Schilddrüse Teil 4: Zur Ergänzung mit Schilddrüsen-Hormonen (L-Thyroxin, Thybon), „Natürlichen Schwein-Hormonen“ (NDT), Jod & Co.

Teile und Herrsche: Wie man eine Tablette Zerteilen und damit die Dosis aufteilen kann.

Teile und Herrsche: Wie man eine Tablette Zerteilen und damit die Dosis aufteilen kann.

In diesem 4ten Teil der Schilddrüsen-Serie geht es um die Praxis der Dosierung von Schilddrüsen-Hormonen. Die ganz genaue Detail-Anleitung, sowie die detalierten Hintergründe, stehen schon lange im Blog. Der Fokus dieses Artikels ist a) eine allgemein verständliche Einführung in die Thematik und b) Fragen zu Themen wie Natürlichen Schilddrüsen-Extakten, „T3-Only“, vermeintlichen Nebenwirkungen und anderen Dinge zu klären, die immer wieder aufkommen.

Folgende Themen ergeben sich für mich:

  • Die Grundlagen zu L-Thyroxin (T4) und Thybon (T3) – Einnahme & Einschleichen
  • Thybon (T3) ergänzen? In der Regel nicht am Anfang!
  • Ganz wichtig vor der Einnahme von SD-Hormonen: Die Nebenniere checken!
  • Etwas zur (aus meiner Sicht) optimalen Einnahme von L-Thyroxin & Thybon (T3)
  • Supprimiertes (niedriges) TSH (<0,1) bei Thybon (T3) Ergänzung – Ist das Ungut?
  • Gibt es wirklich so viele Nebenwirkungen bei L-Thyroxin und Thybon? Nein!
  • Was ist dieT3-Only Therapie“?
  • Sind NDT, also „natürliche Schilddrüsen-Extrakte“ (Schwein) eine Alternative?
  • Welche Produkte würde ich bevorzugen?
  • Schilddrüsen-Hormone: Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Am Ende des Artikels folgt dann mein übliches Fazit.

TippHier geht es zur Übersicht über die Serie

Die Grundlagen zu L-Thyroxin (T4) und Thybon (T3) – Einnahme & Einschleichen

Wenn Selen, Zink, ggf. Jod, Adaptogene & Co. nicht helfen, oder die Schilddrüse zu klein bzw. durch Hashimoto zerstört ist, die fT3 &4-Werte & Co. schlecht sind bzw. weiterhin schlecht bleiben, dann ist eine Ergänzung mit L-Thyroxin und ggf. später Thybon (-> wenn auch mit mehr T4 die fT3 Werte nicht steigen wollen) aus meiner Sicht eine angezeigte Handlungs-Option für den Therapeuten.

Natürlich sollte geschaut werden, das auch alle Co-Faktoren für die Dejodase (T4->T3) im ausreichenden Maßstab da sind, bzw. die Leber unterstützt wird, denn sonst kann es sein, das auch genug L-Thyroxin den fT3-Wert nicht sinnvoll bewegen wird.

Wichtig: Ab und zu existiert auch eine generelle Antipathie gegenüber Hormonen“ – etwas was aus meiner Sicht an dieser Stelle nicht angebracht ist. Bei den „Hormonen“ gilt es immer zwischen den Menschen- und Bioidentischen und zwischen denen, an den ein Chemiker rumgebastelt hat“. L-Thyroxin und Thybon sind aber Menschen- und Bioidentisch, ‚auch‘ wenn Sie von einem Pharma-Hersteller kommen. Die müssen das „auch“ machen, verdienen jedoch viel mehr Geld, wenn keine Schilddrüsenhormone ergänzt werden 😉

Thybon (T3) ergänzen? In der Regel nicht am Anfang!

Thybon (T3) ist das primäre aktive Schilddrüsenhormon, das aus T4 gebildet wird, wenn die Umwandlung ausreichend gut funktioniert. Wenn also im Falle einer Ergänzung von L-Thyroxin (T4), auch nach Monaten, die fT3-Werte nicht auf sinnvolle Werte steigen wollen, sollte aus meiner, und auch aus Sicht eines Berichtes in der Ärztezeitung, mit Thybon (T3) ergänzt werden [4]. Ich erwähne die Ärztezeitung hier explizit, da der Artikel recht ‚einfach geschrieben‘ ist und so auch inhaltlich zugänglich für Ärzte ‚unter Zeitdruck‘ sein sollte.

Das ‚Problem‘ mit Thybon ist, das kaum ein Arzt damit Erfahrung hat. Das Problem: Durch die Verwendung als „Dopingmittel“ für Leistungssportler ist es mal in ‚Verrufenheit‘ geraten. Letztendlich zeigt aber genau diese Verwendung, wie wichtig T3 für den Energie- und Zellstoffwechsel ist. T3 macht eben „Dampf“. Zu wenig fT3 ist für mich keine Option – zu viel (-> Doping) allerdings auch nicht: Weil das auf Dauer die Systeme im Körper auch stressen kann (-> wie bei einer Überfunktion).

Ein praktisches Problem bei der Verwendung von Thybon ist leider, das es dies nur in Dosen von min. 20 µg pro Tablette gibt. Das ist recht viel, weswegen die Tablette meist zerteilt werden muss (-> vierteln, achteln, etc.) um auf sinnvolle Dosierungen zu kommen, welche dann verteilt über den Tag eingenommen werden. Dies, da die Halbwertszeit von T3 recht gering ist.

Ach ja: Bitte mit dem im Ärztezeitungs-Artikel [4] angegebenen Novothyral vorsichtig sein – denn bei einem T3/4 Kombi-Präparat kann T3 und T4 nicht unabhängig (-> also individuell) dosiert werden! Ich, für mich, würde da eher Einzelpräparate nutzen, z.B. L-Thyroxin und Thybon von Henning.

Ganz wichtig vor der Einnahme von SD-Hormonen: Die Nebenniere checken!

Eine Variante des Verlaufs von Cortisol, Adrenalin und der Steroidhormone im Verlaufe einer Nebennierenschwäche

Eine Variante des Verlaufs von Cortisol, Adrenalin und der Steroidhormone im Verlaufe einer ‚Nebennierenschwäche‘ durch viel Stress (-> Cortisol-Anstieg) & später hohes Adrenalin (-> Kompensation niedriges Cortisol) bis gar nichts mehr geht.

Vorab, also vor der Einnahme von Schilddrüsen-Hormonen wie L-Thyroxin und ggf. Thybon, sollte zumindest  DHEA-S und Morgen-Cortisol (bis max. 8:30) überprüft werden um eine Nebennierenschwäche (NNS) bzw. Insuffizienz auszuschließen (-> siehe auch Beipackzettel L-Thyroxin [1]). Die Schilddrüse steht ja nicht alleine da, sondern es gibt oft einen (systemischen) Grund für die Unterfunktion, denn die Schilddrüse ist nur ein kleiner Teil in einem großen Regelsystem mit vielen Rückkopplungen, welches von der Hypophyse und dem Hypothalamus gesteuert wird.

Die Details habe ich in meiner Serie zu den Nebennieren beschrieben.

So wie ich es (und den Beipackzettel [1]) verstanden habe, sollte auf jeden Fall sicher gestellt werden, das die Nebenniere vernünftig arbeitet bzw. behandelt wird – bevor mit der Einnahme von L-Thyroxin (und Thybon) begonnen wird. Der Hintergrund ist, einfach gesagt, dass eine bessere Schilddrüsenfunktion das System „ankurbelt“ und dadurch noch mehr Stress bei der Nebenniere entstehen kann. Durch die Gabe von DHEA (-> bei niedrigen Werten z.B. 25 mg am Morgen, nüchtern) und bio-identischem Hydro-Cortison als Creme auf die Unterinnenarme (-> über den Tag verteilt und nur bei niedrigen Cortisol) kann die Nebenniere hier vorab entlastet werden. Die genaue Dosierung ist natürlich Umstandsabhängig und nicht Aspekt dieses Artikels.

Etwas zur (aus meiner Sicht) optimalen Einnahme von L-Thyroxin & Thybon (T3)

Bitte beachten: Mit der Einnahme von T4 und ggf. T3 wird oft nach langer Zeit der Stoffwechsel wieder aktiviert – hier kann es u.a. zur (Schwermetall-) Entgiftung der Zellen und Organe kommen – so das sich eine begleitende Einnahme von Bindemitteln (bitte kein Chlorella!) sowie eine Unterstützung der Leber empfiehlt. Im Falle das eine HPU-Stoffwechselstörung vorliegt (-> bei Verdacht würde ich immer Testen!) sind ggf. noch andere ‚Vorarbeiten‘ zu erledigen – etwaiges bitte ich meinen Artikeln zur HPU zu entnehmen.

Zu Beginn der Einnahme sollte das L-Thyroxin (-> LT, T4) und später ggf. Thybon (-> T3) ‚eingeschlichen‘ werden.

Meint: Nicht mit großen Dosen starten, sondern kleine Brötchen backen (z.B. Start-Dosis je 12,5 µg je Morgens und Abends) und alle ‚x‘ Wochen bzw. nach Bedarf langsam die Dosis erhöhen (z.B. immer um 12,5 µg) [1]. Dabei sollte optimalerweise ein Tages-Protokoll geführt werden, in dem notiert wird wie es einem geht. Ca. 2-4 Wochen nach dem die jeweilige Zieldosis erreicht ist, sollten (unbedingt) die SD-Werte kontrolliert werden. Einige verspüren in den ersten 2-3 Tage etwas, was ggf. als ungewohnt wahrgenommen wird, die meisten erleben aus meiner Erfahrung jedoch recht schnell einen Energieschub.

Wichtig: Welche Dosierungen sinnvoll sind, in welchen Intervallen gesteigert & kontrolliert wird – das festzulegen und zu begleiten ist „normalerweise“ die Aufgabe eines verantwortungsvollen & kompetenten Arztes. Auf jeden Fall sollte mit einer Kontrolle der Blutwerte am Anfang nicht 3-6 Monate gewartet werden. Ist (nach Monaten) eine gute Dosis mit stabilen und guten fT4 und fT3-Werten erreicht sollte (bzw. muss) trotzdem alle ca. 6 Monate zumindest TSH, fT3 und fT4 kontrolliert werden. Stimmen die Werte nicht mit dem Zielkorridor überein (z.B. fT4 >= 1,4 und fT3 >=3,4) – dann kann bzw. muss ggf. nachjustiert werden.

Tipp: Als Schritte in Bezug auf Dosis-Steigerung und Absenkung sind aus meiner Sicht 2,5-5 µg bei Thybon und 12,5 µg bei L-Thyroxin praktikabel. Und ja: Die 20 µg Thybon (T3) Tabletten kann man auch ‚achteln‘.


In diesem Artikel habe ich alles „ganz genau“ beschrieben, also wie T3 & T4 aus meiner Sicht dosiert wird!


Hinweis: Die Gabe von T4 erniedrigt meist den TSH, so das es zu einer geringeren endogenen Produktion von T4 kommen kann. Anfangs-Dosen von T4 (z.B. 25-50 µg / Tag) können so nach ein paar Wochen  bzw. Monaten dazu führen das effektiv noch weniger T4 im Körper zur Verfügung steht. Mit einer raschen Kontrolle und Erhöhung der Werte sollte aus meiner Sicht also nicht Monate gewartet werden, denn 25 oder 50 µg L-Thyroxin sind aus meiner Sicht niemals eine Zieldosis.

Passiert nach initialer Einnahme von T4 wenig oder fühlt man sich noch bzw. nach kurzer Zeit wieder Schlapper ist dies aus meiner Erfahrung ein Zeichen das die T4-Dosis zu niedrig ist. Deswegen ist, gerade zu Anfang, auch die regelmäßige Kontrolle der Blutwerte nötig!

Wichtig: T3 ist neben T4 immens wichtig für viele Körperfunktionen [2][3]. Bleiben die Blutwerte von fT3 auch nach der Gabe von L-Thyroxin, sowie ggf. mit Ergänzung von Co-Faktoren weiter niedrig, so würde ich – wenn es mich betreffen würde – mit dem behandelnden Arzt über die Gabe von Thybon sprechen. Leider sind da viele Ärzte sehr zurückhaltend, weil Sie die Zusammenhänge nicht verstehen und diese auch im Studium und auf Fortbildungen nicht thematisiert werden.

Supprimiertes (niedriges) TSH (<0,1) bei Thybon (T3) Ergänzung – Ist das Ungut?

Ein starkes absinken des TSH bei Einnahme von Thybon (T3), auch auf Werte um ‚0,0x‘, ist nicht unüblich und bekannt – was sogar mal im Beipackzettel von z.B. Novothyral (T3/4-Kombipräparat) stand.

Warum ist das eher normal? Ganz einfach: Das Regelsystem aus Hypophyse und Hypothalamus will ja den T3/T4-Wert im Körper bzw. Blut in einem bestimmten (ggf. zu niedrigen) Bereich halten. Wird nun das System „endlich mal“ gut (oder adäquat) versorgt, jedoch über das Ziel von Hypophyse und Hypothalamus. Deswegen regelt das körpereigene System „gegen“, was der Schilddrüse durch ein niedriges TSH signalisiert wird.

Allerdings ist dies aus meiner Sicht kein Grund die Ergänzung mit T3/T4 abzubrechen oder zu vermindern. Relevant sind für mich die (hoffentlich guten) fT3/fT4 Werte (- >z.B. fT4 >=1,4 und fT3 >= 3,4) welche regelmäßig im Blut gemessen werden sollten, damit sichergestellt ist das diese Werte in einem guten Bereich sind und auch da bleiben.

Die Kernfrage ist indes: Warum reguliert das System sich überhaupt so weit herunter? Liegt eine Organstörung vor? Ist diese eventuell induziert durch Quecksilber (Amalgam) – oder andere Schwermetalle (-> stören die Regulation der Hypophyse und des Hypothalamus)? Gibt es eine systemische Entzündung? Autoimmune Prozesse oder Krankheiten bzw. Symptome? Sind die Entzündungsmarker im Blut hoch bzw. wenigstens mal gemessen worden (u.a. hsCRP, TNF-alpha, IL10)? Viele Fragen… und oft keine befriedigenden Antworten!

Gibt es wirklich so viele Nebenwirkungen bei L-Thyroxin und Thybon? Nein!

Wer die Beipackzettel von L-Thyroxin und Thybon ließt, dem wird sicherlich flau im Magen – wie es bei Beipackzetteln üblich ist [1]. Der wichtige und relevante Hinweis dort ist der in Bezug auf die Nebenniere. Die sollte vorher überprüft und ggf. unterstützt werden. Was es damit auf sich hat beantworte ich in meiner Serie zu den Nebennieren.

Viele andere „Nebenwirkungen“ sind jedoch ganz einfach zu erklären: In der (falschen) „Regel“, so wie auf dem Beipackzettel angegeben, werden die SD-Hormone am morgen eingenommen. Alles, also die gesamte Dosis. Wer am Morgen die gesamten Speisen des Tages verzehren würde, hatte sicherlich auch Nebenwirkungen. Einige Dinge kann man mit einer Einmaldosis am Tag einnehmen, jedoch nicht die Schilddrüsenhormone. Diese werden schließlich den ganzen Tag über ausgeschüttet und haben eine recht kurze Halbwertzeit im Blut, was ich in einem Spezial-Artikel ausführlich beleuchtet habe.

Der zweite Fehler ist die Steigerung. Man beginnt nicht mit der „Enddosis“, sondern ganz zart mit ganz wenig, z.B. 12, 6 µg L-Throxin am morgen und 12,5 µg L-Thyroxin am Abend. das wird 1-2 Wochen beibehalten. dann wird um 12,5 µg am Morgen erhöht… dann 12, µg am Abend, und würde sich wie eine  fühlen. und so weiter.  Der Körper ist ein System und den Schrittmacher des Stoffwechsels steigert man behutsam und langsam! Auch das habe ich in einem extra Artikel im Detail erklärt.

Wer all dies beachtet, der hat in der Regel keinerlei Probleme. Warum auch? (Menschen) bioidentische Schilddrüsenhormone sind bioidentisch! Warum sollte der Körper hier auf physiologische Dosen negativ reagieren? Genau, ich weiß es auch nicht! 😉

Allerdings: Je nach Produkt gibt es mehr oder weniger Zusatzstoffe – die können natürlich (potentiell) Probleme machen!

Was ist die „T3-Only Therapie“?

Im US-Bereich und „ab und zu“ macht immer mal wieder die so-genannte T3-Only ‚Therapie‘ die Runde. Das Prinzit: Keine L-Tyhroxin (T4), sondern nur Thybon (T3) in hohen Mengen zuführen, teils bis hin zu „wahnsinnigen“ 100 µg. Wer das macht, der läuft (aus meiner Sicht) Gefahr sein Regulationssystem zu ‚zerschießen‘.

Das Problem: Zu viel T3 kann der Körper nicht mehr ungeschehen machen, wo er ansonsten bei Bedarf (die benötigten Mengen) T4 in T3 und ggf. andere T’s wandelt.

Wer meint es besser zu wissen und zahlreichen amerikanischen ‚T3-Only Ratgebern‘ glauben zu schenken, dem rate ich sich mit den langfristigen Folgen dieser unphysiologischen Intervention (-> mit meist weit über 25 µg Thybon / Tag) wirklich eingehend zu beschäftigen. Auch und gerade mit der ‚dunklen Seite‘.

Sind NDT, also „natürliche Schilddrüsen-Extrakte“ (Schwein) eine Alternative?

NDT steht für ‚Natural Desiccated Thyroid‘ und ist letztendlich gefriergetrocknetes Schilddrüsenextrakt -in der Regel vom Schwein, aber auch Rind, Pferd oder Schaf sind theoretisch möglich. Diese Extrakte enthalten nicht nur T4, sondern auch T3, T2, T1 ggf. T0, Calcitonin und anderes [5][6]. Egal aus welchem Säugetier die NDT stammen, die Struktur von T3 und T4 sind mit dem Menschen (Bio-) identisch. Allerdings sind die Verhältnisse von T4/3/2/1, etc. zueinander, je nach Säugetier, verschieden. Zudem kommen, Säugetier- und Produktionsverfahrensabhängig, noch mögliche nicht-hormonellen Bestandteilen des Extrakts, die von der Schilddrüse produziert werden (z. B. Proteine, Peptide) hinzu.

NDT aus Schwein schlagen aus meiner Sicht wohl oft deswegen ‚besser an‘, da u.a. auch das T3 (Thybon) enthalten ist, was viele Patienten die L-Thyroxin einnehmen und eigentlich benötigen, nicht verschrieben bekommen bzw. einnehmen. Allerdings ist das T4/T3-Verhältnis bei Schweine-NDT 4:1 und beim Menschen eher in die Richtung 10:1. Meint: Im Verhältnis zu viel T3 beim NDT! Bei Rinder-NDT ist das Verhältnis dann nicht genau bekannt, tendiert nach dem was ich (anekdotisch) gelesen habe jedoch eher in Richtung des menschlichen Verhältnis. Üblich ist jedoch Schweine-NDT.

Die US-Pharmacopeia (USP) legt wohl deswegen auch nur den T3/4-Gehalt des tierischen (Schweine-) Schilddrüsenextrakts (NDT) relativ genau fest: Es handelt sich um (von Fett und Bindegewebe gereinigten, pulverisierten und getrockneten Schilddrüsenextrakt), der 38 µg (±15 %) L‑Thyroxin (T4) und 9 µg (+10 %) L‑3,5,3′-Trijodthyronin (T3) pro (US-) „Grain“ (~ 60–65 mg) enthalten soll. Zusätzliche Inhaltsstoffe wie Mono- und Dijodthyronin (T1/2), Thyronamine und Calcitonin sind allerdings nicht festgelegt bzw. reguliert. [7]

Das Kernproblem ist aus meiner Sicht, das nicht jeder T3 braucht und speziell nicht zu Anfang einer Substitution, da oft die Umwandlung T4->T3 noch funktioniert. Zudem werden in der Regel nicht mehr als 20 µg Thybon (T3) gegeben, jedoch sehr oft bis zu 175 µg L-Thyroxin (T4), ab und zu auch mal 200 µg. Bei einem Verhältnis T4:T3 von 4:1 sind solche Dosierungen jedoch in keiner Weise abbildbar. 20 µg T3 stehen beim Schwein nur 80 µg L-Thyroxin gegenüber. Mit 10 * mehr L-Thyroxin als Thybon kann der Körper „selber entscheiden“ wie viel zusätzliches T3 er baut, bei NDT ist dies, wie bei „T3-Only“ schwieriger.

Nun könnte man sagen: Wozu T4, Hauptsache T3 stimmt. Aber wie ich weiter oben zu „T3-Only“ geschrieben habe ist das alles „nicht so einfach“. NDT kann gut funktionieren, muss es aber nicht in jedem Fall und für jeden. Wohin die Reise geht ist vorab nicht einschätzbar. Zwar gibt es auch NDT mit zugesetzten L-Thyroxin, aber das macht die Sache mit der Dosierung nicht unbedingt einfacher, weil eben nicht jeder T3 wirklich braucht.

Was spricht für mich noch gegen NDT?

  • Der (höhere) Preis
  • Das T4 und T3 nicht (nach Bedarf) individuell dosiert werden können.
  • Das unterschiedliche Chargen ggf. unterschiedlich konzentriert sein können – da selbst die USP bis zu ±15 % zulässt, also 32-44 µg T3 pro Grain – eine erhebliche Schwankungsbreite!
  • Die schlechte generelle Dosierbarkeit, weil nicht klar ist wie viel T3 und T4 genau pro Kapsel oder mg enthalten ist, wenn kein standardisiertes Schweine-Extrakt (nach USP) verwendet wird.
  • Die ggf. (leicht) unterschiedlichen Zusammensetzungen der tierischen Hormone in Bezug auf T4/3-Ratio sowie T2,1,0 und z.B. Peptiden.

Allerdings ist bei NDT bzw. Schilddrüsen-Extrakt von Rindern (oder Schweinen) für mich die Vorstellung durchaus interessant, dass hier mit einem SD-Hormon-Mix gearbeitete wird, der nicht nur T4 bzw. T3 enthält, sondern ggf. auch T2, T1, T0 und anderes [5]. Ggf. ist ja auch eine unterstützende Dosierung zu dem klassischem T3 / T4 eine Variante? Bei Fragen würde ich diese Optionen mit meinem behandelnden Arzt absprechen, da die Ausgangslagen jedes Menschen wie immer individuell und unterschiedlich ist. Eines ist klar: Einfacher wird dadurch die Dosierung und Einnahme jedoch nicht!

Welche Produkte würde ich bevorzugen?

Wer nun L-Thyroxin (T4) und ggf. Thybon (T3) nutzen muss, dem stellt sich die Frage: Welcher Hersteller? Problematisch sind wie immer die Zusatzstoffe.

Bei T3 (Thybon) ist die Auswahl einfach, weil es in Deutschland dafür nur einen Hersteller gibt: Henning (Sanofi-Aventis). Allgemein gilt dies als ein Top Produkt, wobei es sehr vereinzelt Reaktionen auf das verwendete Rizinusöl geben kann. Ggf. mag auch das Natriumthiosulfat ungünstig sein, weil dies ein schwacher Chelator ist, der ggf. Interaktion mit Hg-Ionen haben kann.

Beim T4 (L-Thyroxin) ist die Auswahl groß und unübersichtlich. Nachfolgend eine Übersicht OHNE Anspruch auf Vollständigkeit! Alle Produkte werden von 25-200 µg je Tablette angeboten und scheinen laktosefrei:

Handelsname Hersteller Haupt‑Hilfsstoffe*
L‑Thyroxin BC® (bis 01/2022: Berlthyrox®) Berlin‑Chemie AG Cysteinhydrochlorid‑Monohydrat, vorverkleisterte Stärke, Maisstärke, Magnesiumoxid, Talkum
L‑Thyroxin Henning® Sanofi‑Aventis Deutschland GmbH Hydriertes Rizinusöl, hochdisperses Siliciumdioxid, vorverkleisterte Maisstärke, mikrokristalline Cellulose, Natriumcarbonat, Dinatriumthiosulfat‑5 H₂O
Euthyrox® Merck Healthcare KGaA Mannitol, Citronensäure anh., Maisstärke, Gelatine, Natrium‑Croscarmellose, Magnesiumstearat (pfl.)
L‑Thyrox HEXAL® Hexal AG Carboxymethylstärke‑Na Typ A, mikrokristalline Cellulose, Magnesiumstearat (pfl.)
L‑Thyroxin 1 A Pharma® 1 A Pharma GmbH Mannitol, mikrokristalline Cellulose, Carboxymethylstärke‑Na A, Magnesiumoxid (schwer), Magnesiumstearat (pfl.)
L‑Thyroxin AL® ALIUD Pharma GmbH Vorverkleisterte Maisstärke, mikrokristalline Cellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum, Magnesiumstearat (pfl.)
L‑Thyroxin Aristo® Aristo Pharma GmbH Maisstärke, Carboxymethylstärke‑Na A, mikrokristalline Cellulose, Magnesiumoxid (schwer), Magnesiumstearat (pfl.)
L‑Thyroxin‑Na ratiopharm® ratiopharm GmbH Maisstärke, vorverkleisterte Maisstärke, mikrokristalline Cellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat (pfl.)
L‑Thyroxin beta® betapharm Arzneimittel GmbH Carboxymethylstärke‑Na A, mikrokristalline Cellulose, Magnesiumoxid (schwer), Magnesiumstearat (pfl.)
Eferox® Aristo Pharma GmbH Carboxymethylstärke‑Na A, mikrokristalline Cellulose, Magnesiumoxid (schwer), Magnesiumstearat (pfl.)

Schilddrüsen-Hormone: Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Oft höre ich von der Problematik, das die Schilddrüse zu klein ist, die (freien) Werte „Unterirdisch“ sind, jedoch kein Therapeut Schilddrüsen-Hormone verschreiben mag, weil das TSH „noch irgendwie“ im Normbereich liegt oder einfach gar nichts verstanden wird. Ggf. ist auch das Budget der Praxis aufgebraucht, oder der Mensch, der die Beschwerden hat macht noch nicht den Eindruck einer kognitiven oder „metabolischen Leiche“.

Außer einem Ärzte-Marathon oder dem Angebot an den Arzt die Hormone als Privat-Rezept auszustellen (-> dann wird sein Budget nicht belastet) fällt mir in der Regel nicht viel ein.

Ich selber kann zwar inzwischen so ziemlich jeden Arzt „tot quatschen“, aber das führt in der Regel auch nur zu zwei Varianten:

  • a) Ich brauche nie wieder zu diesem Arzt gehen oder
  • b) Ich bekomme das, was ich ausweislich der Blutwerte brauche, damit ich „Ruhe“ gebe 😉

Allerdings ist das keine Lösung für jeden und der Fall a) bringt einen dann auch nicht weiter. Nun gibt es noch eine dritte und vierte Möglichkeit, welche besser als nichts sein kann, auch wenn diese a) „nur“ eine mittels NDT ist bzw. b) etwas teurer ist. Einige deutschsprachige Leser mögen in Ländern wohnen, wo die Situation noch dramatischer ist als in Deutschland, so das ich diese aus meiner Sicht durchaus probate Lösung hier beschreiben mag, weil diese im jeweiligen Land, z.B. in den USA, komplett legal ist:


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Mein Fazit

Schilddrüsenhormone, einmal verstanden, sind keine „Hexerei“.

Die Hexerei ist es jedoch oft den behandelnden Arzt zu überzeugen einem Schildrüsen-Hormone zu verschreiben. Warum? Wie viele Therapeuten nur auf das TSH schauen. Wer dann noch einigermaßen „Klar im Kopf“ ist, schlank ist, sich zusammenreißen kann und kein Mensch ist, der „raus lässt wie es einem wirklich geht“ – der passt nicht in das Schema Schilddrüsen-Unterfunktion.

Aber auch für diese Problematik sollte dieser Artikel eine Hilfestellung gegeben haben.

Wichtig ist in jedem Fall, das mit der Dosierung so verfahren wird, wie angegeben. Alles andere wird aus meiner Sicht Probleme bereiten. Auch die Blutwerte, also die regelmäßige Kontrolle, ist speziell zum Anfang unabdingbar. Unabdingbar! Also wirklich unabdingbar! Notfalls gibt es dafür auch freie Labors, zu denen man als Selbstzahler gehen kann – falls der eigene Therapeut partout nicht „mitspielen“ mag bzw. aus unerfindlichen (oft Budget-) Gründen fT3 und fT4 nicht messen will.

 


Links/Quellen

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