EMF 11: Cornet ED88T Plus – ein Tri-Meter unter 200€ – Taugt es was?

Cornet ET88T Plus EMV-Messgerät

Cornet ET88T Plus EMV-Messgerät

Auf der Suche nach einem günstigen und kompakten EMF-Messgerät für unterwegs bin ich – nach dem Fehlschlag mit dem Tenmars TM190 auf das Cornet ED88T Plus gestoßen, welches ich hier kurz vorstellen möchte.

Hinweis: Für mehr zum Thema EMF, Mobilfunk & Co. schaut mal auf meine Seite zu EMF & Co.

Cornet oder Gigahertz (HF35C & ME3830B) ?

Wer hier im Blog öfters ließt, der weiß ggf. das ich selber schon zwei EMF-Messgeräte von der Firma Gigahertz besitze: Das HF-Messgerät HF35C und das NF-Messgerät ME 3830B. Diese ‘Semi-Profis’ sind leider zusammen so groß, das eine Mitnahme in der Fahrrad- oder Jackentasche nicht möglich ist – und sind für eine einfache Bewertung des EMF-Umfeldes auch nicht unbedingt nötig.

Das Cornet hingegen ist sehr kompakt, besticht durch eine interessante Anzeige sowie die Kombination von HF- und NF-Messgerät (Mikrowelle, Magnetisches Feld & elektrisches Feld) – auch ‘Tri-Mode’ EMF- Messgerät genannt.

Meine Fragen:

  • Wie gut ist das Cornet im Vergleich zu den Gigahertz Geräten?
  • Wo sind die Unterschiede zu den Gigahertz-Geräten?
  • Hat das Cornet eine Kaufempfehlung verdient?

Die Spezifikationen vom Cornet ED88T Plus

Das Cornet hat folgende Spezifikationen [1], welche ich aus dem englischem übersetzt habe:

  • RF (Mikrowellen-) Bereich: 100 MHz to 8 GHz (0.5 µW/m² to 1.8 W/m²)
    • inkl. Anzeige der Frequenz auf der die max. Sendeleistung empfangen wird.
    • Das HF35C schafft mit der beigelegten Antenne nur ca. 700Mhz bis 2,7GHz und misst ab 0,1µW/m² bis 2mW/m²
    • Wobei die 8HGz in der Realität wohl eher ein Wunschtraum sind [4].
  • Magnetisches Feld: Modus 1: 50 Hz to 10 kHz (0.1 µT to 60 µT), Modus 2: 50 Hz to 1 kHz (0.01 µT to 10 µT)
    • Das MB 3830B ist auch für Bahnstrom (16 Hz) geeignet und löst auf 1nT auf, kann aber nur bis 2µT messen
  • Elektrisches Feld: 50 Hz to 50 kHz (10 V/m to 1000 V/m)
    • wobei das Cornet in der Praxis auch Werte unter 10V/m misst.
    • Das MB 3830B löst ab 1V/m bis 100KHz auf & kann zudem Potentialgebunden (geerdet) messen.
  • Lautsprecher für RF-Signalanalyse
    • Jedoch sehr leise.
  • Histogramm auf dem LCD-Display – sehr schön, inkl. Anzeige des Maximum-Wertes
    • Funktionen für Maximum, Durchschnitt & Halten (des Anzeigewertes).
  • USB Interface zum PC inkl. Data-Logger Funktionalität [2]
    • Jedoch keine spezielle Software verfügbar – alles nur per Terminal

Das ganze sieht also nach einem Guten gerät aus – die Messbereiche nach ‘unten’ (wo es interessant ist) sind o.k. Nach Oben übertreffen Sie in der Regel die Messbereiche der Gigahertz Geräte deutlich. Zudem kann das ET88T bis 8GHz messen – sehr schön, da dadurch auch 5GHz WLAN und demnächst (einige) 5G Frequenzbänder erfasst werden.

Die Anzeigen in den verschiedenen Betriebs-Modi

RF Modus (Mikrowelle)

RF Modus (Mikrowelle)

Modus für Elektrisches Feld

Das Cornet kann mit dem Mode-Schalter durch die verschiedenen Messarten geführt werden. Das Umschalten geschieht schnell, die Anzeige ist recht übersichtlich und zeigt einiges an, was ich bei den Gigahertz doch arg vermisse.

  • Sehr schön ist die ‘MAX’-Funktion, welche in allen Messbereichen den jeweils höchsten gemessenen Wert speichert und anzeigt.
  • Das Histogramm ist gut, wenn in der Umgebung periodisch hohe Feldstärken auftauchen – das ganze wird dann recht gut visualisiert
Magnetfeld-Modus 1

Magnetfeld-Modus 1

Magnetfeld-Modus 2

Magnetfeld-Modus 2

Im RF-Modus gibt es dann noch eine Anzeige (oben, in der Mitte) welche die Frequenz anzeigt, auf welcher bei “Peaks” mit der höchsten Sendeleistung gesendet wurde. Dann weiß man schnell welche Störquelle das Problem ist:

  • WLAN: 2,4-2,48 GHz, 5,15-5,72 GHz
  • DECT: 1880-1900 Mhz
  • GSM: 890-915, 935-960, 1.710-1.785 und 1.805-1.880 MHz
  • UMTS : 1.920-1.980 und 2.110-2.170 MHz
  • LTE: um die 800 MHz, 1,8 GHz, 2 GHz und 2,6 GHz
  • TETRA: um die 380-410MHz

Der Vergleich: Cornet <-> Gigahertz

Die Sensoren

Die Lage der Sensoren

Beim Messen mit dem Cornet muss die Lage der Sensoren beachtet werden um korrekte Messergebnise zu erzielen. nebenstehend die Messrichtung für die drei Bereiche, welche ich identifiziert habe. Je nach Art der Magnetfelder bzw. RF-Strahlung sollte dann das Gerät noch um seine eigene Achse gedreht werden um die höchsten Werte auszumachen.

Was habe ich (in einem kurzem Test) ermittelt?

  • Bei der RF-Messung vom einem Notebook-WLAN in gleichem Abstand (ca. 2,5m) zeigte das Cornet bei der Ausrichtung zum Notebook Messwerte an, welche etwa in dem Bereich sind was das HF35C im ‘Peak’-Modus angezeigt hat.
    • Dabei muss darauf geachtet werden, das das Messgerät entsprechend der Antenne ausgerichtet ist (seitlich) und es sollte dann noch gedreht (oben/unten) werden um die maximale Sendeleistung zu erfassen.
    • Allerdings sagt das nicht viel aus: Andere Geräte dieser Preisklasse ohne spezielle Antenne und Elektronik, auch Cornet-Geräte, haben in einem Test des WILA-Bonn dann auch in der HF-Messung eher schlecht abgeschnitten – speziell in Bezug auf die Messung über 2,4 GHz [4].
  • Bei der Messung von elektrischen Feldern (Stromleitung in der Wand) stimmten die Messwerte fast überein (ca. 10-20% Unterschied)
  • Bei der Messung von magnetischen Feldern hat es an der Stromleitung (mit Stromfluss für eine Lampe) auch gut gepasst.
    • Bei starken Feldern an der Unterseite vom Notebook hat es deutlich mehr (ca. 5-10 mal) angezeigt als das Gigahertz – was ggf. an der Position des Sensors in den Geräten liegen kann.
Spannungsfelder messen

Spannungsfelder messen

Weitere Test habe ich noch nicht gemacht. Interessant wären hier die (hochfrequenten) Felder eines Schaltnetzteils sowie der Vergleich bei komplexe EMF-Belastungen in Fußgängerzonen sowie Bussen und Bahnen. Ich selber nutze das ET88T jedoch kaum noch, da mir die Antennen-Charakteristik und die Handhabung nicht so ganz gefällt.

Mein (aktuelles) Fazit

Das Cornet ED88T Plus scheint ein kompaktes und durchaus brauchbares Tri-Mode Messgerät für EMF zu sein – aber im HF Bereich über 2,4GHz ggf. nur noch ein sehr grobes Schätzeisen [4]. Aber für das Geld bekommt man hier aus meiner Sicht nirgendwo mehr. 8GHz hört sich gut an, ist aber bei integrierten Antennen eher ein Wunschtraum.

Zwar ist es nur für Magnetfelder ab 50 Hz geeignet (also nicht Bahn-Strom), jedoch dürfte das für den Normalanwender vollkommen ausreichen. Schön ist, das der Messbereich bei Magnetfeldern und auch im Bereich der RF-Sendeleistung & Frequenz deutlich größer ist als beim Gigahertz – und auch den Bereich von TETRA (Behördenfunk) und 5 GHz WLAN abdeckt.

Allerdings ist der Messbereich ‘nach unten’ mit 10 nT und 10 V/m (in der Praxis wohl eher ab 2-3V/m) nicht so toll, denn hier werden von Baubiologen und anderen <20 nT und <1 V/m empfohlen – auf jeden Fall unter 100 nT (Grenzwert für Büro-Arbeitsplätze) und 10 V/m. Die Mess-Auflösung ist in diesem Bereichen ist zwar Grenzwertig – in der Praxis jedoch ausreichend. Ihr werdet euch wundern wie hoch die reale Belastung in vielen Bereichen heute ist…

Meiner Einschätzung zu den Geräten wird auch von Alasdair Philips (Powerwatch, UK) [3] geteilt. Für Ihn sind die Geräte von Cornet die beste Wahl in Bezug auf die bezahlbare Messgenauigkeit – wobei die Messgeräte von Gigahertz die Referenz in Ihrem Preisbereich darstellen.

So eignet sich nach meiner ersten Einschätzung nach das ED88T Plus auf jeden Fall für Messungen im privaten Bereich in Bezug auf ‘Gut oder Böse’. Auf jeden Fall sollte jedoch beim Messen die Position & Lage der Sensoren berücksichtigt werden um die maximalen Belastungen korrekt zu erfassen.


Links/Quellen

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