Trans-Chelation: Zu Haar-Analysen, der “realen” Belastung mit Schwermetallen & Chelatoren (u.a. NBMI, DMPS, DMSA)

Haar-Analyse Werte in Begleitung einer Chelat-Therapie nach dem Cutler-Protokoll mit DMPS, DMSA, ALA und NBMI. In den Phasen mit Chelator steigt Thallium. Silber war durch EMF-Schutz Kopfbekleidung erhöht. Quelle: Privat

In diesem Beitrag möchte ich über ein spannendes Phänomenen schreiben, das nur sichtbar wird, wenn während einer lang andauernden Chelat-Therapie (optimal nach der Cutler-Methode) regelmäßig nach den toxischen Elemente in der Haar-Analyse geschaut wird. Das ganze nenne ich “Trans-Chelation”.

Um zu verstehen, was das ist und was ich in diesem Artikel ausführen möchte braucht es jedoch ein paar Grundlagen: Bei mit Schwermetallen oder Toxinen belasteten Menschen ist ein großer Teil der Belastung in Geweben, Organen und Knochen (z.B. Blei) gebunden. Werden Blutwerte, der Urin oder die Haare analysiert, dann zeigen sich diese Belastungen nicht direkt, sondern nur Ausscheidungen (-> Haare & Urin) sowie “aktuell zirkulierendes” im Blut. Meint: Blut-, Urin- und Haar-Werte reflektieren nicht die  intrazelluläre Organ- und Körperbelastung. Nicht einmal annähernd…

Von den Schwermetall-Mobilisations-Tests, die ich nicht empfehle, ist bekannt, das wenn man einem Chelator (z.B. DMPS) verabreicht, nicht nur Quecksilber mobilisiert wird, sondern auch viele andere Metalle und toxische Elemente. Das passiert deswegen, weil viele Elemente und Toxine eine “Affinität” zu den schwefelhaltigen Thiol (SH-Gruppen) der Chelatoren haben. In “einfach-Sprech” bedeutet das: Chelatoren wirken wie ein Magnet auf allerlei Elemente und das hat diverse Konsequenzen und Auswirkungen!

Warum ist das alles relevant? Weil Quecksilber- (Hg-) Chelatoren wie DMPS, DMSA, NBMI  & Co. die toxischen Elemente nicht wirklich parallel zueinander ausleiten, sondern dieses anscheinend eher “quasi nacheinader” machen, also in  einer Affinitäts-Reihenfolge.

Das Problem: Arsen, Blei, Cadmium, Antimon, Thallium, Platin, Uran & Co. werden zwar mobilisiert, “aber dann” kommen Quecksilber & Co. und “übernehmen” den Chelator bzw. die eher schwache Bindungen des Chelators (wie z.B. an Uran, Thallium oder Platin) aufgrund der höheren Bindungs-Affinität. So meine Theorie in Kürze.

Worum geht es mir nun im Detail in diesem Artikel?

  • Wie wurde ich auf die Trans-Chelation aufmerksam?
  • “Trans-Chelation” definiert
  • Zur Elemente-Affinitäts-Reihenfolge von DMPS. DMSA und NBMI
  • Ein komplexes Beispiel zur Trans-Chelation & mehr
  • Cutlers Kommentare zu Blei, Arsen, Cadmium, Uran, Silber und Zinn
  • Meine Interpretation des komplexen Beispiels
  • Ein zusätzliches Beispiel mit einer (Cis-?) Platin-Belastung
  • Noch etwas zu Zink.

Am Ende des Artikels folgt dann mein Fazit mit Gedanken zu den mannigfaltigen Implikationen dessen was ich hier vorstelle und in den nächsten Abschnitten diskutiere. Dieses hat klare Relevant in Bezug auf:

  • Interpretationen von Haar-Tests
  • Dosierung von Chelatoren
  • Nebenwirkungen
  • Nahrungsergänzungen

Wie wurde ich auf die Trans-Chelation aufmerksam?

In einem aktuellen Haar-Test (siehe Bild oben) den ich analysierte fiel mir ein hohes Thallium auf, was vorher nicht da war. Da Thallium kein Allerwelt’s-Element ist, viel der Verdacht zuerst auf eine Kontamination aus der Umwelt, oder irgend eines Nahrungs(ergänzungs)mittels. Zwar kann ich das nicht zu 100% ausschließen, jedoch scheint mir etwas anderes wahrscheinlicher, denn Thallium-Kontaminationen sind sehr selten.

Als ich die komplette Serie von Haar-Tests anschaute, fiel mir auf, das Thallium schon einmal erhöht war -> nachdem DMPS und DMSA zugeführt worden waren. Danach sank das Thallium in einer  Detox bzw. “Chelatoren-Pause” wieder, bis als Chelator NBMI (in deutlich höherer Dosierung als DMPS und DMSA) genutzt wurde. Zwar sind die Referenzbereiche von Thallium im Haar nach Cutler nicht gut etabliert, jedoch sei a) ein hohes Thallium im Haar relevant und b) lagen die Unterschiede der Thallium-Messwerte im Bereich von einigen hundert Prozent.

Dann prüfte ich ob Thallium, eine “Affinität” zu den vorgenannten Hg-Chelatoren bzw. ihren schwefelhaltigen Gruppen haben könnte, also von diesen angezogen wird. Und siehe da: Thallium hat eine Affinität zu den Quecksilber-Chelatoren mit SH-Gruppen, wobei diese in Bezug auf DMPS und DMSA eher mittelmäßig ist. Zu NBMI gibt es leider keine spezifischen Daten bezüglich Thallium. Jedoch hat auch NBMI zwei SH-Gruppen.

Meine Theorie war nun, das DMPS, DMSA und auch NBMI nach der Einnahme auch Thallium binden, “aber irgendwo auf dem Weg zur Leber bzw. zum Darm” ein Hg-Ion, ggf. auch Arsen, Blei oder Cadmium, daherkommt und das Thallium aus den Klauen des Chelators verdrängt und seinen Platz einnimmt. Das Resultat wäre “freies, ungebundenes Thallium”, was sich dann (vermehrt) in der Haar-Analyse zeigen müsste. Allerdings, und das müsste sich irgendwo finden lassen, müsste das gleiche (theoretisch) auch mit anderen Elementen und Toxinen passieren. Dazu weiter unten mehr.

“Trans-Chelation” definiert

Struktur von DMPS und DMSA.

Trans-Chelation ist nichts neues, nur schreibt faktisch keiner darüber bzw. es benutzt kaum eine Studie oder Buch diesen Begriff. Die Suchen im Internet und bei PubMed bezüglich “transchelation” in Kombination mit Quecksilber, DMPS, DMSA, etc. waren faktisch ergebnislos. Ich erinnere mich an einen Suchtreffer.

In meiner Übersicht über die Chelatoren DMPS, DMSA, NBMI & Co. habe ich bereits erklärt, das DMSA und DMPS (wie auch NBMI) zwei so genannte schwefelhaltige SH- (Thiol-) Gruppen besitzen. Diese Gruppen wirken “anziehend” für eine Reihe von Schwermetallen und Elementen, speziell, aber nicht nur!, Quecksilber (Hg). Quecksilber ist jedoch das bindungsstärkste Element, was “alles andere Verdrängt” und die Bindungspositionen in den Chelatoren übernimmt (-> “Kapert”).

Nur um eine Idee über die “Bindungsfreudigkeit” von Quecksilber (Hg) zu bekommen, und warum Hg so gefährlich ist: Der primäre Schadensmechanismus von Hg (und anderen Schwermetallen) ist, das es u.a. Eisen aus so genannten Eisen-Schwefel (Fe-S-) Clustern verdrängt. Diese führt dazu, das a) freies ungebundenes Eisen entsteht, was  selber oxidativen Stress befördert und dazu, das b) Enzyme mit Fe-S-Clustern, die oft katalytische Aktivität haben, Ihre Funktion verlieren. Meint u.a.: Weniger ATP, weniger DNA-Reparatur, mehr oxidativer Stress. Genau deswegen ist Quecksilber kein Spaß. Zudem konzentriert es sich auch im Gehirn.

Zusammenfassen könnte man zur Definition des Begriffs Trans-Chelation folgendes schreiben (H.C.-Version):

Trans-Chelation bezieht sich auf den Prozess, bei dem ein Schwermetallion oder Molekül, das bereits an einen Chelator gebunden ist, durch ein anderes Metallion mit einer höheren Affinität zum Chelator verdrängt wird. In diesem Kontext kann ein Chelator wie DMPS, NBMI/Irminix oder DMSA, die alle Schwefel-haltige (SH) Liganden besitzen, ein Schwermetall (z.B. Cadmium oder Thallium) binden, nur um dann das gebundene Metall gegen ein anderes Metall (z.B. Quecksilber) mit einer stärkeren Bindungsaffinität auszutauschen.”

Das alles kann zu einer veränderten Metallverteilung im Körper führen und das Metallprofil im Blut, Urin oder anderen Geweben, wie den Haaren, beeinflussen.

Zur Elemente-Affinitäts-Reihenfolge von DMPS, DMSA und NBMI

Um zu verstehen, was bei der Trans-Chelation passiert ist es aus meiner Sicht wichtig, zu wissen, welche (Schwer-) Metalle und Elemente welche Affinität zu schwefelhaltigen Gruppen und Chelatoren hat.

Im Rahmen dieses Beitrages konzentriere ich mich dabei auf die Elemente mit relativ hoher und mittlerer Affinität. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Einteilung in “hohe” und “mittlere” Affinität relativ ist und je nach Quelle, Studienbedingungen und Konzentrationen variieren kann. Einige Metalle könnten in der Praxis sowohl eine hohe als auch eine mittlere Affinität zu Thiolgruppen zeigen, abhängig von den gegebenen Bedingungen. Zudem liegen Metalle in oft verschiedenen Formen vor und die Bindung von Metallen an Thiolgruppen wird von vielen Faktoren beeinflusst, u.a. pH-Wert, Anwesenheit anderer Liganden und Ionen sowie der genauen Struktur des betreffenden Thiol haltigen Moleküls. Deswegen verhalten sich DMPS, DMSA und NBMI auch jeweils anders.

  • Thiol und Schwefel-Gruppen allgemein
    • Hohe Affinität 
      • Quecksilber (Hg)
      • Arsen (As)
      • Blei (Pb)
      • Cadmium (Cd)
      • Gold (Au)
      • Silber (Ag)
      • Kupfer (Cu)
      • Zink (Zn)
      • Thallium (Tl)
      • Bismut (Bi)
      • Antimon (Sb)
    • Mittlere Affinität
      • Eisen (Fe)
      • Mangan (Mn)
      • Nickel (Ni)
      • Platin (Pt)
      • Palladium (Pd)
      • Uran (U)
      • Cobalt (Co)
      • Zinn (Sn)
      • Chrom (Cr)
      • Aluminium (Al)
  • DMPS (Dimercaptopropanolsulfonat):
    • Hohe Affinität:
      • Quecksilber (Hg)
      • Arsen (As)
      • Cadmium (Cd)
      • Blei (Pb)
      • Antimon (Sb)
      • Bismut (Bi)
      • Kupfer (Cu)
      • Zink (Zn)
    • Mittlere Affinität:
      • Gold (Au)
      • Nickel (Ni)
      • Thallium (Tl)
      • Chrom (Cr)
  • DMSA (Dimercaptobernsteinsäure):
    • Hohe Affinität:
      • Blei (Pb)
      • Arsen (As)
      • Cadmium (Cd)
      • Quecksilber (Hg)
      • Nickel (Ni)
      • Antimon (Sb)
    • Mittlere Affinität:
      • Zink (Zn)
      • Kupfer (Cu)
      • Thallium (Tl)
  • NBMI (N,N’-Bis(2-mercaptoethyl)isophthalamide, auch bekannt als Irminix):
    • Hohe Affinität 
      • Quecksilber (Hg, Anorganisch aber auch Methyl-Hg)
      • Blei (Pb2+)
      • Cadmium (Cd2+)
    • Unbekannte Affinität
      • Arsen (As)
    • pH-Wert Abhängig
      • Eisen (Fe2+)
      • Kupfer (Cu2+)
      • Zink (Zn2+)

Wie zu sehen ist, binden alle drei Chelatoren Hg, Pb, As, Cd in andere Reihenfolge, jedoch mit hoher Affinität. Thallium wird mit mittlerer Affinität gebunden und zu Silber, Zinn und Uran liegen eher keine Chelator-Spezifischen Informationen vor. Bei NBMI sind die Informationen dann eher spärlich und aus verschiedenen Studien zusammengetragen.

Ein komplexes Beispiel zur Trans-Chelation & mehr

Haaranalyse-Werte von toxischen Elementen gemessen während einer Chelations-Therapie nach dem Cutler-Protokoll mit ALA/DMPS/DMSA. Quelle

Das nebenstehende Bild basiert auf verschiedenen DDI Haar-Analysen eines Menschen, der mittels des Cutler-Protokolls und DMPS, DMSA und ALA über mehrere Jahre eine Hg-Ausleitung vollzogen hatte. Leider ist nicht komplett klar, was wann in welcher Dosis zugeführt wurden. Aus meiner Sicht wird jedoch ein Muster klar, was sich bei genauem Hinschauen auch in der eingangs gezeigten Haar-Serie wiederfinden lässt.

Doch vorab noch einige wichtige Grundlagen: Wer meine Artikel zu Quecksilber und Haar-Analysen gelesen hat, der weiß, das

  • sich im Haar nur Methyl-Quecksilber zeigt, jedoch nicht die größere anorganische Belastung mit Quecksilber, u.a. in den Organen und tief in den Geweben.
  • Weiterhin interferiert nach Cutler Quecksilber mit dem gesamten Mineralstoffhaushalt, was bedeutet, dass das, was unmobilisiert, also vor der Einnahme von Chelatoren, im Haar gemessen wird, oft nicht der Körperlast entspricht.
  • Auch verhält sich jedes Element im Körper anders. Blei z.B. wird in den Knochen eingelagert und wird nur langsam daraus mobilisiert. Gerade bei einem hohem Umschlag an Calcium (u.a. viel Vitamin D3 ohne K2) steigt auch Blei schnell.
  • Auch Arsen und Cadmium kann z.B. auch in den Knochen eingelagert werden, wobei in der Regel (quantitativ) oft die beiden Ausscheidungsorgane Leber und Niere stark betroffen sind.
  • Auch der Weg der Aufnahme ist entscheidend (z.B. Nahrung oder Atmung), Langzeit und Kurzzeit-Exposition, genauso wie die spezielle Form des Schwermetalls (u.a. Elementar, Organisch, Anorganisch, Legierung) und die körpereigene Entgiftungskapazität.

Weiterhin muss beachtet werden, dass das Cutler-Protokoll auch Beschreibt, wie mit dem “Drumherum” umzugehen ist, u.a.:

  • Grundsätzliche Versorgung mit Mikronährstoffen
  • Schilddrüse & Nebennieren, sowie das restliche Hormonsystem
  • Leber, Niere, Zell- und Gehirnschutz und Stoffwechsel.

Wird all das in einer sinnvollen Weise zusätzlich bzw. vorbereitend vor der Einnahme von Chelatoren gemacht, dann verbessert sch auch der Metabolismus und damit die körpereigene Entgiftungsfähigkeit. Auch dies hat aus meiner Sicht Auswirkungen auf die Werte, die im Haar zu messen sind. Das alles macht natürlich eine Interpretation von allen Laborwerten die insbesondere toxische Schwermetalle betreffen nicht einfacher.

Aus allem lässt sich der Spruch ableiten, den ich schon in meiner Lehre vor 35 Jahren gelernt habe: “Wer misst, misst Mist”. Insofern müssen alle Werte im Blut, Urin und Haar immer unter Berücksichtigung dieser Umstände betrachtet werden. Das vorliegende Beispiel eignet sich meiner Ansicht jedoch sehr gut um genau das und auch die Auswirkung der Trans-Chelation aufzuzeigen.

Cutlers Kommentare zu Blei, Arsen, Cadmium, Uran, Silber und Zinn

Hair Test Interpretation: Findung Hidden Toxcities, Andrew Hall Cuttler, Pdh

Buch: Hair Test Interpretation: Findung Hidden Toxcities, Andrew Hall Cuttler, Ph.D

Im Beispiel ist der Bezug zur “Reference Range” angegeben, was bei DDI-Haar-Tests der Übergang vom grünen zum gelben Bereich ist. Demnach war der erste Haar-Test in 2008 noch nicht auffällig, da nur Zinn im gelben Bereich war, alle anderen Elemente jedoch noch im grünen Bereich. Das ist auch, was Cutler schreibt: Bei substantieller Hg-Belastung (und somit einem gestörtem Mineralientransport) kann die toxische Last gut aussehen, sie ist es jedoch nicht, u.a. weil Quecksilber die Ausscheidung verhindert.

Cutler schrieb treffend zu Zinn in seinem Buch Hair Test Interpretation (Deepl.com) [1]:

“Es wird angenommen, dass der Zinngehalt im Haar Körperbelastung genau widerspiegeln, wenn Mineralientransport normal ist. Bei gestörten Mineralstofftransport steigt der Zinn Spiegel oft dramatisch an. Es gibt eine entsprechende Erhöhung der Körper Belastung des Körpers aufgrund der Quecksilber induzierte Retention. Der Versuch, etwas direkt etwas gegen die Dose zu unternehmen, ist nutzlos, aber wenn das Quecksilber weniger wird, kommt das Zinn von selbst heraus, ohne dass eine direkte Behandlung nötig ist.”

Zu Blei merkt Cutler u.a. an [1]:

“Leider ist die Bleikonzentration im Haar nicht immer erhöht, wenn die Exposition vor langer Zeit beendet wurde, so dass ein niedriger Bleispiegel im Haar eine Bleivergiftung nicht ausschließt.”

Bezüglich Arsen schreibt Cutler folgendes, was hier ggf. zutreffen könnte (deepl.com) [1]:

“Der Arsengehalt in den Haaren spiegelt in den meisten Fällen die Belastung des Körpers genau wider. Expositionen, die viele Jahre zurückliegen, sind möglicherweise nicht erkennbar, insbesondere wenn Behandlungen durchgeführt wurden, die für die Entgiftung unwirksam sind, die aber das Arsen mobilisierten und es tief in das Gewebe eindringen ließen. “

Bei Cadmium schreibt Cutler, neben den vielen (negativen) Effekten folgendes (deepl.com) [1]:

“Die Cadmiumwerte im Haar spiegeln die Belastung des Körpers genau wider, wenn der Mineralstofftransport in geordneten Bahnen verläuft, was jedoch häufig nicht der Fall ist, wenn der Mineralstofftransport gestört ist. “

Auch zu Uran schreibt Cutler etwas interessantes, was mich an Blei erinnert (deepl.com) [1]:

“Die Uranwerte in den Haarenspiegeln die körpereigenen Speicher in den stoffwechselaktiven Geweben (mit Ausnahme der Knochen) genau wider. Uran wird in den Knochen über lange Zeiträume gespeichert. “

In Bezug auf Silber, das ja auch in der Haar-Analyse sichtbar war, schreib Cutler (deepl.com) [1]:

“Man geht davon aus, dass der Silbergehalt im Haar die Belastung des Körpers genau widerspiegelt, wenn ein normaler, geordneter, Mineralientransport vorliegt

Cutlers Anmerkungen treffen hier aus meiner Sicht also genau in das Schwarze. Es sind diese Details, die man wissen muss um einen Haar-Test, zusammen mit einer ausführlichen Anamnese, richtig interpretieren zu können. Dieses Wissen ist leider nicht sonderlich gut verbreitet.

Meine Interpretation des komplexen Beispiels

Folgendes ist für mich in diesem Fall, Cutlers Anmerkungen und vorher geschriebenes im Gedanken, festzustellen und zu beobachten:

  • Blei, Arsen und Uran: Die Belastung scheint vor langer Zeit geschehen zu sein. Die Elemente wurden mit großer Warscheinlichkeit in Knochen und tief in den Geweben eingelagert und zeigen sich so kaum in den Haar-Werten.
  • Silber (Ag): Die Belastung wurde höchstwahrscheinlich durch den gestörten Mineralstoffhaushalt verdeckt.
  • Cadmium (Cd): Der Cd-Wert im Haar “stimmte in etwa”, wobei der Höchstwert, ggf. wegen dem gestörten Mineralstoffhaushalt, nicht genau reflektiert wurde.
  • Zinn (Sn): Der Spiegel an Zinn scheint überrepräsentiert, genau wie Cutler es für Hg-Belastete beschrieb. Zusammen mit dem Quecksilber sinkt das Zinn jedoch schnell und stetig – alles wie es Cutler anmerkte.
  • Quecksilber (Hg): Nach Beginn der Chelation sank das Methyl-Quecksilber stetig, “eierte” dann jedoch mit dem Aufkommen der anderen toxischen Elemente herum und fiel auch nach 5 Jahre nicht unter die Nachweisgrenze. Aus meiner Sicht eher untypisch und ein Hinweis auf eine extreme Hg-Belastung!

Mit dem Beginn der Chelation tauschen nun die “wirklichen” Belastungen in den Haaren auf. Ob es nur an der Trans-Chelation liegt ist natürlich nicht klar – ich gehe von einem Mix aus. Die Chelatoren würde insofern auch die anderen toxischen Elemente aus den Knochen und Geweben lösen, wobei ein Teil der Bindungen von Quecksilber übernommen wird. Zu beobachten ist,

  • dass das Methyl-Hg nicht auf null sinkt. Das bedeutet für mich, das irgendwo “Nachschub” ist.
  • das zuerst Blei und Arsen steigen, also die Elemente zu denen DMPS und DMSA die größte Affinität haben.
  • das Cadmium seinen Höchstwert erst erreicht, nach dem Blei und Arsen deutlich gesunken ist.
  • das bei Uran ähnliches passiert wie bei Cadmium.

Für mich passt das ales zur “Reihenfolge” der Affinitäten, wobei natürlich zu beachten ist, das noch andere Prozesse hier hineinspielen, wie ggf. eine gute Nahrungsergänzung, wiedererwachte biochemische Entgiftungsprozesse durch die NEMs, etc. Es bedeutet für mich jedoch auch: Wenn die Werter der weniger zu SH-Gruppen affinen Elemente steigen, dann scheint das “leicht greifbare” Quecksilber “gut abgeräumt”. Ggf. macht es in diesem Fall mehr Sinn, die (in der Regel teuren) Chelatoren nur noch periodisch zu nutzen, um das Hg “abzuräumen”, was Stück-für-Stück aus den Geweben und Organen neu freigesetzt wird.

Ein zusätzliches Beispiel mit einer (Cis-?) Platin-Belastung

Ergänzen möchte ich meine Darlegung noch mit Verweis auf einen Fall, der eine hohe Belastung mit Platin hatte. (Cis-) Platin wird u.a. auch bei einer Chemo-Therapie verwendet – aus meiner Sicht keine gute Idee. Ob das hier der Fall war, ist unklar. Auch hier war jedoch zuerst keine Platin-Belastung ersichtlich. Es gab jedoch klar sichtbare Belastungen mit vielen Elementen, u.a. auch Methyl-Quecksilber, Arsen, Cadmium und Blei, welche an den gelben Bereich grenzten.

Cutler schreibt zu Platin [1]:

“Es ist relativ schwierig, für jedes Element und unter allen Umständen gute Referenzbereiche festzulegen. Trotz der Tatsache, dass die statistische Definition der “Doctor’s Data”-Referenz ziemlich häufig zu einem Balken auf dem Diagramm für Platin führen sollte, ist dieser nicht häufig zu sehen.

Zudem schreibt Cutler, das hohes Platin ernst zu nehmen sei und es mit ALA, DMPS und DMSA ausgeleitet werden kann. Irritiert war ich, das Platin im ersten Haar-Test faktisch nicht auftaucht, sein Wert war unterhalb der Nachweisschwelle von 0,003 µg/g. Also genau wie bei dem Thallium im Haar-Test zum Anfang des Artikels.

Nach dem Start der Therapie stieg das Platin dann jedoch in kritische Bereich (bis zu 0,034 µg/g) an und verblieb auf diesem hohen Stand solange, bis Methyl-Quecksilber, Arsen, Blei und Cadmium deutlich sanken. Zwischendurch gab es jedoch teils das bekannte “auf und ab” bei Arsen, Cadmium und Blei.

Noch etwas zu Zink, Kupfer, Eisen, Chrom & Co.

Wer aufgepasst hat, der hat gesehen, das die Chelatoren auch “gutes” binden und “nach draußen” befördern. Das ist denn auch der Grund, insbesondere Zink und ggf. auch Chrom im höheren Maße zu ergänzen, wenn Chelatoren (regelmäßig) genutzt werden. Da beim metabolisieren der Chelatoren auch Molybdän benötigt wird, ist auch dieses aus meiner Sicht zwingend zu ergänzen und vorher aufzufüllen. Das auch (ungebundenes) Eisen ausgeleitet wird, sehe ich in der Regel als vorteilhaft an. Das gleiche gilt für mich auch bei Kupfer, denn auch davon haben viele mit Schwermetallen belastete Menschen zu viel “im System”.

Optimalerweise sollte die Zufuhr von Zink (in höherer Menge) in den Pausen der Chelation erfolgen, damit die Chelatoren nicht im Übermaß an Dinge binden, die man gar nicht gebunden haben möchte.

Mein Fazit

Schwefel bzw. Tiol- (SH-) Gruppenhaltige Aminosäuren bzw. Peptide: Cystein, Methionin & Glutathion (GSH)

Schwefel bzw. Tiol- (SH-) Gruppenhaltige Aminosäuren bzw. Peptide: Cystein, Methionin & Glutathion (GSH) – Gefahr der Mobilisation ohne gute Ausleitung.

Angefangen hatte alles mit meiner Frage zu dem hohem Thallium. Auf der Suche bzw. bei der systematischen Überlegung welche Gründe dieses haben könnte,  war für mich die Trans-Chelation die plausibelste. Bei der Recherche der Zusammenhänge wurden mir jedoch noch andere Zusammenhänge noch einmal klarer:

  • a) Die reale Schwermetallbelastung bleibt bei Haar-, Blut- und Urin-Tests (oft) im Dunkeln. Haar-Tests können jedoch erste gute Hinweise geben.
    • Anm.: Cutler ist hier in seinem Buch ebenfalls eindeutig, wenn er die Blut- und Urin-Werte im Vergleich zu den Haar-Werten erwähnt.
    • Zudem: Urin-Schwermetall-Tests mit Mobilisierung (z.B. DMPS) sind, neben Ihrer Gefährlichkeit, noch dämlicher als ich dachte!
  • b) Erst wenn mittels SH-Gruppen haltigen Chelatoren (u.a. DMPS, DMSA, NBMI) mobilisiert wird, kommt das Ausmaß der Belastung(en) zu Tage.
    • Anm: Deswegen sind ja SH-Gruppenhaltige bindungsschwache “nicht-Chelatoren”, wie Chlorella, Glutathion (Oral, IV), Cystein, etc., aus Cutlers und meiner Sicht so problematisch. Diese mobilisieren, leiten jedoch nicht effektiv aus.
  • c) Die SH-gruppenhaltigen Chelatoren mobilisieren (und chelatieren) neben Quecksilber auch effektiv andere Schwermetalle
    • Anm.: O.k. das sollte klar sein.
  • d) Allerdings geschieht die Chelatierung der Elemente quantitativ wohl “eher” in der Reihenfolge der Affinität,
  • e) wobei auch Elemente mit geringerer Affinität in quantitativ relevanten Mengen mobilisiert aber gerade am Anfang nicht (effektiv) ausgeleitet werden dürften,
    • Anm.: Und als “freies, ungebundenes Element” ggf. schaden anrichten.
  • f) weil Elemente mit höherer Affinität zu SH-Gruppen die Bindungspositionen der Chelatoren übernehmen können (-> Trans-Chelation).

Meint: Mit einem Hg-Chelator bzw. hochdosierten SH-Gruppen (Chlorella, Alpha-Liponsäure, Glutathion, Cystein) kann man ungewollt auch ganz anderen ungeahnten Gift-“Müll” im Körper mobilisieren. Wer “in der Scheiße rührt”, sollte jedoch darauf achten, das die Abflüsse nicht verstopft sind.

Das vorgenannte hat aus meiner Sicht noch weitere Auswirkungen, speziell kann es erklären, warum die langsame Steigerung der Dosierung von Chelatoren so wichtig ist und heutzutage viele Menschen nicht mehr das Vertragen, was Cutler vor fast 25 Jahren an Dosierungen der Chelatoren niederschrieb. Bestehen multiple Belastungen mit SH-Gruppen Affinen toxischen Elementen, dann ist die Chance der Mobilisierung ohne ausreichende Bindung und Ausleitung aus meiner Sicht groß, denn auch Blei, Cadmium und Arsen sind  potentiell problematisch, wobei die mobilisierte Menge mit der Dosis der Chelatoren steigen dürfte. Dies kann ggf. Dosisbezogene “Erstverschlechterungen” bzw. auch dauerhafte Verschlechterungen” hervorrufen, welche unspezifisch erscheinen, weil die Zusammenhänge nicht klar sind.

Wegen e) und f) sind Pausen bei der Einnahme von Chelatoren, auch NBMI, für mich ebenfalls sehr wichtig. In diesen Phasen kann sich der “Staub” legen bzw. über natürliche Mechanismen ausgeschieden werden. Diese Mechanismen müssen jedoch unterstützt werden. das geht in erster Linie nicht mit “Ohmmm…”, sondern mit Substrat.

Das, was mir zur Reduktion der (potentiellen) Nebenwirkungen einfällt ist:

  1. Bindemittel zuführen
  2. Vorab einer jeden Chelatierung alle “Baustellen” in Ordnung bringen (-> HPU, Schilddrüse, Hormonsystem, etc.)
  3. Alle Vital- und Mikronährstoffe auffüllen und weiterhin zuführen.
  4. Optional regelmäßig während der Chelat-Phase Haar-Tests machen um das Vorgehen zu optimieren und Zusammenhänge zu verstehen.
  5. Bei Auffälligkeiten in Bezug auf “neue” Schwermetalle Cutlers Empfehlungen lesen, wie damit umgegangen werden kann.

Bei einer Belastung mit Thallium sind Dinge die Cutler empfiehlt [1] z.B. Kalium (zu den Mahlzeiten), Aktivierte Holzkohle (Bindemittel), 50-100 mg B2, 5-10 mg Biotin zu den Mahlzeiten (wobei auch auf B5 zu achten ist, weil Biotin dessen Aufnahme reduziert), Magnesium, Q10, Weißdorn-Extrakt. Das alles macht Sinn, wenn man weiß was Thallium im Organismus macht.

Mein End-Fazit: Wer um all diese “kleinen Details” nicht weiß, der begeht leider viele Fehler bei der Auswertung und Interpretation von Haar-Tests. Nur regelmäßige “Follow-Up”-Kontrollen erlauben aus meiner Sicht eine Erfolgskontrolle und das abschätzen der vorab unklaren toxischen Lasten sowie einer Erfolgskontrolle.


Hinweis: Wer spezifische Fragen zu (Doctors Data, DDI) Haar-Tests und deren unabhängige Auswertung auf Basis der Kriterien von A. Hall Cutler hat, mag hier schauen. Die DDI-Haar-Tests  selber werden in Deutschland ab ca. 120 € angeboten. Die Grundlagen habe ich in diesem Artikel beschrieben.


Links / Quellen

  • [1] Hair Test Interpretation: Finding Hidden Toxicities, Andrew Hall Cutler, PhD, PE, ISBN: 978-0967616810

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