EMF Teil 3: Elektrische- und Magnetfelder Messen (Gigahertz ME 3830B)

Gigahertz ME 3830B Messgerät.

Gigahertz ME 3830B Messgerät.

Als ich mich letztes Jahr mit dem Thema EMF beschäftigt hatte (Mikrowellen, niederfrequentes Elektrisches Feld und Magnetfelder bzw. magnetische Flussdichte) hatte ich zuerst ein günstiges Messgerät von Tenmars gekauft – wie ich in diesem Blogpost berichtete. Daraufhin hatte ich dann ein Messgerät von Gigahertz Solutions (HF 35C) gekauft, was meine Erwartungen erfüllte.

Nun hatte ich jedoch kein Messgerät für das elektrische Feld und die magnetische Flussdichte mehr – weil das HF 35C nur die Mikrowellenbelastung (WHO Klasse 2B Karzinom) misst. Ich wollte mir dann noch ein einfaches Kombi-Messgerät (ähnlich des Tenmars) anschaffen – bin jedoch davon abgekommen und habe mir ein Gigahertz Solutions ME 3830B zugelegt. Gerne hätte ich ein noch besseres Gerät genommen – nur irgendwo musste finanziell Abstriche machen. Spannend fand ich das im Rahmen einer Diplomarbeit bei der FH Potsdam die Wahl auf die gleichen Messgeräte viel [2]. In der Arbeit gibt es dann auch noch sehr viel Hintergrund und eine Einführung in die Thematik.

Hinweis: Für mehr zum Thema EMF, Mobilfunk & Co. schaut mal auf meine Seite zu EMF & Co.

Elektrische Felder und magnetische Flussdichte – was und wo?

In meinem vorherigen Beitrag bin ich ja schon auf diese Sachen eingegangen – deswegen hier nur noch sehr wenig dazu. Im Unterschied zu den Belastungen durch Mikrowellen (Mobilfunk, WLAN, Smartphones, schnurloses Telefon, Bluetooth, etc.) hat man die potentiellen Belastungen dieser beiden Kategorien besser im Griff – denn diese werden primär von Geräten und der Installation im eigenen Haushalt und im Nahbereich erzeugt und sich auch dort wirksam. Mein (vereinfachter) Merksatz:

“Jede spannungsführende Leitung erzeugt bzw. emittiert ein elektrisches Feld und jeder (Wechsel-) Strom der durch eine Leitung fließt erzeugt zudem noch ein magnetisches Feld. “

Elektrische Felder – was und wo?

Die normalen Quellen für elektrische Felder in Haushalten sind u.a. folgende:

  • Alle Stromleitungen (230V, in der Wand), soweit Sie nicht mit einem Netzfreischalter 2-polig abgetrennt werden.
    • Die können z.B. in der Wand neben dem Bett oder am Fuß- oder Kopfende sein.
    • Auch Leitungen im Boden (der decke des Untergeschosses) können relevant sein.
  • Alle 230V Stromkabel zu Elektro-Geräten & ggf. die Geräte selber – soweit Sie eingesteckt sind.
    • Eine einfache Steckdose mit simplem Schalter bringt hier meist nichts, insb. wenn die Phase nicht geschaltet wird.
    • Die gleichspannungsführenden Niedervoltleitungen sind in der Regel unproblematisch.
  • Versteckte Kabel in den Geräten, insbesondere da, wo die 230V bis zum Ein- und Ausschalter geführt werden.
    • z.B. Bedienpanele an Dunstabzugshauben.
  • Metallgegenstände (Stahl, Eisen, Kupfer) welche sich im Bereich der Felder befinden, insb. wenn diese nicht geerdet sind.
    • Lampenschirme, Abdeckungen, Gehäuse, etc.

Mein Bett steht deswegen extra an einer Außenwand ohne stromführende Kabel. Zudem stecke ich alle Standlampen und andere Elektrogeräte in der Nähe des Schlafplatzes explizit aus wenn ich zu Bett gehe (denn ich habe leider keinen Netzfreischalter). Wecker oder Uhren sollten in jedem Falle Batteriebetrieben sein.

Magnetische Felder – was und wo?

In Bezug auf magnetischen Feldern (bzw. eine hohe Flussdichte) sind die häufigsten Quellen die, wo viel Strom (bei hoher Spannung) durch eine Leitung fließt. Dies sind im Haushalt u.a.:

  • In der Regel Netzteile und Trafos.
    • Vor allem in (ungeerdeten) Plastikgehäusen.
  • Alle Arten von Elektromotoren.
    • z.B. Dunstabzugshaube, Lüfter, aber auch E-Autos & E-Bikes.
    • Ganz Krass: E-Loks, Triebwagen, Straßenbahnen bzw. unter Oberleitungen (u.a. auch auf Bahnsteigen!)
  • Herdplatten, wobei Induktion [1] ganz schlecht ist.
    • Optimal ist Kochen mit Gas – zumindest im Bezug auf EMF.
  • Notebooks im Bereich des Prozessors,
    • wohl durch hohe Ströme (insb. unter Vollast) und
    • ganz klar wieder beim Netzteil – also schön weit weg legen!
  • Desktop-PC’s insbesondere im Bereich des Netzteils.
    • Also das Gehäuse möglichst weit weg positionieren.

E-Herd Herdplatten (im Bereich des Bauches -> Schwangerschaft) sind ganz krass – jedoch sind Dunstabzugshauben in Kopfhöhe auch nicht ohne. Bei meiner Mutter war es eine, die Filterelemente (und nicht nur eine Abdeckung) aus Metall hatte, über welche dann sogar das elektrische Feld sehr stark vom Motor bis nach Vorne zur Bedienpanele wirken konnte. In Bezug auf den E-Herd nutze ich wenn möglich deswegen auch nur die hinteren Platten.

Warum habe ich das Gigahertz ME 3830B erworben?

Drei Faktoren haben für mich hier eine Rolle gespielt – und alle drei werden nicht von kostengünstigen All-In-One Geräten wie z.B. dem Tenmars (und anderen) erfüllt:

  1. Messbereich im niederfrequenten Bereich bis 100 KHz (anstatt 2 KHz).
    • Dadurch werden auch die als kritisch geltenden Oberwellen von Schaltnetzteilen, Dimmer, Bildschirmen, Energiesparlampen, etc. erfast.
  2. Messung des elektrischen Feldes potentialfrei und (bzw. oder) geerdet.
    • Wodurch genauere Messungen möglich werden.
  3. Vertrauen in den Hersteller.

Gibt es Nachteile beim ME 3830B?

Richtungsvektor

Richtungsvektor. Quelle: Wikipedia. Lizenz: Gemeinfrei

Sehr teure Geräte haben bezüglich der Messung der magnetischen Feldstärke eine so genannte 3-Achs Messung, das 3830B kann nur eine auf einmal messen. Da Magnetfelder in verschiedene Richtungen (Vektoren) wirken muss das 3830B also von der Ausgangsposition aus betrachtet einmal 90 Grad zur Seite und dann 90 Grad nach Oben gedreht werden um insgesamt drei Messwerte zu ermitteln. Diese 3 Werte müssen dann noch zusammengerechnet werden -> Gesamtbelastung = Wurzel aus (x² + y² + z²). Das bedeutet jedoch auch, das der Spitzenwert den höchsten Einzelwert nur um weniger als das doppelte überschreiten kann. Sticht ein Wert deutlich heraus, kann dieser grob als Gesamtwert interpretiert werden.

In der Praxisanwendung bedeutet das ganze also etwas mehr Dreherei aus dem Handgelenk – denn es kann durchaus sein, das zwei Richtungen faktisch nichts anzeigen – die dritte jedoch im Wert 10 oder 20 mal höher liegt… und das ist schon relevant. Hier mögen günstige Messgeräte welche schon die 3-Achsenmessung beherrschen attraktiver sein – wenn einem ein grobes Abschätzen der Belastung ausreicht.

Ein praktisches Messbeispiel: ‘Phasenrichtiges’ Betreiben von Geräten

162 V/m mit Phasen-un-richtiger Polung.

162 V/m mit Phasen-un-richtiger Polung.

70 V/m mit Phasenrichtiger Polung.

70 V/m mit Phasenrichtiger Polung.

Übliche Geräte bzw. Ein- und Ausschalter dieser schalten nur einen Pol bzw. eine Zuleitung, welche Netzstecker kommt. So kann es sein, das die Phase an dem zu schaltenden Gerät, u.a. der internen Verkabelung, einem Trafo, Netzteil oder Motor anliegt und der Nullleiter geschaltet wird. Das Problem: Das Gerät ist ausgeschaltet, jedoch emittiert es ein elektrisches Feld fast wie im Betrieb.

Um dies zu vermeiden bzw. zu testen ob das Gerät optimal ‘eingesteckt’ ist kann Testweise der Netzstecker um 180 Grad in der Steckdose gedreht werden. Beide male wird dann das elektrische Feld gemessen und dann die Richtung gewählt, bei welcher der geringere Messwert angezeigt wird.

Nebenstehend das Beispiel anhand einer Dunstabzugshaube. Wenn dort der Nullleiter geschaltet wird, dann liegt die Phase am Lüftungsmotor mit seiner langen Motorwicklung an. Die Motorwicklung übertragt dann ein elektrisches Feld (weil Wechselspannung) auf das direkt unter dem Motor liegende Metallgitter bzw. Gehäuse. Auf solch eine Belastung genau in Kopfhöhe verzichte ich beim Kochen doch lieber. Noch besser: Die Dunstabzugshaube ausstecken und einfach ohne Fett kochen bzw. das Fett erst nach dem Kochen dazugeben.

Mein Fazit

Das ME 3830B scheint mir sehr gut zu funktionieren. Dies ist für mich auch dadurch ersichtlich, das wenn ich das Gerät über mich an die Decke halte – der angezeigt Wert im V/m deutlich steigt. Das ist der Fall, da die Erde selber negativ geladen ist und durch das elektrostatische Feld der Erde in Bodennähe ca. 130V pro Meter Potentialdifferenz anfallen. Deswegen sollen die Messwerte mit dem Gerät in unmittelbarer Bauchnähe ermittelt werden – um den Effekt des elektrostatischen Feldes deutlichst zu reduzieren.

Mittels der Messungen – oft dort wo man es gar nicht vermutet (Dunstabzugshaube) – können dann effizient Maßnahmen ergriffen werden. Dies zumindest dort, wo ich mich lange aufhalte: Im Bett, in der Küche vor dem Herd, auf Bahnsteigen und in Zügen, im Arbeitszimmer neben dem PC und vor dem Bildschirm.


Wer das Gerät bei Gigahertz bestellen mag, der verwende gerne diesen Link auf die Herstellerseite.


Praktische Tips zur Vermeidung bzw. Reduktion von EMF-Belastung

Puhhh… das was ich im Haushalt mache ist zumindest folgendes:

  • Distanz zu den EMF-Quellen
    • Keine elektrischen Geräte und (Netz-) Kabel in der Nähe von Bett oder permanenten Aufenthaltsorten
      • also nicht direkt neben Kabeln, Netzteilen (u.a. Notebooks), Sicherungskasten sitzen.
  • Verringerung-Strategie:
    • Bei E-Herden eher die hinteren Platten benutzen und auf Induktion verzichten.
    • Tischlampen weit von mir weg und
      • möglichst mit Gleichstrom und dem Netzteil noch weiter weg von mir.
      • Ggf. batteriebetriebene Leuchten im Nachtbereich verwenden.
    • Dauerhaft eingesteckte Geräte Phasen-richtig betreiben-> Messen.
    • Abgeschirmte Mehrfach-Steckdosen und Kaltgerätestecker für den Schreibtisch verwenden.
  • Vermeidungs-Tips:
    • Die Sicherung(en) für den Schlafraum am Abend ausschalten.
      • Und natürlich auch die Nebenräume – sowie Unter- und Obergeschoss beachten (Wände).
      • oder das Bett nicht an Wänden mit Steckdosen oder spannungsführenden Leistungen aufstellen.
        • Im Zweifelsfall nachmessen.
    • Alternativ einen Netzfreischalter für relevante Räume installieren.
    • Die Dunstabzugshaube (am Herd) in Kopfhöhe vermeiden  -> Einfach fettfrei kochen.

Das sind zumindest recht einfach umzusetzende Dinge.

 


Quellen / Links

Das könnte dich auch interessieren …

4 Antworten

  1. Günther Meyer sagt:

    Ist Ihnen evtl. auch schon aufgefallen, dass es Häuser gibt, bei denen offenbar die Heizkörper Magnetfelder im Bereich bis ca. 70 nT abgeben (stark schwankend), welche sich dann (etwas abgeschwächt) im ganzen Haus verteilen? Logischerweise hat ja meist jeder Raum auch einen Heizkörper, dort ist dann der messbare Peak, sofern andere Quellen abgeschaltet sind.
    Es geht um befeuerte Zentral-Heizungs-Systeme, nichts primär elektrisch beheiztes. (Klar, Pumpensysteme etc. sind stets elektrisch angetrieben).
    Ich vermute, dass sich Magnetfelder in die metallischen Rohre “einstreuen”, wenn die Elektro-Hausinstallation (oder gar eine Starkstrom-Leitung für eine Wohnstraße) in unmittelbarer Nähe des Heizungs-Systems liegt, da die starken Schwankungen nicht zu einer vor sich hin laufenden Heizungspumpe passen.

    (gemessen mit Gigahertz-Gerät)

    • H.C. Fricke sagt:

      Das mit den Heizkörpern macht Sinn – ggf. koppeln aber auch andere Felder ein und es fließen Ausgleichströme?. Ich habe beobachtet das je nach Baumaterial der Wand, die ganze Wand teils hohe Werte in nT aufweist, wenn der Stromkreis dort aktiv ist. Alles sehr gruselig.

  2. Günther Meyer sagt:

    Hm, wenn die ganze Wand homogen strahlt, sind es vielleicht Kriechströme durch schlecht isolierte/defekte Kabel? Das ist mir noch nicht begegnet – aber ich beschäftigt mich damit ja auch noch nicht lange. Könnte natürlich sein, dass das Rohrnetz dann für den Strom eine leitende Passage fürs Abfließen bietet und somit ein Feld begründet.

    Leider zeigt das Gigahertz ja nicht die Frequenz. Aber für andere Einkopplungen abseits des Netzstroms fehlt mir die Phantasie in der Hinsicht, dass der Effekt ja recht stark zu sein scheint und im NF-Bereich liegt. … Die Bahn fährt jedenfalls nicht in unmittelbarer Umgebung … Wobei es ja auch heißt, solche Ströme seien bis wenige km entfernt messbar, wenn es blöd läuft.
    Es gibt auch lustige Spannungsdifferenzen (mit Multimeter messbar) zwischen Heizungsrohren und Erdungs-Leiter von über 100 Millivolt. Man fragt sich, was denn nun am “erdigsten” ist (fürs representative Messen der elektrischen Wechselfelder oder sogar fürs Earthing), irgendwie ist wohl überall irgendwas aufmoduliert.

  3. simon sagt:

    Danke für die ganze Reihe zum Thema EMF!
    Sehr interessantes bzw. gruseliges Thema.
    Aber beruhigend, dass man einiges machen kann.
    Habe mir das Gerät vor längerem dank Ihres Artikels geholt und über einen längeren Zeitraum das Haus vermessen und umgeräumt. Mit etwas Ausprobieren findet man weniger belastete Ecken.
    Kompliziert wird es, wenn man Hochfrequenz und Niederfrequenz beachtet. Aber hier helfen (zumindest im Einfamilienhaus) Hilfsmittel wie blockierende Vorhänge.
    Ich habe zu einer Seite des Hauses einen Nachbarn ca. 10m entfernt. Aber sein Fernseher hat ein eigenes Wlan, das einen Teil meines Hauses mitbestrahlt…
    Einfach der Wahnsinn.

Schreibe einen Kommentar