Frischer geht’s nicht – etwas zum eigenen Garten, Gewächshaus und der Vorzucht

Gewächshaus im Garten – Anfang April.

Endlich ist das (ganz) kalte Wetter für dieses Jahr Geschichte (hoffentlich). Für mich heißt das ‘der Garten ruft’:

  • Schnell noch Apfel- und Birnenbäume beschneiden welche ich im Herbst nicht mehr geschafft habe
    • bzw. wo ich Wuchshemmend beschneiden möchte.
  • Den Kompost umsetzten,
  • langsam die Beete fertig machen und
  • als Zwischenfrucht & Bodendecker Spinat & Rucola sähen.
  • Topinambur ernten und ggf. neu pflanzen (weiter unten mehr dazu) sowie
  • frühes Saatgut in die Erde bringen (u.a. Zuckererbsen und Bohnen) und ganz wichtig
  • mit der Vorzucht im Gewächshaus starten.

Zwar kann man schon einiges ab Mitte Februar oder Anfang März vorziehen (Sellerie, Tomaten, etc.) – jedoch hatte ich dieses Jahr dazu keine Zeit und das Wetter war noch arg schlecht.

Garten und Gewächshaus – das ganze Jahr Grünzeugs!

Grünkohl im April, gepflanzt im Juli des Vorjahres.

Winterpostelein.

Ein Grund warum ich mir den Aufwand mit dem Garten mache ist das ich so immer frisches Grünzeugs bekomme, das hoffentlich auch gehaltvoll ist. Gerade im Winter ist Salat & Co. sehr teuer und kommt über lange Wege (und Kühlketten) irgendwo aus Spanien oder Italien. Wenn man Pech hat wuchs alles in Nährlösung, belasteter Erde oder sonstwo. Dabei gibt es einige Winterfeste Salate bzw. Kohlarten (u.a. Grünkohl) und einiges was gerade im Gewächshaus schon sehr, sehr früh wächst und dann auch verzehrbar ist (z.B. frühe Salate wie Elan, welcher im Herbst des Vorjahres ausgesät wird).

Sehr praktisch ist hier auch Grünkohl – im Juli des Vorjahres gepflanzt, kann man immer die äußeren Blätter (ab ca. September) beernten und hat dann durchgehend bis zum April des Folgejahres frischen Kohl für Essen oder Smoothie.

Winterfester Asia-Salat ‘Green in Snow’.

Alternativ finde ich auch den Asiasalat ‘Green in Snow’ sehr gut. Der ist zwar sehr scharf – ist jedoch komplett unkompliziert und sehr ertragreich. Er überlebt im (ungeheiztem) Gewächshaus auch harte Minusgrade und bietet durchgehend Blattsalat für den Smoothie. Auf dem Bild nebenann sieht man schon wie er Anfang April beginnt zu schießen. Winterpostelein ist dann ein anderer wohlschmeckender und einfach anzubauender Salat – der z.B. im Gewächshaus fast den ganzen Winter beerntet werden kann bzw. sehr früh mit dem Wachstum (durch-)startet.

Tip: Der größte Fehler den man mit Grünkohl und anderen Salaten machen kann – ist die ganze Pflanze inkl. Wurzel aus dem Boden zu ziehen und zu ‘ernten’. Wer nur die ausgewachsenen äußeren Blätter beerntet – dem schenkt eine einzelne Pflanze über viele Monate frisches Grünzeugs. Das ist besser für den Boden (u.a. Mikroorganismen, Wurzelwerk und Wasserhaushalt) und auch vom Arbeitsaufwand (Vorzucht, etc.) deutlich effektiver.

Pflanzen Vorziehen

Beheiztes Vorzuchtbeet.

Verschiedenes Saatgut.

Falls man keine Wohnung mit Fenster in Südrichtung, etc. jedoch ein Gewächshaus hat bietet sich u.a. auch ein beheiztes Vorzuchtbeet mit Temperaturregelung im Gewächshaus an. Damit ist es möglich schon sehr früh mit der Vorzucht zu beginnen – ohne das arge Minusgrade dem ganzen ein unplanmäßiges Ende bereiten.

Wichtig ist die Heizung in solch einem Beet auch, weil viele Samen erst ab einer bestimmten Temperatur keimen. Wenn dann die Temperaturen stabiler sind, dann können die Keimlinge pikiert und in Töpfe oder Quickpot-Platten umgepflanzt werden. Die Vorzucht bietet sich insb. bei Pflanzen mit langer Keim- bzw. Entwicklungsdauer (u.a. Sellerie, Porree, Zwiebeln, Tomaten) bzw. bei recht frühen Sorten (z.B. einige Kohlrabi aber auch Salate) an.

Eichblattsalat ‘Till’ keimt schnell.

Beim Vorziehen gibt es einige Dinge zu beachten – bzw. welche sich im Vorzuchtbeet deutlich besser kontrollieren lassen als im Freiland. Zuerst einmal sie Sache mit den Licht- und Dunkelkeimern. Saatgut wie Basilikum, Sellerie, Thymian und die meisten Kopfsalate und Endivien sind Lichtkeimer – dürfen also nicht oder nur mit ein paar krümelchen Erde bedeckt werden. Wo das im freien schwieriger bewerkstelligen ist – stellt dies kein Problem im Vorzuchtbeet dar, da es dort keinen Wind gibt. Weiterhin kann die Erde leichter feucht gehalten werden – z.B. mit einem Pumpzerstäuber – so das dass Saatgut besser aufkeimt. Der Pumpzerstäuber hilft auch, das die Erde nicht so schnell verklumpt und aneinanderbackt.

Wichtig in Bezug auf die Erde für die Vorzucht ist, das diese Nährstoffarm ist – ansonsten ‘verbrennen’ die jungen und feinen Wurzeln. Deswegen nutze ich dafür gerne 2 oder 3-Jährigen (eigenen) Kompost, den ich vorher mit einem Edelstahlsieb durchsiebe. Alternativ kann auch Anzucht-Erde aus dem Baumarkt benutzt werden. Ich vermeide das jedoch, weil ich nicht weiß was da alles in dem Kompost war, der für diese Erde verwendet wurde.

Warum überhaupt vorziehen?

Nacktschnecken: Mitbewohner auch im Gewächshaus.

Folgendes sind meine Gründe für die Vorzucht:

  • Mit der Vorzucht kann schon begonnen werden bevor draußen entsprechende Temperaturen gibt.
  • Die Vorzucht beschleunigt die Entwicklung der Pflanze.
  • Beim Pikieren können die Keimlinge nach Wuchs und Entwicklung selektiert werden.
  • Einige Pflanzen sind (bei uns) nur mit Vorzucht gut anbaubar (u.a. Tomate, Gurke, Paprika, Zucchini)
  • Reihen / Beete aus vorgezogene Pflanze haben keine Lücken und nutzen den Platz optimal aus.
  • Bessere Nutzung (Keimrate/erfolg) des ggf. teuren Saatgutes.
  • Es gibt weniger Probleme mit Nacktschnecken und Vögeln, die sich über Saatgut oder ganz junge Pflanzen(keimlinge) her machen.

Ich ziehe deswegen heutzutage das meiste Gemüse und einige Kräuter vor (u.a. Tomaten, Gurken, Paprika, Kürbis, Zucchini, Kohlrabi, Mangold, Rote Beete, Basilikum). Möhren, Dill, Spinat, Rucola sähe ich jedoch aus. Auch Erbsen und Bohnen sind in der Regel unproblematisch, wobei Nacktschnecken jedoch bei mir junge Bohnentriebe mögen.

Warum ein Gewächshaus?

Selbst ausgesamter Salat im Kübel der Feige.

Ganz allgemein: Ein GWH verlängert die Vegetationsperiode und ist ein optimaler Ort für die Vorzucht. Durch die Verlängerung der Vegetationsperiode im Norden von Deutschland kann im Frühling früher und im Herbst länger frisches Grünzeugs gezogen werden. Auch entwickeln sich Tomaten, Schlangengurken, Auberginen und Chili gerade im Gewächshaus prächtig.

Natürlich ist ein GHW auch praktisch für das Überwintern von empfindlichen Jungpflanzen wie einem Feigenbaum, etc. pp. Wie früh dann schon Salat wachsen kann, sieht man ebenfalls im Bild nebenan (aufgenommen anf. April).

Sehr angenehm am Gewächshaus finde ich zudem, das ich in diesem auch bei recht kühlen Außentemperaturen gemütlich und geschützt arbeiten kann. Wer meine Buchkritik zu ‘Health & Light’ gelesen hat der wird ggf. bemerkt haben, das mein GWH kein Glas, sondern 16mm Plexiglas Doppelstegplatten benutzt, damit das UV-A & B Spektrum des Lichtes nicht gefiltert wird. Durch eine zusätzliche Isolierung des Betonfundamentes kann zudem die Wärme im besser Boden gehalten werden – so das ich sogar Anfang April 2018 schon 10 Grad Bodentemperatur (5-10 cm Tiefe) habe. Der solare (thermische) Eintrag wird also gut gespeichert und bleibt auch im Gewächshaus (bzw. dem Boden).

Natürlich geht viel von dem auch auf dem Balkon oder im Kübel

Kein Garten? Kein Gewächshaus? Kein Problem! Wer Platz für einen Blumenkasten hat, ein Fenster mit Südlage, einen Balkon, etc. pp. der kann auch die Vorzucht in einem kleinem und unbeheitztem Zimmergewächshaus in der Fensterbank tätigen und die Pflanzen dann in einem Blumenkübel (siehe auch das Bild mit der Feige weiter oben), Blumenkasten, etc. pp. auf Balkon oder sonstiger sonniger Fläche im Garten oder am Haus tätigen.

Topinambur – der stresslose Lieferant für Stärke, Inulin, Kalium und Eisen

Topinambur – Eigene Ernte 2018. Foto: H.C.

Was ich hier nur ganz kurz anschneiden möchte: Topinambur. Ab und zu gibts den mal im Biomarkt, sonst ist er jedoch vielen unbekannt. Topinambur gehört zur Familie der Korbblütler und bildet wurzeln (Knollen) aus, die man roh und gekocht essen kann. Sie liefern ca. 400 Kalorien auf 1Kg (die Hälfte von Kartoffeln), jedoch auch viel Eisen, Kalium und Inulin (ein Ballaststoff bzw. Fruktan -> die optimale Nahrung für eure Darmbakterien!).

Die Knollen sind leicht süßlich (insb. nach dem Kochen) und können nachdem Sie mit der Bürste unter Wasser abgeputzt wurden ohne Schälen verzehrt werden. Die Ernte sollte spätestens bis Anfang April geschehen – danach treiben die Knollen wieder aus. Da sich Topinambur über die Wurzeln (Rhizome) vermehren kann ein Teil der Knollen einfach wieder eingegraben werden (ca. 10 cm tief) um die Ernte für das Folgejahr sicherzustellen. Topinambur wächst ca. 2,5 Meter hoch und ist ein Bienenfreund, weil er eine recht späte Blüte hat. Es ist also kein Gewächs für einen Kleingarten bzw. eine gute Variante für einen Grenzanbau inkl. Sichtschutz.

Auf jeden Fall ist der Anbau und die Vermehrung sehr einfach & ich selber habe zum Start einige Knollen geschenkt bekommen. Ach ja: Topinambur kann dann den ganzen Winter bis anf. April über geerntet werden und ist in der Regel Frosthart. Das die Lagerfähigkeit auch im Kühlschrank begrenzt ist (am besten 1-2 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit) sollte er am besten nach Bedarf ausgebuddelt werden. Ansonsten feucht einschlagen und in den Kühlschrank (wie bei Spargel).

Fortsetzung folgt….

Rhabarberknospen anf. April.

So, das war es erst einmal. Wenn es ans Pikieren und umpflanzen geht, dann gibt es ein Update. Bis dahin bereite ich noch einige Sachen vor und erfreue mich an der Entwicklung im Garten – wo langsam alles anfängt Knospen zu treiben und langsam zu blühen.

Falls sich ggf. einige Wundern was ich alles so treibe: Ja, ich schreibe hier nicht nur hypothetisch – sondern setzte die Dinge auch in der Praxis um. Zumindest versuche ich einiges im Rahmen der verfügbaren Zeit, Lust und Laune 🙂 Denn gerade in Bezug auf den Garten kann man viel lesen – jedoch ist die Praxis hier meiner eigenen Erfahrung der letzten 6 Jahre nach durch nichts zu ersetzten.


P.S.: Ich habe hier viele Links auf Bingenheimer Saatgut gesetzt. Ich werde von denen weder bezahlt – noch wurde das von Bingenheimer veranlasst bzw. angefragt. Ich schätze nur Auswahl, Qualität und Art der Saaten und verwende sie zum größten Teil selber – weswegen ich hier die Links auf Sorten gesetzt habe, die ich selber anbaue.

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