L-Thyroxin & Thybon: Zur verteilten Einnahme der Schilddrüsen-Hormone (Morgens, Mittags, Abends)

Teile und Herrsche: Wie man eine Tablette Zerteilen und damit die Dosis aufteilen kann.

Teile und Herrsche: Wie man eine Tablette Zerteilen und damit die Dosis aufteilen kann. z.B. eine Thybon 20 µg Tablette

In meinem großen Schilddrüsen-Artikel war ich schon mal auf mein Einnahme-Schema bezüglich der Schilddrüsen-Hormone, u.a. L-Thyroxin (T4) & Thybon (T3) eingegangen. Da der Artikel inzwischen arg umfassend geworden ist, wollte ich den Aspekt der Einnahme der Schilddrüsen-Hormone, speziell im Hinblick auf eine verteilte Zufuhr über den Tag, in diesem Artikel den Fokus stellen.

Die Fragen, die ich hier vertiefen möchte, sind:

  • Ist die Einnahme der SD-Hormone nur ein mal am Tag sinnvoll? Nein!
  • Noch mal etwas zu T3 und T4, der Umwandlung, Störungen und der Regulation
  • T4 und T3: Einnahme, Anflutung im Blut und Abbau (Halbwertszeit)
  • Ein kurzes Zwischenfazit…. und was zu den Dosierungen von T3 & T4
  • Und noch eine Studie zur Einnahme von T3 & T4 (verschiedene Dosierungen, einzeln und in Kombination)….
  • Praktisches zur Einnahme: Teile (das L-Thyroxin & Thybon) und herrsche…
  • Anmerkung zu T3/T4 Kombipräparaten (z.B. Prothyrid, Novothyral) & etwas von Frau Prof. Dr. Führer, was aber nicht mehr öffentlich zu lesen ist.
  • Noch ein paar Tipps & wichtig Hinweise!

Der Artikel ist, wie hier im Blog üblich, “etwas ausführlicher”, weil ich auch die Hintergründe “klar machen möchte”, welche mich zu meinen Schlüssen gebracht haben. Dabei geht es um richtige Studien, die gemessen haben was ist, nicht was irgendwer “denkt”. Auch habe ich ein wichtiges Zitat aus einem Interview mit Frau Prof. Dr. Führer zum Ende des Artikels aufgegriffen. Wer dies aufmerksam ließt, wird sicher staunen. Staunen tat ich auch deswegen, da dieses Interview nicht frei in der Ärzte-Zeitung verfügbar ist, wobei das gesagte fundamental wichtig ist.

Tipp: Wen die Theorie nicht interessiert und wer nur die Praxis “wissen möchte”, der schaut bitte in meinen neusten Artikel zur Thematik. Dieser erklärt auch die Dosisfindung am Anfang der Einnahme von Schilddrüsen-Hormonen.

Ist die Einnahme der SD-Hormone nur ein mal am Tag sinnvoll?

Ich starte das Ganze mal mit einer Frage:

“Produzieren Schilddrüse & Co. die Hormone 24 Stunden ‘auf Vorrat’ und lassen sie dann ‘mit einem Paukenschlag’ am Morgen auf einmal frei (-> also in den Blutstrom)?”

Unentschlossen? Dann die Kontrollfrage:

“Produziert die Schilddrüse die Schilddrüsenhormone T4 (-> L-Thyroxin) und zum Teil auch T3 (->Thybon) recht kontinuierlich und auf Nachfrage (z.B. bei Mehrverbrauch durch Sport) oder nicht? Wandeln Leber und die anderen peripheren Organe das T4 nach T3 ggf. auch kontinuierlich bzw. auf Nachfrage um – oder nicht?”

Wer meinem Gedanken folgen kann & betroffen ist, dem empfehle ich weiter zu lesen. Wer hier gerade etwas verwirrt ist, und Schilddrüsen-Hormone einnimmt, der sollte auch weiter lesen. Wer das Ganze gerade am Smartphone ließt sollte eine Pause machen, den Artikel ausdrucken und dann in Ruhe, ggf. mit einem Textmarker, durchlesen.

Noch mal etwas zu T3 und T4, der Umwandlung, Störungen und der Regulation

Die Schilddrüsen-Regulation mit TRH + TSH und Produktion von T3, T4 und rT3 im Überblick.

Die Schilddrüsen-Regulation mit TRH + TSH und Produktion von T3, T4 und rT3 im Überblick.

In meinem “großen” Schilddrüsen-Artikel hatte ich schon etwas zu beiden Hormonen geschrieben: Das T4 wird von der Schilddrüse produziert und dort auch schon teils zu T3 gewandet, welches ‘aktiver’ wie das T4 ist. Das T3 ist das eigentliche ‘Gaspedal’ des Stoffwechsels. Der Rest der Umwandlung passiert in der Leber sowie dem peripheren Gewebe (-> faktisch dem ganzen Körper). Bei einigen Menschen ist die Produktion von T4 und auch die Umwandlung von T4 in T3 gestört – warum auch immer:

  • Teils fehlen Co-Faktoren (z.B. Selen, Jod, Tyrosin),
  • teils liegt es an einer Fehl-Regulation von TSH (-> z.B. durch ‘Fehler’ in Hypophyse & Hypothalamus  -> u.a. durch Amalgam)
  • teils ist die Schilddrüse ‘im Popo’ (-> Hashimoto, Organ zu klein, inhomogenes Gewebe, etc.)
  • teils liegt es an den Organen die T4 in T3 umwandeln – wie z.B. einer Leber die geschädigt ist.

Weiterhin kann es sein, dass durch entzündliche Prozesse im Körper ein zu großer Teil von T4 in das bremsende reverse T3 (rT3) gewandelt wird – und nicht in das aktive T3. Das rT3 wirkt dem T3 entgegen. Die fT3 Werte im Blut mögen hervorragend sein, kommen jedoch wegen dem hohem rT3 nicht zum tragen.

Oder es kann, z.B. bei einer durch die Pille bzw. hormonelle Verhütung induzierten “Östrogen”-Dominanz, welche eine Estradiol im Verhältnis zu Progesteron-Dominanz ist, dazu kommen, dass das Thyroid Binding Globulin (TBG), ein Transportprotein für freies T4, steigt, was zu Ungleichgewichten und teils sehr hohen fT4 Werten führen kann. Dann gibt es auch noch die SD-Antikörper auf die ich hier jedoch nicht eingehe.

Insofern sollte, wenn insbesondere das freie T3 (fT3) im Blut nicht steigt – auch mal links und rechts abseits der Schilddrüse geschaut werden: (Chronische) Entzündungen, die Pille, Mineralstoff- und Vitaminmängel, rT3 messen und so weiter.

So kann, wenn bei der Einnahme von T4 alleine die fT3 Werte nicht steigen wollen, auch die Einnahme von T3 (Thybon) angezeigt sein [1][2]. Allerdings kennen sich damit viele Ärzte nicht aus, obwohl das Vorgehen in Studien und Literatur beschrieben ist und praktiziert wird. Dies it jedoch immer erst ein späterer Schritt und T3 wird nie gegeben, wenn der Körper es selber schafft aus T4 (L-Thyroxin) genug (freies) T3 herzustellen.

Wichtig: Auch eine Schwermetall-Belastung (insb. mit Quecksilber aus Amalgam) kann das ganze Regulations-System durcheinander bringen. Quecksilber stört viele Enzyme in der Leber und lagert sich wohl auch in Hypothalamus & Hypophyse an – den ‘Steuercomputern’ für das Hormonsystem (und mehr).

T4 und T3: Einnahme, Anflutung im Blut und Abbau (Halbwertszeit)

Im Beipackzettel steht, das man die SD-Hormone morgens, eine 1/2 Stunde vor dem Frühstück, einnehmen soll. Warum genau das so sein soll und welcher Logik das folgt, steht da allerdings nicht. Um abzuschätzen wann und wie T3 und T4 ggf. ‘sinnvoller’ eingenommen werden könnten – also in einer Art, welche der Produktion im Körper selbst entspricht –  wäre es aus meiner Sicht sinnvoll zu wissen:

  • Wie lange es ab der Einnahme der Tablette braucht, bis sich die Tabletten-Dosis als fT3 bzw. fT4 im Blut zeigt.
  • Welchen Spitzenwert die Dosis dann (wann) erreicht bzw. wie weit der Wert im Blut prozentual erhöht ist.
  • Und wann (ab Einnahme) der Wert von fT3 und fT4 wieder um 50% (Halbwertszeit) bzw. auf den vorherigen Wert gefallen ist.

Auf Basis dieser Daten – so meine Überlegung – könnte man (rein hypothetisch) ein Einnahme-Schema ableiten, was der natürlichen Ausschüttung der Hormone über den Tag näher ist als die ‘Einmal-am-Tag-Variante’.

Zu einigen Studien und Angaben die zu finden sind….

Wer nur ein bisschen im Internet sucht, der wird in etwa (nach-) folgende Daten finden, wobei beachtet werden sollte, dass oft keine Referenz-Bezüge auf Dosis & Co. angegeben sind [3]:

  • Orales T4 (Thyroxin)
    • bis zu 80% Absorption,
    • erreichen der maximale Serumkonzentration nach zwei bis vier Stunden,
    • die Serumkonzentration steigt dann um 20% bis 40%.
    • die Halbwertszeit ist um die 190 Stunden.
    • Eine fettige Mahlzeit senkt ihre Absorption um 40%,
    • und selbst das Trinken von Kaffee senkt ihre Absorption um 27% bis 36%.
  • Orales T3 (Tybon)
    • um die 90% Absorption,
    • Spitzenwerte werden ein bis zwei Stunden nach der Einnahme erreicht,
    • die Serumkonzentration kann um 250% bis 600% steigen.
    • die Halbwertszeit ist um die 19 Stunden.

Andere Quellen geben ähnliches an, teils etwas mehr, teils weniger. Allerdings gibt der Artikel [3], wie schon angemerkt, keine Dosis in Bezug auf die Einnahme von T3 oder T4 an. Eine weitere Studie zu T3 (Only) – die richtig nachgemessen hat und auch die Daten + Grafiken in der Studie präsentiert, schreibt folgendes [5]:

  • Orales T3, 25 µg:
    • Spiegel von 220–230 ng/dL (Ausgangswert: 100 ng/dL) bei fT3 wurden nach 4 h erreicht.
    • Nach 12 h war der Spiegel wieder 100 ng/dL (Baseline).
  • Orales T3, 50 µg:
    • Spiegel von 350–375 ng/dL (Ausgangswert: 100 ng/dL) bei fT3 wurden (auch) nach 4 h erreicht.
    • Aber erst nach 20 h war der Spiegel wieder 100 ng/dL (Baseline).
    • Jedoch schon nach ca. 6-7h um 50% gefallen.

Hier erkennt man, das die Spitzenwerte & Halbwertszeiten bei den Blutspiegeln abhängig von der Dosis des T3 sind. Was bedeutet das?: Alle allgemeinen Angaben ohne die Dosierungen taugen nichts für genaue Betrachtungen – u.a. wohl auch die Daten von der ersten Quelle, die ich hier angegeben hatte -> Drei Absätze weiter oben [3].

Ein kurzes Zwischenfazit…. und was zu den Dosierungen von T3 & T4

Aus den beiden Angaben oben ist leicht zu ersehen, das hauptsächlich ein Faktor die Werte im Blut beeinflusst: Die Dosis (-> von T3 und T4). Nebenbei ggf. noch, was gerade (also vorher oder zeitgleich) gegessen (oder getrunken) wurde und wie ‘nüchtern’ der Magen ist.

Schaue ich mir nun die Dosierungen der T3-Studie [5] an, erkenne ich schnell, dass die dort verwendeten Dosen schon recht ‘Krass’ sind: 25 oder 50 µg T3 auf einmal ist schon eine “Hausnummer” im Vergleich zu üblichen T3-Tagesdosen im Bereich von 5-20 µg, verteilt auf 2-3 Dosen. Selbst Menschen mit Hashimoto und fast ohne Schilddrüse kommen (je nach Körpergewicht und Metabolismus) meist mit ca. 20 µg T3 (Thybon) über den Tag verteilt aus.

Bei T4 (L-Thyroxin) kenne ich Dosierungen, die sich in der Regel um 75-200 µg am Tag “einpendeln” – wenn die SD-Hormone “eingestellt” sind. Die oben angegebene Halbwertszeit von ca. 8 Tagen (teils finden sich auch nur 5 Tage) [3] kann ich jedoch nicht nachvollziehen. Das zeigt mir, wie wichtig es ist ganz genau in die wirklichen Daten der Studien zu schauen – also im Volltext!

Und noch eine Studie zur Einnahme von T3 & T4 (verschiedene Dosierungen, einzeln und in Kombination)….

Wer lange genug bei PubMed & Co. sucht – der wird fündig. So haben ein paar Wissenschaftler [2] doch wirklich nachgemessen, was im Blut passiert (u.a. fT3, fT4, TSH) , wenn 10 µg T3 und 50 µg T4 in Kombination bzw. nur 50 µg T4 eingenommen wird. Diese Dosen entsprechen dann auch halbwegs dem, was ‘normalerweise’ eingenommen wird, wenn T3 und T4 über den Tag verteilt werden. Hier mal die Grafiken aus der Studie und etwas Erklärung:


Hinweis: Der ausgeblendete Abschnitt ist nur für eingeloggte Unterstützer sichtbar…


Aus der Studie [2] ergeben sich also komplett andere Daten als aus anderen Angaben [3][5] – hier insbesondere bei der kombinierten Einnahme von T3 und T4:

  • beide freien Werte, also fT3 & fT4, erreichen ca. 2-3 Stunden nach Einnahme den Höchstwert im Serum.
  • Nach ca. 6 Stunden sind beide, fT3 und fT4, um ca. 50% gegenüber dem Höchstwert gefallen und
  • erreichen nach ca. 16 h (fT3) bis 20 h (fT4) wieder ungefähr die Ausgangswerte.

Maximaler Anstieg von fT3 im Serum in Bezug auf verabreichte Dosen T3 (ala Thybon). Datengrundlage aus zwei Studien mit ggf. anderen Kriterien bei Messung und Einnahme.

Maximaler Anstieg von fT3 im Serum in Bezug auf verabreichte Dosen T3 (ala Thybon). Anmerkung: Datengrundlage aus zwei Studien [2][5] mit ggf. anderen Kriterien bei Messung und Einnahme.

Wobei der Anstieg und Abfall von fT3 (max. ca. 45%) deutlicher ist als der von fT4 (max. ca. 18%). Klar erkennbar (u.a. aus der oben stehenden Verlaufs-Grafik mit den Messungen aus der Studie [2]) ist für mich auch, dass der maximale Anstieg von fT3 im Serum deutlich mit der Dosis von T3 (Thybon) zusammenhängt:

  • 10 µg T3 + 50 µg T4 = ca. 45%
  • 25 µg T3 = ca. 230%
  • 50 µg T3 = ca. 360%

Nebenstehend habe ich mal versucht das Ganze zu visualisieren – allerdings sollte dabei beachtet werden, dass die Daten unter verschiedenen Bedingungen erhoben und gemessen wurden.

Wichtig: Hohe Einzeldosen an T3 lassen die freien Werte im Serum in (aus meiner Sicht) un-physiologisch hohe Bereiche steigen. Insofern bevorzuge ich es hier (soweit möglich) nicht über 5 µg T3 als Einzeldosis zu gehen.

Und noch eine Studie zum 24h-Verlauf von TSH, fT3 und fT4

Eine Studie von Russel et al. [12], welche länglich in einem Artikel besprochen wird [11], befasst sich ebenfalls mit dem Verlauf von TSH, fT3 und fT4 über den Tagesverlauf, gemessen bei 33 Patienten, welches einen durchaus guten Überblick erlaubt.


Hinweis: Der ausgeblendete Abschnitt ist nur für eingeloggte Unterstützer sichtbar…


Noch etwas anderes wird aus der Studie von Russel klar: TSH schwankt teils deutlich über den Tag, erreicht mit ca. 1,4 im Medianschnitt den niedrigsten Wert um ca. 13 Uhr und den höchsten Wert zwischen 24 und 4 Uhr morgens mit ca. 2,2. Da auch das fT3 über den Tag stark schwankt ist es aus meiner Sicht wichtig immer zur gleichen Zeit (1h Korridor) die (Hormon- und Schilddrüsen-) Blutwerte bestimmen zu lassen, um später die (eigenen) Werte auch vergleichen zu können. Dieser Aspekt jedoch macht allgemeine “Referenzwerte”, ohne das Wissen wie diese zustande gekommen, sind nochmals fragwürdiger.

Beim T3 ergibt sich für mich noch eine zusätzliche Aussage: T3 sinkt über den Tag (-> mit der Aktivität) und steigt wieder in der Nacht (-> Schlaf). Aus dieser Perspektive kann es sinn machen, die höchste T3-Dosis am Morgen, direkt nach dem aufstehen zu nehmen und über den Tag dann nur noch kleinere Dosen.

Praktisches zur Einnahme: Teile (das L-Thyroxin & Thybon) und herrsche…

Ich leite aus den Studien und meiner Logik für mich ab, das ich die Einnahme der SD-Hormone (also T4 -> L-Thyroxin und ggf. T3 -> Thybon) auf ca. 2-3 Dosen über den Tag verteile:

  • T4 in zwei Dosen morgens & abends (‘auf der Bettkante’ – als die erste und letzte Tätigkeit am Tag)
    • Dosis jeweils ca. 1/2 Tagesdosis.
      • z.B. Morgens: 62,5 µg und Abends: 62,5 µg (125 µg gesamt).
  • T3 in 1-3 Dosen, mit Schwerpunkt auf den Morgen (am Morgen und am Abend zusammen mit T4)
    • Bei kleinen Dosen (z.B. 5 µg) alles am Morgen an dem Aufstehen.
      • Alternativ: 2,5 µg morgens und 2,5 µg mittags.
    • Bei mittleren Dosen (z.B. 10 µg) 50% (5 µg) am morgen und 50% (5 µg) zum Mittag.
      • Alternativ: 5 µg morgens , 2,5 µg mittags, 2,5 µg abends.
    • Bei höheren Dosen (z.B. 15 µg) je 1/3 (5 µg) an morgen, mittags und am Abend
      • Alternativ: 7,5 µg am morgen, 5 µg am Mittag und 2,5 µg zur Nacht.
    • Bei hohen Dosen von (z.B. 20 µg) 50% (10 µg) am morgen, 25% (5 µg) mittags und abends ebenfalls 25% (5 µg) der Tagesdosis.

Zu Thybon (T3): Die kleinste Dosis einer Tablette Thybon hat 20 µg. das ergibt halbiert 10 µg und geviertelt 5 µg. Dosen von 2,5 µg sind zwar möglich, jedoch recht unpraktikabel. Ob es notwendig ist in 2,5 µg Schritten vorzugehen müsste individuell in Erfahrung gebracht werden. Es könnte aus meiner Sicht z.B. bei einer HPU Sinn machen oder wenn der Körper stark vergiftet ist.

(Vereinfachtes) Beispiel wie die Schilddrüsen-Regulierung über den Hypothalamus (TRH) , die Hypophyse (TSH) & Rück-Kopplung aus den aktiven Hormonen T3/T4 geschieht.

(Vereinfachtes) Beispiel wie die Schilddrüsen-Regulierung über den Hypothalamus (TRH) , die Hypophyse (TSH) & Rück-Kopplung aus den aktiven Hormonen T3/T4 geschieht.

Die Logik hinter diesem Einnahme-Schema sollte inzwischen transparent sein: Die Schilddrüse schüttet die Hormone auch nicht in ‘einem Schwall’ am Morgen aus – sondern kontinuierlich und nach Bedarf. Zudem kann es starke (falsche) Rückkopplungen im ganzen Regulationssystem für die Hormone geben, weil auf einmal hohe ‘Spitzen’ bei fT3 und/oder fT4 auftauchen, auch das TSH spontan deutlich supprimiert wird. Das Regulationssystem der Hypophyse und des Hypothalamus reagiert eben sofort und regelt die körpereigene Produktion der SD-Hormone herunter.

Um die Schwankungen in diesem System, was ja noch auf andere Hormone wirkt bzw. diese reguliert, so gering bzw. physiologisch wie möglich zu halten – splitte ich die Einnahme von L-Thyroxin und Thybon wie oben beschrieben. Der gleiche Regulationsmechanismus ist auch der Grund, warum eine Anfangsdosis von T4 (z.B. 2 * 12,5 µg) recht zügig erhöht werden sollte (1-2 Wochen 25 µg Tagesdosis, 1-2 Wochen 37,5 µg Tagesdosis, min. 2 Wochen 50 µg Tagesdosis). Blutwerte sollten regelmäßig genommen werden, speziell zum Anfang, bis eine stabile Zieldosis mit guten fT4 Werten gefunden ist. Steigt fT3 nicht wie gewünscht durch die Gabe von T4 (-> Umwandlungsstörung), dann ist eine T3-Ergänzung überlegenswert. Auch hier wird niedrig gestartet (z.B. 2,5 µg Tagesdosis) und langsam (in 2,5 µg-Schritten) unter Kontrolle der Blutwerte bis zum Zielwert gesteigert. Wenn es zu krümelig wird, dann erst einmal nur auf zwei Dosen verteilt (morgens und abends), später 3 (auch mittags).

Natürlich kann es (bzw. wird es) bei Gabe von T3 und T4 zur (dauerhaften) Supprimierung von TSH bis auf Werte <= 0,01 (also kleiner oder gleich) kommen. Das ist “reglungstechnisch” logisch und auch folgerichtig. Das bedeutet jedoch nicht, das die Gabe von T3/4 negativ wäre, reduziert oder abgebrochen werden sollte. Bei Gabe von T4, spezielle jedoch T3 (Thybon) darf nur noch auf die freien Werte (-> fT3, fT4), also die richtigen SD-Werte, geschaut werden und nicht auf TRH oder TSH. Über die negative Rückkopplung beeinflussen Gaben von T3/T4 das Regelsystem der Hypophyse und des Hypothalamus in Bezug auf TRH/TSH. Allerdings ist dieses Regelsystem, aus welchen Gründen auch immer, nicht der Aufgabe guter Schilddrüsenwerte gerecht geworden.  Genau deswegen ergänzen wir ja T3/T4. Insofern werden mit der Gabe von T4 und ggf. T3 (Thybon) nun selber die freien Werte (fT3, fT4) “eingestellt”. TSH/TRH können bzw. müssen bei einer Ergänzung mit T3/T4 faktisch und praktisch ignoriert werden. Zudem steht auch im Beipackzettel zu Novothyral (T3/T4 Kombi-Präparat) [10]:

“Die Erhöhung der Schilddrüsenhormonkonzentration unter Novothyral führt über einen negativen Feed-back-Mechanismus zu einer supprimierten TSH-Sekretion der Hypophyse

Ich schreibe das, weil ich es schon erlebt hatte das an diesem Punkt (-> TSH <= 0,01) Therapeuten die Gabe von T3/T4 wieder zurückfahren wollten und es auch getan haben. “Beipackzettel-Lesen & Mechanismus verstehen” ist hier in jedem Falle angebracht. Für jemanden, der “Reglungstechnik” in seinem Studium hatte, ist das alles folgerichtig und auch unmittelbar klar und logisch. Ärzte sind in der Regel jedoch keine Ingenieure oder Techniker.

Wer mir nicht glauben schenken mag das eine Einnahme von zumindest T4 am Abend auch klappen kann, den verweise ich auf einen Bericht in der Apotheker-Zeitung zur aktuellen Studienlage zur Einnahme von T4 (L-Thyroxin). Dort steht u.a.: [6]

Eine abendliche L-Thyroxin-Einnahme, entweder 30 Minuten vor dem Abendessen oder vor dem Schlafengehen mit mindestens zwei Stunden Abstand zur letzten Mahlzeit ist ebenso effektiv wie eine morgendliche Nüchtern-Einnahme 30 Minuten vor dem Frühstück.”

Warum die allerdings nicht darauf gekommen sind jeweils die Hälfte der Dosis Abends und am Morgen einzunehmen? Keine Ahnung…

Anmerkung zu T3/T4 Kombipräparaten (z.B. Prothyrid, Novothyral) & was von Frau Prof. Dr. Führer

Theoretisch wäre für eine fein dosierte Zufuhr an T3 auch ein T3/T4-Kombibräparat wie Prothyrid aus meiner Sicht eine Option. Dieses enthält z.B. 100 µg T4 und 10 µg T3. Eine 1/4 Tablette hätte dann 2,5 µg T3, eine 1/8 Tablette 1,25 µg – aus meiner Sicht klasse zum fein-dosieren. Die T4-Dosis die dann immer ‘mitkommt’ müsste natürlich im Hinblick auf die Tagesdosierungen berücksichtigt werden.

Optimal wäre natürlich eine T3-Variante die Zeitgesteuert (retardiert) den Wirkstoff freisetzt – das gibt es meines Wissens aber nicht. Das dieses nötig wäre merken auch die Fachleute bzw. zumindest eine Fachfrau, hier Prof. Dr. Führer, Direktorin der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen und Zentrallabor – Bereich Forschung und Lehre am Universitätsklinikum Essen, an [9]:

“Und wir benötigen retardierte T3-Präparate. Unsere Schilddrüse setzt den ganzen Tag Hormone frei. Wir aber applizieren eine oder zwei T3 Dosen, die nur kurz wirken. Das ist unphysiologisch! Außerdem benötigen wir künftig wahrscheinlich für manche Patienten Präparate, die außer T4 und T3 weitere Schilddrüsenhormone oder Hormonderivate enthalten.”

Wenn das keine Unterstützung für meine Argumente hier ist – was dann? Auch weist Dr. Führer darauf hin, das es noch weitere “T’s” gibt! Nun sollte man sich fragen, warum “nichts passiert”, diese Dinge nicht breiter thematisiert werden und nicht zumindest das, was ich hier und in anderen Beiträgen vorstelle und thematisiere Standard in Arztpraxen ist! Fragen sollte man sich auch, warum so ein wichtiges Interview hinter einer “Paywall” ist und der Inhalt irgendwie kaum aufgegriffen wird. Wer hat ein Interesse daran, das diese Thematik nicht breiter diskutiert wird und auch Einzug in die allgemeinmedizinische Lehre erhält? Immerhin nutzen alleine in Deutschland mehrere Millionen Menschen Schilddrüsen-Hormone!

Tipp: In jedem Fall ist das ganze Interview mit Frau Prof. Dr. Führer lesenswert -> schaut dafür in den “Backup” Link.

Noch ein paar Tipps & wichtig Hinweise!

Eine fettige Mahlzeit kann die T4-Absorption wohl um bis zu 40%, und das Trinken von Kaffee die Absorption wohl um um 27% bis 36% senken. [3] Letztendlich zählen aber die Blutwerte… was dann ggf. dazu führt das der Kaffee-Trinker ggf. 10-20 µg mehr L-Thyroxin nimmt… wenn überhaupt. Als relevanter schätze ich Calcium ein, was wohl auch klar die Absorption reduziert – Milchprodukte & gleichzeitig SD-Hormone sind also eine schlechte Idee [6]. Auch gibt es wohl Interaktion mit zahlreichen Medikamenten -> also einfach mal den Beipackzettel lesen (schadet nie).

Daher sollte L-Thyroxin und Thybon aus meiner Sicht ‘in der Regel’ im ‘Fastenzustand’ und mit Wasser – also wirklich gleich nach dem Aufstehen und kurz vorm zu Bett gehen – eingenommen werden. Das T3 (Thybon) zur Mittagszeit nehme ich dann auch vor dem Essen zu mir, speziell wenn es noch einen ‘Kaffee danach’ geben sollte.

Bei der Einnahme würde ich selber zudem die Tablette unter die Zunge legen bzw. langsam im Mund zergehen lassen und die Aufnahme des T3 / T4 über die Schleimhäute zu optimieren (ähnlich dem Sublingualem B12). Aus meiner Sicht ist das auch auf Basis der Studienlage eine probate Maßnahme (funktioniert u.a. mit flüssigem T4 Levothyroxin) [7]. Allerdings geben einige zu bedenken, das sich die Absorptions-Charakteristika (leicht) ändern können [8] – also wie viel absorbiert wird und wie schnell (oder langsam) es im Serum / Blut anflutet.

Eine langsamere Anflutung vermeidet jedoch oft auch Spitzen, Herzklopfen & Co., weswegen es Menschen gibt, die Thybon und/oder L-Thyroxin lieber nach dem Essen am frühen morgen einnehmen – aber dafür ggf. etwas höher dosieren. Letztendlich dosiert man ja nach der Blutwertkontrolle in Verbindung mit dem eigenen Befinden – und das eigene Befinden ist aus meiner Sicht zentral.

Würde ich von einem Einnahme-Schema ‘nur am Morgen’ auf das hier vorgeschlagene umstellen wollen (inkl. der sublingualen Einnahme) – dann würde ich selber das nur in ganz kleinen Schritten über einen längeren Zeitraum machen – damit sich die Systeme im Körper langsam an den neuen Zustand gewöhnen können (z.B. alle 1-2 Wochen maximal 12,5 µg mehr T4 am Abend bis zur 50/50 Aufteilung). Natürlich würde ich, wenn ich so etwas machen würde, auch regelmäßig die Blutwerte kontrollieren und alles mit meinem verschreibenden Arzt vorher besprechen. Anekdotisch habe ich dann auch einige Berichte gelesen, in welchen Anwenderinnen und Anwender über:

  • a) besseren Schlaf,
  • b) eine bessere Umwandlung von T4 nach T3,
  • c) morgens eine bessere Fitness und
  • d) weniger Anflutungs-Probleme (z.B. Herzklopfen 2 h nach Einnahme von L-Thyroxin / Thybon)

berichten. Falls es bei der Umstellung zuerst zu einem schlechteren Schlaf gab, hatten sich diese Symptome dann auch oft nach ca. 2 Wochen gegeben. Zumindest habe ich es so in Erinnerung.

Und noch eine Rückmeldung meiner “Expertin”:  Höhere Dosen T4/T3 am Abend bzw. nach der Verlaufskurve der Blutwerte haben sich nach Aussage meiner Expertin nicht in der Praxis bewährt. Sie meint u.a., das die niedrigeren Werte von T3 am Tag auch daran hängt, das ordentlich “gestoffwechselt”, also T3 verbraucht, wird. Wie immer: Der Kontext in dem die Blutwerte interpretiert werden ist wichtig, nicht die Werte alleine und ohne Zusammenhang.

Achtung: In jedem Falle sollte eine Änderung des Einnahme-Schemas von L-Thyroxin und / oder Thybon mit dem eigenem Therapeuten, welcher die SD-Hormone verschrieben hat, vorab besprochen werden. Das veränderte Einnahme-Schema kann sich auf die Blutspiegel der SD-Hormone auswirken und sollte entsprechend begleitet und durch Blutwerte überprüft werden! [6].

Mein Fazit

Hier im Artikel habe ich meine eigenen persönlichen Ideen beschrieben, welche auf meinem Verständnis von Studien basieren. Die Impulse und Ideen dazu habe ich von einigen Menschen bekommen, die sich schon lange mit dem Thema Schilddrüsen-Hormone beschäftigen. Das ganze bedeute jedoch nicht das ich mit meinen Thesen richtig liege – all das hier ist letztendlich nur ein Gedankenspiel was ich für mich selber praktiziere.

Ach ja: Wer die Anflutungskurven von reinem Thybon betrachtet – sowie die Spitzenwerte im Serum (-> also was 25 oder 50 µg Thybon ‘auf einmal’ so machen), der sollte eine Ahnung bekommen wie unphysiologisch die so-genannte T3-Only  Einnahme ist – welche teilweise und speziell von einigen US-Therapeuten nahegelegt wird. Thybon (T3) hat aus meiner Sicht als Ergänzung von L-Thyroxin seinen Platz, also wenn die fT3 Werte nicht steigen wollen. Punkt. Ist fT3 schlecht und fT4 o.k. – dann sollten vorab erst einmal alle Co-Faktoren gecheckt werden. Dosismäßig kenne ich dann auch keine ‘normale’ Konstellation in der ein bis zu 80 Kg schwerer Mensch mehr als 150-200 µg L-Thyroxin und 15-20 µg Thybon (über den Tag verteilt) regelmäßig einnimmt.

Und noch was: Wer meint mit Sellerie-Saft und Ratschlägen von selbst-ernannten mystischen ‘Medizinischen Medien’ seine Gesundheits- und Schilddrüsen-Probleme zu heilen – der sollte ggf. nochmal nachdenken. Sellerie-Saft macht keine Schilddrüsen-Hormone und auf die Dauer höchstens einen überreizten (oder kaputten) Darm. So-etwas kann man ‘mal’ trinken – gibt es auch meiner Sicht jedoch besser zum Salat oder dem Smoothie. Gleiche Vorbehalte habe ich gegen megaviel” Jod & Co.

 


Und nochmal:In jedem Falle sollte eine Änderung bei der Einnahme von L-Thyroxin und / oder Thybon mit dem eigenem (kompetenten und aufmerksamen) Therapeuten, welcher die SD-Hormone verschrieben hat, vorab besprochen werden.


Links/ Quellen

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