Nebennieren Teil 2: Diagnostik: Blutwerte, Cortisol-Tagesprofil mit DHEA & Co. im Speichel & Urin, Haar-Analysen, „Dexa“ & ACTH-Tests

Blutwerte aus dem Labor

Labor/Blutwerte. Quelle: Pixabay

Dieser Teil dreht sich um alles, was gemessen und gedeutet werden kann: Im Speichel, im Blut und im Haar. Zudem gehe ich auch auf Tests ein, bei denen man sehr vorsichtig sein sollte: ACTH-Stimmulations- und „Dexa“methason-Suppressions-Tests (DST).

Wie im ersten Teil beschrieben liegt eine Nebennieren-„Schwäche“ (NNS) bzw. „Überstrapazierung“ des Organs in der Regel an „Dauerstress“, z.B. zu viel Adrenalin + niedrige Schilddrüsenwerte und anderem physischen bzw. psychischen „Stress“. Ggf. gibt es auch ein Regelungsproblem seitens der Hypophyse und / oder des Hypothalamus, wie es z.B. bei Belastung des Gehirns mit Quecksilber oder einem „heruntergerockten Körper- & Hormonsystem“ auftreten kann.

Wichtig: Die NNS ist ein „alternatives Konzept“ und keine schul-medizinische Diagnose und keine (schul-medizinische) primäre oder sekundäre Niereninsuffizienz und definitiv kein Morbus Cushing oder Morbus Addison, wo es in der Regel um geschädigte Organe oder Adenome (-> Tumore) geht.

In diesem Beitrag geht es nun darum, was man wie und vor allem ohne Nebenwirkungen messen kann und natürlich auch, wie das dann zu deuten ist bzw. wie man es deuten „könnte“. „Könnte“ ist hier eine wichtige Einschränkung, da die Werte & Tests, die ich hier vorstelle, auch nur ein Ausschnitt aus dem Ganzen sind.

Folgende Themen möchte ich in diesem Artikel vertiefen:

  • Zum allgemeinen Vorgehen
  • Blut-Werte: Das Steroid-Hormonsystem mit Fokus auf Cortisol und DHEA
  • Wie DHEA-S Blutwerte zu deuten sind
  • Wie Cortisol Blutwerte zu deuten sind
  • Interpretation der Blut-DHEA-S / Cortisol-Werte und Konstellationen?
  • Speichel-Werte: Cortisol-Tagesprofil mit DHEA & Co.
  • Haar-Werte: Das Na/K zu Ca/Mg-Verhältnis
  • Cutler zu niedrigen Adrenalin: Kein extra Tyrosin & Phenylanalin
  • Warum ich von ACTH-Stimulations- und Dexamethason-Suppressions-Tests (DST) nicht viel halte

Am Ende des Artikels folgt mein übliches Fazit.

HinweisHier geht es zu meiner Hormon-Serie.

Zum allgemeinen Vorgehen

Ich selber würde immer erst mit Blutwerten das gesamte Steroid-Hormonsystem + Schilddrüsenwerte (im nächsten Abschnitt aufgeführt) messen und dann, wenn etwas auffällig ist, nach Bedarf, einen Cortisol (+DHEA) 24-Stunden Test im Speichel durchführen. Steht kein Labor zur Verfügung, und besteht der Verdacht auf „Probleme mit den Nebennieren“, kann der Speicheltest auch direkt zu Hause durchgeführt werden.

Ein DDI-Haar-Test kann ebenfalls, z.B. wenn dieser schon vorliegt, wertvolle Hinweise liefern, selbst wenn schon mit DHEA und Hydro-Cortison (-> dem Menschen-Bioidentischen Cortisol) ergänzt wird. Allerdings würde ich keinen Haar-Test „nur“ für die Nebennieren machen. Wie eine auffällige Nebennieren-Thematik im Haar-Test aussieht, kann jedoch hilfreich sein, wenn man nur einen Haar-Test vorliegen hat, der ebenfalls von zu Hause aus durchführbar ist.

Natürlich gibt es noch andere visuell auffällige und diagnostische Dinge, wie z.B. dunkle Ringe unter den Augen bei einer NNS. Hertoghe beschreibt solche in seinem „Atlas of endocrinology“ inklusive Bildern. Da die Symptome jedoch nie spezifisch in Bezug auf eine genaue Ursache sind möchte ich mich und meine Leser nicht mit elendig langen Symptomlisten beschäftigen, die einen alleine letztendlich nicht weiter bringen, da am Ende doch Blutwerte & Co. genommen werden müssen um Klarheit zu schaffen.

Wichtig ist mir, daß die Blutwerte „richtig interpretiert werden“. Nur der Fakt, daß die Werte innerhalb „der Norm“ liegen – hat nichts zu bedeuten, denn Normwerte sind keine Gesundheitswerte. Wer zudem weiß, wie Normwerte zu Stande kommen, dem gruselt es! Dies gilt (aus meiner Sicht) insbesondere für DHEA, Cortisol und andere (Steroid-) Hormone!

Blut-Werte: Das Steroid-Hormonsystem mit Fokus auf Cortisol und DHEA

Einfluss der Nebenniere auf die Steroid-Hormonproduktion

Wer im ersten Teil aufgepasst hat oder meinen Diagnoseleitfaden kennt, der kann sich ggf. schon denken, dass das Messen aller Steroid-Hormonsystem Werte als „Paket“, aus einer Blutentnahme, das Optimum wäre. Dies, weil Probleme mit der Nebenniere ja Auswirkungen auf das gesamte Steroid-Hormonsystem, und damit auch auf das Gesamtsystem, haben. Insofern messe ich, wenn labortechnisch möglich und individuell bezahlbar, in der Regel folgende Werte zusammen – also mit der gleichen Blutentnahme:

  • Pregnenolon (Optional, macht bei erster Messung >40J durchaus Sinn, ca. 30€)
  • Progesteron
  • DHEA-S („-S“ = sulfatierte Speicherform)
  • Cortisol
  • Freies Testosteron (Alternativ: Gesamt-Testosteron + Albumin)
  • Östradiol (E2)
  • SHBG (Bindet Estradiol, Testo bis zu ca. 65-70%)
  • DHT (Optional, aber teils wichtig in bez. auf Prostata & Co., ca. 30€)
  • CBG (Optional, Bindet Progesteron (bis zu ~ 18%), Cortisol (bis ~ 75%))
  • Albumin (Optional, Bindet Estradiol & Testosteron (bis zu ~ 30%), Progesteron (bis zu ~ 80%), Cortisol (bis ~ 15%))

Die beiden wichtigsten Einzelwerte in diesen Zusammenhang sind DHEA-S und Cortisol (ca. 40€), wobei CBG relevant sein kann und Progesteron sowie Pregnenolon wichtige Hinweise liefern wie es mit den Vorläufern aussieht, u.a. weil man diese beiden auch recht gut und sinnvoll ergänzen kann. CBG kann relevant werden, weil es „freies“ Cortisol „wegbindet“ was dann für einige Prozesse nicht mehr physiologisch wirksam zur Verfügung steht Das messe ich jedoch nur bei „schrägen auffälligkeiten“. Freies Testosteron, Estradiol und SHBG sind wichtig um später bei Ergänzung mit DHEA die Dosis zu kontrollieren und zu schauen, das nicht zu viel in die jeweilig für das Geschlecht „falschen Wert“ metabolisiert wird. Dafür sollte man jedoch seine Basiswerte kennen, sonst kann nichts verglichen werden!

Damit man einen „korrekten“ Vergleich hat und weil Cortisol abhängig von der Tageszeit ausgeschüttet wird, sollten diese Blutwerte bis maximal 8:30, besser 8:00 Uhr gemessen werden. Weithin sollte die „Anreise“ zu diesen Blutwerten eher Stressreduziert und nicht unbedingt mit einem 20 Kilometer Fahrrad-Halbmarathon geschehen 😉 Wichtig: Bei Frauen mit Zyklus bitte 5-7 Tage vor der nächsten Regel messen, weil die Progesteron-Ausschüttung Zyklusabhängig ist. Ansonsten sind die Werte später nicht vergleichbar!

Warum überhaupt Progesteron messen? Weil es  in der Cortisol– aber auch Testosteron/Estradiol-Achse wichtige Funktionen hat, und dies, bei sehr niedrigen Werten, auch ergänzt werden kann, um dem Gesamtsystem zu helfen. Zudem kann das Gesamtsystem, sowie die Entwicklung der Werte, besser durch einen Coach oder Therapeuten verstanden werden, weil alles immer zusammenhängend gemessen wird.

Weswegen Pregnenolon (Optional)? Weil, falls Progesteron als Creme, DHEA in Kapsel und auch Hydro-Cortison (als Creme!) nicht verfügbar ist, z.B. Pregnenolon alleine, wenn es niedrig ist, bei der Synthese der von DHEA und Progesteron unterstützen kann. Zudem kann es in Kapseln eingenommen werden und ist in vielen Länder als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar.

Was ist mit SHBG, Albumin, freies Testosteron und Estradiol? Speziell wenn DHEA oder Progesteron ergänzt wird, hat dies auch Einfluss auf die nachfolgenden Steroidhormone. Da keiner vorab weiß oder einschätzen kann, wie DHEA und / oder Progesteron individuell verstoffwechselt werden, sollten diese Werte unbedingt erfasst werden um später die Auswirkung der Interventionen zu kontrollieren und anzupassen. Kommt es z.B. bei einer Frau nach einer Zufuhr von DHEA zu einer (seltenen) zu starken Erhöhung von Testosteron, wobei die DHEA-Spiegel o.k. sind, die Frau aber kein „Testo-Typ“ ist und Estradiol im Vergleich zu den ersten Referenzwerten untypisch niedrig bleibt, kann z.B. mit Estradiol ergänzt werden. Bestand oder kommt es jedoch zu ungewöhnlichem Haarwuchs bei einer Frau, dann sollte DHT kontrolliert, ggf. auch auf Kryptisches AGS geprüft werden.

Ja, ich weiß: Kompliziert, wobei im 95% Regelfall alles ohne große Kompliziertheiten abläuft. Die Quintessenz ist jedoch: Immer alle Werte messen, damit später eine Referenz für den Vergleich der Entwicklung da ist. Insofern würde ich die optionalen Werte beim ersten mal mit messen.

Und noch mal, weil es so wichtig istBei Frauen mit Zyklus bitte 5-7 Tage vor der nächsten Regel messen lassen. Da Progesteron und Estradiol über den Zyklus stark schwanken, ist es wichtig ‘ein Normal’ zu haben, auf den nachfolgend beschriebene Referenz-Bereiche bezogen werden können. Optimalerweise wird auf dem Laborbogen (wenn dieser zurückkommt) genau notiert, an welchem Zyklus-Tag die Blutprobe genommen wurde. Zudem am Morgen vor der Messung KEINE NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL und KEIN HORMONE einnehmen oder applizieren! Am Abend vorher schon.

Wie DHEA-S Blutwerte zu deuten sind

Um die DHEA-S und Cortisolwerte (am Morgen) einschätzen zu können muss man erst einmal eine Idee davon haben, was „oben und unten“ ist. Je nach Labor, Testverfahren & Co. werden verschiedene Blut-Werte angegeben, welche sich, im Fall von DHEA, dann noch nach Geschlecht und Alter unterscheiden. Insofern ist meine nachfolgende Tabelle nur eine Annäherung. Zu beachten ist, daß die Werte, je nach Labor, auch in µmol/l angegeben werden können (-> Umrechnung: 1 µg/dl=0,027 µmol/l bzw. µg/dl-Wert  * 38,58). Grobe, gemittelte DHEA-S Wertebereiche nach Alter und Geschlecht die nach verschiedenen Studien ermittelt wurden:

Alter (Jahre) Männer (µg/dl) Frauen (µg/dl)
0–9 < 15 < 15
10–19 80–560 65–370
20–29 280–640 65–380
30–39 120–520 45–320
40–49 95–530 32–240
50–59 70–310 26–200
60–69 42–290 20–130
≥ 70 28–175 15–90

Orientieren würde ich mich selber hier nur an den oberen Hälfte der Werte, da das untere Wertespektrum, speziell ab 30 Jahre, altersbedingt ständig sinkt.

Gut zu sehen ist jedenfalls, daß ab ca. 50 Jahren bei DHEA-S und auch Cortisol „der Laden zusammenkrachen“ kann. Es ist nicht so, daß die Menschen im Alter kein Cortisol und kein DHEA mehr bräuchten, jedoch kann man Optimalwerte nicht von „durchschnittlichen Werten der Masse“ ableiten. Nur wenige Menschen, mit guter (Epi-) Genetik, guten Lebensgewohnheiten, guter Ernährung und Menschen-Gerechtem „Stress“ haben im Alter noch natürliche gute Werte. Weswegen es (anekdotisch) im „alten China“ wohl teils üblich war, den Urin von Jünglingen zu trinken, da dieser viele Hormone bzw. Metaboliten enthielt die „den Alten“ auf die Sprünge half.

So schlagen Miller et al [3] in ihrem Buch zur Lebensverlängerung bzw. dem „Well Aging“ DHEA-S-Werte für beide Geschlechter von in jedem Fall über 150 µg/dl vor. Als Optimalwerte geben sie folgendes an:

  • Beim Mann >280 µg/dl bis ca. 450 µg/dl
    • Anm,: Beim Mann über 45 sind aber auch 250 (ohne Ergänzung) schon ganz o.k., geringer würde ich selber es aber nicht haben wollen.
  • Bei Frauen >200 µg/dl bis ca. 250 µg/dl, max. 350 µg/dl -> wo meine Hormon-Fee anmerkt, das 350 µg/dl sehr viel für eine Frau ist und nicht mittels Ergänzung angestrebt werden sollte.
    • Wichtig: bei zu hohem DHEA(-S) besteht wohl die Gefahr, dass zu viel männliche Androgene produziert werden. Das muss mittels der Blutwerte des gesamten Steroid-Hormonsystems überprüft und beobachtet werden.

M. Platt , M.D. [4] gibt ähnliches an, wobei er DHEA ohne „-S“ angibt und seine Werte jedoch insgesamt höher liegen – allerdings in Bereichen die ohne Ergänzung heutzutage fast nicht mehr möglich erscheinen:

  • Beim Mann >450 µg/dl bis ca. 500 µg/dl
  • Bei Frauen >250 µg/dl bis ca. 300 µg/dl

Hertoghe [5], der „Hormon-Pabst“, gibt für DHEA-S als „Optimal level“

  • Bei Frauen 280 µg/dl
  • Beim Mann: 400 µg/dl

an, was mir noch plausibel erscheint und zu vorgenannten passt, ohne in den Extrembereich zu gehen.

Anmerken möchte ich, das die hier vorgestellten Werte aus dem Hormon- und „Longevity-„ orientierten Spektrum der Literatur bzw. Autoren kommen und nicht aus „etablierten“ Leitlinien.

Wie Cortisol Blutwerte zu deuten sind

Da die Cortisolspiegel im Blut zirkadian reguliert werden, meint: sie schwanken im Tagesverlauf, ist es wichtig, diese immer zur gleichen Zeit zu messen. Optimal morgens bis 8:00 Uhr, spätestens 8:30 (zusammen mit allen anderen Werten). Manche Labore geben Cortisol in nmol/l an, sodaß diese Werte dann umgerechnet werden müssen (-> Umrechnung: 1 µg/dl=27,59 nmol/l bzw. µg/dl-Wert geteilt durch 27,59). Da die Referenzbereiche für Cortisol je nach Lebensalter und Labor variieren können, sind folgende Werte als Orientierungswerte zu verstehen:

Alter (Jahre) Morgenwerte (µg/dl) Abendwerte (µg/dl)
0–1 1–20 < 5
1–10 2–15 < 5
10–18 3–18 < 7
18–30 6–23 < 8
30–50 5–20 < 8
50–70 4–18 < 8
> 70 3–16 < 7

Hertoghe [5] merkt noch an, das Referenzwerte keine Gesundheitswerte sind und das ein guter (-> „healthy“) Wert bei Cortisol in den oberen Bereichen der Referenzwerte liegt. Ungünstige Cortisolwerte liegen nach von Hertoghe präsentierter Studienlage (u.a. bei Kindern) klar im Bereich unter 7-9 µg/dl bzw. über 27 µg/dl. Allerdings wird nicht klar, in welchem Zeitraum die Studien die Cortisol-Werte ermittelt haben. Die Angaben scheinen mir jedoch Plausibel in Bezug auf die frühmorgendliche Abnahme. Gute Angaben zu zeitabhängigen Cortisol-Werten sind in jedem Falle rar, wie ich in Teil 3 dieser Serie noch aufzeige.

Das Cortisol sollte aus meiner Sicht am morgen (bis 8:00 Uhr) optimal min. 16-18 µg/dl betragen, wobei 20 µg/dl bei guten DHEA-Werten und ohne extremen Stress auch noch im gutem Bereich liegt. Wichtig ist es jedoch, hier die Zeiten der Blutabnahme einzuhalten bzw. diese auf dem Laborbogen inkl. ggf. „stressigem“ Morgen, zu notieren. Werte <=12 µg/dl oder >=24 µg/dl (bis 8:30) sind in jedem Fall nicht optimal.

Sind die Cortisol-Werte eher hoch/tief oder klar abnorm, dann bietet sich zusätzlich zu den Blutwerten die Abnahme eines Cortisol-Tagesprofils inkl. DHEA-S, (Nor-)Adrenalin und Serotonin/Dopamin an, denn Adrenalin, DHEA & Cortisol stehen in Wechselbeziehung.

Interpretation der Blut-DHEA-S / Cortisol-Werte und Konstellationen?

Mein grober Leitfaden zur Interpretation der DHEA-S / Cortisol-Werte und Konstellationen, wobei das im Alter abfallende DHEA immer weniger ein Maßstab für eine NNS ist, bzw. altersabhängig berücksichtigt werden sollte (und CBG unberücksichtigt bleibt):

  • Morgen-Cortisol sehr hoch, DHEA-S normal oder hoch, ggf. auch Adrenalin hoch = Vorphase einer NNS bzw. starker Stress (Cortisol ggf. kompensatorisch erhöht, wegen Schilddrüsen-Unterfunktion)
    • z.B. Corti > 24 µg/dl und DHEA-S > 200 µg/dl (Frau) bzw. >250 µg/dl (Mann), wobei die Werte alters- und geschlechtsabhängig sind.
  • Morgen-Cortisol tief, DHEA-S normal oder hoch = beginnende NNS, wobei das DHEA wohl ein Versuch ist, das Cortisol auszugleichen
    • z.B. Corti < 12 µg/dl und DHEA-S > 250 µg/dl (Frau) bzw. >350 µg/dl (Mann), wobei die Werte alters- und geschlechtsabhängig sind.
  • Morgen-Cortisol sehr hoch, DHEA-S tief = starke NNS oder starker Stress (Cortisol ggf. kompensatorisch erhöht, wegen Schilddrüsen-Unterfunktion)
    • z.B. Corti > 24 µg/dl und DHEA-S < 150 µg/dl (Frau) bzw. <180 µg/dl (Mann), wobei die Werte alters- und geschlechtsabhängig sind.
  • Beide (sehr) tief, ggf. auch Adrenalin tief = NNS in der Endphase
    • z.B. Corti < 10 µg/dl und DHEA-S < 100 µg/dl (Frau) bzw. <150 µg/dl (Mann)

Ein „gutes“ Cortisol bewegt sich in der Regel zwischen 15-20 µg/dl am Morgen (bis 8:30), gerne auch noch 21 oder 22 µg/dl, speziell unter 30 Jahren. Tagesvariationen, die genaue Zeit des Tests, können das Ergebnis beeinflussen. Ein „gutes“ DHEA-S ist eigentlich immer > 250 µg/dl (Männer) und > 200 µg/dl (Frauen), wobei es altersabhängig geringer wird. Werte unter 100 µg/dl sind jedoch, unabhängig von Geschlecht und Alter, nicht gut.

Je nachdem wie die Werte ausfallen kann hier potentiell mit DHEA und/oder Hydro-Cortison ergänzt werden, wobei die Details Umfang von Teil 3 dieser Serie ist.

Wichtig: Darstellungen wir hier gibt es faktisch nicht, da a) die Zeitpunkte der Erfassung von Cortisol nicht klar standardisiert sind, b) gute DHEA-S Werte als stark Altersabhängig gelten und die NNS als solche medizinisch nicht anerkannt ist.

Speichel-Werte: Cortisol-Tagesprofil mit DHEA & Co.

Musterbefund eines NeuroSpot Tests (2018)

Ganz wichtig: Die Speichelwerte bringen nur etwas, wenn noch nicht mit DHEA und/oder Hydro-Cortisol substituiert wird! Wird substituiert, dann können die Werte im Speichel abnorm hoch ausfallen und lassen keine reale Einschätzung zu. Dies gilt auch für andere Hormon-Speicheltests, welche gerne, z.B. von Heilpraktikern, benutzt werden, da hier eine Blutabnahme oft entfällt.

Ist zu vermuten, dass etwas bei den Nebennieren-Hormonen (speziell DHEA und Cortisol), den Nebennieren-abhängigen Neurotransmittern Adrenalin, Noradrenalin und ggf. auch Dopamin und Serotonin „nicht richtig läuft“, u.a. im Kontext Stress, Erschöpfung, Antriebsschwäche, Motivation, etc., dann empfiehlt sich durchaus ein Cortisol Tagesprofil als 24 Stunden Test, z.B.

  • NeuroSpot 24h von CTL mit einem Musterbefund wie nebenstehend abgebildet, der
  • NeuroBalance Profil von Ganzimmun sowie der
  • Burnout-Kombitest von Medivere (ca. 184€), Musterbefund hier.
    • Umfasst: Serotonin, Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin in einer Morgenurinprobe sowie Cortisol und DHEA im Tagesverlauf (Speichel)

Die Tests können ggf. direkt beim Labor (Medivere) oder über den eignen bzw. einen geeigneten Therapeuten (CTL, GanzImmun) angefragt werden. Für die „Selbst-Diagnostik“ von zuhause aus bleibt jedoch nur der Test von Medivere übrig. Es mag weitere Tests geben – die kenne ich jedoch nicht.

Die Auswertung & Deutung sollte jemand machen, der solch einen Test schon (mehr)mal(s) gesehen hat und im Kontext zu den anderen (Blut-) Werten ein sinnvolles Vorgehen aufzeigen kann. Die jeweilige Dosis an Hydro-Cortison, DHEA und anderem kann nicht mittels eines 0815-Schemas pauschalisiert angegeben werden, wobei ich weiter unten noch auf den generellen Rahmen und etwaige Konstellationen eingehe.

Im gezeigten Beispiel, wurde nach Korrelation mit den Blutwerten (Cortisol >30 und DHEA ca. 165, je µg/dl), u.a. morgens mit DHEA 25 mg ergänzt. Die Schilddrüsen-Hormone (fT3/4) waren zudem extrem erniedrigt, was auf eine kompensatorische Erhöhung von Cortisol durch die HNNA schließen lies. Cortisol senkte sich im Laufe der Ergänzung mit SD-Hormonen, unter ärztlicher Begleitung, auf ca. 20 µg/dl, DHEA-S pendelte sich auf ca. 250 µg/dl ein. Dieses Beispiel zeigt natürlich auch, daß man ohne eine Gesamtschau auf zumindest die Werte, welche ich in meinem Diagnoseleitfaden aufgeführt habe, schnell wichtige Dinge übersieht.

Haar-Werte: Das Na/K zu Ca/Mg-Verhältnis


Die folgenden Zeilen sind nur für Freunde des Blog einsehbar.


Das „coole“ an den Haar-Werten ist noch daß, selbst wenn unter Substitution mit DHEA und Hydro-Cortisol die Blutwerte 1a aussehen, man in den Haar-Werten in der Regel immer noch die unterliegende Thematik der Nebennieren sehen kann, soweit diese (noch) vorhanden ist. Das, sowie der Status für Adrenalin, die Metabolismus-Rate, Lithium, Bor und Vanadium sind ansonsten nur sehr teuer oder gar nicht vernünftig per Blutwert ermittelbar.

Allerdings: Auf einem Haar-Test ist nicht in jeder Situation ein Problem mit den Nebennieren so klar sichtbar, wie oben abgebildet. Einige Werte kann man nur mit etwas Erfahrung deuten, so das sich grundsätzlich, wenn man es nicht schon 50 mal gemacht hat, anbietet hier ggf. Unterstützung bei der Auswertung zu suchen.

Cutler zu niedrigen Adrenalin: Kein extra Tyrosin & Phenylalanin

Wenn bei einer NNS Adrenalin fehlt, was aus Noradrenalin methyliert wird, welches wieder aus der Kette Phenylalanin ->Tyrosin -> Dopamin stammt, dann sollte auf jeden Fall eines nicht gemacht werden: Zu viel Aktivität.

Hier wird durch den (sportlichen) Stress die Adrenalin-Produktion angeregt, jedoch für einen Preis. Der Preis ist der spätere ‘Crash’ mit einer sehr langen ErholungsphaseWichtig ist hier das moderate Vorgehen: Spazieren gehen – aber nicht Marathon, niemals auf Adrenalin ‘laufen’, nicht ‘Rum-Hypern’ und sich auch nicht in diversen Aktivitäten, auch Mentale!, “verbraten”.

Wichtig auch: Wer denkt, mehr Adrenalin mit mehr Phenylalanin und Tyrosin zu bekommen, dem rät Cutler teils zum Gegenteil – zumindest bei viel Angst und Ärger [1, Seite 126]:

nehmen Sie KEINE Phenylalanin-, Tyrosin-, Alpha- oder Beta-Agonisten oder andere Dinge ein, die Noradrenalin und Adrenalin erhöhen.“

Zwar würde ich nicht über die verringerte Proteinzufuhr Tyrosin & Co. reduzieren, jedoch es nicht unbedingt extra „in riesigen Mengen“ zuführen. Phenylalanin (bis 2 * 500 mg / Tag) halte ich selber für unkritisch, bei Tyrosin sollte man vorsichtiger sein. 500 mg Tyrosin auf einmal sind schon eine „Menge Holz“.

Warum ich von ACTH-Stimulations- und Dexamethason-Suppressions-Tests (DST) nicht viel halte

Stop! Quelle: Pixabay

Oder: Warum diese oft leichtfertig eingesetzt werden!

Wie schon aufgezeigt, bieten Cortisol-Tagesprofile mit DHEA aus dem Speichel und Blutwerte des Steroid-Hormonsystems inkl. Cortisol und DHEA viele Diagnosemöglichkeiten ohne Nebenwirkungen, wie sie die ACTH-Stimulations- und Dexamethason-Suppressions-Tests ganz klar haben. Situationen, wie eine „gar nicht mehr“ funktionierende Nebenniere oder Cushing, welche diese Tests diagnostizieren sollen, sind im Vergleich selten.

Was machen nun die vorgenannten Tests?

Mit einem ACTH-Stimulations-Test wird die Nebenniere unnatürlich mit großen Mengen synthetischem ACTH (z. B. Tetracosactid) „stimmuliert“ um zu schauen (bzw. „prüfen“), ob diese daraufhin genug Cortisol & Co. produziert, also grundsätzlich noch „funktionsfähig“ ist. Das „klinisches Ziel“ ist also eine primäre Nebenniereninsuffizienz (Morbus Addison) oder indirekt sekundäre Insuffizienzen (z. B. aufgrund von Hypophysenproblemen) zu diagnostizieren, nicht jedoch, wie gut sie in einem dynamischen System (z. B. bei Stress) arbeiten. Weitere Probleme:

  • Nebenwirkungen des ACTH-Tests, insbesondere bei Patienten mit gestörter HHNA. Eine plötzliche, ACTH-Stimmulierte, Ausschüttung von Cortisol, DHEA, Adrenalin oder Noradrenalin kann zu Symptomen wie Unruhe, Schlaflosigkeit, Bluthochdruck oder Erschöpfung führen.
  • Weiterhin wird häufig nur festgestellt, das die Nebennierenrinde „funktioniert“, ohne dass direkt therapeutische Konsequenzen folgen oder davon abgeleitet werden können, insbesondere wenn vorab keine klaren diagnostischen oder therapeutischen Ziele formuliert wurden.

Der Dexamethason-Suppressions-Test (DST) wird hingegen für die Beurteilung vom (seltenen!) Cushing-Syndromen verwendet, wo es ein hohes Cortisol durch ein Hypophysenadenom (-> Tumor) geben kann. Hierbei wird mittels hohen Dosen von Dexamethason „überprüft“, ob dies die endogene Cortisolproduktion unterdrücken kann. Es geht also eher um eine negative Rückkopplung auf der Ebene der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HHNA) und nicht um die Stimulation der Nebennieren wie beim ACTH-Test. Das ganze ist noch einmal kritischer als der ACTH-Test:

Dexamethason:

  • ist etwa 25-30-mal stärker als Cortisol in seiner Glukokortikoidwirkung, und wirkt wie dieses auf den ganzen Körper!
  • hat eine längere Halbwertszeit (36-54 Stunden) als Cortisol (8-12 Stunden), verbleibt also im Vergleich lange im Körper!
    • nach 5 Tagen sind noch ca. 1/8 (12,5%) der anfänglichen Dosis im Körper, welche 25-30 mal stärker als Cortisol wirken!
  • hat eine stark negative Rückkopplung auf die HHNA und hemmt so die Freisetzung von:
    • CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon) aus dem Hypothalamus.
    • ACTH (adrenocorticotropes Hormon) aus der Hypophyse.
    • Dadurch wird die endogene (körpereigene) Produktion von Cortisol in der Nebennierenrinde nahezu vollständig blockiert.
    • „Dexa“ hat aber keine mineralokortikoide Aktivität, so das diese Eigenschaft von Cortisol nicht mehr bereitsteht und damit starke (negative) Auswirkungen auf den Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt!
  • hat in Folge wahrscheinlich viele systemische Nebenwirkungen, da vom Cortisol-Signal nicht nur CRH/ACTH betroffen sind, sondern auch andere Steuerhormone der Hypophyse und des Hypothalamus, wie TRH und TSH. Die Auswirkungen können wirklich sehr kritisch bzw. aus meiner Sicht lebensbedrohlich sein.

Ich kenne aus persönlichen Schilderungen nur starke Seiteneffekte und Störungen des Befindens über viele Tage, teils Wochen, in Bezug auf beide Tests. Konkrete Interventionen folgten nach den Tests nicht. Cortisol und DHEA-Werte waren vorab ebenfalls nicht abnorm, Cortisol-Tagesprofile wurden nicht vorab erstellt.

Aus meiner Sicht werden diese beiden Tests also oft leichtfertig verwendet, speziell wenn nicht vorher andere Tests und diagnostische Möglichkeiten wie ein Cortisol-Tagesprofil (Speichel) sowie Blutwerte des Steroid-Hormonsystems und anderer Blutwerte ausgeschöpft werden. ACTH- und DST-Tests liefern zwar diagnostische Hinweise, doch diese könnten oftmals auch mit weniger invasiven Methoden gewonnen werden. Darüber hinaus bieten sie faktisch keine konkreten Informationen für die exakte Dosierung von Interventionen wie Hydrocortison oder DHEA oder zur genauen Bestimmung der Ursache. Der primäre Zweck dieser Tests ist die Beurteilung der „Ja/Nein“-Funktionsfähigkeit der jeweiligen Achse, nicht jedoch eine Aussage zur Langzeitregulation oder zu Therapieempfehlungen.

Aus meiner Sicht dürfen solche Tests, wenn überhaupt, nur unter begleitender ärztlicher Aufsicht und am besten in einer Klinik durchgeführt werden. Das solche Tests schon bei noch normwertigen Cortisol- und DHEA-Spiegeln durchgeführt werden, bzw. nur knapp darüber oder darunter, ohne andere diagnostische Möglichkeiten auszuschöpfen, ist aus meiner Sicht unverantwortlich gegenüber den Betroffenen. Beim Dexa-Test muss auch unbedingt auf Kontra-Indikationen sowie Problemen mit einer supprimierten mineralokortikoiden Aktivität geachtet werden, wenn dies für den betroffenen Patienten Probleme bereiten könnte.

Mein Fazit

Einige der Bücher, welche ich für diesen und folgende Artikel durchgegangen bin.

Dieser Artikel hatte das Ziel eine Übersicht über die verschieden Laboranalysen im Kontext Nebennieren, Cortisol, DHEA(-S), Adrenalin & Co. zu geben. Dies ist die Basis für den 3ten  und folgende Teile dieser Serie, wo es um darauf aufbauende, „natürlich nur rein hypothetische“, Interventionen geht.

Dieser Teil und Teil 1 sollten aufgezeigt haben, dass das ganze „Nebennieren-„ Hormonsystem durchaus komplex ist. So geben auch meine Erklärungen hier nur einen zarten Einblick in die Komplexität der Regelkreisläufe., weswegen es ja auch „dicke, fette Bücher“ über diesen gesamten Themenkomplex gibt. Letztere sind jedoch für den interessierten und ambitionierten Laien und / oder Betroffenen kaum zugänglich.

Zudem brechen die meisten Bücher das Thema Hormone nicht unbedingt auf die „Was-Tun“-Schritte, die in der Praxis relevant sind, herunter – wobei das „The Hormone Handbook 2nd Edition“ von Dr. Thierry Hertoghe [5] genau das tut. Dieses Buch ist jedoch ca. 300€ „schwer“ und eher etwas für Profis. Genau deswegen bedient sich Teil 3, 5 und 6 auch diesem Buch und anderen Quellen, von deinen ich hier schon einige angegeben habe [1][3][4].


Links/Quellen

  • [1] Amalgam Illness: Diagnosis & Treatment: What You Can Do to Get Better, How Your Doctor Can Help You, Andrew Hall Cutler, Ph.D., 1. Juni 1999
  • [2] Hair Test Interpretation: Finding Hidden Toxicities, Andrew Hall Cutler, PhD, PE, ISBN: 978-0967616810
  • [3] The life extension revolution: The new science of growing older without aging, Philip Lee Miller, M.D.; Reinagel, Monica, Random House Publishing Group 2013, ISBN: 9780307418517
  • [4] Dr. Platts’s Guide to Bio-Identical Hormones, Michael E. Platt M.D., ISBN: 0-9778883-1-2
  • [5] The Hormone Handbook 2nd Edition, Dr Thierry Hertoghe, SA International Medical Books, 2010, ISBN: 978-2959971358

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