Das Aktivatoren-Trio: Vitamin A, D, K(2) & der Calcium-Metabolismus: Gute Zähne & Knochen & keine Atherosklerose
Nach dem Lesen von zwei Büchern zum Themenkomplex Vitamin K(2) [1] und Calcium [2] war mir klar, das ich meine Blog-Artikel zu Vitamin A und Vitamin D stark überarbeiten und ergänzen sollte. Zudem verdient Vitamin K2 einen eigenständigen Artikel – um diesem essentiellen Vitamin auch gerecht zu werden.
Was mir ‘so’ nicht klar war: Die fettlöslichen Vitamine A, D, K – aber auch E – interagieren miteinander. Ungleichgewichte bei der Ergänzung von einem haben Auswirkungen auf die anderen. Dies erklärt aus meiner Sicht auch teils widersprüchliche Ergebnisse von Studien, wo die hoch dosierte Einnahme von einem dieser Vitamine letztendlich nur die typische Mangelsymptome eines (oder mehrerer) der anderen auslöst(e).
So habe ich im Blog alle Artikel zu Vitamin A, D & K2 komplett überarbeitet um diesen Themenkomplex besser abzudecken:
- Vitamin D3 Teil 1: Calcium-Stoffwechsel, ‘optimale’ Blutwerte, Bedarf, Ergänzung & Dosis + Co-Faktoren
- Vitamin D3 Teil 2: Vitamin-D-Rezeptor (VDR) Blockade, 1,25(OH)2D, Autoimmunkrankheiten (EBV, Borrelien), mehr Blutwerte & Co.
- Vitamin A Teil 1: Retinol & die Provitamine (α-, β- und γ-Carotin), Blutwerte, Lebensmittel, Formen, Interaktionen, genetische Faktoren
- Vitamin A Teil 2: Toxizität, Osteoporose, Geburtsfehler – warum die Nebenwirkungen übertrieben sind & etwas zur Dosierung
- Vitamin K1, K2 (MK4, MK7) Teil 1: Unterschiede, Vorkommen, Sicherheit, Dosierung, Aktivator X und Weston A. Price
- Vitamin K2 Teil 2: Calcium-Stoffwechsel, Interaktion mit Vitamin A & D, MK4 oder MK7?, Mitochondrien, Blutwerte sowie Interaktionen mit Blutverdünnern
In diesem Artikel hier möchte ich es sehr kurz halten und nur über die Aspekte schreiben, welche die fettlöslichen Vitamine und Ihr Zusammenspiel betrifft:
- Das Aktivatoren-Trio “Vitamin A, D, K”
- Einiges in Bezug auf die Interaktionen von Vitamin A, D, E – und der Dosierung von Supplementen
sowie mein übliches Fazit.
Hinweis: Wenn Ihr Links auf potentielle Produkte zu Retinol, Vitamin D3 und K2 sucht, dann schaut jeweils in Teil 1 der Artikel ganz am Ende nach. Dort habe ich einiges verlinkt, was ich u.a. selber nutze.
Das Aktivatoren-Trio “Vitamin A, D, K” und der Calcium-Metabolismus
Vitamin K steht mit D & A (als Retinol) in einer starken Wechselbeziehung – speziell im Kontext des Calcium-Stoffwechsels. Der Calcium-Stoffwechsel ist essentiell für die Knochen-, Zahn-, Arterien- und Herzgesundheit & viele anderen (u.a. oxidativer Stress). Deswegen wird der Calcium-Spiegel vom Körper extrem streng kontrolliert.
Im Kontext Calcium werden die Vitamine A und D für die Produktion von Proteinen wie Osteocalcin (OC) und MGP (Matrix-Gla-Protein) benötigt, wobei das Vitamin K2 diese Proteine aktiviert (-> Carboyxliert). OC und MGP sind wichtig für den Transport von Calcium im Körper. Ohne A & D kein OC und MGP – ohne K2 keine Aktivierung, wodurch Calcium nicht in die Knochen – aber in die Arterien, Herzklappe & Co. eingebaut wird. Mega-Ungut.
Die fettlöslichen Vitamine A, D und K2 (Anm.: E hat eine Sonderrolle) unterscheiden sich zudem grundlegend von anderen Nährstoffen, welche in der Regel nur als Co-Faktoren von Enzymen wirken. Vitamin A & D regulieren jedoch die Aktivität von Genen, die die Zellen veranlassen, Proteine bzw. Enzyme zu produzieren. K2 beeinflusst dann zwar nicht die genetische Aktivität, aber aktiviert Proteine und ermöglicht ihnen, z.B. Calcium zu binden, damit sie ihre Aufgabe erfüllen können, u.a. den Aufbau von Knochen & Zähnen. Aus diesem Grund bezeichnete der Zahnarzt Dr. Weston Price Vitamin A, D und ‘X’ (-> K2) als “Aktivatoren”.
Die Beziehung zwischen A, D und K2 wird gut durch ein Bild illustriert, das ich in Anlehnung an Rheaume-Bleue [13] verwende. Es zeigt die drei Viro-Brüder, ein akrobatisches Ensemble aus der Zeit um die Wende zum 19. Jahrhunderts – wobei hier jeder Bruder für ein Vitamin steht:
- Die Vitamine A und D stehen an der Basis der Formation.
- D ist präsent, schaut direkt ins Publikum und ist derzeit der Liebling der Ernährungswelt.
- Auf D fußt die Formation.
- A ist der Bruder mit dem Kopf zwischen den Beinen von D – der unbekannte, ggf. Unheimliche!
- Ohne A würde diese Formation umkippen.
- Über allem steht K(2), der Bruder an der Spitze. K kann jedoch nichts ohne A und D machen und würde ohne sie flach auf sein Gesicht fallen.
- In der Tat ist K ohne A und D größtenteils nutzlos.
Allerdings können A & D auch ohne (extra) K(2) ihren eigenen kleinen Spagat machen. Das kann, je nach dem, jahrelang recht gut klappen – weil zumindest immer ein bisschen K1 in der (pflanzlichen) Nahrung ist, was, in sehr engen Grenzen, zu K2 (primär in Tierprodukten aus Grasfütterung sowie Natto) umgewandelt werden kann. Das volle Potential wird jedoch erst mit genug K(2) ausgeschöpft.
Hier eine etwas ausführlichere Erklärung: Vitamin D erhöht die Produktion von OC (synergistisch mit A) und MGP und steigert die Calcium-Absorption im Darm. Wenn jedoch zu viel MGP produziert wird – was dann nicht durch K(2) aktiviert (-> Carboxyliert) werden kann, dann kann dies zu vermehrter arterieller Plaque führen. Vitamin A begrenzt jedoch die Produktion von MGP , was in Folge K(2) spart und negative Effekte von zu viel D mindert. Zudem veranlasst A wohl auch den Körper dazu, das durch K(2) aus den Arterien freigesetzte Calcium auszuscheiden.
Allerdings bedarf es dazu einer Balance von Vitamin A, D, K und ggf. auch E – etwas was ich mit den einzelnen Artikel in Hinblick auf Dosis, Co-Faktoren und auch genetische Eigenheiten verschiedener Menschen abdecken möchte. Vitamin D in “Mega-Dosen” ala 50.000 und mehr IE über Wochen verdrängt ggf. Vitamin A aus der Leber – mittelfristig, und noch aus ganz anderen Gründen, keine gute Idee.
Einiges in Bezug auf die Interaktionen von Vitamin A, D, E – und der Dosierung von Supplementen
Die fettlöslichen Vitamine interagieren miteinander und können sich im Körper, speziell in der Leber, akkumulieren. Was jahrelang gut gehen mag – geht ab einem bestimmten Punkt auf einmal nicht mehr. Thomas E. Levy, MD [3, Seite 95] schreibt so (übersetzt mit deepl.com)
“Von den vier fettlöslichen Vitaminen (A, D, E ,K) können drei (A, D, E) in toxische Konzentrationen gebracht werden, da sie sich zunehmend in der Leber und im Fettgewebe des Körpers anreichern.”
Allerdings geht es bei den toxischen Dosen nicht um ‘Kleinkram’, sondern um wirklich hohe Dosen, die dann auch chronisch (über lange Zeit) eingenommen werden müssen. Für mich wären das:
- Vitamin D3: > 10.000-50.000 IE / Tag über Monate, auch abhängig vom Körpergewicht,
- bzw. Serum-Spiegeln von 25(OH)D > 80 ng/ml
- mit weiteren Nachteilen für den Calcium-Stoffwechsel, wenn ausreichend A & K fehlen bzw. zu viel Calcium zugeführt wird.
- Vitamin A (als Retinol): > 10.000-25.000 IE / Tag über Jahre – Unklare Datenlage
- bzw. starke Missverhältnisse bei der Zufuhr von Vitamin D & A.
- Vitamin E: ggf. schon ab 400 IE – wenn nur Alpha-Tocopherol (a-T) zugeführt wird (anstatt alle 8 Formen) und Vitamin A (als Retinol) fehlt.
- U.a. in Bezug auf die Beeinträchtigung von Vitamin A hinsichtlich Augenkrankheiten, wenn dieses fehlt oder nicht ergänzt wird [49],
- bzw. Störung vom Vitamin-E-Metabolismus, wenn nur a-T, aber nicht die anderen acht Tocopherole und Tocotrienole zugeführt werden.
Aus meiner Sicht sollte die Thematik der Vitamin E Ergänzung ab 400 IE nicht überbewertet werden, wenn alle 8 Formen ergänzt werden. Bleue [1] schreibt denn auch in Bezug auf Weston A. Price, dass die Ernährung gesunder traditioneller Menschen mindestens viermal mehr Mineralien und wasserlösliche Vitamine und mindestens zehnmal mehr fettlösliche Vitamine enthielt – als die übliche amerikanische Ernährung der 1930er Jahre.
Zudem scheint es für Vitamin K gar keinen toxischen Wert zu geben [1][2], wobei die Vitamine E und K auf ähnlichen metabolischen Pfaden abgebaut werden und (sehr) hochdosiertes Vitamin K (theoretisch) zu einer Beeinträchtigung des Vitamin-E-Mangel Stoffwechsels beitragen könnte [7]. Exzessive Mengen an Vitamin A und E erzeugen durch Hemmung der Carboxylase eine antagonistische Wirkung, so dass sie wohl einen relativen Vitamin-K-Mangel erzeugen können [6, in Verweis auf (Booth et al., 2004; Olson, 1984)]. Aber auch das ist nur relevant bei einem Ungleichgewicht, das effektiv nur durch eine sehr einseitige Supplementierung erreicht werden kann.
In Bezug auf Vitamin E verlinke ich hier, weil es noch keinen eigenständigen Vitamin E-Artikel gibt, kurz das, was ich selber seit Jahren nutze:
- u.a. Super Vitamin E mit 400 IE (Life Extension) morgens -> 400 IE Alpha-Tocopherol
- in Kombination mit Gamma E Mixed Tocopherols & Tocotrienole (Life Extension) abends -> alle acht Tocopherole und Tocotrienole
Die beiden Produkte enthalten aus meiner Sicht keine ungünstigen Inhaltstoffe. Life Extension ist eine der großen US-Firmen für Nahrungsergänzung und schon viele Jahre auf dem Markt, so das hier nicht bei einem Billigheimer oder Anbieter gekauft wird, der erst kurz auf dem Markt ist.
Ach ja: Wenn Ihr bei iHerb etwas bestellen solltet, dann gebt bitte den 5% Rabatt-Code “HER2060“ an – und tut mir damit einen kleinen Gefallen.
Mein Fazit
Vitamin A, D, und K werden aus meiner Sicht oft missverstanden, weil meist nur das Duo aus D3 & K2 betrachtet wird – aber eben nicht Vitamin A als Retinol. Die Studienlage, die sich dann oft nur auf eines der Vitamine konzentriert – aber nicht eben auch auf die beiden anderen – führt dann zu Fehlschlüssen. In dieser Hinsicht ist das Buch ‘Vitamin K2 und das Calcium-Paradoxon‘ von Bleue [1] wirklich zu empfehlen. Allerdings erfasst auch dieses Buch, was sich neben K2 sehr intensiv mit Vitamin A & D beschäftigt, nicht die fundamental problematische Rolle von (zu viel) Calcium aus der Nahrung bzw. Supplementen.
Erst das Calcium-Buch von Levy [2] schließt den Kreis für mich – gerade im Hinblick auf das Verständnis von Osteoporose, Arteriosklerose und anderen Herzkrankheiten, wobei Levy die Rolle von Vitamin A nicht betrachtet. Levy geht jedoch auf die absolute Wichtigkeit von ausreichend Vitamin C und die absolute Mäßigung in Bezug auf die Aufnahme von Calcium im Kontext der vorgenannten Krankheitsbilder sowie die Zahngesundheit ein.
Ganz wichtig jedoch nach Levy: Ein gut funktionierender Calcium-Metabolismus ist essentiell für die Gesundheit. Das zeigt sich u.a. darin, das Vitamin D & K2, richtig dosiert, die Sterblichkeit durch alle Ursachen senken – wie auch Magnesium und Vitamin C [2][8].
Quellen / Links:
- [1] Vitamin K2 und das Calcium-Paradoxon – Ein kaum bekanntes Vitamin als Lebensretter, Kate Rheaume-Bleue, Deutsche Übersetzung 2016, ISBN: 978-3864452901
- [2] Death by Calcium, Dr. T. Levy, MedFox Publishing, 2013
- [3] Hidden Epidemic, Thomas E. Levy, MD, JD, Medfox Publishing, 2017
- [4] The Ultimate Vitamin K2 Resource, Chris Masterjohn Phd., 9.12.2016
- [5] Vitamin A On Trial: Does Vitamin A Cause Osteoporosis?, C. Masterjohn, Weston A Price Foundation, 2006
- [6] Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln, Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte, Teil I, A. Domke, et al., Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), 2004
- [7] Metabolism and cell biology of vitamin K, Martin J. Shearer, Paul Newman, Thromb Haemost 2008; 100(04): 530-547, DOI: 10.1160/TH08-03-0147
- [8] Vitamin C and the Mitochondria – Dr Thomas Levy, iAIMs Conferences, März 2020
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