Dr. Gominak: Vitamine wirken im Kontext – über B-Vitamine, Vitamin D, Schlaf & das Mikrobiom

B-Vitamine. Quelle: Pixaybay

Das folgende Video fand ich durchaus interessant, weil die Ärztin (Dr. Stasha Gominak) darauf aufmerksam macht, das nach Ihren Erfahrungen nach die B-Vitamine

  • eine sehr unterschiedliche Rolle spielen,
  • individuell (sowie dosisbasiert) das ggf. Mikrobiom (Magen- & Darmbakterien) beeinflussen,
  • das B’s ggf. zum Teil (wie auch Vitamin D) gespeichert werden können,
  • und zum Teil endogen über Darmbakterien gebildet werden (insb. B5)
  • das manche Menschen nach erreichen eines guten Vitamin D-Status auf einmal mehr B’s brauchen,
    • weil auf einmal Stoffwechselprozesse in Gang kamen/kommen- die vorher am Dareben waren…
  • wobei dann die B’s (insb. eher hoch dosierte B-Präparate -> z.B. B100) dann auch (individuell) zu Verschlechterungen führen können
    • bzw. nach einigen Monaten bzw. Jahren auf einmal negative Effekte erzielen – weil (nach Gominak) der Magen- und Darmtrakt wieder funktioniert.

Also viele ‘steile Thesen’ die ggf. zum Nachdenken anregen – worum es in diesem Artikel dann auch geht. Mein Fazit ist jedoch etwas ernüchternd und angepasst, weil ich seit dem schreiben dieses Artikels auch viele Erkenntnisse dazu gewonnen habe.

Nachtrag 2024: Der Artikel ist 6 Jahre alt. Heute würde ich keinen Artikel mehr über dieses Video schreiben. Frau Gominak macht aus meiner Sicht Ihre vielen verschiedenen Erfahrungen auch deswegen, weil Ihre Patienten ggf. bestimmten Gen-Polymorphismen und / oder eine HPU haben. Zudem sind Mängel an B’s generell nicht gut – jedoch sollten Mega-Dosen von allen B’s, speziell B6, mit viel vor- und Umsicht genossen werden. Was Phasenweise gut sein kann, muss nicht immer passen. Allerdings ist für mich auch klar, das einige Menschen, je nach Gen-Polymorphismus, z.B. viele Ihrer Probleme mit z.B. (Benfo-) Thiamin im Grambereich lösen können – so etas aber für die, die das nicht brauchen, auf die Dauer aber keine gute Idee ist. Relevant scheint mir am Video jedoch die Vermutung in Bezug auf einen Zusammenhang mit dem Mikrobiom. Den Aspekt habe ich bisher jedoch nicht weiter vertieft.

Das Video von Frau Dr. Gominak

Dr. Gominak berichtet über sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Ihren Patienten in Bezug auf D & B’s – jeweils in verschiedenen Phasen und Kontexten und im Zusammenhang mit Vitamin D, (Tief-) Schlaf, Energie  & Co. Der Vortrag ist sehr differenziert und vieles hat sich mir erst nach dem 5ten oder 6ten anschauen und intensiver Beschäftigung mit den B-Vitaminen erschlossen!

Vitamin D, Deep sleep & Gut Bacteria w/ Dr. Stasha Gominak
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Mich haben im Video u.a die Aussagen in dem Video in Bezug auf eher hoch dosierte (B-) Multi-Vitaminpräparate interessiert. So war ich bisher auf dem Stand, das die B’s schlecht überdosiert werden können und eher unproblematisch sein (genau wie Dr. Gominak es dachte). Dem scheint jedoch nicht so – die B’s verhalten sich deutlich unterschiedlich und insb. B5 und B6 scheinen nach Gominak einen speziellen therapeutischen Anwendungsbereich zu haben.

Im Video dreht sich neben Schlaf und Vitamin D sehr viel um die Thematik Vitamin B5. B5 ist sehr wichtig für die Produktion von Acetyl-Cholin (-> superwichtiger Neurotransmitter) und Cortisol (-> zu wenig am Morgen ist auch ganz schlecht!). So ist Gominak aktuell der Ansicht, das das Aktive B5 vom Mikrobiom gebildet wird und nicht primär über die Nahrung als solche zugeführt wird.

Was ist zusammengefasst das, was im Video gesagt wird?

Gominack sagt in etwa, das die Erfahrungen die in Bezug auf Vitamin B12 bestehen, also das sehr hohe Dosen wohl gut vertragen werden, können wohl nicht einfach (für jeden) auf die anderen B-Vitamine übertragen werden. Die einzelnen B-Vitamine verhalten sich wohl sehr unterschiedlich, also in Bezug auf die Dosis, Interaktionen im Körper, den Organen und auch in Bezug auf die Magen- und Darm Bakterien (-> Mikrobiom).

Eine generelle Hochdosierung von B’s nach dem Motto ‘viel hilft viel – und der Körper nimmt sich schon was er braucht’ ist im auch im Kontext der B-Vitamine nach den Erfahrungen von Frau Dr. Gominak nicht angezeigt. Dem gegenüber stehen jedoch teils hoch-dosierte Multivitaminpräparate mit hohen Dosen für die B’s, die eher therapeutische Dosen enthalten.

Zwar können hoch dosierte einzelne B’s therapeutisch eingesetzt nach Dr. Gominak klar (und richtig gut) helfen – Sie sollten dann jedoch immer einzeln und im jeweiligen Kontext mit anderen B’s, D, etc. verabreicht werden. So können dann über die Zeit auch Dosen individuell angepasst werden, also wenn z.B. der Magen bzw. Darm wieder so weit in Ordnung ist bzw. Speicher aufgefüllt sind. Dann ist es auch nötig, ehemals benötigte bzw. gut vertragene Dosen zu senken bzw. abzusetzen.

Sehr interessant: Bei vielen Ihrer Patienten traten 2-3 Jahre nach dem Aufstocken den Vitamin-D Depots wieder Probleme auf, die sich mit Gaben von (teils hoch dosierten) B-Vitaminen beheben ließen. Frau Dr. Gominak stellt die These auf, das durch den normalisierten Status an Vitamin D die dadurch ausgelösten Reparatur-Prozesse im Körper nun vermehrt B’s benötigen. Auch leeren sich nach Ihrer Überzeugung bestimmte B-Depots, wobei hier die Forschung noch am Anfang steht.

Vitamin B5 Pantothensäure – Acetylcholin, Cortisol, CFS & Co.

Bei Minute 59:20 geht Frau Gominak noch einmal auf einen Mangel von B5 ein – der viele Schmerzen auslösen könne. B5 ist nicht nur für die Bildung von Acetyl-Cholin wichtig, was u.a. für den Tiefschlaf sehr wichtig ist – sondern es ist auch für die Cortisol-Synthese relevant. Warum? Cortisol wirkt stark entzündungshemmend und dämpfend auf das körpereigene Immunsystem. Das ganze kann dann wieder im Zusammenhang mit Stress, CFS und dem Nervensystem wirken [1].

Patienten die jedoch lange mit 400 mg B5 gut klar kamen – hatten auf einmal Probleme und waren sehr aufgedreht. Erst durch Reduktion des B5 (hier auf 100 mg – was ich sinnvoll finde) hatten sich die Effekte stabilisiert (Anmerkung: 400 mg ist eher eine therapeutische Hochdosis…).

Am Ende stellt Frau Gominak die These auf, das die Form von B5 die wir wirklich nutzen können nur endogen (vom Mikrobiom im Magen- und Darm) gebildet wird – nicht jedoch direkt aus den Lebensmitteln kommt. Und wenn man sucht, dann findet sich für diese These sogar eine Studie, welche genau das nahelegt, also das genau dies im Dickdarm passieren kann – wenn dort die richtigen Bakterien sitzen [3]. Bei B6 ist das ja ähnlich – in Der Nahrung liegt die passive Form vor, welche im Körper noch in die aktive Form (P5P) gewandelt werden muss. Tip: In meinem 3ZU Artikel steht noch was über die Darmbakterien.

Interessante Anmerkungen zu den B-Vitaminen

Hier noch einige kleine Anmerkungen aus dem Video, welche ich interessant fand:

  • Keiner hat je die Dosis und das Verhältnis aller 8 B-Vitamine zu einander wirklich untersucht.
    • Anm.: Speziell nicht in den B-Vitamin Produkten, wo das teils ziemlich Wahllos erscheint.
  • Die Versorgung mit B5 ist wohl doch nicht so gut wie immer angenommen
    • Weil die Umwandlung im Magen/Darm nicht sichergestellt ist – viele enzymatische Schritte nötig!
  • Biotin hat wohl doch Auswirkungen auf den Schlaf….
    • einige Ihrer Kopfschmerzpatienten hatten Probleme mit dem Schlaf nach Einnahme von (sehr viel) Biotin.
  • Es gibt nach Gominak ggf. “Speicher” für B6 und B5 – so das Mängel sich erst später zeigen
    • Und die wahren Ursachen meist verdeckt bleiben.

(Rem-) Schlaf, Schlafapnoe, Verhaltensstörungen (Kinder) & Co.

Dies ist ein Schwerpunkt im ersten Teil des Interviews – also was ein Mangel an Vitamin D, B-Vitaminen und ein nicht funktionierender Darm alles auslösen kann. Insbesondere wenn kein Tiefschlaf möglich ist, dann sind z.B. die Auswirkungen bei schwangeren Frauen auf das sich entwickelnde Gehirn von Kindern nach Frau Gominak recht dramatisch.

Wenn sich Resultate aus hohen Dosierungen auf einmal verkehren

Um Min 1:06:10 sagt Frau Gominak, das wenn alles bei einigen Ihrer Patienten wieder gut funktioniert, die ehemals hohen Gaben an B-Vitaminen auf einmal Probleme auslösen können (Arthrose-Schmerzen, etc.). Insofern muss Sie sogar teils Ihre Patienten überzeugen, das diese bestimmte B-Vitamine nach der Genesung reduzieren bzw. absetzten müss(t)en. Leider bleibt unklar welche Vitamine Sie nun genau meint – und um welche Dosen es geht.

Tipp: Weiter unten in diesem Beitrag dann noch einige Gedanken von mir dazu…

Ausschweifer im Video: PPP & Deuterium…

Am Ende (ab ca. min. 1:14:15) kommt Sie auf das Thema Pentosephosphatweg (PPP) und Deuterium zu sprechen. Das hört sich für mich alles sehr nach Dr. Jack Kruse an, wobei ich mich schon in der Buckritik zu Anja Leitz in Bezug auf den PPP geäußert hatte. Bei der Erklärung zu Deuterium greift Sie auch die Theorien von Kruse und Boras auf. Damit meine ich nicht das Deuterium die ATPase in den Mitochondrien stört, sondern das eine ketogene Ernährung hier unter dem Strich langfristige Vorteile verspräche (was ich ganz klar nicht so sehe!).

Sie schränkt jedoch ein, und das halte ich Ihr zu gute, das Sie sich gerade in das Thema einarbeitet. Zudem sagt Sie bei ca. 1:18:50 das Sie versucht für 12 Stunden ‘Ketogen’ zu sein. Das ist jedoch keine ketogene Ernährung (nach 12h sind die Glykogenspeicher noch nicht leer), sondern wird neumodisch ‘intermittierendes Fasten’ genannt. Dies ist letztendlich nur ein geschicktes Spiel mit dem Fett- und KH-Stoffwechsel (u.a. AMPK & mTOR) – also metabolische Flexibilität.

Mein Fazit

Grundsätzlich mag ich Dr. Gominaks Ausdrucksweise, weil Sie in der Regel sehr differenziert und vorsichtig argumentiert. Am Ende des Videos sagt Sie dann, das Sie selber noch Probleme mit Ihrem Schlaf und dem ‘Restles leg’ Syndrom hat – was für mich Ihr Interesse an den Themen erklärt…

Blinder Fleck? Schwermetallbelastungen & Stoffwechselstörungen (ala HPU/KPU)?

Einiges was Dr. Gominak beschreibt (u.a. Arthrose-Schmerzen nach B-Gabe) regt bei mir die Frage an, ob bei Ihr nicht ggf. eine Schwermetallbelastung besteht. So gibt es verschiedene vererbte bzw. erworbene Stoffwechselstörungen wie z.B. die Hämopyrrollaktamurie (HPU) bzw. die KPU, welche die Probleme einer Schwermetallbelastung potenzieren können. Bei der HPU liegt eine Störung der Häm-Synthese vor, was zu einer vermehrten Ausscheidung von aktivem B6 (P5P), Zink und Mangan führt. Symptome sind dann Energiemangel, Entgiftungsstörungen, etc. – weil B6 u.a. auch für die Synthese von Q10, Taurin, der Schilddrüse und vielem mehr benötigt wird.

Das Problem: Menschen die eine (unbehandelte) HPU haben entgiften wohl eher schlecht. Werden dann schlagartig durch Supplemente, insb. hohe Gaben an B6-P5P,  die Defizite beseitigt – dann funktioniert die Entgiftung (und andere) wieder schlagartig besser. Das hört sich erst einmal gut an – kann jedoch bei einer bestehenden und über die Jahre akkumulierten Schwermetallbelastung nach hinten los gehen – wenn diese Schwermetalle nicht im Darm durch ein entsprechendes Mittel (Chelatbildner) gebunden werden. Das Thema HPU zeigt jedoch auch auf, das selbst einfache (bzw. höher dosierte) B-Vitamine neben der Beseitigung von Mangelsymptomen auch unerwünschte Folgen haben können, wenn diese ‘einfach so’ in hohen Dosen eingenommen werden.

Eine andere Möglichkeit wären noch Hochdosen an Vitamin B3, welche je nach Dosis nach (vielen) Monaten zur Erschöpfung der Methylgruppen-Vorräte führen können. Auch das könnte die “Unverträglichkeiten” die sich entwickeln und von Gominak beobachtet werden erklären, wenn mit B3 kein zusätzliches TMG gegeben wird. Bei Biotin und B5 gibt es zudem eine Interaktion: Hochdosen des einen, reduzieren die Aufnahme des anderen. Ob Frau Gominak dieses weiß und Berücksichtigt hat?

Ich halte fest: Bei B3, B5, B6 und Biotin gibt es Interaktionen und Abhängigkeiten, welche mir bekannt sind. Zudem soll zu viel “inaktives” B6 (-> Pyridoxin) den gesamten B6-Stoffwechsel durcheinander bringen. Von Hochdosiertem B6, egal welche Form, halte ich jedoch generell nicht viel.

Abschluss

Mal wieder bestätigt sich für mich, dass sehr viel Multikausal ist und einfache Erklärungen oft zu einfach sind. Frau Gominak hat aus meiner Sicht auch ein paar Lücken in Ihren Denkmodellen: a) die HPU als Erklärungsmodell fehlt, b) die Interaktionen von B5 und Biotin, c) die Interaktionen von B3 mit Methylgruppen. Zudem wird Sie im Interview leider wenig konkret bezüglich der Dosierungen, so das man das, was Sie erzählt schlecht einordnen kann.

Was mir selber oft “untergekommen” ist, ist das Vitamin B1 als Thiamin HCL und Benfothiamin viele (positive) Auswirkungen auf Darm & Co. hat – bei entsprechenden Dosierungen weitab der Empfehlungen. Allerdings wird Gominack gerade hier nicht konkret. Schade.

 


Quellen / Links

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