Blutwerte: Kleines (CBC) & großes (differential) Blutbild + ein paar Extra-Werte (u.a. Na, K, CRP, TSH) und Leberwerte (GOT, GGT, GPT)

Geschüttelt & gerührt: Die Basis-Blutwerte. Quelle: Pixabay

In meinem Blutwerte-Artikel habe ich “viele tolle” und interessante Werte aufgeführt, die in der Regel jedoch nicht vorliegen. Der Hausarzt (Kasse) bestimmt meist nur ein paar Standardwerte, wie das “kleine Blutbild” (z.B. Hb, Hk, Ery, MCH, MCV, MCHC, Leukozyten, etc. für weniger als 10€), neben Cholesterin (Gesamtwert) ggf. auch noch das (große) Differential-Blutbild (u.a. Neutrophile, Lymphozyten, Granulozyten, etc.), Natrium, Kalium und Magnesium im Serum, sowie den einfachen (nicht hoch sensitiven) CRP-Wert. Wenn es “hoch” kommt, ggf. noch TSH “für die Schilddrüsenfunktion”, was leider nur ein kleiner Teil der Wahrheit ist, und die Leberwerte GOT, GPT und GGT.

Dennoch, wer sich etwas mit dem kleinem + dem Differential-Blutbild und ein paar 0815-Extrawerten auskernt, der kann daraus einige Schlüsse für weitere, genauere Untersuchungen ableiten. Dabei ist es nicht immer relevant, ob Einzelwerte außerhalb des “Normbereiches” liegen, sondern wie die Werte-Konstellationen aussehen und ob die Lebensumstände, Symptome und / oder Beschwerden des jeweiligen Menschen dazu passen.  Mit Konstellation meine ich das Muster mehrerer Einzelwerte z.B. einer eher niedrig, der nächste hoch, etc. Diese Werte sind dann Grundlage für ggf. weitere Untersuchungen bzw. “Tiefenbohrungen”. Dafür müssen aber zwingend das große Blutbild und ein paar allgemeine Basis-Wert verstanden werden. Leider sieht das in der Praxis nicht ganz so aus & deswegen dieser Artikel.

Zur Geschichte: Das kleine Blutbild geht auf Maxwell M. Wintrobe zurück, den ich auch schon in meinen Artikeln zu Eisen und Kupfer erwähnte. Er war ein führender Hämatologe, der maßgeblich zur Entwicklung und Standardisierung des Blutbildes (Complete Blood Count, CBC) beigetragen hat. Sein Lehrbuch “Clinical Hematology”, erstmals 1942 veröffentlicht, wurde zu einem Standardwerk und trug zur Verbreitung und Vereinheitlichung der hämatologischen Diagnostik bei. Meint auch: Das hier im Artikel ist im Kern uraltes Wissen!

Was sind meine Themen für diesen Artikel?

  • Übersicht: Das komplette (“kleine”) Blutbild (im Engl. auch CBC)
  • Übersicht: Das (große) Differential-Blutbild
  • Übersicht: Ein paar oft genommene Extra-Werte (Na, K, Mg, CRP, TSH, Cholesterin)
  • Übersicht: Die Basis-Leberwerte (GOT, GPT, GGT, ALP, Bilirubin)
  • Tiefenbohrung: Was ergibt sich aus dem (kleinen) Blutbild?
  • Tiefenbohrung: Einfach- und Mehrfachstörungen im Differential-Blutbild

Am Ende des Artikels folgt dann mein übliches Fazit.

Ach ja: Anmerken möchte ich, das ich in diesem Artikel keine einzelnen Quelle für die allgemeinen Angaben mache. Grundsätzlich beziehe ich mich als Quellen auf [1][2][3][4] und andere, da dieser Artikel nur eine grobe Übersicht darstellt und bei Verdachtsfällen sowieso die einschlägigen Artikel oder die Literatur bemüht werden muss.

Übersicht: Das komplette (“kleine”) Blutbild

Die Werte, die im “kleinen” Blutbild, im Engl. Complete Blood Count (CBC), enthalten sind, wurden aufgrund ihrer grundlegenden diagnostischen und klinischen Bedeutung vor über 70 Jahren ausgewählt. Diese Parameter bieten, richtig interpretiert, eine Basis-Einschätzung des Gesundheitszustands eines Menschen und ermöglichen die Erkennung einer Vielzahl von Erkrankungen und Störungen., wie z.B. die Beurteilung

  • des Sauerstofftransports und der Erythropoese, der Bildung der Erythrozyten, also der roten Blutkörperchen,
  • der Immunfunktion und Infektionsabwehr, wobei das Differential-Blutbild eine noch differenziertere Analyse zulässt, sowie
  • der Blutgerinnung

Folgende Werte werden bestimmt:

Messwert Funktion Norm- bzw. Normalwerte Niedrige Werte Hohe Werte
Komplettes (eigentlich “kleines”) Blutbild
Hämoglobin (Hb) Menge des (von Eisen abhängigen) Hämoglobins, das den Sauerstoff in den roten Blutkörperchen bindet. Es transportiert Sauerstoff von der Lunge zu den verschiedenen Geweben des Körpers.  Männer: 13 – 17 g/dl
Frauen: 12 – 16 g/dl
Anämie, Nierenerkrankung, Magen-Darm-Erkrankung. Bei Männern liegt der untere Wert generell höher, da u.a. das Hormon Testosteron die Blutbildung, über Erythropoetin in der Niere, stimuliert. Rauchen, Blutdoping, Sauerstoffmangel
Hämatokrit (Hct) Gibt den Anteil des Blutvolumens an, der aus roten Blutkörperchen besteht, also das Verhältnis zwischen Blutzellen und Blutplasma. Männer: 42 – 50 %
Frauen: 37 – 45 %
Anämie Rauchen, Blutdoping, Sauerstoffmangel. Ist der Wert zu hoch, ist das Blut sehr dickflüssig, so das die Gefahr steigt, das sich Blutgerinnsel bilden können.
MCH Der mittlere Gehalt an Hämoglobin pro einzelnem rotem Blutkörperchen. 27 – 34 pg/Zelle Anämie, ggf. Eisen-, Vitamin B6-Mangel Vitamin B12-Mangel, Folsäuremangel, Eisenmangeltherapie
MCHC Die mittlere Konzentration an Hämoglobin (in g) im Blut (pro dl) an. 32 – 36 g/dl Hypochromie, Anämie, ggf. Eisen-, Vitamin B6-Mangel Kugelzellenanämie
MCV Das mittlere zelluläre Volumen (bzw. Größe) der roten Blutkörperchen. 85 – 98 fl (Mikrozytäre) Anämie, ggf. Eisen, Vitamin B6-Mangel, Blutung, Thalassämie, Bleivergiftung. Makrozytäre Anämie, Vitamin B12-Mangel, Folsäuremangel, Eisenmangel-Therapie, erhöhte Retikulozyten, Hämolyse
Leukozyten (WBC) Die Anzahl der weißen Blutkörperchen. Diese sind für unsere Immunabwehr und damit für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig. 4.000 – 10.000/µl Infektionen, Immundefekte, Folsäure-/Vitamin B12-Mangel, Knochenmarkschäden Infektionen, Autoimmun-Erkrankungen, Leukämien, Entzündungen
Erythrozyten (Ery, RBC) Die roten Blutkörperchen transportieren den Sauerstoff aus der Lunge in die Zellen unseres Organismus und das Kohlendioxid wieder zurück. Männer: 4,5 – 5,9 Mio./µl
Frauen: 4,1 – 5,2 Mio./µl
Blutarmut Sauerstoffmangel, hormonelle Störungen, Nierenkrankheiten, Blutdoping, Leukämie, Polyzythämie
Thrombozyten (PLT, Platelet Count) Die Blutplättchen sorgen für die Blutgerinnung. Niedrige Werte lassen Wunden schlechter heilen, hohe bergen das Risiko von Thrombosen 150.000 – 380.000/µl Zytostatikatherapie, Leukämie, Überfunktion der Milz, Knochenmarkschäden, Autoimmun-Erkrankungen Entzündungen, Anämie, Milzentfernung, OPs, Tumore Thrombozythämie, chronisch-myeloische Leukämie
Retikulozyten (Ret) Die Retikulozyten sind junge, noch nicht ausgereifte Erythrozyten. Da Retikulozyten nur 2 Tage brauchen, bis sie ausgereift sind, kann der Wert aufzeigen, ob ein Prozess im Anfangsstadium ist (Ery normal, Ret hoch) oder abklingt (Ery hoch, Ret normal). Männer: 3 bis 18 pro 1.000 Ery
Frauen: 3 bis 18 pro 1.000 Ery
Eisenmangelanämie, Vitamin B12-, Folsäure-, Erythropotein-Mangel, chronische Erkrankungen, Tumore, Knochenmarkschäden, Leukämie Hämolytische Anämie, Blutverlust, Behandlung des Eisenmangel-Anämie, Vitamin B12-, Folsäure-, Erythropotein-Mangel

Hinweis: Anämie bedeutet NICHT zwingend einen Mangel an Eisen, wie ich es in meiner großen Serie zu Eisen dargelegt habe. Eine Anämie kann viele Ursachen haben, z.B. auch einem Mangel an Retinol, Kupfer bzw. chronische Entzündungen bei Eisen-Überschuss!

Zudem muss eines klar sein: Ob z.B. ein Folat-, B6-, B12-, Eisen-, Vitamin A oder Kupfer-Mangel, ggf. eine angeborene genetische Störung oder z.B. eine chronische Schwermetall-Belastung vorliegt muss mit einer genauen Anamnese der Probleme und Lebensumstände sowie oft weiteren Tests bestimmt werden. Das Blutbild zeigt nur auf, ob etwas nicht in Ordnung ist, wenn das “Kind schon ziemlich weit in den Brunnen gefallen ist”. Nicht mehr, nicht weniger.

Übersicht: Das (große) Differential-Blutbild

Das Differential-Blutbild ist eine detailliertere Analyse der weißen Blutkörperchen, also der Leukozyten, die zusätzlich zum (kleinen) Blutbild (CBC) durchgeführt werden kann. Es unterscheidet die verschiedenen Typen der weißen Blutkörperchen und gibt deren prozentualen Anteil und absolute Zahl an.

  • Absolute Werte: geben die tatsächliche Anzahl der verschiedenen Typen weißer Blutkörperchen (Leukozyten, WBC) in einem bestimmten Volumen Blut (normalerweise pro Mikroliter) an. Sie ermöglichen es, die tatsächliche Konzentration jeder Zellart unabhängig von der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen zu bewerten.
  • Relative Werte: geben den Prozentsatz der einzelnen Typen weißer Blutkörperchen im Verhältnis zur Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen an. Diese Werte helfen dabei, das Verhältnis der verschiedenen Zelltypen zueinander zu verstehen und Veränderungen im Zellverhältnis zu erkennen.

Mittels einer genaueren Schau auf die Werte können grundlegende Probleme im Kontext der Immunabwehr differenziert werden, was mit der Leukozyten-Anzahl alleine nicht möglich ist. Die Hauptkomponenten des Differential-Blutbildes sind:

Messwert Funktion Norm- bzw. Normalwerte Niedrige Werte Hohe Werte
Differential Blutbild, was in Ergänzung zum “kleinen” das “große” ist.
Neutrophile Granulozyten (NEU) Sind Fresszellen, die Erreger und Zelltrümmer aufnehmen. Erste Verteidigungslinie gegen bakterielle Infektionen. 3.000 – 5.800/µl Bakterielle und “Virus-” Infektion, Immundefekte, Folsäure-/Vitamin B12-Mangel, Leukämien, Knochenmarkschäden Infektionen, Entzündungen, Stress, Medikamente, Cushing-Syndrom, Leukämien, Vergiftungen
Eosinophile Granulozyten (EOS) Sind Fresszellen und haben eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Parasiten und bei allergischen Reaktionen. 50 – 250/µl Knochenmarkschäden, Stress, Cortison (synt. Derivate, nicht Hydro-Cortison!), Cushing-Syndrom Allergien, Parasiten, Infektionen, Leukämien, Lymphome, Autoimmun-Erkrankungen
Basophile Granulozyten (BAS) Basophile spielen eine wichtige Rolle in der Immunantwort, insbesondere bei allergischen Reaktionen und Entzündungen. Sie setzten u.a. Histamin frei und können Zytokine (Entzündungsmediatoren) produzieren. 15 – 50/µl Hyperthyreose, allergische Hautreaktionen, Infektionen Chronisch-myeloische Leukämie, Polyzythämie, Hypothyreose, Allergien
Monozyten (MON) Entwickeln sich zu Makrophagen und sind an der Phagozytose beteiligt. Sie sind große Fresszellen, die Erreger aufnehmen, mit ihren eigenen Enzymen auflösen und Zellen zur Abwehr aktivieren. 285 – 500/µl Knochenmarkschäden, Immunerkrankungen Chronische Entzündungen, Infektionen, Leukämien
Lymphozyten (LYM) Lymphozyten können sich in B- oder T-Zellen entwickeln und bilden dann entweder Antikörper gegen Erreger oder stimulieren die Immunabwehr und bekämpfen entartete Zellen. 1.500 – 3.000/µl Immundefekte, Lupus erythematodes, Cushing-Syndrom, Cortison-Therapie, Knochenmarkschäden Virusinfektionen, Hyperthyreose, Leukämien, Lymphome, bakterielle Infektionen (z.B. Keuchhusten)

Was bedeuten nun die Abweichungen in den Laborwerten, wenn die absoluten Werte gut, die relativen jedoch  außerhalb des Referenzbereiches liegen?:

  • Dies bedeutet, dass das Verhältnis der Zelltypen zueinander gestört ist, aber die Gesamtzahl der Zellen im Normalbereich liegt.
  • Als Beispiel: Ein Patient könnte eine normale absolute Anzahl an Neutrophilen haben, aber wenn die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen erhöht ist (z. B. durch eine Lymphozytose), könnte der relative Prozentsatz der Neutrophilen verringert erscheinen. Dies könnte auf eine Verschiebung der Immunantwort hinweisen, wie sie bei bestimmten Infektionen oder chronischen Entzündungen auftritt.

Was bedeuten Abweichungen, wenn die Relativen gut, die Absoluten außerhalb des Referenzbereiches liegen?:

  • Dies bedeutet, dass die Gesamtzahl der Zellen (u.a. Leukozyten) einer oder mehrerer Zelltypen abnormal ist, obwohl ihr Verhältnis zueinander normal bleibt.
  • Als Beispiel: Ein Patient könnte einen normalen relativen Prozentsatz an Eosinophilen haben, aber eine erhöhte absolute Anzahl (Eosinophilie). Dies kann bei einer erhöhten Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) geschehen und könnte auf spezifische Ursachen wie allergische Reaktionen, parasitäre Infektionen oder bestimmte Erkrankungen des blutbildenden Systems hinweisen.

Die Kombination von absoluten und relativen Werten ermöglicht eine genauere Diagnose. Bestimmte Erkrankungen oder Zustände können nur durch die Betrachtung beider Werte richtig erkannt werden. Veränderungen in den relativen und absoluten Werten können auf den Verlauf einer Krankheit oder die Reaktion auf eine Therapie hinweisen. Therapeuten können anhand dieser Werte überwachen, wie gut ein Patient auf eine Behandlung anspricht oder ob sich eine Erkrankung verschlechtert. Weiter unten gehe ich auf konkrete Konstellationen ein.

Übersicht: Ein paar oft genommene Extra-Werte (Na, K, Mg, CRP, TSH, Cholesterin)

Oft werden noch die nachfolgenden Werte bestimmt, über die ich mit Ausnahme von CRP schon Detail-Artikel verfasst habe. Der Übersicht halber liste ich diese Werte hier noch einmal kurz auf, weil ich auf diese Bezug nehme werde und diese Werte in der Regel bestimmt werden.

Messwert Funktion Norm- bzw. Normalwerte Niedrige Werte Hohe Werte
Sonstige, oft gemessene Werte
Magnesium (Serum) Magnesium ist ein Kofaktor für über 300 enzymatische Reaktionen, einschließlich Protein- und Nukleinsäuresynthese, Muskel- und Nervenfunktion, Blutzuckerkontrolle und Blutdruckregulation. Es ist mein Supplement #1 ! 0,75-1,0 mmol/L Hypomagnesiämie: Muskelkrämpfe, Tremor, Krampfanfälle, Herzrhythmusstörungen. Kann auf Malabsorption oder chronische Diarrhoe hinweisen. Aus meiner Sicht sind Werte unter 0,85 mmol/L bereits ein Hinweis auf geringe Mg-Konzentrationen. Hypermagnesiämie: Niedriger Blutdruck, Muskelschwäche, Atemdepression, Herzstillstand. Kann durch Nierenversagen oder übermäßige Magnesiumzufuhr verursacht werden. Eher sehr, sehr selten.
Kalium (Serum) Ist essentiell für die Aufrechterhaltung des zellulären Membranpotentials, die Nervenleitung, Muskelkontraktion und Herzfunktion. Es spielt auch eine Rolle im Säure-Basen-Haushalt. 3,5-5,0 mmol/L Hypokaliämie: Muskelschwäche, Müdigkeit, Herzrhythmusstörungen, Paralyse. Kann auf (sehr) hohes Cortisol (Pseudo-Hyper-Aldosteronismus) hinweisen. Hyperkaliämie: Herz-Rhythmusstörungen, Muskelschwäche, Paralyse, Herzstillstand. Kann durch Aldosteronmangel verursacht werdender bzw. teils durch hohes Cortisol.
Natrium (Serum) Hat eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des osmotischen Drucks, des Wasserhaushalts und der Nervenimpuls-Übertragung. Es ist auch wichtig für die Funktion der Muskelzellen und das Gleichgewicht von Säuren und Basen. 135-145 mmol/L Hyponatriämie: Kopfschmerzen, Übelkeit, Verwirrung, Krampfanfälle, Koma. Kann auf Aldosteronmangel, teils hohes Cortisol (Pseudo-Hyper-Aldosteronismus) hinweisen. Hypernatriämie: Durst, Verwirrung, Muskelzucken, Krampfanfälle, Koma. Kann durch Dehydration, übermäßige Salzaufnahme und auch (sehr) hohes Cortisol verursacht werden.
Cholesterin (gesamt) Ist ein essentielles Molekül für den Körper und spielt eine zentrale Rolle bei der Bildung von Steroidhormonen, Zellmembranen und Gallensäuren. Deswegen “senkt” man das auch nicht pharmakologisch mittels HMG-CoA-Reduktase-Hemmern! < 200 mg/dL Mir ist keine kritische Untergrenze bekannt. Werte < 150 mg/dL sind z.B. bei fettarmer Ernährung und normaler Schilddrüsenfunktion leicht zu erreichen. Erhöhtes Risiko für Atherosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall, speziell bei Mangel an Vitamin C. Hohe Cholesterinwerte treten oft bei Schilddrüsen-Unterfunktion, Steroidhormon-Mangel (u.a. Progesteron) und/oder hohen Konsum an Fetten auf.
CRP C-reaktives Protein (CRP) ist ein Marker für akute Entzündungen und Infektionen im Körper. Es wird in der Leber produziert und steigt bei (akuten) entzündlichen Prozessen im Körper an. < 1 (5) mg/L Ich selber strebe Werte < 0,3 an. Erhöhte CRP-Werte: Hinweise auf akute Entzündungen, Infektionen, Gewebeschäden, rheumatische Erkrankungen. Kann auch bei chronischen Entzündungszuständen erhöht sein.
TSH Das Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) wird von der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) produziert und reguliert die Funktion der Schilddrüse, welche dann die Produktion und Freisetzung der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) vornehmen muss. TSH selber lässt keinen direkten Rückschluss auf die fT3/4-Werte und damit die Funktion der Schilddrüse zu! TSH ist nur der “Wunsch der Hypophyse”, nicht das Resultat und ist noch von anderen Faktoren abhängig. 0,4 bis 4,0 mIU/L, teils auch höher. Niedrige TSH-Werte (< 0,4 mIU/L) können auf eine Schilddrüsen-Überfunktion (Hyperthyreose) hinweisen bzw. liegen vor, wenn adäquat mit T3 (Tabletten) ergänzt wird. Auch bei Hashimoto-Schüben möglich. Zudem erniedrigen Rauchen und Nebennierenschwäche (NNS) TSH “falsch”. Hohe TSH-Werte (> 4,0 mIU/L), aus meiner Sicht jedoch schon ab 1,5-2 mIU/L, deuten in der Regel auf eine Schilddrüse-Unterfunktion (Hypothyreose) oder andere Probleme hin, wie z.B. Hashimoto, Jod- oder Selen-Mangel, etc.

Anzumerken ist, das Anomalitäten bei Natrium und Kalium oft entweder

  • a) auf einer mangelnder Zufuhr von (eher selten) Natrium & speziell Kalium basiert, bzw.
  • b) im Verhältnis zu viel Natrium (-> extrem “Fastfooding”) und zu wenig Kalium in der Nahrung. Der Cronometer hilft hier für einen Überblick.
  • c) Ansonsten kann auch die Niere ein Problem haben, u.a. auch bei hohem Kalium im Serum  (-> Cystatin C, Kreatinin messen, GRF daraus berechnen lassen) und
  • d) oft liegt es auch am Hormonsystem, speziell Stress oder einer Nebennierenschwäche mit (anfangs) hohem, dann aber niedrigem Cortisol, bei oft niedrigem Progesteron und niedrigem DHEA-S.

Letzteres, also d), beeinflusst auch die Aldosteron-Produktion und damit das Hormon, das “der Niere” Bescheid sagt, wie diese den Na/K-Haushalt regulieren soll. Zu der Schilddrüse lässt sich noch sagen:

  • Ein hohes TSH (es muss aber nicht unbedingt hoch sein), zusammen mit
  • hohem Cholesterin (> 200 mg/dL), aufgrund des verlangsamten Stoffwechsels, speziell bei viel Verzehr von Fetten, oft auch Übergewicht bei mäßiger Kalorienzufuhr, 
  • ggf. hohe MCV-Werte, bei normalem bis niedrigem Hb und Ery durch eine beeinträchtigte Erythropoese, verursacht durch einem Mangel an Schilddrüsenhormonen,
  • eher niedriges Natrium, aufgrund der erhöhten Wasserretention durch mehr antidiuretischem Hormon (ADH) und der verminderten Nierenfunktion,
  • eher hohes Kalium (K), aufgrund reduzierter Aktivität der Natrium-Kalium-ATPase und der beeinträchtigten Nierenfunktion,

sind für mich klare Anzeichen für eine Unterfunktion bzw. weitere Probleme. Ist auch die Nebenniere (-> Cortisol, DHEA-S) involviert, dann potenzieren sich die Probleme im Na/K-Haushalt und mit der Nierenfunktion. Da die Schilddrüsenhormone zudem eine wichtige Rolle bei der Regulation des Stoffwechsels (-> Energieumsatz) und der Erythropoese (-> Bildung der roten Blutkörperchen) spielen, kann ein Mangel (wie bei Hypothyreose) zu einer verminderten Erythrozytenproduktion und einer verzögerten Reifung der Erythrozytenvorläuferzellen führen. Dies kann eine makrozytäre Anämie verursachen, was durch erhöhte MCV-Werte angezeigt wird.

Das Thema Cholesterin will ich hier nicht ausbreiten. Sehr hohes Cholesterin ist ein Anzeiger (-> Indikator), das etwas irgendwo anders “nicht rund läuft”. Es ist eine Folge, nicht die Ursache. Man senkt nicht Cholesterin in dem man Cholesterin-Senker “einschmeißt”. Das ist aus verschiedenen Gründen Irre. Man beseitigt die Ursache: Schilddrüsen-Unterfunktion, Steroid-Hormonmangel – speziell nach oder in den Wechseljahren oder der hormonellen Verhütung. Zudem auch zu viel Fett in der Nahrung.

Übersicht: Die Basis-Leberwerte (GOT, GPT, GGT, ALP, Bilirubin)

Hier nun noch die gängigsten 3 Leberwerte, die in der Regel immer gemessen werden sowie ALP. Alternativ kann auch noch Bilirubin gemessen werden:

Messwert Funktion Norm- bzw. Normalwerte Niedrige Werte Hohe Werte
Leberwerte
GOT Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (auch AST) ist ein Enzym, das in vielen Geweben vorkommt, darunter in der Leber, dem Herz und den Muskeln. Es ist an der Umwandlung von Aspartat und Alpha-Ketoglutarat in Oxalacetat und Glutamat beteiligt. GOT ist ein Marker für Zellschäden in verschiedenen Organen. Männer: bis 50 U/l,
Frauen: bis 35 U/l
Offiziell selten klinisch relevant. Bei einstelligen Werten kann jedoch ein Vitamin B6-Mangel vorliegen, da dies ist ein Kofaktor für Transaminasen wie GOT und GPT ist. In fortgeschrittenen Stadien einer Leberzirrhose oder eines Leberversagens können die Enzymwerte auch stark abfallen, genau wie bei Unterernährung und chronischer Niereninsuffizienz. Lebererkrankungen (z.B. Hepatitis, Leberzirrhose), Herzinfarkt, Muskelverletzungen
GPT Glutamat-Pyruvat-Transaminase (auch ALT) ist ein Enzym, das hauptsächlich in der Leber vorkommt und am Stoffwechsel der Aminosäure Alanin beteiligt ist. GPT ist ein spezifischer Indikator für Leberschäden. Männer: bis 50 U/l,
Frauen: bis 35 U/l
Siehe GOT. Akute und chronische Lebererkrankungen (z.B. Hepatitis, Fettleber, Leberzirrhose) bzw. “Leberschwäche”.
GGT Gamma-Glutamyltransferase ist ein Enzym, das hauptsächlich in der Leber, den Gallengängen und der Niere vorkommt. Es spielt eine Rolle im Glutathion- (GSH-) Stoffwechsel und beim Transport von Aminosäuren. GGT ist ein sensitiver Marker für Erkrankungen der Leber und der Gallengänge und wird häufig bei Verdacht auf Alkoholmissbrauch getestet. Männer: bis 50-60 U/l,
Frauen: bis 40 U/l
Offiziell sehr selten klinisch relevant, wobei dieses bei  niedrigen einstelligen Werten, ähnlich wie bei GOT/GPT, auch in Folge eines Vitamin B6-Mangels oder einer schweren Lebererkrankung der Fall sein kann, speziell wenn GOT, GGT und GPT eistellig sind. Lebererkrankungen (z.B. Hepatitis, Leberzirrhose), Gallenerkrankungen (z.B. Gallengangsobstruktion), chronischer Alkoholmissbrauch
ALP Alkalische Phosphatase ist ein Enzym, das Phosphatgruppen von verschiedenen Molekülen abspaltet. Es kommt vor allem in der Leber, den Knochen, der Plazenta und den Gallenwegen vor. 40-130 U/l (je nach Labor) Niedrige ALP-Werte sind selten und können auf Hypophosphatasie (eine seltene Erbkrankheit) oder schwere Mangelernährungszustände hinweisen. Leber- und Gallenerkrankungen sowie auf Knochenerkrankungen.
Bilirubin Bilirubin ist ein wichtiger Indikator für die Leberfunktion und die Gesundheit der roten Blutkörperchen.  0.3 bis 1.0 mg/dL Niedrige Werte sind klinisch in der Regel nicht relevant. Hämolytische Anämie (erhöhter Abbau von roten Blutkörperchen, z.B. bei Sichelzellenanämie oder Thalassämie ), Lebererkrankungen, welche die Fähigkeit der Leber beeinträchtigen, Bilirubin zu verarbeiten und auszuscheiden, Gallenwegs-Erkrankungen, die den Abfluss der Galle aus der Leber blockieren, Gilbert-Syndrom.

Ganz wichtig: (Leicht) erhöhte bzw. höhere Leberwerte allein, speziell wenn sie noch im Referenzbereich liegen und leberspezifische Krankheiten ausgeschlossen werden können, sind nicht diagnostisch und erfordern eine umfassende klinische Beurteilung (Anamnese) und ggf. weitere Tests, um die (genaue) Ursache zu ermitteln [6]:

  • So kann z.B. ein Folat-Mangel und/oder ein Gen-Polymorphismus bei MTHFR und/oder PEMT einen verringerten Gallenfluss zur Folge haben, was wiederum GGT steigen lässt. Das ursächliche Problem in diesem Beispiel ist jedoch nicht in der Leber zu verorten, sondern in einer zu geringen Cholin-Produktion, als Grundlage für die Galle, bedingt durch genetische Prädisposition und/oder Folat-Mangel, ggf. auch die Ernährung.
  • Es gibt auch Umstände, unter denen erhöhte Leberenzymwerte physiologisch sind; so sind z. B. die Werte der alkalischen Phosphatase (ALP) bei gesunden Frauen im dritten Trimester der Schwangerschaft erhöht.

In Bezug auf allgemeine Leberunterstützung habe ich etwas in meinem Core-4 Artikel geschrieben. Für die Förderung des Gallenflusses empfiehlt sich aus meiner Sicht Phospatidylcholin (PC) bzw. aufgereinigtes Lecithin mit hohem Anteil an PC. Links aus potentielle Produkte sind in den Artikeln.

Weiterhin sind “sehr, sehr gute (niedrige) Leberwerte” auch nicht immer gut. Wer bei 2 oder 3 Werten von GOT, GPT und GGT in den einstelligen Bereich abrutscht, der sollte ebenfalls einmal genauer schauen:

  • Bei einer HPU, welche oft mit einen B6-Mangel einhergeht, kann es (wie oben beschrieben), paradoxerweise zu erniedrigten Leberwerten kommen.
  • Das gleiche, also stark erniedrigte Leberwerte, GOT und GPT im einstelligen Bereich, ggf. Ery und Hb recht niedrig, sind definitiv auch bei ausgeprägten Nierenproblemen, u.a. kurz vor der Dialyse, zu beobachten.

Warum? Geringe Werte Spiegel eine geringe Enzymfunktion wieder. Aber eine gedämpfte bzw. geringe Funktion muss nicht immer gut sein, sondern ist aus meiner Sicht in vielen Fällen eher der Hinweis auf Mangelzustände. Insofern steigen die Leberwerte oft erst einmal mit guter Nahrungsergänzung, da der Körper genug “Stoff” für eine ausreichende Enzymfunktion und das “aufräumen” hat. GOT & GPT sind dabei in der Regel jedoch im maximalen Bereich zwischen 30-40 U/l, GGT kann höher ausfallen. Werden hingegen Probleme mit der Niere vermutet, dann würde ich unbedingt Cystatin C und Kreatinin messen, da nur die daraus berechnete GFR (Glomeruläre Filtrationsrate) wirklich einigermaßen verlässlich ist. Ich habe schon GFR aus Cystatin C berechnet um ~40 ml/min bei Standard-GFR’s um ~ 90 (Anm.: Referenzwert >= 90) ml/min gesehen. Nur die GFR aus Cystatin C ist wirklich einigermaßen verlässlich. Wenn das “normale” GFR in den “Keller sinkt” ist es hingegen für Interventionen oft zu spät.

Ach ja: Auf der Suche nach den Gründen für eine niedrige GFR bitte die Hg/Amalgam-Problematiken nicht vergessen. Quecksilber (Hg), sowie fehlgeleitete Hg-Bestimmungs- und Ausleitungsversuche, schädigen die Nieren-Tubuli.

Insofern empfiehlt es sich vor irgendwelchen “Detox- und Entgiftungsversuchen” und “Leber-Reinigungen” immer erst einmal die Basis-Baustellen wie HPU, Vitamin-Mängel und Gallenfluss anzugehen bevor die Leber noch weiter belastet wird bzw. Gifte mobilisiert werden, welche die Leber (sowie Galle und Darm) nicht ausscheiden kann.

Tiefenbohrung: Was ergibt sich aus dem (kleinen) Blutbild?

Man denkt es kaum, jedoch lässt sich einiges aus dem (kleine) Blutbild ableiten – nicht unbedingt genau oder definitiv, aber immerhin als Anhaltspunkt. Hier eine kurze Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Dehydratation
    • Kennzeichen: Erhöhtes Hämoglobin, erhöhter Hämatokrit.
    • Erklärung: Verdicktes Blut aufgrund von Flüssigkeitsmangel kann zu einer scheinbar erhöhten Zellzahl führen.
  • Eisenmangelanämie  (kann aber auch durch Kupfer- und/oder Vitamin A-Mangel verursacht sein)
    • Kennzeichen: Niedrige Werte von Hämoglobin, Hämatokrit, MCV und MCH; erhöhte RDW. Die Erythrozytenzahl kann wohl manchmal kompensatorisch erhöht sein.
    • Erklärung: Diese Kombination deutet auf eine reduzierte Verfügbarkeit an Eisen hin, was zu kleineren und weniger Hämoglobin-haltigen roten Blutkörperchen führt. Es muss jedoch nicht an Eisen selber mangeln. Dieses kann durch Entzündungsprozesse auch “eingesperrt” sein, oder der Transport von Eisen funktioniert aufgrund eines Kupfer bzw. Vitamin A (Retinol)-Mangels nicht richtig.
  • Vitamin B12- oder Folsäuremangel
    • Kennzeichen: Niedriges Hämoglobin, hohes MCV, niedrige Anzahl an Retikulozyten.
    • Erklärung: Ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure führt zu einer gestörten DNA-Synthese, was ein unzureichende Produktion und Reifung der roten Blutkörperchen zu Folge hat. Dies führt zu makrozytären (vergrößerten) und unreifen Erythrozyten im Blutbild (-> MCV hoch).
  • Vitamin B6-Mangel
    • Kennzeichen: Niedriges Hämoglobin, niedrige MCV- und MCH-Werte, möglicherweise normale oder niedrige MCHC-Werte, möglicherweise niedrige Anzahl an Retikulozyten, oft auch erhöhte Homocystein-Werte.
    • Erklärung: Vitamin B6 ist ein Co-Faktor im Stoffwechsel von Aminosäuren und im Hämoglobin-Syntheseprozess. Ein Mangel kann zu einer Beeinträchtigung der Erythropoese führen, was sich in einer Anämie mit kleineren (mikrozytären) und weniger Hämoglobin-haltigen (erniedrigtem MCH) roten Blutkörperchen äußert. Die MCHC-Werte können normal oder leicht reduziert sein, da das Hämoglobin in den kleineren Zellen verteilt ist. Erhöhte Homocystein-Werte können ebenfalls ein Hinweis auf einen Vitamin B6-Mangel sein, da Vitamin B6 in der Homocystein-Stoffwechselkette eine Rolle spielt.
  • Chronische Entzündungen oder Infektionen
    • Kennzeichen: Erhöhte Leukozytenzahl, insbesondere Neutrophile bei bakteriellen Infektionen; erhöhte Entzündungsmarker wie CRP (C-reaktives Protein), aber auch erhöhte Lymphozyten bei viralen Infektionen).
    • Erklärung: Diese Konstellation kann auf eine andauernde Entzündungsreaktion oder Infektion im Körper hindeuten.
  • Reaktive Veränderungen bei Entzündung oder Stress
    • Kennzeichen: Leichte Leukozytose, oft mit Neutrophilie, geringfügige Linksverschiebung der Granulozyten.
    • Erklärung: Reaktion des Körpers auf Stress oder Entzündungszustände.
  • Chronische Nierenerkrankung
    • Kennzeichen: Niedriges Hämoglobin, niedriger Hämatokrit, normale oder niedrige MCV- und MCH-Werte.
    • Erklärung: Diese Werte können auf eine Anämie infolge von Nierenerkrankungen hindeuten, bei der die Erythropoetin-Produktion beeinträchtigt ist.
  • Autoimmunerkrankungen
    • Kennzeichen: Erhöhte Entzündungsmarker wie CRP, niedrige Hämoglobinwerte, erhöhte oder verminderte Leukozytenzahlen.
    • Erklärung: Diese Kombination kann auf chronische Entzündungsprozesse im Körper hinweisen, die typisch für Autoimmunerkrankungen sind.
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
    • Kennzeichen: Hohe MCV-Werte, normales bis niedriges Hämoglobin, manchmal erhöhte Cholesterinwerte.
    • Erklärung: Hypothyreose kann die Erythropoese beeinflussen und zu einer makrozytären Anämie führen.
  • Chronische Lebererkrankung
    • Kennzeichen: Erhöhte MCV-Werte, normales bis niedriges Hämoglobin, manchmal abnormale Leberfunktionstests (-> GOT, GTP, GGT).
    • Erklärung: Kann auf eine gestörte Leberfunktion mit Einfluss auf die Blutbildung hindeuten.
  • Megaloblastäre Anämie
    • Kennzeichen: Erhöhtes MCV, niedriges Hämoglobin, Anisozytose (variierende Größe der Erythrozyten).
    • Erklärung: Typisch für Vitamin B12- oder Folsäuremangel.

Etwas exotischer sind dann folgende Krankheiten, welche ich hier der Vollständigkeit halber aufzähle:

  • Leukämie
    • Kennzeichen: Extrem hohe oder sehr niedrige Leukozytenzahlen, ungewöhnliche Erscheinung der weißen Blutkörperchen im Blutausstrich, Anämie und Thrombozytopenie.
    • Erklärung: Diese Kombination kann auf eine Störung in der Produktion von Blutzellen im Knochenmark hinweisen.
  • Thalassämie
    • Kennzeichen: Niedriges MCV und MCH, normales bis hohes RDW, normales Eisen, normales oder hohes Hb, normale und auch hohe Ery.
    • Erklärung: Charakteristisch für Thalassämien ist die Produktion kleiner, hämoglobinärmerer roter Blutkörperchen.
  • Polycythaemia vera 
    • Kennzeichen: Erhöhtes Hämoglobin, erhöhter Hämatokrit, erhöhte Erythrozytenzahl.
    • Erklärung: Seltene myeloproliferative Erkrankung, bei der eine abnorme Vermehrung von roten Blutzellen vorliegt.
  • Infektiöse Mononukleose
    • Kennzeichen: Hohe Gesamtleukozytenzahl, hoher Anteil an atypischen Lymphozyten, leicht erhöhte Leberwerte.
    • Erklärung: Typische Veränderungen im Blutbild bei einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus.
  • Hämolytische Anämie
    • Kennzeichen: Niedriges Hämoglobin, erhöhte Retikulozytenzahl, erhöhte LDH, niedrige Haptoglobinwerte.
    • Erklärung: Zeichen einer gesteigerten Zerstörung roter Blutkörperchen.
  • Myelodysplastisches Syndrom
    • Kennzeichen: Anämie mit hohem MCV, Neutropenie, Thrombozytopenie.
    • Erklärung: Störungen in der Blutbildung im Knochenmark.
  • Knochenmarkserkrankungen
    • Kennzeichen: Pancytopenie (niedrige Werte in allen drei Zellreihen: Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten).
    • Erklärung: Kann auf globale Knochenmarkschädigung oder -unterdrückung hinweisen, beispielsweise durch Chemotherapie oder Strahlentherapie.
  • Hämoglobinopathien (z.B. Sichelzellenanämie)
    • Kennzeichen: Normozytäre Anämie (Blutarmut), erhöhte Retikulozytenzahl, abnorme Erythrozytenmorphologie im Blutausstrich.
    • Erklärung: Veränderte Hämoglobinstruktur beeinträchtigt die Funktion und Lebensdauer der roten Blutkörperchen, oft ab > 80 Jahren.

Wie sich zeigt, “zeigt sich viel”.  Natürlich sind die dargestellten Konstellationen nicht “definitiv” oder ein-eindeutig und sollten durch eine entsprechende Anamnese und andere Laborwerte überprüft bzw. in der Diagnose verfeinert werden. Allerdings sind die aufgezeigten Konstellationen eine sehr günstige Variante für einen ersten Schritt, den ein (kleines) Blutbild liegt in den meisten Fällen vor.

Tiefenbohrung: Einfach- und Mehrfachstörungen im Differential-Blutbild

Hier nun folgend ein sehr kurzer Überblick über mögliche Einfach- und Mehrfachstörungen. Lasst euch bitte nicht irre machen, denn in der Regel sind es immer die eher einfachen Infektionen bzw. allergischen Reaktionen. Zuerst kommen nun die Einfachstörungen:

  • Neutrophile
    • Neutrophilie (Erhöhte Neutrophilenanzahl)
      • Bakterielle Infektionen als häufige Ursache für eine erhöhte Anzahl an Neutrophilen u.a. über die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen wie Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha), Interleukin-1 (IL-1) und Interleukin-6 (IL-6).
      • Entzündungszustände wie Rheumatoide Arthritis, akute Entzündungen.
      • Stressreaktionen, körperliche oder emotionale Stressoren.
      • Medikamenteneffekte: Kortikosteroide und andere Medikamente.
      • Agranulozytose: oft mit Gesamt-Leukozytenzahl unter Normalbereich., was auf Knochenmarkschäden oder Wirkung bestimmter Medikamente hinweisen kann.
    • Neutropenie (Verminderte Neutrophilenanzahl)
      • Vireninfektionen, u.a. durch Produktion von Interferonen, welche die Neutrophile hemmen.
      • Knochenmarksschäden z.B. durch Chemotherapie oder Strahlentherapie.
      • Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes.
  • Lymphozyten
    • Lymphozytose (Erhöhte Lymphozytenanzahl)
      • Vireninfektionen
      • Autoimmunerkrankungen: Morbus Crohn, Colitis ulcerosa.
      • Chronische lymphatische Leukämie: Eine Form von Blutkrebs.
    • Lymphopenie (Verminderte Lymphozytenanzahl)
      • Schwermetalle wie Quecksilber: Kann eine chronische Immunsuppression bewirken
      • Immunsuppression: Durch Medikamente oder Krankheiten.
      • Knochenmarkserkrankungen: z.B. Aplastische Anämie.
  • Monozyten
    • Monozytose (Erhöhte Monozytenanzahl)
      • Chronische Infektionen: Tuberkulose, Endokarditis.
      • Autoimmunerkrankungen: Rheumatoide Arthritis.
      • Knochenmarkerkrankungen: Myelodysplastische Syndrome.
  • Eosinophile
    • Eosinophilie (Erhöhte Eosinophilenanzahl)
      • Allergische Reaktionen: Asthma, Heuschnupfen.
      • Parasitäre Infektionen: Helmintheninfektionen.
      • Hämatologische Erkrankungen: Eosinophile Leukämie.
  • Basophile
    • Basophilie (Erhöhte Basophilenanzahl)
      • Allergische Reaktionen: Seltenere Ursache.
      • Endokrine Störungen: Hypothyreose (Schilddrüsen-Unterfunktion)
      • Chronische myeloische Leukämie: Eine Form von Blutkrebs.

Nun die Mehrfachstörungen, mit teilweisen Ergänzungen durch das (kleine) Blutbild:

  • Sepsis
    • Neutrophile: Erhöht (Neutrophilie) mit toxischen Granulationen und Linksverschiebung (erhöhte Anzahl unreifer Formen).
    • Lymphozyten: Vermindert (Lymphopenie).
    • Monozyten: Normal oder erhöht.
    • Eosinophile und Basophile: Häufig reduziert.
    • Thrombozyten: Häufig vermindert (Thrombopenie) aufgrund der Verbrauchskoagulopathie.
  • Autoimmunerkrankungen (hier Lupus)
    • Neutrophile: Vermindert (Neutropenie).
    • Lymphozyten: Vermindert (Lymphopenie).
    • Eosinophile: Normal oder vermindert.
    • Basophile: Normal.
    • Monozyten: Normal oder erhöht.
    • Leukozytenzahl: Vermindert (Leukopenie).
    • Hämoglobin: Häufig reduziert (Anämie, meist durch chronische Erkrankung).
    • Thrombozyten: Häufig reduziert (Thrombopenie).
  • Hypersplenismus (Vergrößerung der Milz)
    • Leukozytenzahl: Vermindert (Leukopenie).
    • Hämoglobin: Vermindert (Anämie).
    • Thrombozyten: Vermindert (Thrombopenie).
    • Neutrophile: Vermindert (Neutropenie).
    • Lymphozyten: Normal oder vermindert.
    • Monozyten: Normal oder vermindert.
    • Eosinophile und Basophile: Normal oder vermindert.
  • Parasitische Infektionen
    • Eosinophile: Deutlich erhöht (Eosinophilie), typischerweise >500 Zellen/μL.
    • Neutrophile, Lymphozyten, Monozyten, Basophile: Normal oder leicht verändert abhängig von der Art der Infektion.
    • Leukozytenzahl: Häufig normal oder leicht erhöht.
    • Hämoglobin: Normal, kann bei schweren Infektionen reduziert sein.
    • Thrombozyten: Normal, kann bei schweren Infektionen reduziert sein.

In Fachbüchern findet sich dann noch zahlreiches mehr, worauf ich hier nicht eingehen möchte.

Mein Fazit

Ich hoffe dieser Übersichtsartikel schafft etwas Klarheit, was man mit dem “großen Blutbild” und den üblichen (minimalen) Laborwetterten anfangen kann. Aus meiner Erfahrung wissen das viele Therapeuten leider nicht in dem vorgestellten Detail. Weil die Werte des CBC und des differentiellen Blutbildes so günstig sind, würde ich Sie IMMER mit messen, selbst wenn es anderweitig nur um 2-3 Extra-Werte geht.

Falls etwas nicht stimmt, dann sin übliche Probleme aus meiner Sicht folgende:

  • Eine HPU mit Mangel an B6 und Zink, was wiederum zahlreiche Auswirkungen, u.a. auch auf das Immunsystem, hat. Betroffen sind viele, speziell die, die Probleme haben.
  • Eine Schilddrüsen-Unterfunktion haben inzwischen auch sehr viele Menschen. Diese folgert multiple Probleme in fast allen Bereichen.
  • Ein Eisenmangel betrifft auch viele Menschen, wobei es hier oft nicht unbedingt an Eisen Mangelt. Mehr in meinem großen Serie über Eisen.
  • Ein Folat- und speziell ein B12-Mangel sind oft anzutreffen. Da hilft in der Regel die Ergänzung mit Methyl-Folat und B12.
  • Wenn die Leberwerte nicht stimmen, dann hilft of Mariendistel, Artischocke, Glycin & Taurin. Lecithin bzw. Phospatidylcholin helfen dem Gallenfluss.
  • Nach A. Hall Cutler ernährt Glutamin die Makrophagen und Lymphozyten, Forskolin hingegen aktiviert Lymphozyten und deaktiviert Neutrophile [5].
  • Gerade bei leichten Infekten hat sich bei mir, neben Cystus 052, auch Vitamin C (als Ascorbinsäure) im Bereich von 8-12 g / Tag bewährt. Optimal auch Zink.
  • Das Magnesium, Vitamin D3 (+K2) zugeführt werden, versteht sich für mich von selber. Oft brauch es auch ein bisschen Retinol (Vitamin A), damit es mit dem Immunsystem klappt.
  • Wichtig auch: Optimismus und Vertrauen stärken die Immunreaktion. Angst, Wut und Traurigkeit verringern die Immunreaktion.
    • Wenn es einem schlecht geht, dann hilft ggf. auch “Nachrichten-Fasten” 😉

So, das war es für heute!


Links / Quellen

  • [1] Das kleine und das große Blutbild, München Klinik
  • [2] Henry’s Clinical Diagnosis and Management by Laboratory Methods, McPherson, R. A., & Pincus, M. R., Elsevier, 2017
  • [3] Essential Haematology. Wiley-Blackwell, Hoffbrand, A. V., Moss, P. A. H., & Pettit, J. E., 2006
  • [4] Dacie and Lewis Practical Haematology, Bain, B. J., Bates, I., & Laffan, M. A., Elsevier, 2017
  • [5] Amalgam Illness: Diagnosis & Treatment: What You Can Do to Get Better, How Your Doctor Can Help You, Andrew Hall, Ph.D. Cutler , 1. Juni 1999
  • [6] Evaluation of abnormal liver-enzyme results in asymptomatic patients, D S Pratt 1, M M Kaplan, N Engl J Med, 2000 Apr 27;342(17):1266-71. doi: 10.1056/NEJM200004273421707.

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