B12 Nachschlag – wenn Supplemente ggf. nicht so richtig wirken…

Was ist, wenn man schön seine Vitamin B12 Pillen isst – und nach einem Jahr bei seinen Blutwerten feststellt das der Homocysteinwert bei >14 umol/l liegt? Dann hat man ggf. einen ‚B12-Versager‘ erwischt – also ein Supplement das nicht wirkt…

Natürlich kann es auch an Folat oder B6 liegen, wie ich in meinem altem Artikel zu B12 schon ausgeführt habe. Wenn jedoch noch MCV und MCH an der oberen und HB & Erythrozyten an der unteren Grenze der Normwerte kratzen – dann liegt die Diagnose B12-Mangel noch mal näher – wobei immer noch auch eine HPU mit B6-Mangel vorliegen könnte. Wenn das ganze aber drei komplett verschiedene Menschen betrifft – alle dann auch noch mit (relativ) niedrige(re)m B12-Spiegel, dann sollte man jedoch aufmerksam werden….

Worum geht es in diesem Artikel?

• Um einen ‚Supplemente-Versager‘ und die Suche nach den Ursachen.
• Meine Anfrage an den Hersteller
• Ein Einzelfall – leider Nein!

Sowie mein übliches Fazit.

Die Suche nach der plausiblen Ursache des B12-Versagers

Da ich eine Menge Grünzeug, Gemüse und gekeimtes Getreide mampfe konnte der Grund für den hohen Homocysteinwert (plausibel) nur noch an dem neuen B12 Supplement liegen, das ich seit ca. April 2017 verwendet hatte. Das war eines mit Hydroxocobalamin, 5‘-Desoxyadenosylcobalamin & Methylcobalamin zu je 333 ug in einer Kapsel mit Flohsamenschalen als Füllstoff – eigentlich eine recht perfekte Mischung!

Also habe ich dann den B12 Serumswert und (den nicht gerade günstigen) B12 Holo-TC-Test machen lassen. Zwischendurch (ca. 2,5 Wochen) hatte ich allerdings  zur Sicherheit jeden Tag ca. 2 * 1 mg von dem neuen B12-Präparat genommen (sonst nur ca. 4 die Woche) + noch ein anderes mit ca. 500 ug (täglich). Dabei hatte ich dann die Kapseln geöffnet und in Smoothie bzw. Müsli gegeben und ordentlich eingerührt. Alles hatte ich dann 3 Tage vor dem neuen Blutbild abgesetzt. Das Ergebnis: Mein B12 Wert war trotzdem niedriger als vor einem Jahr (ca. 420 ng/l). Mit einem reinen 1 mg Methylcolbalamin-Präparat (Lutschtablette von Life Extension) hatte ich jedoch das Jahr zuvor meinem B12-Wert sehr stark steigern können.

Meine Frage war nun: Warum hat das neue Präparat nicht wie erhofft angeschlagen? Nicht das es nicht „gewirkt“ hatte – jedoch hatte ich nicht mit einem geringeren B12-Serumswert gerechnet.

Meine Thesen:

• a) Fehlende (unterstützende) Aufnahme über die Mundschleimhaut?
  • Anm.: Das neue Präparat war eine reine Schluck-Kapsel.
• b) Geringe Umwandlung von Hydroxocobalamin in die aktiven B12-Formen?
  • Anm.: Benötigt Co-Faktoren die ich jedoch ausreichend haben sollte.
• c) Zu wenig Methylcolbalamin?
  • Anm.: ‚Nur‘ 333 µg anstatt 1 mg, wobei ja von der 3 mal höheren Dosierung ja nicht unbedingt viel mehr aufgenommen wird (Sättigung).
• d) Verhinderten die Flohsamenschalen die optimale Freisetzung des B12 aus der Kapsel?
  • Anm.: Gelierungsfaktor der das B12 quasi ‚einpappen‘ könnte.
• e) Irgend ein anderer Faktor der nichts mit dem B12 Supplement zu tun hat?
  • Genug Eisen und B-Vitamine waren vorhanden…. was kann es sonst sein?

Zum vorletzten Punkt d): Beim Versuch den Kapselinhalt im Mund zergehen zu lassen habe ich gemerkt wie die Flohsamenschalen aufgelierten und in der Mundhöhle an einer Stelle kleben blieben. Ggf. unterbinden ja die Flohsamenschalen auch die optimale Freisetzung und Verteilung im Darm?

Meine Anfrage an den Hersteller…

Dem Hersteller war auf Nachfrage nichts bekannt was die Wirkung beeinträchtigt haben könnte. Zudem verwies er mich auch auf eine Studie zur Aufnahme von B12 [1] welche (fast) keine Unterschiede zwischen sublingualer bzw. oraler Aufnahme festgestellt hatte. Leider war diese Studie mit Cyanocolbalamin durchgeführt worden – und mir ist nicht klar ob das dann auch 1:1 auf die anderen Colbalamine übertragbar ist.

Zu den Flohsamenschalen gab es die Auskunft: „Der Papp-Effekt tritt im Magen nicht auf, da die Flüssigkeitsmenge hier größer ist – sie können dies selbst ausprobieren mit einem Glas Wasser-Essig-Mischung (ungefährer PH der Magensäure)“.

Das habe ich dann auch ausprobiert und es hat „so-lala“ geklappt. Die Sache: Was ist wenn ich die Kapsel kurz vor dem Essen schlucke? Verpappt Sie dann im Nahrungsbrei? Dies Frage ich mich, weil: Wenn ich mit einer Pinzette im Wasser rühre merkt man schon das sich alles in einer Struktur von aufgequollenen Flohsamenschalen bewegt…. viele Fragen….

Ein Einzelfall – leider Nein!

Ein Bekannter mit dem gleichen Präparat hatte vor dem Präparatewechsel einen Blutserumswert von >1000 ng/l und hatte seiner Aussage nach täglich eine Kapsel eingenommen. Nach nicht einmal einem Jahr mit dem neuen Präparat und absetzten vor dem Blutest war dann der Serumsspiegel nur noch bei knapp über 500 ng/l. Seine Frau war nur noch bei knapp über 260 ng/l – was schon krass wenig ist – hatte jedoch nur 3-4 mal pro Woche supplementiert (vorher wohl auch deutlich über 500 ng/l).

Mit dem 1 mg Methylcolbalamin-Präparat was beide vorher verwendet hatten stieg jedoch der vormals Bescheidene B12 Serumwert deutlichst…

Mein Fazit

Egal, was man supplementiert – ein Bluttest mit ein paar ‚Extrawerten‘ lohnt sich aus meiner Sicht immer zur Verlaufs- und Status-Kontrolle – auch wenn man denkt das ‚eigentlich‘ gut und bedarfsorientiert supplementiert wird.

Nach dieser Enttäuschung wechselte ich der Einfachheit erst einmal wieder zu einem reinen Methylcolbalamin-Präparat mit 1 mg und einem anderen mit 500 mg 5‘-Desoxyadenosylcobalamin. Aktuell nutze ich jedoch deutlich geringere Mengen – und das auch nicht täglich.

Warum gab es den Versager?

Meine aktuelle Vermutung ist, das alle 5 Faktoren die ich weiter oben aufgezählt habe wohl in der Gesamtheit dazu beigetragen haben, das die Versorgung mit dem für die Blutwerte wichtigen Methylcolbalamin zu gering ausfiel. Genaues werde ich wohl nie erfahren – auch nicht vom Hersteller. Jedoch können ‚3 Pillenversager‘ meiner Ansicht nach kein einfacher statistischer Ausrutscher mehr sein… naja, ggf. war es ja ‚Sonntags-Ware‘…

P.S.: Nach dem Schreiben des Artikels wollte ich dann die Tasse mit der aufgelösten B12-Kapsel ausspülen… dabei ist mir dann erst wirklich die gallartartige Masse aufgefallen die sich durch die Flohsamenschalen in der Tasse gebildet hatte… fast wie Gelantine…. und zwei ‚B12-Klekse‘ – die sich auch nicht durch umrühren auflösten – wovon nur noch einer für das nebenstehende Foto vor dem Ausguss gerettet werden konnte.

P.P.S: Der Hersteller dieser „Sonntags“-Ware hatte relativ schnell nach meiner Anfrage dann auch die Rezeptur für das Produkt verändert – ob das meiner Anfrage zu verdanken ist weiß ich nicht – ich habe nie wieder etwas von diesem Hersteller gehört. Heute verwendet der gleiche Hersteller jedoch Buchweizenkeimpulver in seinem B12-Produkt als Füllstoff – aus meiner Sicht eine deutlich bessere Variante.

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Quellen

• [1] Replacement therapy for vitamin B12 deficiency: comparison between the sublingual and oral route, Amir Sharabi et al., Br J Clin Pharmacol. 2003 Dec; 56(6): 635–638.