DNA-Gentests: 23andme, Ancestry, Promethease, Selfdecode & Co.: Gen-Polymorphismen ermitteln – Sinnvoll?
Ich habe in diesem Blog schon einiges zu Gen-Polymorphismen und deren Auswirkungen (u.a. MTHFR, MAO, DAO, PEMT, NOS3, etc.) geschrieben. Diese Varianten des Genoms sind ein Teil unseres ‘genetischen Lebenslottos’ mit dem wir auf die Welt kamen und bestimmen wie einige biochemische Dinge in unserem Körper im Vergleich zur ‘Mehrheit’ bzw. anderen Varianten potentiell ablaufen.
Im ersten Schritt ist es ggf. relevant zu wissen, dass übliche DNA-Tests nicht die gesamte DNA des Körpers entschlüsseln oder darstellen, sondern sich auf bestimmte Regionen der DNA konzentrieren, in denen bekannte SNPs (Single Nucleotide Polymorphisms) analysiert werden sollen.
Die die SNP-Varianten werden auch Einzelnukleotid-Polymorphismen genannt. Ein SNP ist nach Wikipedia (welche ich hier o.k. finde) folgend definiert [1]:
“… wird eine Variation eines einzelnen Basenpaares in einem komplementären DNA-Doppelstrang bezeichnet. SNPs sind geerbte und vererbbare genetische Varianten”
Die Forschung hat hier inzwischen einige Dinge identifiziert, bzw. “Assoziiert”, welche bestimmte DNA-Sequenzen höchstwahrscheinlich mit bestimmten Variationen bei der Funktion von Enzymen, etc. korrelieren. Je nach Sequenz laufen dann einige biochemische Abläufe “effizienter” (oder auch nicht) bzw. anders als bei dem anderen Menschen ab. Allerdings ist dies nur ein Teil der Warheit, denn
- a) auch “gute Gene” kann man “schlecht” machen (-> u.a. Epi-Genetik),
- b) “schlechte Gene” können durch gute Lebenspraktiken (zum Teil) kompensiert werden,
- c) zudem ist Gut & Schlecht nicht immer genau zu trennen bzw. eindeutig zu definieren, denn eine erhöhte Sensitivität auf Giftstoffe kann z.B. helfen bestimmte Gefahren (-> z.B. Toxine wie Hausschimmel) schnell zu erkennen und in Folge zu vermeiden.
- d) weiterhin unterscheidet sich wohl das Genom im Körper in den Zellen – der Mensch hat wohl keine “Homogene DNA”
Heute gibt es viel Forschung zu der Thematik was die verschiedenen Varianten von SNPs in Bezug auf Erkrankungen, Vor- und Nachteile bedeuten. Der eine mag Probleme mit der Bildung von Methyl-Folat haben (-> MTHFR), der andere hat eine Mutation des MCM6-Gens, was z.B. vielen Europäern ihre Laktose Toleranz verleiht. Wie genau welche SNPs genau was im Detail beeinflussen ist oft noch gar nicht richtig verstanden, da es auch viele Wechselwirkungen gibt -> ein Vorteil hier, kann ein Nachteil dort sein.
Worum geht es mir nun in diesem Artikel?
- Zuerst einmal einige Beispiele für Auswirkungen von Gen-Polymorphismen
- Nichts ist in Stein gemeißelt, nicht einfach auf Basis dieser Daten handeln!
- Zu den Limitationen der Daten…
- Eine kurze Übersicht über verschiedene Anbieter von Gen-Analysen
- Und welchen ich selber nutzen würde.
- Übersicht bez. der Auswertung der DNA Rohdaten (kostenpflichtig), die jeweiligen Vor- und Nachteile + Preise.
- FoundMyFittness
- Prometease
- SelfDecode
- Übersicht bez. Webseiten die kostenlose Auswertung der Rohdaten von 23andme, Ancestry & Co. machen.
- Etwas zu Risiken, Richtigkeit, Vertrauswürdigkeit & etc. pp.
- Etwas zu Datenschutz & Co.
- Ganz, ganz heikel aus meiner Sicht….
- und wie man es trotzdem so weit wie möglich Anonym gestalten kann.
Sowie mein Fazit zu der ganzen Geschichte – u.a. auch mit der Frage wann das ganze ggf. Sinn machen könnte – oder eher nicht.
Inhaltsverzeichnis für den Schnellzugriff
Beispiele für Auswirkungen von Gen-Polymorphismen
Aktuell gibt es bereits Informationen zu über 100.000 SNPs, z.B. bei SNP-Datenbanken bzw. Wikis wie SNPedia [2]. Allerdings sind viele SNPs davon nicht besonders relevant und etliche SNPs haben (bisher) nur eine eher schwache Korrelation zu bestimmten Krankheiten bzw. Auswirkungen – die dazu dann noch nur auf sehr wenigen Studien und auch schwachen statistischen Beziehungen beruhen.
Dennoch, es gibt auch Beziehungen ‘SNP -> Auswirkung’ die relevant sind und in den Bereich der Themen hier im Blog fallen, wie z.B.:
- Schlechte Verwertung von Vitamin D3 bzw. VDR Rezeptor-Blockaden.
- Betroffene brauchen mehr Sonne ggf. Vitamin D3 als Supplement
- Schlechte Umwandlung von Provitaminen in Retinol (Vitamin A) – u.a. bis bis zu 90% Herabsetzung der Umwandlungseffizienz.
- Betroffene sind dann wohl schon auf tierisches angewiesen (-> Leber) ggf. auch Vitamin A (Retinol) als Supplement.
- Schlechte Umwandlung von pflanzlichen Omega-3 Fettsäuren (ALA) in EPH bzw. DHA.
- Betroffene sind sicher gut beraten ab und zu fettreichen Fisch zu essen. Alternativ sollten Sie zumindest ganz stark auf Ihre Omega 3/6 Balance achten und genug ALA zu sich nehmen. Es gibt aber auch sehr gute Umwandler.
- Probleme mit Cholin-Mangel-Symptomen bzw. der endogenen Synthese, welche dann durch Folat / Folsäure-Mangel bzw. Störungen im Folat-Stoffwechsel (MTHFR Mutation) vergrößert werden können.
- Eine Cholin- und Folat-Reiche Ernährung ggf. Supplementation mit 5-MTHF-Folat (oder auch Cholin) würde ich hier für mich selber erwägen.
- Die Variante vom Apolipoprotein E (ApoE), welche ein Risikomarker für Alsheimer und den Fettstoffwechsel sein soll. ApoE4-Träger haben dann ein paar Dinge worauf sie achten sollten [5].
- Für Menschen mit ApoE4 bietet sich dann eine (sowieso unsinnige) Low-Carb Diät mit vielen gesättigten Fetten gar nicht an [3][4].
- Zudem haben ApoE4 Träger ein Problem im Entgiftungs-Metabolismus und nach (einem Seminarscript) von Dr. Mutter keine Entgiftungsfähigkeit für Quecksilber (keine Schwefelgruppe am Transportprotein). ApoE3 ist dann besser und ApoE2 optimal.
- Eine Mutation im Folat-Metabolismus, hier die so-genannte MTHFR Mutation (677C>T und 1298A>C), welche einen Defekt im Folsäurestoffwechsel zur Folge hat.
- Für die betroffenen Menschen besteht dann ggf. ein erhöhter Bedarf an Folsäure (Folat),
- wobei hier bis zu 40% des europäischen Genpools betroffen sein sollen.
- Probleme mit einigen Detox-Enzymen (Phase 1 oder 2), z.B. GST-P1, M1, T1, etc. oder der SOD – oder irgendwelche Polymorphismen bei den Cytochrome P450 (CYP) Enzymen.
- Wobei die bei den ‘einfachen’ Gentests wie 23andme nicht komplett abgedeckt werden.
Die Liste ist noch fortsetzbar, doch dazu mehr in den jeweiligen Artikeln zu Vitaminen, Entgiftung & Co.
Ganz wichtig: Nichts ist in Stein gemeißelt, nicht einfach auf Basis dieser Daten handeln!
Auf einen ganz wichtigen Faktor möchte ich in Bezug auf Dr. Ben Lynch, Autor des Buches ‘Schmutzige Gene’ aber auch Bruce Lipton (Buch: ‘Intelligente Zellen’) hinweisen: Wenn bestimmte SNPs vorliegen heißt das nicht, das wir diesen ausgeliefert sind, diese synergistisch relevant sind oder zum tragen kommen:
- Erst einmal sind das alles mehr oder weniger untersuchte Assoziationen –
- welche der vielen anderen Faktoren hier noch zum tragen kommen ist oft noch unklar.
- Je nach Lebensführung und Umweltfaktoren können auch ‘gute Gene’ schlecht werden (-> Epigenetik)
- bzw. ‘dreckige Gene’ weniger in Ihren Auswirkungen durchschlagen.
Es liegt also insbesondere an unseren Entscheidungen in Bezug auf Ernährung, psychischen und physischen Stressoren, Umweltgiften, etc. pp. – was wir aus unserem gutem bzw. ‘schlechtem’ (theoretischem) Potential machen. Wenn dann ‘alle Stricke reißen’, dann besteht nach Lynch zusätzlich noch die Möglichkeit mit dem gezieltem Einsatz von NEMs gegenzusteuern bzw. Defizite zu kompensieren (wobei dieses der letzte Schritt sein sollte) [14].
Der einfache Schluss ‘Ich habe eine Variation im MTHFR-Gen’ und supplementiere dann einfach Methyl-Folat kann langfristig auch nach hinten los gehen – denn zu viel Methyl-Folat (bzw. Methylierung) soll auch wieder Krebs befördern. Einige Menschen vertragen dann auch kein Methyl-Folat bzw keine hohen Dosen (z.B. > 800 µg auf ein mal). So sollte man erst einmal Salat essen – also sich vernünftig ernähren – und z.B. nur dann versuchsweise supplementieren, wenn z.B. das Homocystein dauerhaft hoch bleibt (nach dem B12 aufgefüllt und auch genug B6 zugeführt wird).
Also: Der Gentest liefert Anhaltspunkte wo man hinschauen könnte – was dann aber über Blutwerte, andere Diagnostik und insb. die Anamnese bestätigt werden sollte. Erst auf Basis des Gesamtbildes würde ich dann für mich Handlungen ableiten!
Anbieter von Gen-Analysen
Es gibt viele verschiedene Anbieter die sich auf dem Markt tummeln, jedoch gibt es meines Erachtens nur zwei große Anbieter von DNA-Analysen die brauchbar sind. Warum Brauchbar? Weil die proprietären SNP-Rohdaten, die man hier downloaden kann, von anderen Diensten bzw. Anbietern unterstützt bzw. eingelesen werden – um dann im zweiten Schritt detaillierte Analysen zu bekommen. Die Unternehmen sind:
- 23andme.com – ist eine private Biotech-Firma in den Mountain View, California (USA) [8]
- Ancestry.de/com – ist ein in Privatbesitz Unternehmen mit Sitz in Lehi, Utah (USA) [9]
Wobei nach SNPedia, was zu Anchestry.com gehört, Ancestry.com wohl der leistungsfähigere Anbieter ist. Insofern würde ich also die Angaben mit Vorsicht genießen:
- Ancestry
- Aktuell werden ca. ~700,000 SNPs bestimmt, wobei [8]
- ca.~ 58.000 SNPs davon in der SNPedia katalogisiert sind [8]
- 23andme
- Aktuell (v5 Chip, ab August 2017) ca. ~640.000 SNPs [6]
- ca.~ 24.000 SNPs davon in der SNPedia katalogisiert sind [7]
Bei den beiden Diensten selber erhält man meist nur die Basisdaten in Bezug auf die Genealogie (genetische Herkunft) online, wie z.B. den Haplotypen, potentielle geografische Herkunft. Die erweiterte Analysen – welche jedoch extra kosten – sind in der Regel nicht für Deutschland verfügbar sind, da hier (soweit ich es verstehe) keine individuellen Empfehlungen und Beratungen auf Basis von Gen-Analysen feilgeboten werden dürfen. Allerdings bieten beide Anbieter den Download der Rohdaten an.
Es gibt noch andere Anbieter – und immer mehr davon. Allerdings habe ich da keinen aktuellen Überblick mehr – speziell auch in Hinblick auf die Datenqualität.
Welcher Dienst liefert mehr ‘nutzbare’ Daten?
Nach meinen Tests und Erfahrungen in 2019 sind im Test von 23andme mehr für mich relevante SNPs enthalten, welche nicht in der Anchestry-Analyse vorhanden sind. Aktuell (2019) würde ich deswegen 23andme bevorzugen – also rein in Bezug auf die ‘praktische’ Datenquantität.
Auswertung der Rohdaten von 23andme, Ancestry & Co. – bei kostenpflichtigen Drittanbietern
Es gibt verschiedene Anbieter die die Rohdaten von Ancestry & 23andme auswerten können – was 23andme, Ancestry & Co. in dieser Form in der EU und insb. in Deutschland bzw. für deutsche Kunden aus legalen Gründen nicht dürfen. Wer sich ‘darüber hinwegsetzten mag’ – der kann dieses mittels Drittanbietern im Ausland machen. Drei davon habe ich mir angesehen – aber es gibt noch mehr, die auf den Zug aufgesprungen sind. Nachfolgend ein Überblick über Leistung, Kosten & Co.
Promethease – Erschlag mich mit Daten
Promethease wendet sich an den Experten, der mit einer faktisch ungefilterten Datenflut umgehen kann und weis was er will. Insofern gibt es auch keinen geordneten Einstieg und auch keinen ‘roten Faden’.
- Betreiber von SNPedia – quasi der Datenbank für die SNP’s und Gen-Polymorphismen
- Wurde ende 2019 von MyHeritage Ltd. übernommen…
- Erstellt wird wirklich ein riesiger Report (HTML), der sich auf Basis vieler Kriterien einschränken und auswerten lässt: u.a.
- Relevanz des Merkmals
- Anzahl der Studien, die die SNPs mit der entsprechenden Auswirkung korrelieren
- Verbindungen mit Medikamenten, Krankheiten etc.
- Kosten: 10$, Zahlung per Kreditkarte – für eine einmalige Auswertung
- Beispiele der Auswertungen:
- Beispielauswertung auf Basis von 23andme Daten
- Beispielauswertung auf Basis von Ancestry Daten
Meine Wertung:
- Positiv: ???
- Negativ: Einfach komplett unübersichtlich, erschlagend und in der Navigation auch sehr langsam, da alles im eigenen Browser mittels JavaScript läuft.
Found My Fittnes – Klein und Fein
Ein einfacher Report mit den ‘Basics’ – wobei jedoch keine übergeordneten Zusammenhängen & Risiken auf Basis multipler SNP’s getroffen werden. Jedes SNP das Frau Patrick für relevant hält hat einen eigenen Kasten.
- Betreiberin ist die Forscherin Dr. Rhonda Patrick
- Die betreibt auch einen interessanten Blog & Youtube-Kanal
- Der Report selber wird als PDF geliefert und beschränkt sich auf wichtige Faktoren und recht relevante Daten
- In den neueren Versionen wird der Report jedoch immer länger, was nicht zur Übersichtlichkeit beiträgt.
- Kosten: 10$, Zahlung per Kreditkarte – für eine einmalige Auswertung
- Beispiele der Auswertungen: Auf der Seite ist leider nur ein sehr vereinfachter Report zu finden…
Meine Wertung:
- Positiv: Alle der eingangs genannten Faktoren sind zu finden, das Lesen / Sichten überfordert nicht – alles in einem PDF, Günstig!
- Negativ: Keine Filterfunktionen, keine zusammenfassenden Übersichten, keine Farblichen Hervorhebungen, letztendlich immer noch sehr ‘inkomplett’.
Selfdecode – Mega!
Nachtrag 2024: In 2024 wurde Selfdecode massiv erweitert und nutzt auch OpenAI / ChatGPT Technologie für die Analyse der Daten bzw. die Auswertung – direkt in Zusammenarbeit mit OprnAI. Früher wurde Selfdecode auf Amazon-AWS gehostet. Wo die Daten die da “hochgeladenen” Werden landen und was da irgendwelche Zettel taugen die Sagen, das die Daten sicher dine, kann ich nicht mehr einschätzen. Ich benutzte Selfdecode nicht mehr, wobei ich denke, das es die leistungsstärkste Platform für Privatanwender mit diesen spezifischen Fragen ist.
Selfdecode ist für mich ‘die Referenz’ um mein Fazit vorweg zu nehmen – speziell die Wellness-Reports sind absolute Oberklasse und ich kenne nichts irgendwie vergleichbares. Das was Cohen und sein Team hier geschaffen haben ist schier unglaublich… man muss es selber gesehen haben um es glauben zu können. Die Limitation: Wer sich nicht 1a mit den Grundlagen, den Supplementen & Co. auskennt – der wird sicher von den Informationen ‘erschlagen’.
- Betreiber ist Joe Cohen von SelfHacked.com – einer echt ziemlich genialen Seite, wenn es um Supplemente & Co. geht.
- Den Report gibt es Online und die Auswertungen sind deutlichst übersichtlicher und zudem besser interpretiert / zusammengefasst als bei den vorgenannten Anbietern – z.B.:
- DNA Wellness Reports: Konkrete Tips für die Verbesserung verschiedener Aspekte, wobei jeder Report ca. 20-40 Seiten umfasst, eine umfassende Übersicht gibt, auf “dreckige Gene” eingeht und dann am Ende auch konkrete Tips für Supplemente und Verhalten (Lifestyle) gibt – kompakt auf einer Seite. Themen sind aktuell (September 2020):
- Einführung / Lifestyle
- COMT
- Gewichtsverlust
- Krebs (TP53)
- Brustkrebs (BCRA)
- Covid-19
- Darmgesundheit
- Schilddrüse
- Langlebigkeit
- MTHFR
- APOE
- Stimmung
- Kognitive Funktion
- Mineralien-Aufnahme
- Vitamin-Handling
- Schlaf
- Herz-Kreislauf
- Entzündungen
- Fitness
- Kopfschmerzen / Migräne
- Substanzen Explorer: Supps, Medizin & Vitamine die potentiell gut/schlecht für einen sein könnten
- Gesundheits-Kategorienen: 74 Kategorien in 9 Paketen in die die DNA-Relevanten Informationen gegliedert werden U.a.:
- Lifestyle, Ernährung, Toxine, Methylierung, Alterung, Sucht-Potential, Response auf Medikamente, Risiko für Krankheiten
- DNA Wellness Reports: Konkrete Tips für die Verbesserung verschiedener Aspekte, wobei jeder Report ca. 20-40 Seiten umfasst, eine umfassende Übersicht gibt, auf “dreckige Gene” eingeht und dann am Ende auch konkrete Tips für Supplemente und Verhalten (Lifestyle) gibt – kompakt auf einer Seite. Themen sind aktuell (September 2020):
- Kosten: Ab 59$ pro Jahr – wobei viele Zusatzmodule & Auswertungen extra kosten!
- Oder 297$ als ‘Lifetime Member’ mit allen Optionen, Zugang zum ‘Lab Analyzer’ und auch Selfhacked unbeschränkt und ohne Werbung.
- Wobei dann jede weitere Gen-Auswertung (z.B. Partner) 49$ kostet.
- Oder 297$ als ‘Lifetime Member’ mit allen Optionen, Zugang zum ‘Lab Analyzer’ und auch Selfhacked unbeschränkt und ohne Werbung.
- Beispiele der Auswertungen: Man kann sich unter Angabe einer eMail-Adresse in das Portal einloggen und mit Demodaten experimentieren
Meine Wertung:
- Positiv: Gute Tutorials, tolle Oberfläche, wirklich geniale und sehr gut strukturierte Wellness-Reports und hilfreiche & konkrete Tips was zu tun ist. Schnelle Übersicht mittels der ‘Health Categories’
- Negativ: Eigentlich keiner – außer das man sich in den erweiterten Möglichkeiten verlieren kann 😉
Welcher (kostenpflichtige) Dienst ist der Beste?
Final stellt sich die Frage bei welchem (vorgestelltem) Dienst man das meiste für Sein Geld bekommt. Die Frage finde ich jedoch nicht so einfach zu beantworten, denn die Interpretation der Daten erfordert schon einiges an Zeit, Lesen, Recherche und Beschäftigung mit der Thematik – insbesondere wenn man keine spezifische Frage hat – also z.B. welcher APOE-Typ bin ich? Verwerte ich gut Cholin? Ist die Konvertierung von Provitaminen in Retinol effizient? Was ist mit ALA in DHA? etc. pp.
Hier mal kurz meine Meinung zu den drei Diensten:
- Bei FoundMyFittness (FMF) gibt es so die einfachste Variante eines möglichen Reports – ein einzelnes PDF zu einem Ausschnitt der wichtigen Themen im Kontext:
- EHA/DPA, Retinol, Vitamin D3, Folat (MTHFR), Cholin, Omega 3 und APOE und ein bisschen mehr – wie Eingangs aufgeführt.
- Bei Promethease erschlagen einen dann förmlich die Datenmassen, die jedoch gut mit dem Relevanz-Regler eingeschränkt werden können. Die Web-Browser basierte Auswertung – die komplett im Browser läuft – fordert schon einen anspruchsvollen PC.
- Für mich alles sehr unübersichtlich.
- Bei Selfdecode gibt es dann das interessanteste Paket von allen:
- Konkrete Vorschläge zu Supplementen / Stoffen / Nahrungsmittel / Lifestyle-Interventionen die potentiell sinnvoll für einen sein können.
- Hinweise auf Risiken für Krankheiten, Lebensrisiken.
- Ziemlich geniale DNA Wellness Reports!
Zum Start bzw. den schnellen Überblick kann sich so durchaus FoundMyFittness empfehlen – oder, wenn Geld da ist gleich Selfdecode.
Wer das maximale aus seinen 23andme-Daten herausziehen möchte, der wird kaum an Selfdecode vorbei kommen. Die Auswertungen und Analysen sind (aus meiner Sicht) einfach zu gut und zielgerichtet – setzten natürlich eine grundsätzliche Kenntnis der später empfohlenen Substanzen und Stoffe voraus – welche sich durchaus schon auf der Höhe dieses Blogs bewegt.
Die jeweiligen Analysen sind so erst der Angang einer langen Beschäftigung mit einzelnen Themen um für sich selber dann entsprechende Handlungsstrategien zu entwickeln – u.a.. bestimmte Supplemente zu ergänzen, die individuellen Dosen herauszufinden bzw. (oder insbesondere) die Ernährung umzustellen.
Auswertung der Rohdaten von 23andme, Ancestry & Co. – Kostenlos
Natürlich gibt es inzwischen noch eine Unzahl an anderen und kostenlosen Diensten – die auch interessante Auswertungen anbieten, die weit über die bei FoundMyFittness hinausgehen und in Ihrer Menge und Komplexität irgendwo in Richtung Promethease liegen [13]. Ich habe hier mal nur einige wenige aufgelistet – wer mehr anschauen mag, der schaue mal hier hinein. Wichtig auf jeden Fall der Hinweis: Umsonst ist nicht Gratis – die eigenen DNA-Daten dürften sicher sofort irgendwo verwurstet werden….
Hier mal drei kostenlose Anbieter:
- OpenSNP.org – Ähnlich Promethease – offene Datenbank und Onlineanalyse – scheint sehr mächtig.
- Nur Daten von 23andMe, deCODEme or FamilyTreeDNA
- Codegen.eu – Gesundheitsanalyse auf Basis tausender SNPs/Studien
- wenig aber relevante Filterkriterien, sehr viele Ergebnisse
- Guter Demomodus
- GeneticGenie.org – Nur ein kostenloser Methylations- und „Detox“-Report (Cytochrome P450)
- Nichts besonderes, nur 23andme Datensatz
Was man von diesen halten kann? Keine Ahnung – OpenSNP und Codegen.eu spucken zumindest Daten im Rahmen der Analyse von Promethease aus.
Risiko, Richtigkeit, Vertrauswürdigkeit & etc. pp.
Bevor man sich in die ganze Thematik stützt sollte man meiner Ansicht nach einiges bedenken – denn das Hochladen von Daten im Netz hat in diesem Fall nicht nur Auswirkungen auf einen selber!
- Meine Kinder, Eltern, Verwandten teilen mit mir genetische Faktoren – wenn meine 3ten bekannt sind – können diese auf Rückschlüsse auf meine (genetisch) nächsten liefern.
- Die Daten meiner Verwandten können Hinweis auf meine Genetik geben – womit in Bezug auf mich dann auf einmal rechtlich relevante Schlüsse (und Urteile) abgeleitet werden. Alles schon passiert!
- Ggf. können diese Daten gegen mich eingesetzt werden – ich werde diskriminiert – bekomme (irgendwann in der Zukunft) eine bestimmte Versicherung nicht mehr oder
- (mal theoretisiert) irgendwer findet heraus das meine Organe ganz toll für Ihn sein könnten ;-(
- Will ich das alles (das die Daten vermeintlich aussagen) wirklich wissen?
Es gibt jedoch auch andere Risiken:
- die Dienste machen Fehler bei der DNA-Analyse, verwechseln Proben, etc. pp. – alles schon passiert [11]
- Im Schlechtfall mache ich mir selber dann Panik für Risiken die nicht bestehen – und mache keine Aktion bei den Risiken die ggf. bestehen.
- Auch ist die SNP-Deutung noch in den Kinderschuhen – das was aus den Daten interpretiert wird muss nicht so sein.
- Möchte ich also solch eine jungen Technologie überhaupt vertrauen oder Entscheidungen darauf basieren?
Letztendlich bringen die Daten & Analysen nichts – wenn man nicht aus diesen Handlungsfähig wird – zumindest ist das mein Ansatz. Jeder sollte sich meiner Ansicht nach ganz genau überlegen warum er wirklich das Geld (ca. 100€) ausgeben möchte – und ob er am Ende wirklich bereit ist in seinem Leben etwas zu ändern (z.B. -> anders zu Essen) oder ggf. Supplemente auf den potentiellen Verdacht eines Mangels hin einzuwerfen. Nur dann macht das ganze meiner Ansicht nach Sinn.
Datenschutz & Co.
Dazu kann ich nur schreiben: Alle Anbieter wollen Geld verdienen und machen selber Forschung aus Basis analysierter Genome – bzw. verkaufen die Daten mal schnell [12]. Zwar muss man der Nutzung der eigenen Daten für die Forschungszwecke zustimmen – aber wer will das hinterher im Detail kontrollieren und vor allem wie? Kreuzchen im Internet, per Maus geklickt, mögen schön aussehen – 100% vertrauen sollte man so etwas aus meiner Sicht nicht. Gleichermaßen würde ich die Versprechen der Drittanbieter, also die welche die DNA-Rohdaten für einen auswerten, einordnen. Auch hier sind wieder (oder nur) Menschen im Spiel – die mit der Forschung an diesen Aspekten meist Geld oder Ruhm verdienen (wollen oder müssen).
Zudem besteht immer die Möglichkeit das Daten veruntreut – oder Server gehackt werden – falls die ganze Applikation (wie u.a. bei Selfhacked) nicht gleich bei Amazon oder Google in der Cloud gehostet und betrieben wird. Auch die Gesetzeslage kann sich ändern: Also das im Falle eines Falles Behörden bzw. (Geheim-) Dienste Zugriff auf die Daten bekommen – ganz legal! Wer also ‘größeres’ vor hat, der sollte ggf. auch eine DNA-Analyse verzichten 😉 Da meist per Kreditkarte bezahlt wird und das ganze eine postalische Anschrift zum Versandt braucht, kann das alles auch nie Anonym sein.
Insofern ist diese Diskussion für mich müßig. Ich würde abwägen ob es einen guten Grund gibt eine DNA-Analyse zu machen:
- a) Es geht einem so schlecht das man zu jedem Strohhalm greift oder
- b) Die individuellen Vorteile die man sieht übersteigen die potentiellen Nachteile die man sieht.
Alternativ kann sich ein ‘Pooling’ anbieten – also das eine Person zentral für die Interessenten im Familien- und Freundeskreis die Test-Kits bestellt, diese auf nummerierte Namen registriert und dann alles mit einer Kreditkarte bezahlt. So können die DNA-Daten zumindest nicht individuell zugeordnet werden – bzw. nicht so ganz genau.
Mein Fazit
Ein Gen-Analyse auf den heutigen Stand der Technik bzw. Wissenschaft kann durchaus Sinn machen – zumindest um die eingangs beschriebenen Limitationen, welche wohl recht verbreitet sind, abzuklopfen. Denn die ernährungsmäßigen Interventionen bzw. die Supplemente und diese genetischen Defizite auszugleichen sind für mich übersichtlich und scheinen recht gut verstanden (z.B. Vitamin D3).
Bei den vielen anderen Gen-Faktoren denke ich das man sich hier schnell in Details verrennen kann – jedoch die ganz großen Dinge wie die Schilddrüse, Probleme mit dem Hormonsystem (insb. in den Wechseljahren bei Mann und Frau), vielfältigste Mikronährstoffmängel durch Fehlernährung, etc. übersieht – und fallen aus meiner Sicht oft mehr ins Gewicht. Auch DNA-Tests um das Thema Abnehmen und eine DNA-Gerechte Diät / Ernährung halte ich für ‘Mumpitz’. Die meisten Menschen sollten sich doch erst einmal Menschengerecht ernähren.
Nur ‘Wissen’ bringt alleine nichts…
Wer sich dennoch auf das ganze einlassen möchte – u.a. weil er ‘alles andere’ was ich hier im Blog so schreibe schon umgesetzt hat – der mag sich auch auf diese Reise bzw. diesen Aspekt einlassen. Eine Warnung vorweg: Ohne Zeit & Willen die Daten entsprechend auszuwerten und letztendlich auch Konsequenz bezüglich der Umsetzung in die Praxis bringt das alles nichts…
Wer letztere Fragen an sich selber beantwortet hat dem stellt sich dann die Frage wo man die DNA testen sollte um die Rohdaten zu bekommen. Angesichts der eher dürftigen Historie von 23andme [12] ist scheinbar Ancestry.com die 1ste Wahl, weil es auch der günstigere Anbieter der beiden ist. Selber habe ich hingegen nur Erfahrungen mit 23andme. Natürlich gibt es noch andere Anbieter – jedoch akzeptieren die meisten Analyse-Dienste die proprietären Datensätze dieser beiden Anbieter. Eine Kompatibilität zu 23andme – dem ältesten der DNA-Test Anbieter – scheint jedoch am breitesten zu sein. So unterstützt dann auch das recht interessante (und kostenlose) OpenSNP nicht die Daten von Ancestry.com.
Wer genug Geld (und Zeit) hat, der wird zur Auswertung sicher Selfdecode erwägen bzw. bevorzugen. Wer hingegen erst einmal die wichtigsten Dinge wissen möchte und auf die Vorauswahl von Dr. Rhonda Patrick vertraut – der wird mit der Auswertung von FoundMyFittness für den ersten Schritt aus meiner Sicht ganz gut fahren, u.a. in Bezug auf die eingangs erwähnten Faktoren.
Einfach sind die Entscheidungen in jedem Falle nicht – denn ‘vertrauen’ tue ich selber keinem der Anbieter in Bezug auf den Datenschutz…
Quellen / Links
- [1] Einzelnukleotid-Polymorphismus, Wikipedia
- [2] SNPedia, SNPedia is a wiki investigating human genetics, Unklarer Betreiber
- [3] What We Know About Diet, Genes, and Dyslipidemia: Is There Potential for Translation?, Toni I. Pollin et al., Curr Nutr Rep. 2013 Dec; 2(4): 236–242., doi: 10.1007/s13668-013-0065-z
- [4] Is apolipoprotein E4 an important risk factor for vascular dementia? Troy T Rohn, Int J Clin Exp Pathol. 2014; 7(7): 3504–3511., PMCID: PMC4128964
- [5] ApoE4 erhöht nicht nur das Alzheimerrisiko, Thomas Müller und Gisela von Hoven, Ärzte Zeitung, 13.05.2008
- [6] 23andme.com, SNPedia.com
- [7] Ancestry.com, SNPedia.com
- [8] 23andme.com, ISOGG.org
- [9] Ancestry.com, ISOGG.org
- [10] Anbieter von DNA-Genealogie-Tests, GenWiki
- [11] Erbgutanalysen: Arzneiprüfer warnen vor Gentests von 23andMe, Sven Stockrahm, 26. November 2013
- [12] Gentest-Anbieter 23andMe lernt von Google, Volker Henn, Zellstoff, 13.1.2015
- [13] 23andMe: Was macht man mit den Daten, wenn man sie hat?, Denis Schmolk
- [14] Schmutzige Gene: Ein revolutionärer Ansatz Krankheiten an der Wurzel zu behandeln und Ihre Gesundheit typgerecht zu optimieren, Dr. Ben Lynch, Unimedica, 2018
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