Buchtipp: The Great Proxtate Hoax – Dr. Richard J. Ablin – Und noch etwas mehr zu Prostata, PSA-Wert & Co.

Buch: The Great Prostate Hoax - Dr. Ablin - Über Prostata & PSA-Wert

Buch: The Great Prostate Hoax – Dr. Ablin – Über Prostata & PSA-Wert

In diesem Buch von Dr. Richard J. Ablin, dem Entdecker des PSA-Wertes geht es um die Prostata und die Diagnostik um den PSA-Wert. PSA steht dabei für Prostata-Spezifisches Antigen. 

Oft wird dieser Wert, also wenn er hoch ist, mit Prostata-Krebs in Verbindung gebracht und eine Biopsie der Prostata empfohlen. Nach Dr. Ablin korreliert ein hoher PSA-Wert zwar mit der Chance, das ein Problem mit der Prostata vorliegt, jedoch ist der PSA-Wert nicht Krebs-Spezifisch [1]:

PSA is not Cancer-Specific and is, therefore, by itself not diagnostic of prostate cancer

zu Deutsch:

PSA ist nicht krebsspezifisch und ist daher, für sich alleine genommen, kein diagnostischer Marker für Prostatakrebs

In diesem Artikel möchte ich nun folgendem nachgehen:

  • Warum das Thema so viel Menschen (und Männer) ‘angeht’,
  • kurz das Buch auf Basis eines Gast-Kommentars vorstellen,
  • die wichtigsten Aussagen von Dr. Ablin zusammen fassen,
  • ein sehr gutes Video von Dr. Ablin zur Thematik verlinken und
  • zusätzliche Kommentare zur Thematik von einem weiteren (betroffenen) Leser des Blogs einarbeiten.

Ich denke, das dieser Artikel für die (männlichen) Leser hier durchaus interessant sein kann – um nicht in irgendwelche diagnostischen Fallen zu Tappen. Denn wie Dr. Ablin es im Video auch erwähnt – das “$”-Zeichen auf dem Titelbild des Buches (links von der menschlichen Figur) hatte er mit Bedacht gewählt…

Warum das Thema für mich relevant ist

Nach einem Artikel aus 2014 in der FAZ [2] lassen sich in in Deutschland jedes Jahr mehr als 40.000 Männer die Prostata entfernen, wobei in der Rückschau viele Eingriffe nicht nötig gewesen wären. Die Süddeutsche Zeitung bläst ins gleiche Horn: Nach einer aktuellen Studie schlägt der PSA-Test bei ca. 25% der getesteten falschen Alarm [4]. So raten inzwischen auch die amerikanische Urologenvereinigung, und wohl schon immer auch die gesetzlichen Krankenkassen von regelmäßigen PSA-Screenings ab. Dann wird vom FAZ-Artikel Dr. Richard Ablin, der Entdecker des PSA-Wertes, noch folgend zitiert [1]:

„Erstens ist PSA nicht spezifisch für Krebs. Zweitens gibt es keinen PSA-Wert, der Krebs anzeigt. Drittens verrät PSA nicht, ob ein Krebs ruht oder aggressiv ist. Und viertens ist Prostatakrebs eine Erkrankung des Alters. Die Wahrscheinlichkeit, einen Tumor zu finden, wenn man ihn sucht, beträgt vom sechzigsten Lebensjahr an bis zu 65 Prozent.“

Das dann auch schon mal eine gute Einführung bzw. Zusammenfassung für den nächsten Abschnitt 🙂

Die Kernaussagen aus dem Buch von Ablin

Hier erst einmal die knackige Zusammenfassung des Buches seitens eines Lesers hier im Blog, den ich einfach mal “DrX” nenne.

  • PsA ist kein tumorspezifischer Wert, sondern stellt lediglich ein überall in der Prostata vorkommendes Eiweiß dar.
  • Der PsA-Wert wurde aus Sicht des Autors, der gleichzeitig der Entdecker des PsA-Wertes ist, im Wesentlichen aus finanziellen Gründen zur Standarddiagnostik der Prostatavorsorge.
  • Die FDA (die größte Gesundheitsbehörde der USA) lehnte den PsA zur Diagnostik eines Prostatakarzinoms zunächst ab und wurde erst im weiteren Verlauf auf Druck verschiedener Firmen umgestimmt.
  • Den Leitspruch „nicht viele Männer sterben wegen, aber fast alle mit einem Prostatakarzinom“ gibt es nicht umsonst.
    • So weiß man, dass ca. 80% der über 70jährige Männer zumindest Vorstufen eines Prostatakarzinoms hat.
  • Die Statistik spricht gegen die Durchführung eines PsA-Testes zur Vorsorge.
    • Stellt man sich 2 Gruppen vor, in denen sich jeweils 1000 Männer befinden, so sterben im Durchschnitt pro Gruppe 8 Männer am Prostatakarzinom, mit (Gruppe 1) oder ohne (Gruppe 2) PsA-Testung.
  • Der Grenzbereich des PsA-Wertes wurde vollkommen willkürlich festgelegt.
  • PsA kann als Prostataeiweiß durch über 50 verschiedene Ursachen erhöht sein.
  • Die Durchführung einer Biopsie ist
    1. risikoreich und
    2. äußerst heikel, da sie in den meisten Fällen zu einem Risikoscore führt, der dann fast immer zur Operation überleitet.
  • Für eine korrekte ärztliche Aufklärung sollten eigentlich folgende Fakten zum PsA-Test erwähnt werden:
    1. PsA ist nicht geeignet zur Erstdiagnostik eines Prostatakarzinoms
    2. Die Höhe des PsA-Wertes ist in keinster Weise aussagekräftig.
    3. PsA kann einen schnell wachsenden Tumor nicht von einem niemals in Erscheinung tretenden Tumor unterscheiden.
    4. Prostatakrebs ist altersabhängig; die Biopsie wird daher öfter ein Prostatakarzinom zu Tage bringen

Der korrekte Aufklärungstext eines Arztes an seinen Patienten müsste aufgrund dieser Fakten lauten:

PsA entdeckt keinen Prostatakrebs, nur Veränderungen in der Prostata, die viele Ursachen haben können. Die Biopsie, die auf einen „erhöhten“ PsA-Wert folgt, ist risikoreich und nicht hundertprozentig sicher. Eine positive Biopsie führt oftmals zu einer Operation, die Sie in 100% der Fälle impotent und in 60% der Fälle inkontinent macht. Weiterhin gibt es keine Statistik, die beweist, dass diese Operation Ihr Leben verlängert. Also, sollen wir den Test machen?“

Kurz & Knapp und sicher die komprimierteste Buchzusammenfassung hier im Blog 🙂 Hier noch das zugehörige Video von Dr. Ablin bei einem Vortrag in Deutschland (Berlin) mit anschließender hochkarätiger Diskussionsrunde:

THE GREAT PROSTATE HOAX - SCIENCE TALK AND DISCUSSION
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Weitere Anmerkungen von einem anderen Leser hier im Blog zum Thema

Ich nenne des Leser, der auch anonym bleiben möchte mal ‘Axela’. Axela schreibt mir (als Betroffener) zum Thema PSA-Wert und Prostata:

  • PSA, speziell die Anstiegsgeschwindigkeit, ist in den meisten Fällen ein guter Anhaltspunkt.
    • Einen anderen Marker gibt es nicht.
    • Besonders aggressiver Krebs sondert fast kein PSA ab (Einzelschicksale).
  • Wer mit 50 Jahren mehr als PSA 1,0 ng/ml hat, kann dies gut zum Erkennen des Beginns einer möglicherweise ungünstigen Entwicklung nutzen.
    • Dann muss interveniert werden, indem eine gute Gesundheit hergestellt wird (Homocystein, Cholesterin usw.).
    • Die Anstiegsgeschwindigkeit des PSA wird beobachtet und ggf. stärker interveniert.
    • Ist das PSA höher, können selbst zu bezahlenden Bildgebungen genutzt werden. Derzeit PSMA-PET/CT.
  • In Kürze kommt ein bildgebendes Verfahren, bei dem Cancer-Associated Fibroblasts (CAFs) ausgewertet werden.

Wichtig nach Axela ist: Bei Zeiten (z.B. ab 45) den PSA Wert mal zu bestimmen lassen um eine (noch gesunde) Referenz zu haben. Danach regelmäßig schauen ob sich da was ‘sprunghaft’ bewegt. Ist der Wert sehr gut, z.B. 0,09 ng/ml, dann in ein paar Jahren bzw. bei vermuteten Problemen noch mal nachmessen. Axela:

Man muss den PSA-Wert geschickt nutzen. Der absolute Wert sagt nicht viel, vor allem aber, wie erwähnt, die Anstiegsgeschwindigkeit.”

In Verruf geraten ist nach Axela der PSA-Wert deswegen, weil Urologen, ‘als gelernte Operateure’, das wohl als Argument für eine Operation genutzt haben – die nicht immer geboten war… um es mal so auszudrücken. Früher war zudem der Grenzwert noch höher als heute (5,0 jetzt ca. 2,5 ng/ml je nach Alter).

Was nun machen?

Das Steroid-Hormonsystem (inkl. Enzyme). Anm.: Blaue Kästen sind Hormone die von der Nebenniere gebildet werden.

Das Steroid-Hormonsystem (inkl. Enzyme).

Vorbeugend könnten Männer – die sich nicht großartig mit dem Thema beschäftigen wollen nach Axela z.B. Sägepalmen-Kombiprodukte (5-alpha-Reduktasehemmer) nutzen. Das ändere jedoch nichts daran, dass ab PSA ca. 1,0 weitergehende, systemische Maßnahmen ergriffen werden sollten, u.a.: Antientzündliche Maßnahmen verstärken, Bor erhöhen, 5-alpha-Reduktasehemmer eventuell optimieren, Östradiol senken, falls zu hoch (-> Übergewicht), etc.

In Bezug auf 5-alpha-Reduktasehemmer möchte ich kurz auf das Steroid-Hormonsystem verweisen. Die Hemmer sollen die Umwandlung von Testosteron in DHT verhindern.

Axela macht weiter mit einer systemischen Überlegung:


Hinweis: Der nachfolgende (kurze) Abschnitt ist nur für eingeloggte Unterstützer lesbar…

Zu letzt verweist Axela noch auf einen Beitrag bei Life Extension von Dr. Stephen B. Strum [3] der sich recht positiv zum PSA-Wert äußert – nicht in Bezug auf das direkte Rumschnippeln, aber in Bezug darauf seinen individuellen Basis-Wert zu haben und darauf dann Schritte abzuleiten (übersetzt mit deepl.com):

Ein Wert über 4,0 ng/mL ist theoretisch ein Auslöser für weitere Untersuchungen. Aber wir haben hoffentlich gelernt, dass eine wirklich gesunde Prostata, die nicht von einer gutartigen Prostatavergrößerung (BPH), Prostataentzündung oder Prostatakrebs betroffen ist, mit einem PSA-Wert von 1,0 ng/mL oder weniger assoziiert ist. Daher kann uns das erstmalige Ergebnis des PSA-Tests darüber informieren, ob eine vollkommen gesunde Prostata oder eine ungesunde Prostata vorliegt. Da der allererste PSA-Test, den ein Mann hat, seine Grundlinie ist, haben wir keinen Vergleichswert, um die Rate des PSA-Anstiegs zu beurteilen. Aber wichtig ist, dass dieser erste PSA-Wert eine Grundlage für den Status der Prostata bei einem bestimmten Patienten liefert

Dr. Strum schließt dann den Artikel auch mit:

“As a practicing prostate oncologist for nearly 30 years, the problem is not the PSA test itself, the problem is that most urologists and oncologists are not properly interpreting PSA results, nor are they efficiently implementing further diagnostic and treatment protocols. Factors such as the change in PSA values over time and the rate of change in PSA per year (known as PSA velocity or PSAV) must be considered as well as PSA derivative testing like Free PSA Percentage and the recent PCA3 test in order to garner a complete picture.”

Werte, wie auch PSA, sind eben das was man daraus ableitet oder macht. Ist die Theorie falsch – dann führen auch die Schlüsse die auf Basis der falschen Theorie basieren meist in das Nirwana

In jedem Fall sollte sich der Interessierte unbedingt auch die Ausführungen von Dr. Abling in der Podiums-Diskussion ansehen in der der die Dr. Dr. Prof’s. aus Chariete & Co. doch etwas ‘alt’ aussehen lässt. Was der Leser hier aus den einzelnen Aussagen macht – überlasse ich Ihm… in jedem Fall würde ich auch noch mal bei meinem Beitrag von Hirneise zu Chemotherapie rein schauen – also wenn da wirklich das Risiko von Prostata-Krebs besteht. Egal welchen Weg man wählt – ich denke Hirneise hat noch ein paar Extra-Tips.

Nachtrag: Was ist mit einer Biopsie?

Ein Anwesender bei einem Vortrag von Lothar Hirneise zu Krebs in Bensheim anf. 2020 gab mir bei einem Gespräch den Hinweis, das Hirneise von einer Biopsie zur Feststellung von Prostata-Krebs absehen würde.

Warum? Nach Hirneise besteht das Risiko, das bei der Gewebeentnahme der Biopsie – hier wird an bis zu 10 Stellen hineingepiekst um potentielles Tumor-Gewebe zu entfernen – Tumorzellen mobilisiert und (in den Blutkreislauf bzw. das umliegende Gewebe) verteilt werden könnten.

Die Prostata sollte also nach Hirneise nach Tastbefund (bzw. anderer nicht-invasiver Diagnostik) entfernt werden (u.a. weil zu groß) – oder eben nicht. Weiterhin merkt der Blog-Leser DrX an, das auch die Problematik steht, das bei der Biopsie um den Tumor drum herum gestochen wird. Also hätte man zwar einen Tumor – aber bei der Biopsie keinen nachgewiesen. Wie groß oder noch wachsend der Tumor ist, der bei einer potentiellen Biopsie nachgewiesen wird – weiß dann auch keiner.

Mein Fazit

Dieses Thema zeigt mir mal wieder auf das man selber immer alles hinterfragen ‘können’ sollte. Vieles kann einem schnell ‘verkauft’ werden  und hört sich zuerst gut und plausibel an. Bohrt man etwas weiter in die Tiefe, dann eröffnen sich oft Abgründe: Siehe auch die Wechselwirkungen verschiedener NEM’s bei Belastung mit Quecksilber – oder einiges an Ungemach zu Chlorella.

Eine mir bekannte Hormonberaterin sagte mir ebenfalls: Viele Männer sterben mit einem Prostata-Problem – nicht wegen diesem”. Ist die Prostata allerdings (auch gutartig) vergrößert, kann es zu Blasenproblemen, etc. kommen – weil das Organ dann auf die Blase drückt. Dann muss man schauen welchen Weg man geht, oder ob die Prostata sich auch bei einer ausgeglichenen Hormonlage und mittels entsprechenden Nahrungsergänzungen ggf. zurückbildet.

Ich werde nun meinem PSA-Wert vorsorglich messen lassen – um einen eigenen Referenzwert zu haben -> zum späteren Vergleich. Zwar soll nach Aussagen der Diskutanten nach dem Vortrag von Dr. Ablin [1] heute bessere Tests und Marker als der ‘alte PSA’ vorliegen,  aber auch diese haben wohl ihre Problemchen.

Insofern denke ich, das Vorsorge sie beste Strategie ist. Was bedeutet das? Aus meiner Sicht: Das Steroid-Hormonsystem sollte in Ordnung sein. Stimmt dort etwas nicht, dann ist das für mich ein Verstärker für Prostata-Probleme (spätestens ab den Wechseljahren).

Update 2023: Wer noch weitere Ideen braucht, der kann ggf. bei Dr. Jacobs vorbei schauen, welcher noch auf das Risiko der bakteriellen Prostatitis hinweist, wie z.B. das Darmbakterium E. coli, was häufig über den Harnweg in die Prostata gelangen soll [5]. In Bezug auf den “Darmkrams” mag ich auf meinen entsprechenden Artikel verweisen.


Links / Quellen

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