Buchkritik: ‘The Salt Fix’ von Dr. James DiNicolantonio

Buch: The Salt Fix - Dr. James DiNicolantonio

Buch: The Salt Fix. Foto: H.C.

Das Thema “wie viel Salz (Natrium) brauchen wir mindestens”  hat mich in den letzten Jahren nicht los gelassen. In meinem Blogpost dazu bin ich der Frage im letzten Jahr nachgegangen – die Sachen die ich in Erfahrung bringen konnte waren für mich jedoch (sehr) unbefriedigend.

Das Problem: Wenn man schaut, dann gibt es effektiv nur Empfehlungen den Salzkonsum zu begrenzen – optimalerweise bei 1,5g Natrium (3,75g Salz) – höchstens jedoch 6g Salz (2,4g Natrium) am Tag (DGE). Es wird viel über Risiken von ‘zu viel Salzkonsum’ in Bezug auf Bluthochdruck & Co. geschrieben – jedoch fast nie etwas über die Risiken von zu wenig Salz (Natrium) in der Nahrung… wobei ich mit wenig wirklich wenig meine, also unter 1g Natrium pro Tag – wenn man alles selber macht und nichts verarbeitetes kauft (Anm.: Schafft faktisch keiner in Deutschland).

Die Frage was nun je nach Alter, Geschlecht, Gewicht, Tätigkeit (u.a. Sport, Sauna), den Umständen (Klima, Schwangerschaft, Krankheit, Ernährung, etc.)  & Co. optimal sein könnte – wird von den großen Organisationen wie AHA, DGE & Co. (aber auch den Studien auf die sich beide Seiten berufen) nicht im Details thematisiert. Das Thema Salz schien mir ein Minenfeld zu sein. Was stimmt nun? Wo sind treiben die Lobby-Interessen der Industrie die Pro-Salz Studien, welche Befindlichkeiten gibt es und was ist wahr?

Die Perspektive von DiNicolantonio Diskussion & stellen der ‘Kernfrage’

Das vorliegende Buch von Dr. James DiNicolantonio, einem Pharmakologen und ehemaligen Apotheker mit über 200 Veröffentlichungen, versucht nun (aus seiner Perspektive) die Geschichte hinter dem ‘Salz in der Suppe’ wissenschaftlich und gut lesbar nachzugehen. Er stellt meines Erachtens auch schon mal die richtige Frage, die in meinen Worten formuliert folgende ist:

“Was ist der optimale Bereich der Salzzufuhr für uns Menschen: Evolutionär & historisch gesehen, basierend auf aktuellen Daten, belastbaren & Meta-Studien, der Biochemie und der jeweilig individuellen Situation.”

Gleichzeitig geht DiNicolantonio auch auf die Entstehungsgeschichte der heutzutage empfohlenen (aus seiner Sicht) ‘Salz-Restriktion’ ein. Er schreibt was aus seiner Sicht ‘damals’ beobachtet, hypothetisiert und gemessen wurde – und wie das ganze dann mit dem Salzkonsum korreliert bzw. assoziiert wurde. Auch der Frage wo dann das Dogma begann & die Fakten ignoriert wurden wird nachgegangen – wobei er das natürlich aus seiner Sicht, der ‘Pro-Salz’ Seite, schildert.

Interessant war für mich in jedem Fall, das DiNicolantonio auch die Gefahren einer zu starken (also extremen) Salz-Restriktion herausarbeitet. Leider – und so viel schon mal vorab – gibt es auch einige Ungereimtheiten und (aus meiner Sicht) blinde Flecken bei DiNicolantonio.

Zum Inhalt(sverzeichnis)

Das Buch gliedert sich neben Einleitung ‘Don’t fear the Shaker’ – was den Tenor ‘Pro-Salz’ des Buches vor dem Schluss schon mal voraus nimmt! – und Anhang (mit wirklich vielen Quellenangaben) in folgende acht Hauptkapitel:

  • Kapitel 1: But Doesn’t Salt Cause High Blood Pressure?
    • Grobe Einleitung (Historie der Salzempfehlungen) und Geschichte des Autors.
  • Kapitel 2: We Are Salty Folk
    • Ein historischer Rückblick in die Geschichte und Entwicklungsgeschichte des Menschen – im Kontext des Salzkonsums und Salzbedarfs.
  • Kapitel 3: The War against Salt-and How We Demonized the Wrong White Crystal
    • Die Geschichte wie Bluthochdruck & Co. ab ca. 1900 mit einem hohen Salzkonsum assoziiert und verbunden wurde. Viele Geschichten von Dogmen, wenigen Fakten, Pro- und Contra und den Personen die entscheidend an der ‘Dämonisierung’ aber auch Rehabilitierung von Salz anteil hatten.
  • Kapitel 4: What Really Causes Heart Disease?
    • Die Suche nach den wirklichen Ursachen von Herzkrankheiten – zu viel oder zu wenig Salz?
  • Kapitel 5: We Are Starving Inside
    • Zu den negativen Auswirkungen von zu wenig Salz auf Hormonsystem & Co.
  • Kapitel 6: Crystal Rehab: Using Salt Cravings to Kick Sugar Addiction
    • Von Belohnungssystem, Zucker & Co.
  • Kapitel 7: How Much Salt Do You Really Need?
    • Geht der Frage wie viel Salz pro Tag unter welchen Umständen und Rahmenbedingungen optimal ist.
  • Kapitel 8: The Salt Fix: Give Your Body What It Really Needs
    • Ein paar Tips zum integrieren von Salz in die Nahrung, dem richtigen Salz, etc. pp.

Insgesamt eine recht runde Struktur – bei der sich inhaltlich einiges wiederholt. Wer also Kapitel auslässt, der wird nicht unbedingt etwas verpassen.

Zur Einleitung

Hier scheibt der Autor kurz das Salz für uns essentiell ist (Elektrolytsystem) und das die meisten von uns in keiner Weise eine salzarme Ernährung essen müssen und davon auch keine Vorteile hätten – ganz im Gegenteil.

Das Problem: Viele Medikamente, Kaffee, eine fettreiche Ernährung (insb. ‘Low-Carb’ & Keto), Sport & Co. haben alle einen höheren Salzverlust zur Folge – der ausgeglichen werden muss bzw. ausgeglichen werden sollte. Mehr Salzkonsum hingegen verbessere Energielevel, mentalen Fokus, Fruchtbarkeit und selbst sexuelle ‘Performance’ – na, wenn das nichts ist 😉

Kapitel 1: But Doesn’t Salt Cause High Blood Pressure?

DiNicolantonio beginnt damit, das selbst in 1977 – als die Salz-Restriktion Einzug in die offiziellen Ernährungsempfehlungen (der USA) erhalten hatte, der U.S. Surgeon General (höchster Arzt) ausgesagt hat, es gäbe keine wissenschaftliche Evidenz, das eine salzarme Ernährung Bluthochdruck verhindern könne. Die Grundlagen der ursprünglichen Empfehlung wurden dann bis 1991 nicht überprüft und die Verbindung mit dem Bluthochdruck basiert bis heute rein auf einer Hyphothese: Das durch mehr Salz auch mehr Flüssigkeit im Körper gehalten werde und sich dadurch auch der Blutdruck erhöht.

Das Problem nach DiNicolantonio: Die Hyphothese kling gut – die meisten Daten und Studien sagen jedoch etwas anderes aus. Und: Nach vielen Studien und Expertenmeinungen sind 80% der Bevölkerung nicht einmal anfällig für die Blutdruck erhöhenden Effekte von Salz (wenn denn das Salz überhaupt dafür zuständig ist).

In der ganzen Diskussion um eine Empfehlung für alle Menschen wurde denn nie thematisiert bzw. berücksichtigt, wer denn nun – und unter welchen Umständen – eher weniger Salz & wer ggf. mehr Salz benötige.

Kapitel 2: We Are Salty Folk

Ohne Salz kein Leben. DiNicolantonio startet hier bei der Evolution – ganz am Anfang – im Meer. Interessant wird es, als er auf die vormenschlichen Primaten und die frühen Menschen eingeht. Einige Studien geben hier wohl eine sehr salzarme Ernährung an, welchen DiNicolantonio widerspricht. Gerade die Verbindung mit DHA und der Gehirnentwicklung lege nahe das Menschen nahe am Wasser und sich mit viel Fisch und Meeresfrüchten entwickelt haben. Dies bedeute dann auch ausreichend (bzw. recht viel) Salz.

Er geht dann konkreter auf einen Artikel im New England Journal of Medicine von 1985 ein (S. 24), welcher die These mit dem niedrigen Salzkonsum (ca. 700mg Natrium/Tag) unserer Vorfahren begründet hatte (siehe auch Dr. Jacobs hier). Nur hatte diese Studie wohl nicht das Salz aus dem Blut (der Tiere), (Tiger-)Nüsse, Meeresfrüchte (u.a. Algen) und das Natrium in den Knochen der Tiere berücksichtigt. Manche Naturvölker integrieren dann sogar Salzhaltige Erde in Ihr Essen (u.a. heute noch die Kikuyu in Afrika). und selbst die Aborigines in Australien haben einen angenommenen Natriumkonsum von durchschnittlich ca. 3450mg /Tag.

Auf  Steite 28 geht DiNicolantonio dann das erste mal tiefer in Bezug auf Salz in Verbindung mit unserem Hormonsystem, insb. Aldosteron (erhöht bei Salzmangel) und Cortisol (erhöht bei Salzüberschuss), ein. Dann geht er auf die Kapazität unserer Nieren ein, welche stärker mit dem Salz-Sparen (Recycling) belastet werden als mit der Ausscheidung des selben (u.a. in ‘Kosten’ in Bezug auf den ATP-Verbrauch). Eine salzarme Ernährung belastet nach Ihm unsere Nieren und verbraucht unnötig Energie. Ebenfalls würde bei einer Saltzrestriktion der Puls des Herzes ansteigen – gar nicht gut.

Spannend ebenfalls der Abschnitt ‘Salt and Sex’ in dem er darauf eingeht wie Salz gegebenenfalls in Verbindung mit der Zeugungsfähigkeit steht – u.a. bei Tieren. Salzmangel soll ein Auslöser für ein Mangel an Fertilität und Abbruch der Schwangerschaft sein. Aber auch bei den oft zitierten und sich ohne zusätzliches Salz ernährenden Yamamoto-Indianern hat der Salzmangel nach dem Autor folgen: Die Frauen werden nur alle 4-6 Jahre Schwanger – zumindest zieht DiNicolantonio diesen Schluss, wobei er ggf. ignoriert das bei Naturvölkern die Stillzeit länger ist, das dieses historisch normal ist und dieses auch eine natürliche (und gewünschte) Verhütung darstellt [2][3]. Andere ‘negative’ Folgen werden denn auch nicht berichtet…

Kapitel 3: The War against Salt-and How We Demonized the Wrong White Crystal

DiNicolantonio fängt dieses Kapitel wieder mit etwas Geschichte an: Die Menschen produzieren Salz schon seit Jahrtausenden. Jede größere römische Stadt sei nahe einer Salzressource entstanden und der durchschnittliche Römer habe ca. 25g Salz am Tag verzehrt. Salz war sogar Teil des Soldes der Legionäre. Später im 16ten Jahrhundert in Europa schwankte der Salzkonsum zwischen 13-70g/Tag mit einem Mittel von ca. 40g im 18ten Jahrhundert – angeblich sogar bis zu 70g/Tag (wegen mit Salz konservierter Hering & Kabeljau). Vergleiche man die Zahlen so werde klar das wir bis vor kurzem noch sehr viel mehr Salz gegessen haben als heute, was sich u.a. über die heutige Nutzung von Kühlschränken & Co. erkläre (zum Vergleich: ca. 3,6g/Tag in Deutschland heute – ähnlich in den USA).

Interessant: Der Salzkonsum in den letzten 50 Jahren hat sich (zumindest in den USA) nicht mehr groß bewegt – die Herzkrankheiten haben jedoch stark zugenommen. (Anm.: Mit ist das klar… wegen dem vielen Fett das da zugekommen ist).

Danach beginnt die Geschichte mit den Advokaten der ‘Salt-Wars’ wie DiNicolantonio die wohl teils kontroverse Geschichte um die richtige Salzmenge betitelt. Es fängt an mit Frederick M. Allen in den frühen 1920er – der nur eine Hyphothese, jedoch keine wissenschaftliche Beweise hatte. Aufgegriffen wurde das ganze dann ca. 20 Jahre später von Walter Kemper (S. 36), den einige in Bezug auf seine ‘Rice Diet’ kennen mögen – einer Eliminationsdiät in der (nach DiNicolantonio) fast nur (weißer) Reis (ohne Salz), Obst, Fruchtsäfte (aber kein/wenig Wasser) und Zucker erlaubt waren. Die Erfolge die Kemper (wohl ohne Kontrollgruppe) dokumentierte – konnten dann auch nicht von anderen Wissenschaftlern nachvollzogen werden. Kemper selber assozierte die Erfolge u.a. mit der Salzrestriktion. Spätere Studien (u.a. Laragh and Colleagues) konnten jedoch Kempers Ergebnisse nicht nachvollziehen und berichteten von vielen Problemen – insb. auch in Bezug auf die Nierenfunktion. Andere Probleme waren dann wohl u.a.: Energielosigkeit, Benommenheit, sehr wenig Urinausscheidung, Muskelzucken, Krämpfe, etc. So schien auch eine zu starke Salzrestriktion (<1,15g) selbst die positiven Effekte auf den Blutdruck umzukehren. Fazit der (späteren) Wissenschaftler nach DiNicolantonio war, das keine Evidenz gefunden wurde, das eine moderate Salzrestriktion Bluthochdruck in der Gesamtbevölkerung verhindern könne.

Dem schließt DiNicolantonio dann weitere Studien an (Corcoran, S. 40) welche feststellten das eine salzarme Ernährung nur 25% der Patienten mit Bluthochdruck positiv gewirkt hatte, es jedoch auch Probleme mit der Restriktion gab: Azotämie und Verschlechterung der Nierenfunktion.

Der nächste Wissenschaftler mit viel Einfluss war dann Lewis K. Dahl. Dahl züchtete Salz-Sensitive Ratten in seinem Labor, die er nach DiNicolantonio dann zum belegen seiner Salz-Hyphothese benutzt hatte. Dahl stellte einen geringen Salz-Konsum auch in Verbindung mit primitiven Naturvölkern ab – wobei er ignorierte, das diese auch keine Zucker & Co. aßen. Das Problem an all dieser Forschung war dann, das Dahls spezielle Ratten nach B. Flokow (Royal Swedish Academy) auf den Menschen umgerechnet ca. 40g/Tag Salz zu sich nahmen um die von Dahl aufgezeigten Effekte zu produzieren. Bei normalen Ratten wären dann umgerechnet 100g/Tag nötig gewesen.

Danach gehts weiter mit G. Meneely und H. Battarbee, welche aufgrund Ihrer Position starken Einfluss auf den McGovern Report in 1977 hatten, welcher zu der ersten Empfehlung führte den Salzkonsum auf 3g/Tag (1,2g Natrium) zu beschränken – ohne jedoch nach DiNicolantonio wissenschaftliche Evident dafür zu haben. Nach den damaligen Kriterien war das wohl auch noch nicht nötig – die Aussage von (hoch) dekorierten Experten reichte aus. Nach dem für die zweite Auflage der Empfehlungen auch andere Experten angehört wurde, wurde die Empfehlung dann auch auf 5g Salz/Tag erhöht. Krass: Selbst zum damaligen Zeitpunkt bestätigten American Medical Association (AMA) und American Academy of Pediatrics u.a.:

“The role of salt intake as an environmental facoror in the induction of hypertension has still to be defined. For 80 percent of the population in this country, present salt intake has not been demonstrated to be harmful, i.e. hypertension has not developed”

In 1983 hatten dann Laragh & Company wieder ein Paper publiziert in welchen nach dem Author die kontroverse Lage aufgezeigt wurde. Viele Studien in Bezug auf die Salz-Restriktion waren von kurzer Dauer, sich schauten nicht auf negative Auswirkungen und zeigten keine klaren Vorteile auf. Zudem waren an allen Studien (zusammengerechnet) wohl nur ein paar hundert Menschen beteiligt – wobei die propagierten Vorteile dann auf die US-Bevölkerung hoch extrapoliert wurden.

Eine nach DiNicolantonio der besten Studien der damaligen Zeit wurde dann von Graham MacGregor (London) durchgeführt  – mit nur 19 Patienten mit 1840mg und 3680mg Natrium/Tag. Das Interessante: Zwei Patienten der Niedrig-Salz Gruppe hatten sogar erhöhten Blutdruck. Das Problem an dem Versuch: Die Kalium-Aufnahme war mit 2,2-2,5g/Tag sehr niedrig. Letztendliches Verdikt von DiNicolantonio: Sehr gemischte Ergebnisse. Dies hielt MacGregor wohl nicht davon an zwei Lobby-Organisationen zu gründen: CASH (Consensus Action on Salt and Health) sowie WASH (World Action on Salt and Health) – welche die Überzeugung von MacGregor (in Bezug auf Salz-Restriktion) propagieren sollten und andere Ursachen (z.B. raffinierter Zucker) und Gefahren einer sehr niedrigen Natrium-Zufuhr nach DiNicolantonio ausblendeten.

DiNicolantonio zitiert dann immer mehr (Meta-)Studien, welche Aufzeigten das die propagierten Vorteile – wenn überhaupt – in Wahrheit wohl nur zu einem kleinen Teil wirklich realisiert wurden. So wird dann auch John D. Swales – ein Experte für Bluthochdruck & Mitbegründer des Journal of Hypertension – erwähnt: Dieser veröffentlichte im Jahr 2000 ein Paper, das aussagte das Menschen mit normalem Blutdruck nur eine minimale Reduktion Ihres Blutdruckes erreichen könnten, wenn Sie die Salzzufuhr entscheidend einschränken würden. Und aktuelle Meta-Analysen würden sogar dies in Zweifel ziehen bzw. damit enden, das eine Salz-Restriktion nicht mit Evidenz unterstützt wird.

Spannend noch in Bezug auf die Intersalt-Studie: Die Autoren gehen Ihre unterliegenden Daten nicht öffentlich heraus und die wohl erhobenen Daten zur Pulsrate finden sich nicht in den Ergebnissen. Denn: Mit der Salz-Restriktion wird auch ein erhöhter Puls in Verbindung gebraucht. Dies ist jedoch ein absolutes Negativ-Kriterium, was mit ggf. verringertem Blutdruck nach DiNicolantonio in Korrelation gebracht werden müsse. Insgesamt waren jedoch die Ergebnisse der Intersalt-Studie recht zweifelhaft, weil es sich bei fast allen Populationen mit wenig Natriumkonsum (<2400mg) um einfache Kulturen (‘primitive societies’) gehandelt habe. Würde man diese Kulturen exkludieren dann wäre ein niedriger Blutdruck sogar mit höherem Salzkonsum assoziiert – so DiNicolantonio.

Das ganze geht noch weiter und weiter – zu viel für diese Buchkritik es im Detail zu würdigen. Es tauchen dann die verschiedenen Empfehlungen für Natrium auf – auch die 1500mg Natrium welche die DGE seit 2017 als ausreichende Zufuhr empfiehlt. Auch die 2300mg bzw. 2400mg – welche die DGE als obere Grenze ansetzt. Nach DiNicolantonio berücksichtigen Sie jedoch nicht individuelle Kriterien wie Aktivität, Sport oder Hitzestress im Sommer und haben immer noch keine faktuelle, wissenschaftliche, Basis. Ebenso werden die Risiken einer Salz-Restriktion (‘surrogate-markers’) wie:

  • Erhöhung von Renin
  • Aldosteron,
  • Triglyceriden,
  • (LDL)-Cholesterin,
  • Insulin und
  • Puls (Herz)

nicht berücksichtigt. So wurde dann auch die (restriktive) 1500 mg Empfehlung (Natrium) im Jahre 2015 wieder aus den Empfehlungen (‘Dietary Guidelines’) der USA entfernt. Der Rest des Kapitels dreht sich dann um die Effekte von Zucker.

Kapitel 4: What Really Causes Heart Disease?

In diesem Kapitel geht es dann weiter mit der Suche nach den wirklichen bzw. wahrscheinlichen Ursachen von Herzkrankheiten. DiNicolantonio geht näher auf die Probleme von zu wenig Salz ein – sowie auf Vorteile einer moderat hohen Salzzufuhr. Wichtig jedoch: DiNicolantonio macht für mich (mit Verweis auf Quellen) klar, das 70-80% der Menschen von einer Salz-Restriktion wohl in keiner Weise Profitieren – ganz im Gegenteil.

Das ganze kann sogar so Problematisch werden das sich bei einer Salz-Restriktion das Blutvolumen um 10-15% reduziert (S. 73), was dann denn Körper unter Stress setzt (Dehydrierung). Selbst wenn der Blutdruck gesenkt würde – so erhöhe sich meisten auch der Puls (S. 74), was die eventuellen Vorteile eines geringeren Blutdrucks mehr als aufwiegen würde.

DiNicolantonio geht dann weiter auf die Verbindung von Salz und Insulin ein – zusammen mit Salz- und Zucker Sensitivität. So verweist er auch im Bezug auf Japan, das dort nicht der ggf. höhere Salzkonsum problematisch sein, sondern der des polierten (weißen) Reis und andere Ernährungsmängel. So würde eine Erhöhung der Kalium-Zufuhr (z.B. von 3g auf 7g) oft bereits den Blutdruck normalisieren – ohne etwas am Salzkonsum zu ändern. Selbst die langlebigen Veganer und Omnivoren der 7-Tage Adventisten verzehren nach DiNicolantonio zwischen 3500 und 3700mg Natrium am Tag – wobei der Blutdruck in allen Gruppen dort normal sei.

Spannend dann auch, das in 2013 selbst das US CDC (Center for Disease Control and Prevention) in Verbindung mit dem IOM (Institute of Medicine) nach DiNicolantonio  aussagt das eine Salz-Restriktion unter 2300mg / Tag Natrium keine Vorteile – jedoch klare Nachteile für die Gesundheit hat, u.a. (Anm.: Zusammenfassung aus mehreren Studien, S. 86-88):

  • Verhärtung von Arterien,
  • Anstieg des Cholesterinspiegels und der
  • Triglyceride (in Versuchstieren). In Menschen dann ein Anstieg von
  • Entzündungswerten (Markern),
  • Plasma-Lipoprotein-Spiegel (LDL),
  • Stress- und Schilddrüsen-Hormonen und ebenfalls
  • Tryglyceriden, aber auch wohl eine
  • Verdickung vom Blut (-> Thrombose-Risiko -> Herzinfarkt-Risiko)

So geht wohl selbst aus der durchaus kontroversen PURE-Studie hervor, das sich das Risiko für allgemeine Sterblichkeit wohl ab einem Natrium-Konsum von unter 2645mg / Tag signifikant steigert. Das ‘unter’ ist mehr als der aktuelle (2017) Höchstwert der DGE mit 2400mg Natrium (6g Salz)!

Kapitel 5: We Are Starving Inside

Dieses Kapitel dreht sich dann noch mal um die Hormonachse – insb. Insulin, Leptin & Co und in Bezug auf Fetteinlagerung und Zucker. So erhöht wohl eine Salz-Restriktion den Insulinspiegel, den Harnsäurewert und die schon bekannten Blutfettwerte (LDL & Co.).

Spannend fand ich gleich am Anfang die Aussage das eine Salz-Restriktion bei einer Schwangerschaft wohl bereits heftige Auswirkungen auf das Neugeborene haben kann: Mehr (viszerales) Fett, abnormale Leptin-Spiegel und Insulin-Resistenz.

Ganz wichtig: Low-Carb Ernährungen machen den Organismus wohl zu einem ‘Salt-Waster’ – einem Salz-Verschwender (durch erhöhte Ausscheidung). Weiterhin ist wohl auch auch Glucosetolleranz bei einem höheren Salzkonsum (3g anstatt 6g Natrium) besser – was sich auch positiv auf Patienten mit Diabetes auswirkte (S. 98).

Kapitel 6: Crystal Rehab: Using Salt Cravings to Kick Sugar Addiction

Hier gehts noch mal mehr um Zucker und die Süchte. Wo es bei Salz einen negativen Feedback-Mechanismus gibt (ab einem bestimmten Punkt will der Körper nicht mehr Salz haben) ist es bei Zucker umgekehrt: Das verlangen wird mit der Zufuhr größer.

DiNicolantonio beschreibt noch einmal, dass das natürliche Verlangen sich bei den meisten Menschen um 3-4g Natrium einpendelt – und das eine Salz-Restriktion für den Körper, insb. die Nieren, eine hohe Belastung (welche auch Energie -> ATP kostet) darstellt. Eine Salz-Restriktion würde nun jedoch das Belohnungssystem (u.a. Nucleus Accumbens -> Siehe auch ‘Im Teufelskreis der Lust’) schärfer machen – wodurch der Mensch auch anfälliger für mehr Zuckerkonsum ist. Das ganze soll sich dann auch wieder auf Neugeborene auswirken (S. 110): Salz-Restriktion der Mütter würde zu mehr Salz-Lust und Verzehr bei den Kindern führen, was jedoch auch andere Süchte bestärkten kann (Zucker, Drogen, etc.)

Der Rest des Kapitels vertieft dann noch die Zucker & Sucht-Thematik.

Kapitel 7: How Much Salt Do You Really Need?

DiNicolantonio leitet damit ein, das die Forschung aufzeigt das zwischen 3-6g Natrium / Tag die optimale Bandbreite für die Salzzufuhr liege.

Menschen die sich um ggf. ‘zu viel’ Salz Gedanken machen müssen, also Ihren Salz-Konsum einschränken sollten, haben dann meist folgende Krabkheiten:

  • Hyperaldosteronismus (Aldosteron-Störung, was zu einer vermehrten Salz-Reabsorption führt), die
  • Chushing’s Krankheit (‎Hypophysen-Störung, u.a. hohe Cortisolspiegel) oder
  • Liddle-Syndrom (eine vererbte Form des Blut-Hochdrucks, welche ebenfalls zur vermehrten Natrium-Reabsorption in den Nieren führt).

Danach geht DiNicolantonio  auf Umstände ein, welche ggf. zu einem vermehrten Natrium-Verbrauch führen:

  • Zu viel Zuckerkonsum,
  • Chronische Krankheiten wie SchilddrüsenüberfunktionNebennieren-Insuffizienz,
  • Medikamente (Diuretika, Antidepressiva und einige Diabetes-Medikamente),
  • ein hoher Kaffee-Konsum! (natürliches Diuretika),
  • viel Sport (Schwitzen),
  • Low-Carb Ernährung sowie intermitierendes sowie Langzeit-Fasten.

All dies wird nach DiNicolantonio von den heutige Empfehlungen nicht ausreichend berücksichtigt, insb. die Auswirkungen von zu wenig Natrium wie (S. 120):

  • Knochenfrakturen (Salz wird bei Mangel aus den Kochen gelöst – zusammen mit Calsium und Kalium),
  • Minderung der kognitiven Leistungsfähigkeit,
  • Lebensmittelvergiftungen (durch weniger Salz -> mehr Bakterien),
  • Dehydrierung (was dann Zucker noch schädlicher macht),
  • Höherer Puls.

Interessant wird es dann wieder bei Seite 124, wo DiNicolantonio  auf Studien eingeht die klar machen wie gut der Körper seinen Salzhaushalt regelt. Mittels Diuretika wurde ein Salzverlust über den Urin erzeugt – der Körper habe danach die Salzausscheidung über den Urin so lange zurück gehalten (teils deutlich unter 100mg / Tag) bis durch die Nahrung der Salzhaushalt wieder entsprechend ausgeglichen wurde.

Ein anderer spannender Aspekt war, das u.a. sehr hohe Na-Werte im Blutserum bedeuten können, das der Körper dehydriert ist (-> Niedrige Blutvolumen, indirekte Erhöhung der Na-Konzentration). Das sollte dann auch bei der Interpretation von Bluttests beachtet werden. Geringe Werte, insb. weniger als 135 mEq/L weisen jedoch nach DiNicolantonio klar auf einen Na-Mangel hin.

Ganz Krass: Der Körper kann bei Sport ca. 1.5 (moderates Klima) bis 2,9g (warmes Klima) pro Stunde ausscheiden. Bezugen auf Indien gibt DiNicolantonio dann einen Na-Verlust bis fast 15g / Tag an. Normalerweise liegt jedoch der Na-Verlust über den Schweiß bei ca. 600mg / Tag.

Empfehlungen für Sport & Co.

DiNicolantonio empfiehlt für Sportler (und Saunagänger) verschiedene Strategien dem Salzverlust vorzubeugen: Vor dem Sport ca. 1/2TL Salz in Wasser aufzulösen und Trinken, alternativ salziges essen (z.B. 5 Oliven, Hünerbrühe) oder Salz mit Zitronen- oder Limettensaft zum Wasser geben. Dann empfiehlt er noch für verschiedene Klimata/Temperaturen folgendes:

  • <27C = 1/2 TL (2,5g) Salz vor dem Sport und dann jede Stunde.
  • >27 bis < 32C = 1/2-1 TL (2,5-5g) Salz vor dem Sport und dann jede Stunde.
  • >32C = 1-2 TL (5-10g) Salz vor dem Sport und dann jede Stunde.

Anmerkung: Dies sind nur Schätzungen. Die individuelle Dosis ist vom Grad des Schwitzens, Genetik, Kleidung, Art des Sportes und anderen Faktoren (u.a. Medikamente, Lifestyle) abhängig.

Nochmal Schwangerschaft…

Hier stresst DiNicolantonio noch mal sein Beispiel mit den Yamamoto-Indianern – wobei das ggf. auch andere Ursachen haben kann. dann bemängelt er, das die niedrigen Empfehlungen in Bezug auf den Salzkonsum (u.a. US RNI, WHO) auch für schwangere Frauen gelten. Das Problem aus seiner Sicht: Mit den 2-3g Salz kommen diese (und andere Menschen) nicht auf die empfohlenen Jod-Zufuhrmengen von 200ug bzw. 250ug Jod / Tag bei schwangeren. 1g Jodsalz enthält irgendwo zwischen 15-25ug Jod (in USA und Deutschland etwas unterschiedlich). Um eine angemessene Jodzufuhr über jodiertes Salz (die Hauptquelle für den Menschen ohne Algen & viel Fisch) zu erhalten müssten grob 10g Salz (4g Natrium) bei Schwangeren zugeführt werden. Für mich hat hier jedoch A (Salz) nichts mit B (Jod) zu tun. Jodiertes Salz ist ein Hilfsmittel – jedoch keine verlässliche Jodquelle!

Nach DiNicolantonio haben jedoch zu wenig Salz und auch zu wenig Jod dramatische Auswirkungen auf den sich entwickelnden Fötus und das heranwachsenden Baby. Er führt dann eine über 50 Jahre alte Studie an (Lancet, S. 139), die über 2000 schwangere Frauen begleitet hatte. Die Gruppe der Frauen die wenig Salz konsumierte hatte dabei mehr Fehl- und Frühgeburten, prenatale Tode, Endemien, Präeklampsie und Blutungen. Die Frauen, welche bei Problemen mit extra Salz behandelt wurden, hatten alle Ihren Zustand verbessert und dann gesunde Kinder geboren. Eine Aussage aus einem beteiligten in der Studie war nach DiNicolantonio:

“The larger the dose of salt taken, the quicker and more complete was the recovery. The extra dose of salt hat to be taken up to the time of delivery; otherwise the symptoms to toxemia recurred.”

Die Studie schloss nach DiNicolantonio  u.a. mit folgender Zusammenfassung in Bezug auf die ausreichende Salzzufuhr:

“Essential for the health of a pregnant woman, her ffetus, and the placenta”

Ernährungen mit viel Zucker

In diesem Abschnitt geht DiNicolantonio darauf ein, wie ein hoher Verzehr von Zucker & Co. zu einem vermehrten Bedarf an Salz führen kann. U.a. präsentiert er hier eine Liste mit 22 Möglichkeiten in Bezug auf die (biochemischen) Abläufe und Zusammenhänge.

Low-Carb & Co.

Hier geht es um das Gegenteil: Keto- und Low-Carb Ernährungen. Das wichtigste in Kürze: Mehr Ketone -> größere Freisetzung von Glucagon -> weniger Insulin -> was die Salzausscheidung erhöht. Danach folgen dann einige Studien und konkrete Werte in Bezug auf die vermehrte Ausscheidung.

Interessant ist in diesem Kontext, das die meisten positiven Stimmen zu dem Buch aus der Low-Carb & Keto-Szene kommen, dem auch der Autor angehört…. Hmm……

Infektionen

Noch mal sehr spannend – es scheint so, als das genug Salz auch dafür Sorgt das der Körper besser mit Infektionen umgehen kann. So ist u.a. die Salzexkretion bei Patienten mit Fieber und Infektionen deutlich reduziert. Auch helfe Salz (gespeichert in der Haut) bei Hautinfektionen bzw. beuge diesen vor.

Insgesamt ein durchaus spannendes Kapitel – einige Wiederholungen, jedoch auch konkrete Tips in Bezug auf konkrete Salzmengen, Risikofaktoren & Co.

Kapitel 8: The Salt Fix: Give Your Body What It Really Needs

In diesem Kapitel wird dann ein 5-Schritte Programm diskutiert bzw. Vorgestellt um individuell die richtige Salzaufnahme zu erreichen bzw. die individuelle Aufnahme (u.a. in Absprache mit dem Arzt auf Basis von Bluttests) zu erhöhen. Zudem werden verschiedene Salze vorgestellt – das war dann jedoch nicht mehr mein Thema und ich habe dieses Kapitel dann nur überflogen.

Meine Kritik

Ein inhaltlich durchaus interessantes und gut zu lesendes Buch mit leider etwas vielen Wiederholungen. Der Aspekt Zucker, welcher erst einmal nichts mit Salz zu tun hat, nimmt einen nicht unerheblichen Teil im Buche ein…. Ich denke, das die ca. 190 Seiten Text ohne diese Längen und Wiederholungen mit 90 Seiten auskommen würde – und immer noch gut und kurzweilig Lesbar wären. Ein paar Grafiken und ein etwas moderneres Layout wären hilfreich gewesen – u.a. um Listen und die Ergebnisse von Hearny & Co. zu visualisieren (wie ich es in meinem Artikel zu Natrium mache). Anstatt im Buch so stark auf Zucker einzugehen, wäre es meiner Ansicht nach wichtig bzw. hilfreich gewesen dem Thema Kalium mehr Platz zu geben, was ja einscheidend mit Natrium zusammenspielt (-> Natrium-Kalium-Pumpe). Das alles mag jedoch der starken Low-Carb Orientierung des Autors geschuldet sein – schade!

Warum schade? Auf Basis einiger Aussagen von DiNicolantonio und meiner Recherche zu Kalium ziehe ich, das ggf. nicht das ‘zu viel Salz’ das (Kern-)Problem ist – sondern eher das ‘zu wenig Kalium’ in der Nahrung. Auch Dr. Jacobs, welchen in ich meinem Artikel zu Kalium zitiere, weißt immer wieder auf das heutige Missverhältnis zwischen der Natrium- und Kaliumaufnahme hin. Deswegen: Wer ordentlich Salz isst (also die 3-4g Natrium), der sollte das Kalium nicht vergessen. Cronometer hilft dabei!

Die Kern-Aussage des Buches (welche ich hier nur wiedergebe) ist jedoch: Mit 3-4g Natrium (7,5-10 g Salz) am Tag werden wohl >80% aller (Erwachsenen) Menschen gut fahren. Und genau das zieht sich nach DiNicolantonio quer durch die wissenschaftlichen Studien. Wenn man diese Maßstäbe wirklich anlegen kann, dann müssen sich wohl wirklich nur wenige Menschen um eine Salz-Restriktion aus gesundheitlichen bzw. medizinischen Gründen Gedanken machen.

Die Frage die nicht geklärt wird ist jedoch: Gelten diese 3-4 g Natrium ggf. nur für sich Low-Carb bzw. High-Fat ernährende Menschen wie den Autor und viele Menschen in der US-Bevölkerung, welche >>35% der Kalorien aus Fett zu sich nehmen und so unter erhöhtem Salzverlust ‘leiden’? Ist bei einer Pflanzen betonten HCLF-Ernährung auch so viel salz nötig?

DiNicolantonio bestätigt jedoch auch meine eigene Erfahrung, das der Körper Langfristig mit deutlich weniger Zufuhr an Natrium (ab ca. 500 mg / Tag) umgehen kann. Allerdings ist das ganze System dann (nach ihm) auch deutlich anfälliger für übermäßige Salzausscheidungen und die angesprochenen Probleme (u.a. hoher Aldosteron-Spiegel und größere Belastung der Nieren).

Die Empfehlungen der großen Organisationen AHA, DGE, WHO & Co. muten angesichts der vom Autor präsentierten Sach-, Daten- und Studienlage grob falsch an – wenn all dem so ist, wie es der Autor schreibt. Ob das letztendlich auch so ist – das muss jeder Leser für sich selber entscheiden, denn der Author scheint einige Studien im Sinne seiner Botschaft sehr selektiv zu interpretieren – und hat das Ergebnis seines Buches ja schon in der Einleitung vorweg genommen.

Ich sehe das ganze deswegen auch differenzierter – wenig Salz, kombiniert mit einer Ernährung die nur 15-25% Fettanteil hat passen wohl deutlich besser zusammen als wenig Salz und viel Fett (u.a. Low-Carb). Zudem ist auch die Kalium-Aufnahme eine wichtige Komponente – und die meisten Menschen die wenig vollwertige Pflanzen (insb. Gemüse) essen nehmen zu wenig Kalium zu sich. So ist also mal wieder der spezielle Kontext der Ernährung wichtig und eine allgemeine Empfehlung für viel Salz trifft es genauso wenig wie ein kompletter Verzicht auf jedes Salz.

Wer alles es ‘genauer’ wissen mag – der kaufe das Buch in dem alle Aussagen mit vielen Quellen referenziert werden – und prüfe die Quellen. Ich habe zwar die Quellen nicht im einzelnen überprüft – es ließt sich jedoch auf den ersten Blick recht plausibel.

Mein Fazit

Irgendwie habe ich nach dem Lesen des Buches ein flaues Gefühl im Magen…. also in Bezug auf die recht einseitig geäußerten Schlussfolgerungen, die Auslassungen in Bezug auf Kalium – insb. in Anbetracht der Seiten die DiNicolantonio den Zucker widmet. Auch die einseitige Darstellung in Bezug auf die Yamamoto Indianer (sowie anderes) machte mich nachdenklich. Zuletzt ist mir DiNicolantonio auch noch im Kontext Kupfer aufgefallen – wo er Versorgungsprobleme sieht, die kaum ein anderer sehen mag. Es scheint mir, rein subjektiv, das dieser Author sehr tendenziell argumentiert – fast als ob seine Meinung schon festliege und er nun Daten sucht um diese zu untermauern.

Keine Empfehlung

Kann ich das Buch also empfehlen? Ich bin da zurückhaltend, denn der Autor scheint einen starken “Bias” zu haben und die Frage nicht neutral anzugehen. Insbesondere das (sehr starke) eingehen auf Zucker (-> ‘Hey, das ist doch ein Buch über Salz?’) und das vernachlässigen von Kalium stieß mir sehr stark auf.

Das alles mag wohl dem Hintergrund geschuldet sein, das der Autor aus der ‘Low-Carb’ Szene kommt – was jedoch keine Entschuldigung in Bezug auf ein Sachbuch sein kann. Jedenfalls bin ich irritiert, das er nicht stärker auf den Aspekt der Ernährung in Bezug auf den Salzkonsum bzw. Salzbedarf eingeht – denn dieser ist bei einer LowCarb Ernährung stark erhöht. Zucker & Co. machen es natürlich auch nicht besser. Ggf. sind ja auch deswegen die Studien-Ergebnisse so verschieden und undurchsichtig – also weil die meisten Menschen viel zu viel Fett und gleichzeitig auch Zucker konsumieren – jedoch nicht vollwertig, pflanzlich und eher fettarm essen, wie die Menschen im traditionellen Okinawa.

Die Empfehlungen für das Buch kommen dann auch hauptsächlich von anderen US-Low-Carb Autoren. Und hier passt noch immer mehr für mich auf der rationalen Ebene nicht und mein Bauchgefühl sendet mir zusätzliche Warnsignale…. Klar für die LowCarber macht das mit dem Salz alles Sinn – nur ist für mich diese Art der Ernährung alles andere als normal, was ich auch in meinen Artikeln zu KH und Fett ausgeführt habe.

Interessant dazu war auch ein Beitrag von Dr. Greger bei Nutritionfacts.org in dem er auf den Einfluss der Salz-Industrie auf Forscher, Editoriale in großen Magazinen und den Zusammenhang mit einkommensstarken (Neben-) Tätigkeiten als Berater der Salz-Industrie berichtet. Er fasst zusammen [4]:

“When editorials are published on the subject in some of the most prestigious medical journals in the world, you don’t expect them to be written by someone who got paid personal fees by Big Salt. Before she accepted money from the Salt Institute, the author was accepting money from the Tobacco Institute and was a frequent expert witness in defense of Philip Morris and other tobacco companies. So, if that’s who the New England Journal of Medicine chooses to editorialize about salt, you can see the extent of industry influence. The editor-in-chief of the American Journal of Hypertension himself worked for many years as a consultant to the Salt Institute.

Dazu sage ich nur noch: “Follow the Money…”

Schlussworte

Letztendlich müssten ich allen Quellen folgen und schauen ob der Autor diese wirklich so wiedergibt bzw. interpretiert wie es sich mir erschließen würde. Zudem müsste ich schauen ob die zitierten Quellen und Studien überhaupt sauber sind – hier verweise ich nur als Beispiel auf die PURE-Studie und meine Kritik am Buch InterEssen. DiNicolantonio selber äußert ja zumindest (viel) Kritik an den Studien, welche einen geringen (zusätzlichen) Konsum an Natrium empfehlen… und so einfach wird es dann auch nicht sein.

Deswegen: Keine Empfehlung von mir.

P.S.: Was ich für mich praktiziere steht hier .


Links / Quellen

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