Vitamin D3 Teil 2: Vitamin-D-Rezeptor (VDR) Blockade, 1,25(OH)2D, Autoimmunkrankheiten (EBV, Borrelien), mehr Blutwerte, Coimbra & Co.

Vitamin-D-Rezeptor (VDR) Blockade. Was ist da drann? Quelle:

Im ersten Teil zu Vitamin D ging es um die allgemeine Frage der grundsätzlichen Ergänzung und die Messung der Speicherwerte von Vitamin D3 (25(OH)D). Allerdings kann es sein, dass der Speicher nicht voll wird, also der 25(OH)D-Wert nicht steigt, was dann meist einer so-genannten Störung der Vitamin-D-Rezeptoren (VDR) zugeschrieben wird. Dadurch kommt es zu einem (zu) hohem Spiegel des aktiven Vitamin D (1,25(OH)2D).

Das ganze kann jedoch noch etwas komplexer sein, weil die VDR über die Steuerung der Gen-Expression u.a. der Nebenschilddrüse & des Parathormon (PTH), die mittels negativer Rückkopplung den Serum-Status des aktiven Vitamin D3 (1,25(OH)D) regulieren. Die Expression bzw. die Hemmung der VDR wird dann aber wieder durch verschiedene Arten von Krebs, Viren, Bakterien und Parasiten (u.a. EBV, Borrelien) beeinflusst. So versuche ich in diesem Artikel ‘etwas’ tiefer in die Thematik des VDR einzutauchen und will folgendes betrachten:

  • Das Zusammenspiel aus Vitamin D-Rezeptoren (VDR), 1,25(OH)D und RXR (Retinol)
  • Regulatorische Auswirkungen der VDR-Rezeptoren: Calcium, Gene, Immunsystem & Co.
  • Das Immunsystem: Was Vitamin D3 & die VDR alles regulieren – eine Übersicht
  • Vitamin-D-Rezeptor (VDR) Blockade: Was soll das sein? Und warum schadet ggf. zu viel D3 hierbei?
  • VDR-Blockade, Autoimmun-Krankheiten & Co.: Viel hilft wohl nicht viel
  • Krankheitserreger, welche die VDR hemmen: Epstein-Barr-Virus (EBV), Borrelien, …
  • Erweiterte Blutwerte: Wenn mal etwas mit dem Vitamin D, VDR & dem Calcium-Stoffwechsel nicht stimmt
  • Neuste Blutwerte: “Freies” und “gebundenes” Vitamin D3
  • Mögliche Interventionen mit NEM & Co., um die VDR zu fördern
  • Noch ein paar Gedanken zum ‘Coimbra-Protokoll’

Dem ganzen folgt dann am Ende mein übliches Fazit.

Hinweis: Bitte auch in meine Übersichtsseite zu Vitamin A-D-K reinschauen – es lohnt sich!

Das Zusammenspiel aus Vitamin D-Rezeptoren (VDR), 1,25(OH)D und RXR (Retinol)

Zusammenspiel vom aktiven 1,25(OH)D Vitamin D mit dem VDR und RXR-Rezeptor für die Gen-Encodierung.

Zusammenspiel vom aktiven 1,25(OH)D Vitamin D mit dem VDR und RXR-Rezeptor für die Gen-Encodierung.

Elementar für das Verständnis für viele der Wirkungen von Vitamin D ist das Zusammenspiel vom aktiven Vitamin D (1,25(OH)2D )bzw. Calcitirol) mit den VDR-Rezeptoren (VDR) und die Interaktion mit Vitamin A als Retinol für die Gen-Encodierung bzw. Expression. Um wirksam zu werden, muss sich das 1,25(OH)D an einen spezifischen Rezeptor anlagern – die Vitamin-D-Rezeptoren.

Die VDR gehören zu der Familie der Steroidrezeptoren und ist ein so genannter ‘Liganden-aktivierter Transkriptionsfaktor’, der die Transkription (->  Synthese von RNA anhand einer DNA-Vorlage) bestimmter Zielgene aktiviert oder (je nach Gen) hemmt und so den Stoffwechsel beeinflusst. Dabei ist 1,25(OH)2D3 der bevorzugte Ligand (-> Partner) der VDR.

Einige Infektionen oder Toxine blockieren jedoch diese Rezeptorenund damit auch die positiven gesundheitlichen Auswirkungen Vitamin D3. Nachdem 1,25(OD)D an die VDR bindet, muss dieser Komplex dann in den Zellkern gelangen und an ein anderes Protein, wie den Retinoid-X-Rezeptor (RXR), binden. Der RXR ist abhängig von Retinol – also unserem guten Bekannten Vitamin A aus dem ersten Teil zu Vitamin D. [2]. Natürlich kann es auch im VDR Gen-Defekte geben, was zu einer Rachitis Typ 2 führen kann.

Danach gibt es zellspezifische Reaktionen zur Regulierung ausgewählter Gene, die für Proteine kodieren, die bei der Vermittlung der Wirkungen von Vitamin D funktionieren. In einigen Fällen können verschiedene Schritte ausgelassen werden. Zum Beispiel können in Hautzellen die VDR ohne aktives D3 Effekte haben, um das Haarwachstum zu steigern. [3]

Regulatorische Auswirkungen der VDR-Rezeptoren: Calcium, Gene, Immunsystem & Co.

Der Vitamin-D Rezeptor (VDR) und seine Funktionen - durch WLAN-EMF wohl mal eben aktiviert oder auch nicht - was kann da schon schief gehen....

Der Vitamin-D Rezeptor (VDR) und seine Funktionen – durch WLAN-EMF wohl mal eben aktiviert oder auch nicht – was kann da schon schief gehen….

Für einen groben Überblick was die VDR im Kern regulieren dient das nebenstehende Bild aus meinem Beitrag wie EMF den VDR stören können. Elementar ist jedoch der Calcium-Haushalt und die Menge von 25(OH)D, das über die renale 25(OH)D3-1α-Hydroxylase in das aktive D3 (1,25(OH)2D) gewandelt wird.

So ist im Kontext Calcium und Nebenschilddrüse ggf. noch relevant zu wissen, dass die Konzentration des zirkulierenden 1,25(OH)2D durch den Blut-Plasmagehalt an Parathormon (PTH) in Verbindung mit dem Vitamin-D-Status engmaschig kontrolliert wird. Eine Erniedrigung des Calciumspiegels führt zur PTH-Ausschüttung und so zur vermehrten Synthese von 1,25(OH)2D – u.a. um die Absorption im Darm zu erhöhen. Erhöhte Konzentrationen an 1,25(OH)2D hemmen jedoch die Aktivität der renalen 25(OH)D3-1α-Hydroxylase, also die Umwandlung vom Speicher-D3 (25(OH)D) nach aktivem D3 (1,25(OH)2D) (-> negatives Feedback). [1] Hier verweise ich auf das D3-Synthese-Übersichtsbild im ersten Teil der Vitamin-D Serie.

Neben den oben angeführten Aspekten, die ja insbesondere die Knochengesundheit betreffen, sind die VDR und 1,25(OH)D noch in folgende Prozesse involviert [2]:

  • Induzierung der Expression von Entgiftungsenzymen der Phase I der Leber und des Darms.
    • U.a. CYP2C9 und CYP3A4.
  • Das Haarwachstum –  der Verlust von VDR ist bei Versuchstieren mit Haarausfall assoziiert.
  • Die Regulierung des intestinalen Transportes von Calcium, Eisen und anderen Mineralien.
  • Die Erhöhung von Dopamin, da durch den VDR in Folge das Enzym erhöht wird, das der ratenbegrenzende Schritt für die Dopaminproduktion ist (-> Tyrosin-Hydroxylase).
    • Dadurch in Folge auch Erhöhung von Adrenalin und Noradrenalin erhöht – allerdings auf Kosten von mehr oxidativen Stress.
  • Erhöhung von GAD67 und daher Erhöhung von GABA.
  • Erhöhung vom Glial-abgeleiteten Neurotrophen Faktor (GDNF), der die Dopamin-Neuronen schützt (in vitro).

Alles keine unwichtigen Dinge….

Das Immunsystem: Was Vitamin D3 & die VDR alles regulieren – eine Übersicht

Um Vitamin D3 zu verstehen – und ggf. solche Protokolle wie ‘Coimbra’ & Co. – ist es sicher sinnvoll einen Überblick zu haben, was Vitamin D3 in seiner aktiven Form alles reguliert – wenn die VDR und der RXR-Rezeptor mitspielen. Leider wird gerade letzterer, der RXR und Vitamin A als Retinol vergessen. Für mich ist das jedoch ein wichtiger Grund, warum Vitamin A (u.a. als Retinol) so elementar wichtig bei einer Grippe bzw. anderweitigen Infektion ist!


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Krass, oder?

Vitamin D ist ggf. auch deswegen so ‘krass’ entscheidend, weil es seit ca. 800 Millionen evolutionär nachgewiesen und in Organismen präsent ist. Zudem ist Vitamin D ein Hormon und wird über die Sonne, die ja ‘eigentlich’ ubiquitär vorhanden ist, ‘energiesparsam’ hergestellt bzw. aktiviert. Ich denke so einige Menschen mit gutem Vitamin D-Status und ‘dennoch’ anhalten Problemen haben sich ‘einfach’ einen starken Mangel an Vitamin A (Retinol) zugezogen. Da helfen dann auch ‘Hammerspiegel’ bei 25(OH)D von 80 ng/ml und mehr nicht bzw. sind eher Kontraproduktiv.

Vitamin-D-Rezeptor (VDR) Blockade: Was soll das sein? Und warum schadet ggf. zu viel D3 hierbei?

Es kann im Vitamin D-Stoffwechsel Störungen geben, bei denen zu viel aktives D3 gebildet wird und deswegen der Speicherwert sinkt bzw. nicht ansteigt. Oft wird hier eine Vitamin-D-Rezeptor (VDR) Störung oder ‘Blockade’ vermutet, wobei dann unklar bleibt, ob diese genetischer, erworbener Natur bzw. unbekannten Ursprungs ist. In diesem Falle helfen in der Regel keine Vitamin D-Pillen [7][8], wobei die Problematik wohl kontrovers ist. Das alles kann jedoch viele (gute) Gründe haben, u.a. hormonelle Imbalancen, Schwermetalle, etc., wobei auf diese Faktoren oft nicht geschaut werden dürfte.

Das angebliche Problem: Das Aktive 1,25(OH)2D kann nicht an den VDR andocken (-> Blockade) und somit nicht die Konvertierung des 25(OH)D nach 1,25(OH)2D herunter regulieren. Aus der ganzen Sache könnten sich dann handfeste Probleme ergeben [7]:

“To date, we have identified a pattern of vitamin D dysregulation which may include elevated 1,25D, depleted 25D, or an elevated D-ratio in a variety of Th1 diseases, including rheumatoid arthritis, Hashimoto’s thyroiditis, lupus pernio, Meniere’s disease, CFS/ME, tertiary Lyme disease, attention deficit hyperactivity disorder, sarcoidosis and fibromyalgia.”

Die Autoren beobachteten (Stand 2006) also gerade bei Hashimoto, CFS, Lupus, ADHS & Co. ein verstärktes Auftreten der VDR-Störung. Wichtig ist hier jedoch, das nach den Autoren [7]:

“In all of these diseases, our clinical experience has been that increasing the availability of 25D to the inflamed tissue decreases the ability of the immune system to kill the intra-phagocytic pathogens.

Meint: Dass eine (hohe) Gabe von Vitamin D3 (Cholecalciferol) zu einer Dämpfung der Immunreaktion geführt habe. Dies würde zwar kurzfristig (vom Patienten) als Erleichterung wahrgenommen werden, verschlechtere jedoch nach den Autoren mittel- und langfristig ggf. die Situation. Die Dämpfung des Immunsystems wird auch anderweitig beschrieben [9][10].

VDR-Blockade, Autoimmun-Krankheiten & Co.: Viel hilft wohl nicht viel


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Cohen schreibt auch einiges in Bezug auf Vitamin-D Rezeptor (VDR) Störungen und die Probleme von zu viel aktiven Vitamin D auf verschiedene andere Hormon-Regulationssysteme, u.a. T3 (Schilddrüsen), Cortisol und Testosteron [11]:

“According to Dr. Marshall, too much active D can compete with other important receptors and prevent the binding of thyroid hormones (T3), cortisol and testosterone to their receptors, which cause resistance to these hormones ” [11]

Cohen schließt sich dann den Überlegungen von Marshall insoweit an, dass er schreibt, dass VDR und Schilddrüsen-Rezeptoren sehr ähnlich sind und er nicht überrascht wäre, wenn dem allen so wäre. Insofern rät auch er vor längerfristigen hohen Dosen an Vitamin D, Spiegeln über 40 ng/ml und Dosen, von in der Regel über 4000 IE ab, da Vitamin D bzw. viel aktives 1,25(OH)2D auch das (Cytochrome P450 Enzym) CYP21A2 herunter reguliert, was u.a. Cortisol & Aldosteron produziert und Testosteron abbaut [15]. Wenig Cortisol macht aber wieder andere immunologische Probleme – wenn der entsprechende Menschen schon zu wenig davon hat (z.B. bei Problemen mit den Nebennieren).

Ach ja: Ratet mal, was Marshal noch rausgefunden hat? Dass der VDR-Pfad wohl sehr empfindlich für Elektrosmog (EMF) ist [16]. Mega-Autsch!

Krankheitserreger, welche die VDR hemmen: Epstein-Barr-Virus (EBV), Borrelien, …

Interessanter Weise nimmt Cohen auch den Aspekt ins Visier, dass verschiedene Krankheitserreger verschiedene Aspekte des Vitamin-D-Systems hemmen – entweder die VDR direkt, die Fähigkeit von Molekülen, sich an diese zu binden, oder die Fähigkeit von VDR Genexpression zu verursachen [2]. Mit Verweis auf die jeweiligen Studien listet er dann einige Krankheiten auf:

  • Heliobacter Pylori: U.a. verantwortlich für Magengeschwüre
  • Lyme/Borrelien: Lebende Borrelien reduzieren die VDR um das 50-fache (in Monozyten) und ‘tote’ Borrelien reduzieren sie um das 8-fache. [18]
  • Tuberkulose: Reduziert VDR um das 3,3-fache
  • Chlamydien (Trachomatis)
  • Shigella: Sie erhöht die Caspase-3, ein Protein, das die VDR-Struktur aufbricht und damit die Fähigkeit von VDR zur Gentranskription einschränkt.
  • Epstein-Barr-Virus (EBV): Senkt VDR um einen Faktor von etwa fünf [19]. EBV blockiert auch die Fähigkeit von VDR, Zielgene zu aktivieren [20].
  • HIV: Bindet an das VDR und hemmt die Umwandlung in aktives D.
  • Zytomegalievirus: Senkt die VDR um das 2,2-fache.
  • Hepatitis-C-Virus: Hemmt CYP24A1, das Enzym, das für den Abbau von überschüssigem 1,25-D verantwortlich ist.
Weiterhin interessant: Wenn bakterielle Produkte die VDR blockieren, wird weniger von dem CYP24A1 produziert, was zu einem Überschuss an aktivem Vitamin D führt – wie es bei vielen Autoimmunerkrankungen der Fall ist [2]. Meint: Weil der VDR blockiert, fehlt das negative Feedback auf die (bremsende) 25(OH)D3-1α-Hydroxylase, welche dann zu viel Speicher-D3 in die aktive Form wandelt.

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