Buchempfehlung: Essen gegen Herzinfarkt – Dr. Caldwell B. Esselstyn

Buchcover: Essen gegehn den Herzinfarkt von Dr. Esselstyn

Essen gegen den Herzinfarkt von Esselstyn. Foto: H.C.

Das vorliegende Buch von Caldwell B. Esselstyn hatte ich letztens bei einer Verlosung gewonnen. Der Inhalt dreht sich um die Vermeidung von Herzinfarkten und sogar der Umkehrung anderer koronarer Herzerkrankungen wie der Arteriosklerose. Esselstyn stellt im Buch seinen Ansatz der Behandlung dieser Krankheiten vor: Mittels einer Ernährungsumstellung.

Der grober Tenor von Esselstyn ist: Weg mit dem Fett, her mit den Gemüse und Kohlenhydraten

Belegen tut er seine Methode mit dokumentierten Erfolgen, klinischen Studien und messbaren Fakten – die alle für mich transparent und nachvollziehbar sind. Dies, da ich einiges davon selber nachvollzogen habe und zu den gleichen Resultaten bei den Blutwerten und meinem Befinden gekommen bin. Punkt. Was möchte ich nun noch kurz vorstellen?

  • Grundsätzliches zu Buch
  • Die Kernaussage: Cholesterin unter 150 mg/dl halten
  • Auskristallisierte Cholesterin-Plaques perforierten Adern & Co.
  • Sehr hart: Keine gute Öle – auch nicht Olivenöl
  • Fett & Co. machen auch Demenz und Alzheimer
  • Kritik: Die positiven Aspekte
  • Kritik: Die (nicht unbedingt) negativen Aspekte & blinden Flecken

Update 2020:  Leider bleibt Esselsytn, das möchte ich vorweg nehmen, die wissenschaftliche Erklärung warum sein Konzept nun funktioniert, das Cholesterin senkt und die Plaques abbaut, schuldig! Inzwischen habe ich dieses jedoch selber durch weitere Recherchen selber ergründet, wobei ich u.a. auf meinen Artikel zu Acetyl-CoA und ein Buch von Thomas E. Levy [1] zu ‘Americas Killer #1’ verweisen mag.

Grundsätzliches zu Esselstyns Buch

Das Buch hat ein modernes Layout, ist hervorragend zu lesen und überzeugt mit Geschichten von betroffenen Menschen, die Dr. Esselstyn über eine Dekade in einer Langzeitstudie begleitet hat. Dazu werden die wissenschaftlichen Hintergründe, Studien und viele Bilder anschaulich erklärt und auch erläutert warum sich diese Erkenntnis so wenig durchgesetzt hat.

Die Kernaussage: Cholesterin unter 150 mg/dl halten

Eine Kernaussage im Buch ist das der Cholesterinspiegel optimaler weise um/unter 150 mg/dl sein sollte um Herz-Kreislauferkrankungen dauerhaft zu vermeiden. Unter diesem Wert spielt auch wohl auch das Verhältnis von LDL (“schlechtes” ) und HDL (“gutes”) Cholesterin keine große Rolle mehr, wobei ein LDL unter 80 mg/dl empfohlen wird. Nur unter diesem Wert kann nach Esselstyn angenommen werden das die Arterien sich nicht weiter zusetzten und sich der Prozess sogar umkehrt. Die Daten gehen u.a. auf die Framington Heart Study zurück, welche ich in dem Link vorstelle.

Leider dürften das die wenigsten Deutschen schaffen. Fast alle Menschen die ich kenne haben einen Spiegel über 190 mg/dl, die meisten über 200. Viele Menschen merken (leider) erst zu spät die Folgen einer zu fettreichen Ernährung – wenn der Herzinfarkt, Gehirnschlag mit höherem Alter dann plötzlich da sind. Aber auch Impotenz, Rückenschmerzen und Alzheimer können Anzeichen von immer verstopfteren Arterien sein.

Auskristallisierte Cholesterin-Plaques perforierten Adern & Co.

Erschreckend (im positiven Sinne) in dem Buch sind Bilder & Fotos von verschiedenen Krankheitsbildern, u.a. im zu Illustrieren, was passiert wenn Cholesterin-Ablagerungen an Adern die auf einmal auskristalisieren. Genau wie bei Eis gibt es scharfe Kanten (eben ein ‘Kristall’) und eine Expansion des Volumens. So kann es zu einem Verschluss einer Ader kommen – oder sogar zu einer Perforation – und damit zu einer inneren Blutung. Und viele dieser inneren Verschlüsse & Co. (Mikroinfarkte) werden nicht einmal bemerkt.

Esselstyn erklärt auch wie hoher Blutdruck entsteht? Denn was passiert wenn ich durch einen Gartenschlauch mit geringeren Durchmesser die gleiche Menge Wasser Pumpen pro Zeiteinheit möchte? Druck erhöhen? Genau! Im Körper ist es nicht anders…. setzten sich die Arterien durch Plaques zu – wird der Druck erhöht um die Organe (hoffentlich) noch ausreichend zu versorgen.

Sehr hart: Keine gute Öle – auch nicht Olivenöl

Nach Esselstyn gibt es keine ‘guten’ Öle!

Entweder es wird (in Maßen) die ganze Frucht (z.B. Olive) oder den Samen (z.B. Sonnenblumenkerne) gegessen, welche dann auch Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien mitbringt  – oder eben nicht. Wer es nicht so eng sieht der sollte meiner Ansicht darauf achten, das er zumindest Öle mit viel Palmitinsäure (gesättigte Fettsäure) vermeidet und insgesamt mindestens doppelt so viele ungesättigte Fettsäuren wie gesättigte (2:1) zu sich nimmt.

Andünsten kann auch in Wasser anstatt Öl passieren – hohe Temperaturen wie beim scharfen Anbraten sind erzeugen karzinoge Stoffe, welche beim Verzicht auf Öle zum anbraten automatisch wegfallen. Zudem sollten Avocados und Nüsse ebenso wie (fettreiche) Samen nur in sehr engem Maß genossen werden.

Was empfohlen wird ist 1-2 TL Leinsamen pro Tag für die ausreichende Versorgung mit Omega 3 und 6 Fettsäuren – das war es dann aber auch schon. Alle anderen Fette die der Körper braucht stecken in jedem Lebensmittel – selbst in Obst und Gemüse und insb. auch in Getreiden. Ich würde im Zweifelsfall noch einmal die Woche mit Fisch ergänzen – im Kontext von EPA, DHA, Taurin, Kreation & Co. Das ist bei vorherigem Fleischkonsum (meiner Ansicht nach) jedoch erst nach ein paar Monaten wirklich relevant.

Fett & Co. machen auch Demenz und Alzheimer

Interessant finde ich, das Esselstyn auch auf die Demenz-Problematik durch den Fettverzehr eingeht (ab Seite 92). Denn es muss nicht immer der große Schlaganfall oder Hirnschlag sein – durch die Plaquefetzen die sich aus den Adern lösen können kann es auch zu sehr kleinen Embolien im Gehirn kommen die unbemerkt verlaufen, quasi ein stummer (Herz-)infarkt. Dieses für mit der Zeit zu Gedächtnisschwäche und dann zu schwerer Demenz. Esselstyn verweist hier auf zwei Studien mit 500 und 5000 Menschen bei denen der Zusammenhang einer Arterienerkrankung und Demenz belegt wurde – und interessant dabei: das Alter spielte hier keine Rolle. Das was zählte war die Gesundheit der Arterien!

Die MRI (Magneto-Ressonanzaufnahmen) von einem gesunden und einem dementen Gehirn (also die mit den vielen kleinen unbemerkten Schlaganfällen durch zu fettreiche Ernährung) ist dann noch mal ganz krass. Wenn also das Herzinfarktrisiko kein Grund ist Fettarm (bzw. fettärmer, also zumindest unter 25% der Kalorien als Fett) zu essen – dann vielleicht für den ein oder anderen die Sorge um die geistige Gesundheit bzw. das Risiko an Demenz (bzw. Alzheimer) zu erkranken (vorausgesetzt, das die Annahmen von Esselstyn korrekt sind).

Kritik: Die positiven Aspekte

Beim Lesen des Buches war ich positiv überrascht. Nicht wegen fundamental neuer Erkenntnisse – sondern weil der wissenschaftlich belegte Hintergrund auf alle zusätzlichen Fette in der Ernährung zu verzichten – sehr gut für den Einsteiger dargelegt wird. Zusätzliches Fett meint auf (raffinierte) Öle, fetthaltige Aufstriche (verarbeitete Fette, Margarinen, etc.) und andere fettreiche Lebensmittel komplett zu verzichten – schließt also normale Kuchen, Kekse (haben ca. 50% Fettkalorien) und die meisten tierische Produkte mit ein.

Der große Pluspunkt am Buch für mich ist, das alles Wichtige in wenigen Seiten niedergeschrieben ist, so das sich die zweite Hälfte des Buches auf leckere, einfache und fettfreie Rezepte für Frühstück, Mittag, Abend, Salate, Nachtisch, Kuchen und Kekse konzentrieren kann. Dies ist gerade für Einsteiger in die Thematik wichtig, weil viele eine Änderung der Gewohnheiten als Verlust oder Verbot empfinden – anstatt die vielen neuen Möglichkeiten zu sehen die Sie bisher gar nicht gedacht und welche Sie noch weniger ausprobiert haben!

Esselstyn lässt dabei auch noch in maßen Zucker zu – sein Thema ist ja der Herzinfarkt und nicht die Gewichtsabnahme wie z.B. bei McDougal – so das die Rezepte eine sehr breite Menge von Menschen direkt ansprechen dürften. Auf dieser Seite des Verlages gibt es dann auch ein Link auf eine Leseprobe mit Rezepten.

Kritik: Die ggf. blinden Flecken

Esselstyns Tips helfen und wirken – davon bin ich 100% überzeugt, weil ich es in Bezug auf die Senkung vom Cholesterin von >200 mg/dl auf unter 130 mg/dl selber nachvollzogen habe. Seine Tips helfen aber teils auf andere Weise als Esselstyn annimmt. Wovon gehen ich aus? Nach Lesen von Levy [1] ist mir klar:

  • Esselstyns Ernährung senkt klar Cholesterin – unter 150 mg/dl – und erhöht HDL
    • das bedeutet, das Cholesterin aus den Plaques zurück ins Blut migriert, sich an HDL koppelt und über die Leber metabolisiert wird. Top!
    • Für die Zweifler: Ich habe das ganze >>hier<< auch mal biochemisch durchgerechnet…
  • Mit der drastischen Reduktion der Fettzufuhr wird speziell auch die Aufnahme der schädlichen Linolsäure (Omega-6) drastisch reduziert!
    • Diesen Faktor unterschätzen aus meiner Sicht beide Autoren.
  • Mit dem Verzicht auf (verarbeitete) Milchprodukte wird auch schädliches Calcium reduziert
    • ein essentieller Baustein für die Bildung von Cholesterin-Calcium Plaques. Top!
  • Noch wichtiger, ggf. identisch wichtig: Die Patienten vermeiden viele Toxine und führen mehr Antioxidantien zu sich,
    • insbesondere auch Vitamin C. Top!
  • Nach Levy ist Arteriosklerose jedoch in der Ursache die Folge eines ‘fokalen Skorbutes’,
    • wobei es durch Vitamin-C-Mangel zur Auflösung bzw. Verschlechterung des Collagen-Grundgerüstes der Arterien kommt.
  • Der Vitamin-C-Mangel basiert wiederum auf verschiedensten andere entzündlichen Prozesse im Körper,
  • Erst in einem zweiten Schritt lagern sich dann Cholesterin, Calcium und anderes in die Arterie ein, als “Notfall-Spachtelmasse”
    • In Folge verengt sich die Arterie durch den verzweifelten Versuch des Körpers das beschädigte Gewebe ‘zu flicken’ (-> Fibroblasten), sollte der unterliegende Mangel an Vitamin C & Co. nicht behoben werden.

Es gibt aber noch andere Faktoren die die Erkrankungen begünstigen:

  • Ein Mangel an Vitamin D und
  • insbesondere ein Mangel an Vitamin K2.
  • wobei ein Mangel an Vitamin A das ganze noch verstärken kann – wie ich es auch hier erklärt habe.
  • Zu viel pro-oxidatives Eisen, speziell als Häm-Eisen aus bzw. in Tierprodukten.

Gerade die Ergänzung von Vitamin K2 + D, die Zurückhaltung bei Calcium und Eisen, eine Ernährung mit wenig Linolsäure wirken zusammen mit Vitamin-C einer weiteren Verschlechterung der Arteriosklerose & Co. entgegen.

Aktuell denke ich, das auch Levy nicht bis auf die Ur-Ursache durchgedrungen. Was verursacht diese geringen Spiegel an Vitamin C? Ist es die (geringe) Vitamin C-Aufnahme alleine? Oder gibt es andere Faktoren die dazu beitragen? Meine Ansicht ist, das ein hoher Fettverzehr und damit auch ein hoher Konsum an Omega-6 Linolsäure die primären Lifestyle-Faktoren sind, die a) Cholesterin steigen lassen und b) oxidativen Dauerstress verursachen, also damit Antioxidantien und Vitamin C senken. Genau deswegen funktionieren auch die Ernährungsinterventionen von Esselstyn.

Mein Fazit

Grundsätzlich würde ich Esselstyns Buch voll empfehlen – das Buch von Levy [1] (Stop Americas Killer #1) kommt jedoch mehr auf den Punkt und gibt noch eine Reihe von weiteren sehr essentiellen Tips, Protokollen und Hinweisen – welche Esselstyn nicht auf dem Radar hat. Insofern ist mein Fazit auf die Frage ob ich das Buch  empfehlen würde: Jein. Die Praxis ist gut, es ist “super gut” lesbar – jedoch als Fachbuch (was es nicht ist) nicht auf der “Höhe der Zeit”, wobei dieses kein Buch in deutscher Sprache zu dieser Thematik erfüllen dürfte.

Da Levys Buch schon ein paar Jahre ‘auf dem Buckel’ hat würde ich heute auch sein Buch Death by Calcium [2] empfehlen – dort geht er kurz auf die Arteriosklerose-Geschichte ein – und “erledigt sie nebenbei”. Alle, welche die ganzen Details interessieren, können Levys altes Buch auch online lesen [1]. Wer mag kombiniert einfach Levys und Esselstyns Ansätze – welche sich aus meiner Sicht gut ergänzen. Ganz wichtig ist mir jedoch ein Punkt:


>> Entzündungen im Zahn- und Oralbereich (u.a. Wurzelbehandlungen, FDOK/NICOs, Metall-Implantate, Mandeln, etc.) <<<


Den vernachlässigen faktisch alle bis auf Levy…

 


Links / Quellen

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