Supplemente selber bauen Teil 1: Eigene Kapseln fertigen – 100 Stück auf einen Streich für 25€

NEM-Kapseln (Supplemente) selber abfüllen leicht gemacht!

NEM-Kapseln (Supplemente) selber abfüllen leicht gemacht!

Auch schon mal das ‘Problem’ gehabt, das es ein Supplement bzw. Mix der benötigt wird – nicht gibt – oder das Teil astronomisch teuer ist?

Wer meinen alten Beitrag zu (Bulk-)Supplementen & Bezugsquellen gelesen hat, der wird sicher festgestellt haben, das die Zutaten in Großpackungen, wie z.B. 1 Kg Taurin, Glycin, Glutamin, Kreatin, Lysin nicht viel kosten. Auch Methyldonatoren wie Betain-TMG kosten im halben Kg faktisch ‘nichts’ – wie z.B. auch Vitamin C (u.a. als Natrium-Ascorbat) und viele andere Sachen.

Bei den B-Vitaminen verhält es sich ähnlich: Die gibt es günstig in Dosierungen von 100-500 mg pro Kapsel, was für die meisten Anwendungen in der Regel “überdimensioniert” sein dürfte. Das bedeutet: Aus einer Kapsel Hochdosis kann man ‘xx Stück’ (oder mehr) “normale” machen, da sich die Kapseln einfach öffnen und ausschütten lassen. Weiterhin sind oft irgendwelche Zusatzstoffe in Kapseln enthalten (-> Siliciumdioxid, Magnesium-Stereat), damit bei der maschinellen Verkapselung alles reibungslos läuft. Wer selber Grundstoffe aus reinen ‘Bulk’-Gebinden verkapselt, der vermeidet solche Zugaben.

 

Wer so etwas noch nie gemacht hat – keine Panik, alles ist sehr, sehr einfach. Für das eigene Kapseln-Bauen werden nur drei bzw. vier Dinge benötigt, je nachdem was man vor hat:

  1. Eine Verkapselungshilfe (bzw. Maschine)
  2. Leere Kapseln (Gelantine oder Pflanzlich)
  3. Zeit, Geduld & Lust

Optional: Eine Mischhilfe wie z.B. Standmixer bzw. Mixeraufsatz für die Küchenmaschine, einen ESGE Zauberstab – um bei mehr als einer Zutat alles gut durch zu mischen (bzw. Tabletten / Presslinge zu Pulver zu zerkleinern).

Warum eigene Kapseln bauen? Zu möglichen Motivationen

Folgende Vorteile von selbst gemachten Kapseln möchte ich im Zuge dieses Artikels vermitteln:

  1. Die Zusammensetzungen (Dosierungen) die es zu kaufen gibt mögen nicht immer individuell optimal für einen selber sein.
  2. Die Reinstoffe in einer Kapsel (z.B. 750 mg Taurin, 600 mg Lysin, etc.) sind in 500-1000 g Bulk-Gebinden bzw. Packungen deutlich günstiger (bezogen auf den Rohstoff).
  3. Zusatzstoffe in Kauf-Kapseln können Problematisch sein.
  4. Einige Menschen mögen zudem keine Kapseln aus Gelatine… speziell wenn der Ursprung (Schwein, Rind, etc.) nicht klar ist.
  5. Manche Reinstoffe schmecken nicht gerade toll (z.B. Rosenwurz /Rhodelia) – weswegen viele dann Kapseln bevorzugen.

Es gibt für mich also viele gute Argumente selber eigene Kapseln zu bauen und sich die Rohstoffe dafür aus Bulk-Supplementen (ins. Aminosäuren, Vitamin C und andere) sowie (relativ) hoch dosierte Einzel-Supplemente als ‘Rohstoffquelle’ zu nutzen (u.a. B1, B2, B3 Niacin, B3 Nictotinamid, B3, B5, B6-P5P, B12-Adenosylcobalamin, B12-Hydroxolcobalamin, etc.).

Natürlich sind auch andere individuelle Mischungen wie z.B. Taurin + Mariendistel (soll u.a. förderlich für die Leber sein), Zink + B6-P5P (z.B. bei einer HPU) in Kapselform herzustellen. Sei es für Unterwegs – oder weil es für einen praktischer ist. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

“Wanafu” & Co.: Der Verkapselungs-Turbo für 100 Kapseln

Kapselhilfe “China 100”: 1. Kapsel-Kappen Sperre, 2. Stopfer, 3. Kapsel-Kappen-Halter, 4. Kapsel-Einfüll- und Justierhilfe, 5. Kapsel-Halter mit Spreizer, 6. Pulversperre.

Kapsel-Kappen Halter mit Sperre (Orange) wird auf den Kapsel-Halter mit Spreizer aufgesteckt.

Die oben gezeigte Kapselhilfe bzw. der Kapselfüller verdeutlicht das Prinzip – es gibt jedoch deutlich effektivere Kapselfüller zu kaufen.

Da sind u.a. die Chinesen sehr innovativ (Video) bzw. hier in Englisch mit Ton. Zu beziehen gibt es solche Teile bei den üblichen verdächtigen, also “eB**” oder “A****n”. Gute Suchbegriffe sind 100 Löcher Kapselfüller mit Spreizer. Eine “Pulversperre” ist auch sehr nützlich.

Der große Vorteil: Das Zudrücken der Kapsel-Enden (Kappen) geschieht teil-automatisch. Die kappen werden mit einer Einfüll- und Justierhilfe in eine Vorrichtung eingefüllt, mit einer Sperre (Orange) gesichert und dann auf die befüllten Kapseln aufgedrückt. Somit werden 100 Kapseln in einem Arbeitsgang befüllt und fertig verkapselt. Das ganze Prozedre dauert mit Befüllen ca. 10 Minuten für 100 Kapsel (die jedoch bereits in Kappe (kurzes Ende) und Kapsel (langes Ende) vorsortiert sein müssen. Allerdings gibt es bei “A****n” auch solche Kapseln in veganer Qualität zu kaufen.

Danke hier noch mal an einen Leser dieses Blogs, der mich auf diese Variante aufmerksam machte!

Verschiedene Kapsel-Größen – Eine Übersicht von 000, 00, 0, … bis 3

Bei den Kapseln bzw. der Hilfe muss man sich vorab für die Größe der Kapseln entscheiden, den die Hilfe hat Bohrungen bzw. Halterungen die nur für eine Größe passen. Insgesamt gibt es hier die Größen 4-000, wobei 4 schon sehr, sehr klein ist und “000” einigen Menschen (inkl. mir) schon Schluckbeschwerden bereiten dürfte.

Kapselgröße Länge Durchmesser Inhalt Einfüllmenge in mg
3 15,4 mm 5,6 mm 0,25 ml 160-320
2 17,3 mm 6,1 mm 0,38 ml 220-440
1 19,0 mm 6,6 mm 0,5 ml 250-500
0 21,2 mm 7,3 mm 0,7 ml 350-700
00 23,3 mm 8,2 mm 0,9 ml 480-950
000 26,1 mm 9,5 mm 1,4 ml 700-1370

Realistischer Weise bieten sich dann für mich auch nur Größe “0” oder “00” an, weil “2” & “3” schon sehr ‘fummelig’ sind – und es auch eher keine Verkapselungshilfen dafür gibt. Wenn ich dann auch noch etwas ‘Stoff’ unterbringen möchte, lande ich praktischer Weise immer bei Größe “00” – denn das Auffüllen mit allerweltsdingen wie Reismehl, Glycin, Inositol oder Taurin etc. pp. ist für mich nie ein Problem.

Die Verkapselungshilfe – der Anfang – Kapseln öffnen und bestücken

Kapseln öffnen und den Halter mit den Kapsel (großes Unterteil) bestücken.

Zum Start müssen die Kapseln (gibt es ebenfalls in praktischen Beuteln zu 1000 Stück in den einzelnen Größen) geöffnet und das große Teil  in die Vorrichtung der Kapselhilfe gesteckt werden. Am besten hat man dazu zwei Schalen – eine mit den verschlossenen Kapseln aus der Tüte – und eine für die Kapsel-Kappen, die später nach dem Befüllen wieder aufgesteckt werden müssen.

Beim “Wanafu”-Modell für 100 Kapseln geht das über eine spezielle Vorrichtung schneller, also bei dem nebenstehend abgebildeten Kapselfüller. Dort fallen jeweils Kapseln und Kappen über eine Einfüllhilfe (Schablone bzw. Aufsatz) zu ca. 80% automatisch und “richtig rum” in die zugehörigen Löcher. Der rest muss mauuell in die Löcher gesteckt bzw. umgedreht und kontrolliert werden.

Das Befüllen mit ‘Stoff’

(Lysin-) Pulver in die Kapseln verteilen.

Pulver (Lysin) mit einem Teigschaber in die Kapseln verteilen.

Nach dem die Kapseln alle eingesteckt sind wird das zu verkapselnde Roh-Supplement eingefüllt. In meinem Beispiel hier ist es reines Lysin (Aminosäure). Das Lysin ist leider etwas grobkörnig, ähnlich groben Puderzucker – und verhält sich deswegen etwas störrisch beim Verkapseln.

Wer später mehr mit verschiedenen Aminosäuren und Mixturen arbeitet wird merken, das die einen eher ‘pappig’ sind (u.a. Taurin), die anderen wie Zucker (u.a. Glycin), die anderen wie Puderzucker, etc. pp. – weswegen die Hersteller für das maschinelle Verkapseln auch teils diese komischen Zusatzstoffe beigeben.

Zum Verteilen des Pulvers in die Kapseln nutze ich dann einen einfachen Plastik-Teigschaber. Mit diesem verstreiche ich das Pulver in die Kapseln – und nehme am Ende überflüssiges ab.

Das ‘Stopfen’ der Kapseln

Mit dem Presswerkzeug das Pulver verdichten.

Presswerkzeug und volle Kapseln.

Je nachdem wie ‘komprimierbar’ das Pulver ist, bietet sich an die Kapseln nach dem Einfüllen des Pulvers ‘zu Stopfen’ bzw. den Inhalt zu verdichten. Dazu gibt es die ‘Stopfhilfe’, welche man auf die Kapseln setzt und dann leicht drückt.

Je nachdem wie viel Platz danach wieder in den Kapseln ist wird noch mal nachgefüllt, verteilt, etc. pp. – wieder gestopft bis die Kapseln voll sind. Beim Lysin lässt sich fast nichts stopfen, so das es da gleich zum nächsten Schritt geht.

Das Verschließen der Kapseln

Füllhilfe (Halter) absenken um die Kapsel-Kappen aufzustecken.

Kapselenden (Kappen) aufstecken.

Der letzte Schritt ist das verschließen der Kapseln. Dazu wird der Träger (das Teil mit den Löchern wo die Kapseln drin stecken) leicht abgesenkt (die seitlichen Distanzstücke werden gedreht), so das die Kapsel-Enden leicht über dem Träger heraus schauen.

Nun werden die Kappen auf die Kapseln gesteckt – oder gefummelt. Das ist wirklich der nervigste Schritt, weil sich je nach Art und Konsistenz des Pulvers das ganze leichter oder schwieriger gestaltet. Teils lässt sich eine Kappe auch nur schwer aufstecken, so das an der Kappe dann leicht gezogen und damit die Kapsel aus dem Träger herausgezogen wird. Nun ist zumindest das Aufstecken der Kappe einfacher 🙂

Träger mit 100 Kapsel-Kappen und Arretierhilfe.

Träger mit 100 Kapsel-Kappen und Arretierhilfe.

Fertige Kapsel - 100 auf einen Streich!

Fertige Kapsel – 100 auf einen Streich!

Wer sich das ganze deutlich einfacher machen möchte, der benutzt dem alternativ vorgestellten “Wanafu”-Kapselfüller für die 100 Kapseln. Dort werden die 100 Kappen in eine Vorrichtung eingeschüttet welche die 100 Kappen dann mittels einer Arretierhilfe (Orange) hält.

Die 100 Kappen können dann in einem Schritt auf die gefüllten Unterteile aufgelegt werden. Mit ordentlich Druck auf die untere Platte, die sich dank der Federn absenkt, werden dann 100 Kapseln auf einmal ‘verkappt’. Das Funktioniert bei mir mit guter Kapselqualität 1a – faktisch ohne Ausschuss. Damit befülle ich inzwischen in ca. 10 Minuten 100 Kapsel, wenn Kapsel-Kappen und Unterteile getrennt vorliegen.

Achtung: Teils bei Amazon angebotene ‘getrennte’ Kapseln funktionieren nur sehr schlecht bei mir. Die besten Erfahrungen bezüglich der (veganen) Kapseln habe ich mit denen von Bulk-Powders gemacht (Gr. 00).

Die ‘Ernte’

‘Ernten’ der Kapseln.

Fertige (Lysin-)Kapseln in einer alten Dose.

Der letzte Schritt ist die Ernte. Dazu werden die Kapseln aus dem Träger in eine Schale gedrückt und dann in eine (alte) Supplemente-Dose gegeben. Fertig.

Das ganze Prozedere benötigt zwar etwas Handarbeit – spart jedoch Geld und kann auch als ‘Meditativ’ betrachtet werden.Positiv finde ich, das ich hier den Mix oder die Rezeptur immer schnell ändern und auf meine Bedürfnisse anpassen kann. Denn nichts ist statisch – erst recht nicht das Leben oder der gesundheitliche Zustand. Was gestern oder bei Krankheit gut war – muss morgen nicht auch automatisch gut und sinnvoll sein. Leider beachten dieses viele Menschen in Bezug auf die Supplemente nicht. Wo Intervall-fasten schon angekommen ist – ist das ‘Intervall-Supplementieren’ noch nicht so stark im Bewusstsein.

Muss es immer eine Kapsel sein?

Nö. Alternativ können auch einfach Mixturen zusammengestellt und in einem großen Glas vermischt gelagert und dann später abgewogen (oder ‘abgedosierlöffelt’) werden. Letzteres mache ich z.B. bei meinem Müsli – da kippe ich dann einfach einen Mix aus Zimt, Mariendiestel, verschiedenen Aminos, etc. pp. drauf. Natürlich steht die Schale dazu auf einer Wage und mir ist klar wie viel Gramm vom Mix ich dazu geben muss. Warum ich dafür keine Kapseln nehme? Bei mehr als 2-3 Gramm wird das mit den Kapseln recht müßig. Zudem bevorzuge ich für einiges die ‘Verbreiung’ im Müsli.

Mein Fazit

Das Herstellen eigener Kapseln kann durchaus (individuell) Sinn machen, u.a. wenn sich jemand a) mit der Thematik von NEMs tiefer beschäftigt und / oder b) aus Bulk-Supplements (wie z.B. Taurin) günstig Kapseln für die Reise und Co. hergestellt werden sollen. Gerade bei Menschen die wirklich chronische Krankheiten haben und deswegen ggf. weniger arbeiten können – ist das Geld teils knapp. Das ist die Realität, die ich teils über Berichte mitbekomme.

Ach ja: Eigene Kapseln herzustellen und zu befüllen ist eine ernst zu nehmende Sache. Dreisatz & die Grundrechenarten, sowie die Bedienung einer Milligramm-Wage sollten aus dem ‘ff’ beherrscht werden. Alle hier gegebenen Informationen und Hinweise sollten nur in die Praxis umgesetzt werden, wenn der oder diejenige eigenverantwortliche handeln können und sich vorher mit Technik, Dosierungen, etc. pp. auseinander gesetzt haben. Bei der hier vorgestellten Lysin-Kapsel ist das eher unproblematisch – bei anderen Mikronährstoffen sind jedoch die maximalen Dosierungen und deren Einhaltung sehr relevant. Wer auch nur den geringsten Zweifel an seinen Fähigkeiten diesbezüglich hat bzw. beschriebenes nicht 100% Eigenverantwortlich umsetzten mag – sollte auf seine lokale Apotheke und / oder am Markt verfügbare fertige Nahrungsergänzungsmittel erfahrener Hersteller zurückgreifen.

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2 Antworten

  1. GabtheYogi sagt:

    Lieber H.C., ich verwende Vitamin C (Natrium-L-Ascorbat) u. Magnesium (Hydrogen Citrat) in Pulverform bzw. gebe sie in Flüssigkeit. Auch in deinem Nexus-Artikel schreibst du von der Anwendung in Kapselform wg. der „PH-Wert absenkenden Wirkung der reinen Ascorbinsäure“. Der Interview-Abschnitt – zusammen mit diesem Blogbeitrag erweckt bei mir die Vermutung, die Form der Einnahme als Kapsel wäre zu bevorzugen aufgrund der Magenpassage.

    • H.C. Fricke sagt:

      Ich weiß aus dem Kommentar nicht so recht ob das eine Frage oder eine Feststellung sein soll. Deswegen hier ein paar Anmerkungen dazu: Die B-Vitamine brauchen die Magensäure. Die normalen Kapseln lösen sich im Magen auf. Die Ascorbinsäure muss wegen den Zähnen verkapselt sein. Im Magen ist ein niedriger pH-Wert vorteilhaft.

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