Nahrungsergänzungsmittel (NEM): Inhalts-, Zusatz- & Füllstoffe – was man wissen sollte
Der Markt der Nahrungsergänzungsmittel (NEM) für viele ist das beim Einstieg eine durchaus unübersichtliche Sache. Genau wie bei den Lebensmitteln gibt es die verschiedensten, teils unsinnigen Zusatzstoffe. Im Vergleich zu Pharma-Produkten geben sich jedoch die Mehrzahl der Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller aus meiner Sicht einige Mühe nicht ganz so viel “Mist” in die Produkte zu packen.
Da vorgenanntes keine Garantie ist, schaue ich bei jedem (neuen) Produkt auf die detaillierte Inhaltsstoff-Liste. Dort ist mir wichtig, das neben den Wirk-Substanzen und der Kapselhülle optimaler Weise nichts anderes in der Kapsel ist, wie z.B. Füllstoffe die ungünstig sein könnten (u.a. Siliciumdioxid, Polysorbat 80, Titandioxid, etc.). Danach sollte der Inhaltsstoff in der richtigen Form (-> Verbindung) und Qualität (z.B. Extrakt-Qualitäten bei Pflanzenpulvern) vorliegen.
In meinen Artikeln diskutiere oft im Detail was z.B. der Unterschied von ‘Zink’ und seinen Formen (z.B. als Citrat, Gluconat, Glycinat-Verbindung), ‘Magnesium’ und seinen Formen (z.B. als Bisglycinat, Malat, Citrat, Taureat, Oxid, Threonat) ist. Die Mineralien müssen an bestimmte Stoff gebunden sein – reine metallische Zink-, Magnesium- oder sogar Eisenspäne im Essen wären sehr ungesund. Bei Vitaminen gibt es ebenfalls verschiedene Formen, z.B. beim Vitamin B12 als Cyano-, Adenosyl-, Hydroxo- und Methylcobalamin. Auch hier muss man wissen was gut, ggf. schlecht oder passend für den Zweck ist. Der Begriff “Vitamin B12” sagt alleine nicht viel aus – er ist nur ein Oberbegriff.
Einiges von dem, worauf ich so achte, möchte ich in diesem Beitrag kurz darlegen.
Auf was sollte grundsätzlich bei NEM’s geachtet werden?
- (Ungünstige) Zusatzstoffe
- Teils sind in NEM’s Farb-, Füll- und Zusatzstoffe, Emulgatoren, Trennmittel, etc. enthalten die der Gesundheit nicht förderlich sind.
- Die schlimmsten sind aus meiner Sicht u.a.:
- Titandioxid (E171), ist u.a. stark Entzündungsfördernd und ist auch nach EFSA unsicher für den menschlichen Verzehr beurteilt [1].
- (Na-) EDTA, Konservierungsmittel, was auch ein potentieller Chelator ist, der potentiell Quecksilber im Körper umverteilen kann.
- Polysorbat 80 , ein kontroverser aber zugelassener Emulgator, ist aus meiner Sicht ein generelles “No-No.” [5]
- Aromen, Farb- und Geschmacksstoffe haben für mich in NEM’s nichts zu suchen.
- Eisenoxid: Unnötiges Eisen, speziell als Oxid, ist stark Pro-Oxidativ und sollte aus meiner Sicht vermieden werden.
- Süßstoffe (u.a. Aspartam, Sorbitol, Sucrose) sind für mich absolut zu vermeiden. Süßstoffe haben keine sinnvolle Funktion, außer potentiellen Schaden anzurichten.
- Tocofersolan bzw. D-alpha-Tocopheryl Polyethylenglycol 1000 Succinat, was ein Vitamin E + PEG ist. In den USA als GRAS bewertet (-> generell als sicher anerkannt), in der EU in NEM nicht erlaubt. Ich würde es vermeiden.
- Mannitol hat aus meiner Sicht nichts in NEM und Arzneimitteln zu suchen und bereit oft Verdauungsprobleme.
- Carragen würde ich auch nicht nutzen wollen [4].
- Fluss- und Antiklumpmittel
- Diese mittel werden verwendet, damit die Zutaten nicht zusammen“bappen” und sich besser bzw. schneller maschinell verkapseln lassen – “Time is Money”.
- Dabei gibt es einige, aus meiner Sicht umstrittene, Substanzen:
- Siliziumdioxid (wohl in der Regel amorph, E551) ist of anzutreffen und wird breit in Arzneimitteln, Kosmetika, Zahnpasta & Co. verwendet.
- Nach EFSA [7] “sicher”, auf für Kleinkinder, wobei es da auch Zweifel bez. Nano-Siliziumanteilen gibt [6].
- Tipp: Wenn es enthalten ist, sollte es eher als letzte Komponente aufgeführt sein (-> mengenmäßig geringster Anteil).
- Magnesiumstereat scheint mir eher unkritisch“er” zu sein. Weniger ist hier auf jeden Fall mehr [2][3].
- Siliziumdioxid (wohl in der Regel amorph, E551) ist of anzutreffen und wird breit in Arzneimitteln, Kosmetika, Zahnpasta & Co. verwendet.
- Füllstoffe
- Optimal keine, ansonsten etwas funktionales (-> gleichzeitig positiv wirkendes) wie Glycin (Aminosäure).
- Alternativ auch mikrokristalline Zellulose, Kokosmehl, Reismehl, etc. verwendet werden.
- Auch die Kapselhülle kann relevant sein: Pflanzlich oder aus (Schweine-, Fisch- oder Rinder-) Gelatine?
- Tipp: Wer Rinder-Collagen nutzt, der dürfte (bzw. sollte) auch mit Rinder-Gelatine Kapseln kein Problem haben. Ich bevorzuge in der Regel jedoch pflanzliche Kapseln.
- Optimal keine, ansonsten etwas funktionales (-> gleichzeitig positiv wirkendes) wie Glycin (Aminosäure).
- Pflanzliche Herkunft nicht immer besser
- Oft werden Vitamine aus getrockneten Obst & Getreide angeboten, z.B. B-Vitamine aus Buchweizen, Vitamin C aus Acerola.
- Bei B-Vitaminen aus Buchweizen (Extrakt) wird der Buchweizen in B-Vitamin Nährlösung aufgezogen. Sinnvoll?
- Einige ‘natürliche’ Vitamin C-Pulver (u.a. aus Acerola, CamuCamu) haben kein bzw. kaum Vitamin-C mehr, weil das Pulver u.a. mit Temperaturen über 50-60 Grad ohne Ausschluss von Sauerstoff getrocknet wurde.
- Meint: Es ist hier wichtig einen vertrauenswürdigen Hersteller, schonende Extraktions- und Trocknungsprozesse zu achten (u.a. gefriergetrocknet).
- Produkte aus Asien (u.a. Indien, China) können, auch in Bio-Qualität, belastet sein, wie Dr. J. Mutter berichtete (z.B. Paraquat in Bio-Produkten aus Indien).
- Oft werden Vitamine aus getrockneten Obst & Getreide angeboten, z.B. B-Vitamine aus Buchweizen, Vitamin C aus Acerola.
- Was ist der genaue Wirkstoff bzw. die chemische Zusammensetzung?
- Oft ließt man als Inhaltsstoff: “Folsäure”, “Vitamin B12”, “Vitamin D”, “Zink”, “Magnesium”. Das sagt jedoch nicht viel aus!
- Bei Vitamin B12 z.B. gibt es verschiedene Formen. Die Formen werden unterschiedlich metabolisiert und z.B. Cyanocobalamin (Cyano-B12) ist gar nicht gut.
- Bei der Folsäure gibt es verschiedene Formen: Folsäure, Folinsäure, Folat (in verschiedenen Unterformen, wie L-5-MTHF). Die Folsäure ist zu vermeiden.
- Auch bei Magnesium gibt es viele Formen: Billiges und wenig bioverfügbares Oxid und Carbonat oder optimaler Weise eher Bisglycinat, Taureat bzw. Malat.
- Das gleiche gilt z.B. auch für verschiedene Formen von Vitamin B6, Vitamin B3, Zink, Chrom & Co.
- Unvollständige Angaben
- Angaben für Kapseln wie “Inhalt: 100% Magnesium” sollten Vorsichtig stimmen.
- Warum? Erst einmal besteht die Kapsel auch aus irgendwas (u.a. Gelatine) und Magnesium ist nur der Oberbegriff für einen Inhaltsstoff, jedoch keine genaue Deklaration (siehe vorheriger Punkt -> Form / Verbindung).
- Dann gibt es noch einen Unterschied zwischen ‘Brutto’ und ‘Netto’
- Beispiel: 1000 mg Magnesium-Bisglycinat enthalten nicht 1000 mg Magnesium – sondern nur 11-14% davon, also ca. 110-140 mg Magnesium. Der Rest ist dann Glycin – auch gut.
- Insofern sollten auch die Anteile der “Netto”-Inhaltsstoffe richtig deklariert sein.
- Beispiel: 1000 mg Magnesium-Bisglycinat enthalten nicht 1000 mg Magnesium – sondern nur 11-14% davon, also ca. 110-140 mg Magnesium. Der Rest ist dann Glycin – auch gut.
- Das alles bedeutet: Gibt die Detail-Deklaration nicht genau her was in welcher Menge verwendet wird, dann Finger weg!
- Angaben für Kapseln wie “Inhalt: 100% Magnesium” sollten Vorsichtig stimmen.
- Nicht-optimale Wirkstoffkombinationen und Darreichungsformen
- Dieses Thema ist sehr, sehr unübersichtlich & komplex, weil die Bewertung der Mengen, Kompositionen und speziellen Verbindungen von Vitaminen und Mineralstoffen nicht so einfach ist. Ganz wichtig jedoch für mich sind folgende Themen:
- Nie Folsäure – sondern (L-5-MTHF) Folat
- Nie inaktives B6, sondern B6-P5P – und auch nicht ‘einfach so’ in Mengen > 10 mg / Tag
- Nie B12 als Cyanocolbalamin
- Nie Alpha-Liponsäure bei möglicher Belastung mit Quecksilber (Amalgam)
- Nie Eisen-Supplemente ohne wirklich nachgewiesenen Eisenmangel!
- Zudem bin ich kein Freund von Picolinat und Citrat-Verbindungen.
- Dieses Thema ist sehr, sehr unübersichtlich & komplex, weil die Bewertung der Mengen, Kompositionen und speziellen Verbindungen von Vitaminen und Mineralstoffen nicht so einfach ist. Ganz wichtig jedoch für mich sind folgende Themen:
- Sonstiges
- Sojalecithin ist wegen potentiellen Soja-Proteinanteilen (Reste) vielfach “nicht gemocht”, Sonnenblumen-Lecitin scheint eine Alternative.
- Wenn das Lecithin “entproteiniert” ist, keine Allergie besteht, sehe ich hier jedoch eher weniger Probleme.
- Sojalecithin ist wegen potentiellen Soja-Proteinanteilen (Reste) vielfach “nicht gemocht”, Sonnenblumen-Lecitin scheint eine Alternative.
Was (oder wer) sind seriöse Anbieter?
Dies ist das am wenigsten übersichtliche Thema – denn bunte Aufkleber und eine schicke Webseite kann heute fast jeder erstellen. Hier habe ich noch ein paar Zeilen mehr dazu geschrieben.
Meine Leitlinien:
- Ungünstige Inhaltsstoffe in einigen Präparaten des Herstellers
- Meint: Wenn es da Produkte gibt, die Folsäure, B12 als Cyanocolbalamin oder inaktives B6 enthalten – bin ich schnell vorsichtig. Das bedeutet für mich, dass der ‘Chief Formulator’ der Firma eher wenig ‘Plan’ hat – oder der Fokus nicht auf optimalen Produkten für die Kunden liegt.
- Schon länger im Markt aktiv?
- Meint: Firmen die es vor 2-5 Jahren noch nicht gab nicht unbedingt meiden – aber hinterfragen. Aktuell sind viele (neue) ‘Glückritter’ im Markt und nicht jeder versteht sein Handwerk.
- Werden Rückstande und Verunreinigungen der Chargen unabhängig Labor-getestet und gibt der Anbieter diese Analysen auf Verlangen heraus?
- Meint: Zumindest mal anfragen wie der Hersteller hier grundsätzlich agiert – speziell bei neuen Anbietern. Kommt keine Antwort – oder gibt es keine Rückstandsanalysen – dann würde ich vorsichtig sein.
- Geprüft sollen die angegebenen Inhaltsstoffe, Verunreinigungen mit Schwermetallen – und bei pflanzlichen Produkten unbedingt auch mikrobielle Verunreinigungen und Pilze (u.a. Aflatoxine) und Pestizide – werden.
- Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht….
- Meint: Wenn Inhaltsangaben unvollständig sind oder die Werbung eher aggressiv ist – dann nehme ich lieber Abstand von dem jeweiligen Anbieter.
Mein Fazit
Kritisches hinterfragen & recherchieren ist wichtig, denn nicht jeder Hersteller von NEM hat seine Hausaufgaben gemacht. Leider kann oben genanntes auch “alten Hasen” wie NOW, Life Extension & Co. passieren – welche diese Fehler nicht machen sollten. Nur sehr wenige Herstellers sind hier lückenlos umsichtig, meint:
- Keine ungünstigen Zusatzstoffe,
- keine umstrittenen Füllstoffe,
- hauptsächlich funktionale Füllstoffe (z.B. Glycin)
- immer vegane Kapselhüllen,
- jedes Produkt & jede Charge in Bezug auf Inhaltsstoffe, Pestizide, Schwermetalle und mikrobiell analysiert sowie
- Markenrohstoffe bzw. konkrete Angabe der Extrakt-Qualitäten bei pflanzlichen Substanzen.
Deswegen: Immer im einzelnen nachschauen was “drin” ist. Immer.
Links / Quellen
- [1] EU-Behörde stuft Farbstoff Titandioxid (E171) als nicht sicher ein – Titandioxid färbt Süßigkeiten, Suppen oder Salatsoßen weiß – doch nun hat eine EU-Behörde den Farbstoff als nicht sicher eingestuft, Spiegel.de, 6.5.2021
- [2] Magnesium stearate given perorally to rats. A short term study, D Søndergaard, O Meyer, G Würtzen, Toxicology, 1980;17(1):51-5., doi: 10.1016/0300-483x(80)90026-8.
- [3] Molecular basis for the immunosuppressive action of stearic acid on T cells., P W Tebbey and T M Buttke, Immunology. 1990 Jul; 70(3): 379–386., PMCID: PMC1384169
- [4] Review of harmful gastrointestinal effects of carrageenan in animal experiments., J K Tobacman, Environ Health Perspect. 2001 Oct; 109(10): 983–994., doi: 10.1289/ehp.01109983
- Daraus: “Because of the acknowledged carcinogenic properties of degraded carrageenan in animal models and the cancer-promoting effects of undegraded carrageenan in experimental models, the widespread use of carrageenan in the Western diet should be reconsidered.”
- [5] Doch nicht unbedenklich: Üblicher Zusatzstoff in vielen Lebensmitteln schädigt Darmflora, Joachim Czichos, Wissenschaft Aktuell, 26.2.2015
- Daraus: “Die Emulgatoren Polysorbat 80 und Carboxymethylcellulose verändern bei Mäusen das Artenspektrum der Darmbakterien, was zu Darmentzündungen und Fettleibigkeit führt”
- [6] Siliziumdioxid (E551) in Lebensmitteln ist riskant, Infothek gesundheit, Katja Schulte Redaktion, 16.04.2023
- [7] Re‐evaluation of silicon dioxide (E 551) as a food additive in foods for infants below 16 weeks of age and follow‐up of its re‐evaluation as a food additive for uses in foods for all population groups, EFSA-Journal, 17 October 2024
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