Fischöl-Kapseln (EPA/DHA) und Oxidation – Gruselig….
In meine vorherigen Artikeln zu Omega-3 Fettsäuren (ALA, EPA, DHA) war mein Thema u.a., ob ein rein pflanzlich (Vegan) lebender Mensch unbedingt auf (externe) DHA und EPA Zufuhr achten sollte, meint: Fisch oder Fischöl-Supplemente. Grundsätzlich ist eine Supplementation nach aktuellem Stand der Literatur wohl nicht zwingend nötig – außer ggf. in der Schwangerschaft angeraten. Jedoch empfehlen einige Vegane Doktoren und Mediziner (u.a. Dr. Greger) zur Sicherheit dennoch 250 mg / Tag DHA als Supplement einzunehmen – zur Sicherheit.
Nun stellt sich für mich die Frage ob Fischölsupplemente überhaupt gesund sein können – weil diese doppelt ungesättigten Fettsäuren stark Prozessiert und extrem Oxidationsanfällig sind.
- Sind Fischölkapseln ggf. ungesund?
- Zu verschiedenen Fischöl-Oxidations-Studien
- Was bringen Vitamin E & Antioxidanten in Bezug auf die Stabilisierung?
- Können isolierte und extrahierte Fischöle überhaupt funktionieren?
- Verarbeitetes (synthetisches) Fischöl & Ethylester – alles noch mal schlimmer?
- Belastungen mit PCBs, POPs und Schwermetallen?
Am Ende des Artikels folgt dann mein übliches Fazit.
Tipp: In meiner Seite über Fette habe ich dann noch viel mehr Infos zu Fetten & Co. verlinkt. In diesem Artikel (aus 2021) habe ich mir dann verschiedene Fischölprodukte, die Oxidationsfaktoren & mehr in Detail angeschaut.
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Sind Fischölkapseln ggf. ungesund?
Mit einem Bekannten hatte ich mich bez. der Oxidation von Omega-3 Fettsäuren ausgetauscht, u.a. im Bezug auf Rapsöl und Leinsamen – also das letzterer immer möglichst frisch gemahlen sein sollte. In dem Zusammenhang hatte mir mein Bekannter noch 3 Studien zugesendet die ich euch hier nicht vorenthalten möchte.
Alle 3 Studien betreffen die Untersuchung von Fischölkapseln und Fischölzubereitungen in (Glas-) Flaschen im Kontext der Oxidation der (doppelt ungesättigten) Omega-3 Fettsäuren (EPA/DHA). In allen Studien sind die Supplementen faktisch komplett durchgefallen – egal wer der Hersteller und was das Herkunftsland war. Auch eine weitere Studie, die ich bereits im letzten Blogpost erwähnt hatte sagt gleiches aus.
Zu verschiedenen Fischöl-Oxidations-Studien
Nun zur ersten Studie: ‘Oxidation of Marine Omega-3 Supplements and Human Health‘ [9] – weil diese sehr schön auch auf die grundsätzlichen Fragen & Aspekte eingeht.
- Wie Stabil sind Omega-3 Supplemente aus Fischölen?
- “The rate of lipid peroxidation is influenced by light, heat, and oxygen concentration even at normal room conditions. Moreover, even oil stored in the dark at 4°C may oxidize unacceptably within a month of storage. Added antioxidants reduce but do not prevent oxidation.”
- Meint: Omega-3 Fette – gelagert ohne Schutzatmosphäre oder Verkapselung, war bei Lagerung (4 Grad, dunkel) nach 30 Tagen signifikant oxidiert.
- Antioxidanzien (Vitamin E) verlängert die Haltbarkeit nicht deutlich.
- Sind regulär erhältliche Omega-3 Nahrungsergänzungsmittel basierend auf Fischprodukten signifikant oxidiert?
- “When over-the-counter supplements have been investigated, the frequency of excess oxidation was highly variable but not uncommon, affecting between 11%–62% of products.“
- Meint: 11-62% der getesteten Produkte waren oxidiert….
- Sind oxidierte Omega-3 Supplemente eine Gefahr für die Gesundheit?
- “There are insufficient interventional human studies that examine potential biological functions of oxidized marine n-3; however, there is evidence that lipid peroxidation is involved in human disease. In addition, animal studies show that oxidized lipids may cause organ damage, inflammation, carcinogenesis, and advanced atherosclerosis. These deleterious effects cannot be ignored, particularly when marine n-3 is taken during vulnerable stages of life such as pregnancy, early childhood, and old age and for long periods of time.”
- Meint: Es gibt keine ausreichende Studienlage für diese Frage – aber es gibt Evidenz, insbesondere aus Tierversuchen, das oxidierte Omega-3 Fettsäuren ungesund sind.
Die zweite Studie: ‘Fish oil supplements in New Zealand are highly oxidised and do not meet label content of n-3 PUFA‘ [8] ließt sich nicht besser:
- Zur Oxidation:
- “… Peroxide values (PV) and anisidine values (AV) were measured, and total oxidation values (Totox) calculated. … The vast majority of supplements exceeded recommended levels of oxidation markers. 83% products exceeded the recommended PV levels, 25% exceeded AV thresholds, and 50% exceeded recommended Totox levels. Only 8% met the international recommendations, not exceeding any of these indices.”
- Meint: Nur 8% der untersuchten Produkte waren in Bezug auf die Oxidation unbedenklich bzw. hielten die Standards ein.
- “… Peroxide values (PV) and anisidine values (AV) were measured, and total oxidation values (Totox) calculated. … The vast majority of supplements exceeded recommended levels of oxidation markers. 83% products exceeded the recommended PV levels, 25% exceeded AV thresholds, and 50% exceeded recommended Totox levels. Only 8% met the international recommendations, not exceeding any of these indices.”
- Hat die Herkunft oder der Hersteller was damit zu tun?
- ” Surprisingly, best-before date, cost, country of origin, and exclusivity were all poor markers of supplement quality.”
- Meint: Nein! – Herkunft, Verfallsdatum, Preis, etc. pp. hatten keine Rolle gespielt.
- Sind die Resultate auf andere Omega-3 Produkte übertragbar?
- “Thus, the results of our study cannot be generalised to other marine oils that are not sourced from fish, and krill oils should be studied separately.”
- Meint: Sie Studie sagt das dies in anderen Studien überprüft werden müsse.
Die letzten Studie aus Korea: ‘Stability and Quality of Fish Oil During Typical Domestic Application‘ [7] – hat sich mit der Haltbarmachung von den Omega-3 Produkten aus Fischöl beschäftigt.
- Auch hier: Haltbarkeit von (unverkapselten) Fischöl ca. nur einen Monat (ohne extra Antioxidantien)
- “The stability and quality of fish oil were evaluated by measuring the peroxide value and the anisidine value. Minor changes were observed in the peroxide values of the fish oil during the initial 30 days, but for safe consumption of fish oil without antioxidant, a maximum of 36 days shelf life is suggested under storage conditions for domestic consumption.”
- Weiterhin kann auch Vitamin E nur wenig verlängern: Maximal 41 Tage Haltbarkeit bis der Totox-Wert unakzeptabel wird
- “Addition of 0.01% tocopherol had no significance for retarding autoxidation of the fish oil and the anti-oxidative effect of tocopherol did not increase with concentrations of tocopherol higher than 0.05%. In case of fish oil with tocopherol 0.05%, the acceptable limit (PV = 8meq/kg) in peroxide value for human consumption was reached in 41 days, corresponding to a 14% improvement in stability, in comparison with fish oil without tocopherol.”
Nachschlag: Hier noch eine Studie aus 2015 in der ca. 50% aller getesteten Produkte durchfallen (TOTOX, etc.): ‘Oxidation levels of North American over-the-counter n-3 (omega-3) supplements and the influence of supplement formulation and delivery form on evaluating oxidative safety’ [6]. Daraus:
Nach-Nachschlag: Es geht noch schlimmer. Eine weitere Studie sagt aus, das Fischölsupplemente, welche im freien Verkauf erhältlich sind ca. 4000% mehr oxidierte Fette enthalten als die verschreibungspflichtige Version aus Apotheken bzw. das, was im medizinischen Bereich verwendet wird (Grafik nebenstehend) [10][12]. Suppversity dazu [10]:“Of the n-3 PUFA nutritional supplements tested, 50 % of them failed at least one of the voluntary safety standards recommended for primary and secondary oxidation and TOTOX.”
“Your fish oil contains 4000% more oxidized fats than prescription fish oil! That’s a huge problem, because many of the studies you’re so fond of, because they seem to prove how healthy fish oil is, have been done with medicinal grade fish oils. Accordingly, the results of these studies have ZERO predictive power with respect to what your “machine oil” fish oil will do to your health.“
Die Studien auf die sich viele (NEM Hersteller, Blogger & Co.) bezüglich der Vorteile beziehen sind mit ‘Medical grade’ Omega-3 Kapseln gemacht – und nicht mit dem Krams den die meisten Menschen als Supplemente kaufen und einwerfen (-> Suppversity: ‘Machine Oil’) – insofern können die Aussagen der Studien nicht übertragen werden. Auch referenziert der Suppversity Artikel noch eine andere Studie, welche Aussagt das sich Fischöl bei 4 Grad im dunklen Kühlschrank (die meisten sind deutlich wärmer) max. 90 Tage hält…
Wobei ich denke das es sich um geöffnete Fischölflaschen bzw. solche ohne Schutzatmosphäre handelte… jier sind die Studien nicht immer ein-eindeutig in Bezug auf was ganz genau getestet wurde.
Was bringen Vitamin E & Antioxidanten in Bezug auf die Stabilisierung?
Wie aus den angeführten Studien ersichtlich wird versucht mit Vitamin E die Oxidationsprozesse in den Griff zu bekommen. Nicht nur das dies bescheiden funktioniert – künstliches Vitamin E ist dann noch ein weiterer Gefahrenfaktor in den Kapseln. Zudem wird wohl häufig die (synthetische) Vitamin E Form ‘Alpha-Tocopherol’ verwendet.
Das Problem: Es gibt verschiedenste (natürliche) Formen von Vitamin-E: Alpha-Tocopherol ist nur eine davon und hemmt, bei zu einseitigen Konsum, u.a. die antioxidative Wirkung der Gamma-Tocopherole. So sollten die Tocopherole und auch Tocotrienole (insb. 8 Formen von Vitamin E) idealerweise in einer kombinierten natürlichen Verteilung bzw. einem natürlichen (und nicht synthetischen) und kombinierten Gemisch vorliegen.
Können isolierte und extrahierte Fischöle überhaupt funktionieren?
Was meine ich mit meiner Frage? Ich meine damit, das versucht wird, dass, was in einem Lebensmittel natürlich vorliegt zu extrahieren und aus seiner Umgebungsstruktur zu lösen. Fette im Fisch (wie auch im Oliven- oder Leinöl) sind ja in einem ‘Gesamtpaket’ eingebettet, mit vielen anderen Stoffen, Polyphenolen, einer (Zell-) Hülle, welche die Öle u.a. vor Oxidation schützen. So schreibt Frau Leitz in Ihrem Buch ‘Better Body Better Brain’:
“Bei der Herstellung von Fischöl und anderen Omega-3-Präparaten wird die Positionierung der DHA im Molekül jedoch meist nicht beachtet oder sie ändert sich im Zuge der Verarbeitung. Das kann dazu führen, dass durch den Verzehr von Fischölkapseln zwar genug langkettige Omega-3-Fettsäuren ins Blut gelangen, diese aber nicht ausreichend ins Gehirn eingeschleust werden können.”
Warum ist das so? Nach Leitz (wohl auf Basis vom durchaus kontroversen Dr. Jack Kruse):
“Wie alle Fette haben auch die im Blut umherschwimmen – den Lipide ein Rückgrat aus Glyzerin mit drei Bindungsstellen (sn1, sn2 und sn3) für Fettsäuren und gegebenenfalls einen Phosphatester. Die mittlere Position (sn2) ist von besonderem Interesse, denn Fettsäuren, die sich hier anheften, sind nicht nur stabiler, sie gelangen auch leichter über die Blut-Hirn-Schranke ins zentrale Nervensystem und werden dort besser in die Membranen eingebaut. Auch die DHA gelangt nur dann in ausreichender Menge ins Gehirn, wenn sie an der Position sn2 sitzt. Dies ist nur beim Konsum von Fisch und anderen Meereslebewesen gewährleistet, nicht aber bei Omega-3-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln.”
Dr. Jack Kruse sagt diesem Interview ab ca. min. 29 das gleiche nochmal sowie, das Fische Algen essen und die Algen die Photosynthese machen und die Fette bilden. Der Fisch jedoch bringt das DHA in die optimale Position und wir sein dazu gemacht die Fische zu essen – nicht die (Mikro-)Algen. Wenn das so ist, wäre das auch das ‘Aus’ für die EPA/DHA Kapseln aus Algen – die zudem genauso oxidieren dürften wie die Fischölkapseln. Da beide keine Quellen zur ‘sn-2’-Geschichte angeben, habe ich mich selber auf die Suche gemacht und diesen Artikel dazu ein paar Paper gefunden [1][3], wobei aber auch sn-1 Position positive Effekte zu haben scheint [2].
Bei meiner fortgesetzten Suche haben ich dann noch ein Artikel von Dr. D. Clark [4] gefunden, welcher die Sichtweise in Bezug auf Oxidation und sn-2 Position unterstützt – jedoch noch viel tiefer in die Mechanismen eingeht, u.a. in welcher Form DHA die Blut-Hirn Schranke überwindet und was das in Bezug auf Fischölkapseln bedeutet. Er schließt gegen Ende mit:
“Fish oil supplements may or may not be helpful. I wouldn’t recommend against them. Even if they are helpful, they are highly inefficient in comparison with native forms of DHA that come neatly packaged in the source food.”
Verarbeitetes (synthetisches) Fischöl & Ethylester – alles noch mal schlimmer?
Ein Artikel von Dr. Mercola [14] geht dann noch einmal etwas tiefer – in den spezifischen Destillationsprozess von (synthetischem) Fischöl. Daraus nur mal 3 Aspekte:
“Processing of fish oil is deeply problematic, rendering the final product into something far from the natural oils you get from the whole fish”
Wie schon von Leitz und Kruse angedeutet – Fischölkapseln sind stark prozessiert und die Fette haben nur noch wenig mit der originalen Struktur im Fisch zu tun.
“In fish, the DHA and EPA are in the form of triglycerides, which are the most bioavailable. In most fish oil supplements, the DHA and EPA are delivered in the form of ethyl esters — a synthetic substrate with low bioavailability”
DHA & EPA sind im Fisch in der Form von Triglyceriden, welche sehr gut Bioverfügbar sind. In den meisten Fischölsuplementen sind die jedoch in der Form von Ethylestern – mit schlechter Bioverfügbarkeit.
“Ethyl ester fish oils are not as effective for raising your omega-3 index. Your liver must also process the ethyl alcohol, which may release free radicals and cause oxidative stress — the complete opposite of what you’re trying to achieve by taking a fish oil supplement”
Damit die Ethylester verstoffwechselt werden können braucht es die Leber (-> zusätzliche Belastung), wobei jedoch zusätzlich freie Radikale entstehen könne, welche oxidativen Stress machen. Alles andere als das, was man sich von diesen Supplementen erhofft. Dr. Mercola rät dann abschließend auch richtigen und vor allem fettreichen Fisch zu verzehren. In einem langen Artikel von Ray Peat wird die allgemeine Kritik an den extrahierten Fischölen nochmals deutlicher [15] (übersetzt mit deepl.com):
“Bei der Erklärung der Unbedenklichkeit von EPA und DHA hat die FDA es versäumt, ihre antithyreotischen, immunsuppressiven, lipidperoxidativen (Song et al., 2000), lichtsensibilisierenden und antimitochondrialen Wirkungen, ihre Unterdrückung der Glukoseoxidation (Delarue et al., 2003) und ihren Beitrag zu metastasierendem Krebs (Klieveri et al., 2000), Lipofuszinose und Leberschäden sowie zu anderen Problemen zu bewerten.”
Peat spielt damit auf zu hohe Zufuhren von EPA & DHA in Form von Supplementen an, in Bezug auf welche die FDA sehr lange große Vorbehalte hatte. Als einen wichtigen Grund sieht Peat die Oxidation dieser Öle, welche temporär, wegen der Induktion von Nrf2, zwar Vorteile zeigen könnten – aber eben nur, weil die (kurzen) Studien keine Langzeitfolgen beobachten:
“Some of the important anti-inflammatory effects of fish oil result from the oxidized oils, rather than the unchanged oils (Sethi, 2002; Chaudhary, et al., 2004).”
Meint: Die oxidierten Fettsäuren sind ein Stressor, der dann z.B. Nrf2 aktiviert und damit die antioxidativen Systeme, welche dafür da sind mit Giften & Co. fertig zu werden. Autsch!, wenn dem so ist.
Belastungen mit PCBs, POPs und Schwermetallen?
Alte und aktuellere Artikel und Videos von Nutritionfacts.org legen nahe, das es mit den positiven Eigenschaften von Fischölsupplementen (ggf.) nicht ganz so rosig ausschaut wie bisher allgemein angenommen – insb. im Kontext der Herzgesundheit, was ggf. mit Quecksilberbelastungen und PCBs zu tun haben könnte [5]. Auch die Suppversity bläst in Bezug auf POP’s (Persistent Organic Pollutants) ins gleiche Horn und weist darauf hin, das Supplemente mindestens molekular destilliert sein müssten – und auch das wäre keine Garantie [13]. Dr. Greger schließt seinen Artikel dann mit:
“In either case, given the inconsistent benefits and the potential adverse effects, omega 3s must be prescribed with caution and generalized recommendations to increase fish intake or to take fish oil capsules need to be reconsidered.” [5]
Dr. Greger, Dr. Kruse, Dr. Mercola, Ray Peat und die Suppversity (mit Links auf viele Studien) einer Meinung – ich denke, das ist ein Thema bei dem man sehr, sehr vorsichtig agieren sollte – also in Bezug auf die Fischöl-Supplemente und deren Qualität.
Mein Fazit
Ein ziemlich niederschmetterndes Ergebnis für ein Thema wo so viel an Supplementen und Gesundheits-Hype “verkauft” wird. In einigen Studien scheinen die Supplemente ja konkret vorteilhafte Wirkung zu haben, dass sind dann jedoch oft ‘Medical Grade’ Produkte (was immer das genau bedeuten mag). Ggf. sind die Vorteile auch nur Temporär, nur sichtbar bei extremen Mangel, oder kurzfristig im Rahmen der Studie über die Nrf2-Aktivierung und verkehren sich in der Langzeitanwendung [15] ?!?!. Wer weiß…
Meine Frage ist nun: Wie kann ich beim Kauf von EPA & DHA Kapseln sicher gehen – also wenn man dies vor hat? Ich bin leider zur Ansicht gelangt, das dies ohne eigenes Labor schwer ist – alternativ braucht es ein Zertifikat von einem gutem Labor inkl. Peroxid-, Ansidin- und TOTOX-Wert, gemessen 1-2 Wochen nach der Verpackung in die Dosen. Bei Zweifel würde ich am besten auf die natürlichen Supplemente ausweichen: Frischer und fetter Fisch. Deswegen nebenstehend noch mal eine Tabelle mit dem DHA-Gehalt der ‘natürlichen’ Supplemente.
Ich kann ich mir grundsätzlich nicht vorstellen, das Omega-3 Öl aus Krill oder Algen (welche ja von ‘veganen’ Ärzten empfohlen werden) hier nicht ebenso von einer ähnliche schnellen Oxidation betroffen sind – die Thematik sn1/2/3 Position mal ganz außen vor. Auch bei Leinöl, Hanföl, Walnussöl, etc. dürfte es – in Bezug auf die Oxidation der Omega-3 Fettsäuren nicht entscheidend besser aussehen. Keiner weis wie lange es von der Produktion in der Ölmühle bis zum Kauf der Flasche im Laden dauert. Viele Fragen stellen sich: Alles unter Schutzatmosphäre hergestellt & verpackt? Wie lange dauert es zu Hause bis die Flasche aufgebraucht ist? Wird immer kühl & dunkel gelagert – also bei 4 Grad? Wird im Produktionsprozess und beim Transport im Sommer das Produkt großartig erwärmt? Wird alles vor Luftsauerstoff geschützt? Wird nach Anbruch der Flasche diese schnell(stens) verbraucht?
Auch bei Tiefkühl-Fisch stellen sich Fragen: Wenn die Omega-3 Fette EPA/DHA bei 4 Grad nach 30 Tagen oxidiert sind – wie sieht es dann mit Tiefkühl-Fisch aus, der viele Monate lang, jedoch bei -40 bis -18 Grad in der Truhe lagert? Besser? Ich denke schon, denn dort sind die Öle ja dort noch in ‘ihrer Verpackung’, also vor der Oxidation recht gut geschützt – das stimmt (zumindest mich) positiv! Was jedoch ist hier die zeitliche Grenze an der irgendwann (zu) viele der Omega-3 Fettsäuren oxidiert sind? 1 Jahr, 2 Jahre? Also am besten Frisch? Und was ist mit Matjes (Hering) oder geräuchertem Fisch welche ja für Wochen bei recht warmen Kühlschranktemperaturen gelagert werden?
Dies sind alles Fragen eines Laien – aber dieser Laie hat auf diese Fragen keine richtigen Antworten finden können… nur viele weitere offene Fragen anderer Menschen oder Forscher.
Was mache ich?
Ich nutze selber täglich frische gemahlene bzw. geschrotete Leinsamen, Walnüsse vom eigenen Baum und aktuell (gekeimte) Hanfsamen für meine primären Omega-3 ALA-Quellen. So entgehe ich hier allen Risiken in Bezug auf die unnötige Oxidation. Da ALA Fettsäuren jedoch (angeblich) nur ‘gerade so’ zu EPA und noch schlechter zu DHA gewandelt werden (wenn alles gut geht und nicht zu viele Omega-6 Fette aufgenommen werden) – ist die Zufuhr von mindestens 2-3 g Omega-3 Fetten pro Tag aus Leinsamen sicher kein schlechter Anhaltspunkt. Das wären dann so ca. 15-20 g Leinsamen über den Tag verteilt. Mehr dazu in meinem Omega 3 Artikel.
In Bezug auf Fisch bevorzuge ich (fang-)frischen bzw. TK-Fisch mit viel EPA/DHA. In welchem Fisch da wie viel zu finden ist stand in meinem letzten Blogpost. Aktuell nutze ich gerne TK-Sardinen die im ‘ganzen’ eingefroren sind und die ich dann selber noch ausnehme.
Im Notfall bzw. wenn wirklich ein starker DHA-Mangel vorliegt würde ich ggf. doch auf Premium-DHA Kapseln zurückgreifen – denn Vorteile bei der Supplementation scheint es ja ausweislich der klinischen Studien zu geben. Wo man diese bekommt? Hier bin ich der Frage weiter nachgegangen.
Die Natur lässt sich nicht betrügen…
Mittelfristig, so zumindest meine aktuelle Ansicht, sollte bei einem DHA-Mangel (wird u.a. durch Blaulicht verstärkt) fettreicher Fisch in die Ernährung integriert werden – da zumindest für mich eine Dauersupplementation mit so etwas kritischen wie hoch-oxidativen mehrfach ungesättigten Omega-3 Fetten (PUFA) aus Fisch(ölkapseln) nicht zu spaßen ist. Was dann noch alles beim Produktionsprozess mit den Fetten passiert… die Ausführungen von Dr. Mercola sind da eher ernüchternd.
Wie schlimm ist das oxidierte Zeugs? Ich denke mal (die PCB, POP & Schwermetallbelastung ausgeklammert) nicht viel schlimmer als andere lang gelagerte & doppelt ungesättigte Fettsäuren wie Leinöl & Co. zu kaufen und zu konsumieren oder mit ungesättigten Fetten zu braten. Ja, genau – wer sich um die Oxidation von Fischölen Gedanken macht – der übersieht ggf. die viel größeren Risiken die er sich täglich zumutet, wie z.B. Braten oder hohes erhitzen von Fetten (Kuchen, Kekse, etc.). Und wer dann noch Fisch brät oder welche aus Dosen isst, der hat (für mich) einen an der ‘Waffel’ 😉
Also: Im Zweifelsfall richtigen Fisch – richtig zubereitet!
Und wenn der Zweifel noch größer ist: Dann ggf. auch einen Gen-Test mit Auswertung um das persönliche Risiko bzw. die Veranlagung in Bezug auf die Bildung von EPA/DHA aus ALA zu ermitteln. Wer da schlecht abschneidet und dann noch zu viele Omega-6 Fett verzehrt, der sollte sich dann aus meiner Sicht wirklich Gedanken um seinen Lifestyle machen.
Quellen
- [1] Intestinal absorption and lymphatic transport of eicosapentaenoic (EPA), docosahexaenoic (DHA), and decanoic acids: dependence on intramolecular triacylglycerol structure., Christensen M., Høy C., Becker C., Redgrave T., Am J Clin Nutr. 1995 Jan;61(1):56-61.
- [2] Enhanced incorporation of dietary DHA into lymph phospholipids by altering its molecular carrier., Subbaiah P. et al., Biochim Biophys Acta. 2016 Aug;1861(8 Pt A):723-9.
- [3] Docosahexaenoic acid at the sn-2 position of structured triacylglycerols improved n-3 polyunsaturated fatty acid assimilation in tissues of hamsters., Bandarra N. et al, Nutr Res. 2016 May;36(5):452-63. doi: 10.1016/j.nutres.2015.12.015. Epub 2016 Jan 5.
- [4] Fish Oils – Industry BS Just Plain Fishy, Dr. Dennis Clark
- [5] The Risks of Fish Oil Supplements, ,Michael Greger M.D. FACLM, Nutritionfacts.org, February 20th, 2018
- [6] Oxidation levels of North American over-the-counter n-3 (omega-3) supplements and the influence of supplement formulation and delivery form on evaluating oxidative safety, Stefan A. Jackowski et al., J Nutr Sci. 2015; 4: e30.
- [7] Stability and quality of fish oil during typical domestic application, Chol Su Pak, Wonsan University of Fisheries, Kangwon Province, D.P.R. of KOREA
- [8] Fish oil supplements in New Zealand are highly oxidised and do not meet label content of n-3 PUFA, Benjamin B. Albert1 et al., Scientific Reports volume 5, Article number: 7928, 21.1.2015
- [9] Oxidation of Marine Omega-3 Supplements and Human Health, Benjamin B. Albert, BioMed Research International, Volume 2013 (2013), Article ID 464921
- [10] 3/3 TOP-Selling US Fish Oils Exceed Maximal Peroxide and Total Oxidation Levels – Levels Roughly 4000% Higher Than in Medical Grade N3 Supplements, Harvard Study Shows, Suppversity, Tuesday, December 27, 2016
- [11] Changes in the quality of fish oils due to storage temperature and time., Boran, Gökhan, Hikmet Karaçam, and Muhammet Boran, Food chemistry 98.4 (2006): 693-698.
- [12] Omega-3 fatty acid fish oil dietary supplements contain saturated fats and oxidized lipids that may interfere with their intended biological benefits., Mason, PR and Sherrat SCR., Biochemical and Biophysical Research Communications
- [13] Toxic Fish Oils!? POPs Commonly Found in Comm. Fish Oil Supps Accumulate & Lower Your Anti-Oxidant Defenses, Suppversity, Saturday, April 18, 2015
- [14] Are Many Fish Oils Synthetic?, Dr. Mercola, 13.8.2018
- [15] The Great Fish Oil Experiment, RayPeat,2017
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