bestätigt. Wer sich die Beschreibung der Produktklassen anschaut wird dann auch erkennen, das sich davon keine PEMF-typischen Eigenschaften ableiten lassen – speziell nicht die, mit denen die Hersteller ggf. werben. Der Käufer muss sich also bewusst sein, dass wie schon erwähnt, von solchen Angaben keine Wirksamkeit eines Produktes abgeleitet werden kann. Mit einer FDA-Registrierung nach Type I oder II geht kein (wissenschaftlicher) Wirksamkeitsnachweiss einher, sondern primär soll hier sichergestellt werden, dass durch die Geräte kein (unmittelbarer) Schaden angerichtet wird.
d) Testimonials und Veröffentlichungen von Herstellern: Mehr Schein als Sein?
Kafka schreibt hier [5]:
“Preisverleihungen, Siegerurkunden, Patentierungen oder eine Zertifizierung als Medizinprodukt ersetzen keine wissenschaftlichen Wirknachweise.”
So zeugen ggf. vorhandene Patente von technischen Innovationen (nicht einer Wirksamkeit). Urkunden, Preisverleihungen, Medaillen u.a. Auszeichnungen werden oft von (selbst oder Industrie-geschaffenen) Institutionen herausgegeben und ohne Prüfung auf therapeutisch sinnvolle Verwendung verliehen.
Sogenannte “Testimonials” sind in der Regel anekdotische Einzelberichte von Anwendern, wobei die individuelle Verfassung und viele Rahmenbedingungen im unklaren bleiben. Ob diese Testimonials echt, “gekauft” oder schlechtweg erfunden sind, bleibt dem Leser in der Regel unklar oder kann nicht nachvollzogen werden. Zudem wird über den Hersteller, der solche Daten zur Verfügung stellt, sicher auch eine Positivauswahl getätigt, in der Testimonials, die dem Gerät keine oder eine diffuse Wirkung bescheinigen nicht publiziert werden. Das Problem ist von vielen Marktplätzen, die eine Bewertung zulassen (u.a. Amazon, iHerb) sicher vielen bekannt.
Auch so genannte “Case Reports” (Fallbeschreibungen) erfüllen nach Kafka, wie auch die Erfahrungswerte, keine Bedingungen wissenschaftlicher Eindeutigkeit und sind ggf. allenfalls als mögliche Arbeitshypothesen für weitere Untersuchungsplanungen nützlich. Angaben zur Pulshäufigkeit und Intensität sind ungenügend, wenn die genauen Beschreibung der Reizform (-> Spektrum, Plusfolge, etc.) fehlt. Zu beachten ist zudem, das im Bereich der Magnetfeldtherapie viele, selbst in Peer-Reviewed’en Fachmagazinen, publizierten Arbeiten nicht die grundlegenden wissenschaftlichen Anforderungen (u.a. bez. Wiederholbarkeit) erfüllen.
Oft wird auch auf (Trivial-) Literatur wie Publikationen in der Tagespresse, im Eigenverlag erstellte Broschüren und Bücher (u.a. mit ISBN-Nummer) und anderes (z.B. dieses Blog) verwiesen. Dies ist ggf. zum Einstieg in die Materie hilfreich, zu Überprüfung der Wissenschaftlichkeit (und Wirksamkeit) ist dies nach Kafka weniger bis nicht geeignet. Steht jedoch nicht mehr zur Verfügung, so sollte ersatzweise vorhandenes ggf. durch Intuition geprüft werden, also ob die gewählten Untersuchungsmethoden die beschriebenen Wirksamkeiten überhaupt zulassen – was in diesem Falle mit meinem Vorgehen hier in diesem Artikel resoniert.
Mein Fazit
Das größte Problem bei der Auswahl von PEMF-Produkten ist für mich die Intransparenz einiger Hersteller. So ist mir (kaum) kein Hersteller bekannt, der (ohne spezielle Nachfrage) zumindest grob zu Papier bringt, was ich durch Aufschrauben der Geräte und Nachmessen mit Maßband (u.a. Spulen), Multimeter, Oszilloskop und Spektrum-Analysator selber innerhalb von 1-2 Tagen herausfinden kann, wobei dieses natürlich sicher den Wissensdurst der meisten potentiellen Käufer bei weitem Übersteigt und diese eher verwirren als informieren dürfte. Denn solche Daten sagen ja noch nichts über eine eventuelle oder potentielle Wirkung aus.
Allerdings sind vorgenannte Fragen für mich eine Art Lackmustest. Oft wird bei derartigen Anfragen dann mit “Firmengeheimnis” oder “Schutz vor Nachbau” argumentiert – dieses kann jedoch aus Sicht eines Fachmannes nur vorgeschoben sein. Unabhängige, mehrfach nachvollzogene Studien bzw. Versuchsreihen zu den gesundheitlichen Auswirkungen der von den Geräteherstellern gewählten PEMF-Parametern (bzw. Ihrem konkreten Gerät) sind dann in der Regel auch Mangelware. Kafka fasst seine Kritik in Bezug auf die mangelnde Studienlage zu konkreten Systemen am Markt kurz zusammen [5]:
“Bei der Komplexität des zugrunde liegenden physiologisch-physikalischen Hintergrunds und der Vielzahl der derzeit auf dem Markt erhältlichen Behandlungssysteme darf allerdings davon ausgegangen werden, dass auf diesem Gebiet nicht einschlägig bewanderte Interessenten – selbst Angehörige medizinischer Fachkreise – hierbei überfordert sein dürften.”
Allerdings stimmt mich Dennis [2] hoffnungsvoller. Auf die Frage wie wir sagen können, welches PEMF-Produkt am besten wirkt – antwortet er (übersetzt mit deepl.com):
“Die gute Nachricht für Sie als Verbraucher ist, dass bei den vielen verschiedenen PEMF-Systemen, die es gibt, ein breites Spektrum an Frequenzen gleich wirksam sein dürfte.“
Meint übersetzt aus meiner Sicht: Wenn die “groben Parameter” stimmen, bleiben “Netto” positive Wirkungen über – egal was der Hersteller macht – soweit er halbwegs versteht was er tut. Dennis schreibt weiter, das [2]:
“Tatsache ist, dass die meisten Kliniker der Meinung sind, dass die meisten modernen PEMF-Systeme (mit quadratischer oder trapezförmiger Wellenform und weniger als 300 Hz) im Allgemeinen sehr gut funktionieren” und “dass es einfach nicht möglich ist, verschiedene PEMF-Produkte auf der Grundlage ihrer technischen Spezifikationen zu vergleichen.“
Letzteres mag auch der Tatsache geschuldet sein, das die Angaben, wenn überhaupt bruchstückhaft vorhanden, nicht normiert bzw. standardisiert sind. So schlägt Dennis [2], ähnlich auch Meyers [1], vor:
“Wenn Sie ein PEMF-System suchen, konzentrieren Sie sich auf die Wahl eines seriösen PEMF-Unternehmens und nicht auf den vergeblichen Versuch, die Wissenschaft der PEMF zu entschlüsseln oder Produkte auf der Grundlage von Herstellerangaben zu vergleichen, die oft falsch, unvollständig oder absichtlich übertrieben sind.”
Insofern sollte sich nach Dennis [2] auf die eigenen Bedürfnisse konzentriert werden:
- Liegt ein systemisches Problem vor? Dann ist eine Ganzkörpermatte ggf. vorteilhaft
- Geht es um eine lokale (ggf. alte) Verletzung mit Schmerzen? Dann mag ein lokaler Applikator, ggf. auch in Helmholzkonfiguration (2 gegenüberliegende Spulen), sinnvoll sein.
Wobei ich ergänzen mag, das beim Kauf eines Gerätes ggf. eine bestimmte Motivation vorliegen mag – jedoch der Anwendungsbereich sich schnell erweitern oder ändern kann. Insofern sollte ggf. der Faktor ‘Portabilität’ bedacht werden. Dennis [2] endet mit:
“Ob groß oder klein, die PEMF-Geräte der meisten seriösen Hersteller scheinen ziemlich gut zu funktionieren. Vermeiden Sie Produkte, die auf zweifelhaften Behauptungen oder Pseudowissenschaft basieren.“
Dem kann ich, als Nutzer eines eigenen PEMF-Systems mit Ganzkörpermatte, nichts weiter hinzufügen 🙂
Hinweis: Wer (ernsthaftes) Interesse an einem Gerät hat, was auch ich benutze & je nach Ausstattung im Bereich von ca. 3000-6000€ kostet, der kann mich gerne unter hc [at] pemf-info.com kontaktieren.
- [1] PEMF – The Fifth Element of Health, Learn Why Pulsed Electromagnetic Field (PEMF) Therapy Supercharges Your Health Like Nothing Else!, Bryant E. Meyers, Balboa Press, ISBN: 978-1-4525-7922-1, 2014
- [2] 12 Things you need to know about PEMF – UPDATED July 2018, R.G. Dennis, PhD, 6.7.2018
- [3] Bioresonance, a study of pseudo-scientific language, E Ernst, Forsch Komplementarmed Klass Naturheilkd, 2004 Jun;11(3):171-3., doi: 10.1159/000079446. (PDF)
- [4] 2020 Buyers Guide to PEMF Devices (Updated), Bryant E. Meyers
- [5] Entscheidungshilfe Elektro-Magnetfeldtherapie Welches System und wem darf man glauben, Kafka, Springer Verlag Pflege, 313-320, 2021 (Backup)
- [6] Physiological and Molecular Genetic Effects of Time-Varying Electromagnetic Fields on Human Neuronal Cells, Goodwin, Thomas J. (NASA Johnson Space Center Houston, TX, United States), NASA, 2003
- [7] Influence of electromagnetic fields on the efflux of calcium ions from brain tissue in vitro: A three-model analysis consistent with the frequency response up to 510 Hz., C.F. Blackman, S.G. Benane, D.J. Elliott, D.E. House, M.M. Pollock, Bioelectromagnetics 9 (3) (1988) 215–227.,
- [8] Frequency-Specific Microcurrent in Pain Management, Carolyn R. McMakin, Churchill Livingstone, 2010, ISBN: 044306976X, 9780443069765
- [9] Bioelectromagnetic and subtle energy medicine, Rosch, Paul J, CRC Press, 2015, ISBN: 978-1-4822-3320-9,1482233207
- [10] Electromagnetic Therapy: A Primer, In book: Bioelectromagnetic and Subtle Energy Medicine (pp.375-388), Abraham R Liboff, Oakland University, January 2015
- [11] Heart Rhythm Coherence – An Emerging Area of Biofeedback, Rollin McCraty, Ph.D., HeartMath Research Center, Institute of HeartMath, Boulder Creek, CA, Biofeedback 2002; 30(1):23-25
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