EMF 19: Warum die Grenzwerte für Mobilfunk & Co. um den Faktor 7.200.000 zu hoch sein könnten – und was zu Bienen

Schematische Abbildung von VGCCs (Spannungsgesteuerten Ca-Kanälen) nach M. Pall.

Schematische Abbildung von VGCCs (Spannungsgesteuerten Ca-Kanälen) nach M. Pall. Quelle: [4]

Das Thema Gefahren durch 5G, Mobilfunk & WLAN & Co. gewinnt wohl endlich etwas an Fahrt. Aktuell kann man dazu einen Beitrag bei Ken.FM mit Prof. Franz Adelkofer (u.a. REFLEX-Studie) hören. Zwar geht es da nur um Mobilfunk – aber immerhin!

In diesem Beitrag möchte ich jedoch nichts (weiter) dazu schreiben wie schädlich das ganze ist – das sollte inzwischen klar sein – sondern warum es so schädlich ist und ein paar Ideen warum elektromagnetische Felder (EMF’s) niedriger Intensität so stark auf uns (aber auch Tiere, Insekten, Bienen…) wirken.

Dr. Martin Pall hat dazu eine Hypothese, welche mit der Aktivierung von VGCCs zu tun hat. In diesem Artikel werde ich versuchen werde diese These

  • bildlicher und
  • mit Hilfe (recht) einfacher physikalischer Formeln der Elektrotechnik zu erklären.

Wichtig: Palls Ansichten, insb. zum Faktor 7.200.000, sind nicht unumstritten. Zudem wird der VGCC-Mechanismus auch nicht der einzige Schadensweg sein [13][14][15][16]. Aus meiner Sicht hat Dr. Jack Kruse noch einiges an anderen Erklärungen zu bieten, welche jedoch den ‘Abstieg’ in den Bereich der Bio-Physik und Quantenbiologie bedingen Soweit ich Kruse verstehe sieht er jedoch im Ken die gestörten Calcium-Homöostase der Zellen (Ca-Efflux, Ca-Influx) einen Hauptgrund für zahlreichste Störungen, sei es der Vitamin-D-Haushalt oder Probleme mit den Neutrotransmittern – und ist so sehr nahe bei Pall. Das sind die Themen für heute:

  • Vorab noch mal etwas zu den Grenzwerten
  • VGCCs (Voltage Gates Calcium Channels) einmal Bildlich dargestellt
  • Was waren bzw. sind noch mal die VGCCs?
  • Dr. M. Pall macht die Rechnung aufGrenzwerte ggf. um bis zum Faktor 7.200.000 zu hoch
  • VGCCAktivierung & Energieberechnung im Detail: 3 Aspekte
  • Palls Ergebnis: Die VGCCs haben ggf. eine hoch sensitive Antennen-Charakteristik
  • Ein Faktor 7.200.000 – was würde das in der Praxis bedeuten?
  • Dr Mercola und die Arbeiten von M. Pall (VGCCs) & P. Pacher (zu NO)
  • Dr. M. Pall: Nur noch 5-7 Jahre bis zum ‘Chaos’ in den (‚modernen‘) Gesellschaften!?
  • Kritik an Dr. M. Palls Berechnung bzw. Aussagen?
  • Warum ‘kippt’ nicht jeder Mensch gleich um?
  • Auch Tiere & Insekten betroffen – bzw. sogar noch mehr…

Hinweis: Für mehr zum Thema EMF, Mobilfunk & Co. schaut mal auf meine Seite zu EMF & Co.

Vorab noch mal etwas zu den Grenzwerten

Nochmal zur Information: Die (aktuellen) Grenzwerte basieren immer noch auf der (fälschlichen) Annahme das Mikrowellen nur in Bezug auf eine relevante thermische Erwärmung auf den Menschen wirken – aber sonst keine Biologischen, Biochemischen oder Bio-Physikalischen Auswirkungen ‘hätten’. Fürs Mobiltelefon (SAR-Grenzwerte) bedeutet das etwas lapidar ausgedrückt:

“Wenn sich ein Erwachsener (100 Kg) Mann nach 6 Minuten Telefonat (am Tag) nicht unwohl fühlt (also die Temperatur seines Kopfes nicht zu stark ansteigt) – dann ist alles gut.”

Das ist natürlich Blödsinn – nicht meine Analogie, sondern die Annahme das es keine weiteren Effekte gäbe. Dies bestätigen auch viele tausend Studien – letztens auch die 30.000.000$ NTP-Studie. Und die NTP-Studie hatte nur primär auf Krebs geschaut – und nicht all die anderen Effekte von EMF.

Die ‘richtige’ Frage in Bezug auf die Grenzwerte wäre dann auch besser formuliert:

Was ist der sichere Wert für einen Embryo in den ersten 100 Tagen – der Schwangerschaft einer Frau welche ein WLAN-Tablet oder Smartphone nutzt – bzw. in einem Elektro-Auto oder in einer (elektrifizierten) Bahn sitzt!?(in Anlehnung an B. Trower der diese wirklich gute und essentielle Frage formuliert hat!).

In EMF 16 hatte ich ja schon ausführlich beschrieben, das selbst die aktuellen (viel zu hohen) Grenzwerte nur gesunde Erwachsene (Männern) berücksichtigen. Und selbst das nur in Betrachtung einer ‘Einzelbelastung’ – meint: Irrelevant in einer Welt, in der fast jeder ein Smartphone mit sich rum trägt und es noch tausende anderer Quellen für EMF gibt, welche fast alle 24 Stunden am Tag ‘Non-Stop’ senden. Wenn ich also im Zug oder Auto neben jemand sitze der ‘Wischt’ oder Telefoniert – bin ich ‘passiv’-Telefonierer. Sitze ich zwischen 2 oder mehr ‘Smartphone-Wischern’– dann bin ich mehrfacher ‘passiv’-Telefonierer, also etwas was die 30 Jahre alten ‘Grenzwerte’ nicht mal im Ansatz abdecken.

Hinweis: Für mehr zum Thema EMF, Mobilfunk & Co. schaut mal auf meine Seite zu EMF & Co.

Was waren bzw. sind noch mal die VGCCs?

Die Spannungsgesteuerten Calcium Kanäle (Voltage-Gated Calcium Channels, VGCCs) sind Bildlich gesprochen Schalter an den Zellen, welche über kleinste Spannungen aktiviert werden und Calcium in die Zelle strömen lassen (-> ähnlich einem Transistor). Dieser Mechanismus bedingt dann in Folge, dass die jeweiligen Zellen etwas machen -> u.a. Botenstoffe freisetzten. Eine Mastzelle mag Histamin abgeben, eine Nervenzelle Neutrotransmitter, etc. pp.

Wenn nun die Zellen in unserem Körper durch EMF unplanmäßig von außen aktiviert werden – dann ist leicht vorstellbar, dass dieses einiges an Chaos im Körper verursachen kann – speziell wenn dieses oft, sehr intensiv und/oder über eine lange Zeit passiert [1, ab min. 5:00]. Chaos meint: Neuropsychische Störungen, Metabolische Krankheiten, einfach alles mögliche – und schlussendlich Krebs. Das dem so ist – also das EMF die VGCCs aktivieren – wurde nach Dr. Pall mehrfach kausal bestätigt, u.a. in dem man Calcium-Kanal-Blocker (pharmazeutische Stoffgruppen) einsetzte und so die Effekte verhindern konnte [1].

So sind dann die (massiven und) unplanmäßigen VGCC-Aktivierungen durch EMFs, gefolgt von der daraus resultierenden zusätzlichen Schadenskaskade mit Bildung von Peroxinitrid (u.a. durch nitrosativer Stress wegen NO-Synthase Entgleisung) nach Dr. M. Pall der Kernaspekt, der die vielen schädlichen Effekte von EMFs bewirkt und ausmacht [1][3][4]. Nach Pall sind die Effekte die EMF & die VGCC-Aktivierung betreffen mittels pharmazeutischen VGCC-Blockern kausal nachgewiesen.

Das ganze Thema interessiert mich u.a. deswegen, weil ich auch daran Arbeite wie man zumindest die krassesten Auswirkungen von EMF mit guten Lebenspraktiken, der Ernährung und Supplementen mindern kann. Doch das ist Stoff für einen zukünftigen Beitrag in diesem Blog.

VGCCs einmal Bildlich dargestellt

Schematische Darstellung der VGCC-Molekülstruktur und der Membrantopologie.

Schematische Darstellung der VGCC-Molekülstruktur und der Membrantopologie. Die VGCC-Pore wird von der α1-Untereinheit gebildet, die vier homologe Domänen (I-IV) umfasst, die aus sechs Transmembransegmenten (S1-6) bestehen. Die S4-Segmente enthalten positive Ladungen und dienen als Spannungssensoren. S5, S6 und die Einlaufschleifen bilden die Wände der Pore. HVA VGCC umfasst zusätzlich eine von jeder α2-δ-, γ- und β-Untereinheit. (Adaptiert von King, 2007).

Ich konnte mir die VGCCs lange nicht ‚bildlich‘ vorstellen, bis ich auf eine Arbeit von Quintavalle aus 2013 über Bienen gestoßen war, in der die VGCCs schematisch abgebildet sind [5]. In seinem neuen Vortrag nutzt M. Pall ähnliche Bildquellen [1, Min 7:50], wobei er betont das das Modell ‚anschaulich‘ (verständlich) ist – jedoch nicht ‚korrekt‘ (vollständig) in jedem einzelnem Aspekt.

Natürlich ist das immer noch sehr abstrakt, jedoch ergibt sich aus dieser Charakteristik die hohe Empfindlichkeit der ‚Spannungsgesteuerten Calcium-Kanäle‘ (VGCC) in Bezug auf elektromagnetische Felder (EMF) wie Mikrowellen (Mobilfunk, WLAN, etc.) und Co.:

  • Eine lange ‚Antenne‘ (-> die 4 violetten Elemente mit den ‚+++++‘) sowie
  • die Einbettung in die fettige Zell-(Plasma-)Membran

Diese Antenne steuert dann das Öffnen des Calcium-Kanals – bei dessen Aktivierung durch EMF ungewollt Calcium in die Zelle einströmt, was dann ungeplant Zell-Aktivitäten, z.B.:

  • Neurotransmitter- bzw. Hormon-Ausschüttung seitens Nervenzellen,
  • die Übermittlung von ‚Kribbeln‘ seitens Nervenzellen ohne ‚Anfassen‘,
  • die Kontraktion von Muskel-Zellen [8]

etc. verursacht. Um die VGCCs wieder zu schließen bedarf es nun jedoch u.a. viel Energie (ATP) wie auch Magnesium. Gerade Magnesium jedoch ist heutzutage, bedingt durch die Ernährung, sehr oft im Mangel…

Dr. M. Pall macht die Rechnung auf – Grenzwerte ggf. um bis zum Faktor 7.200.000 zu hoch

M. Pall zu den Grundlagen der VGCC-Aktivierung und der nötigen Leistungen.

M. Pall zu den Grundlagen der VGCC-Aktivierung und der nötigen Leistungen. Quelle: [1]

In einer aktuellen Präsentation vom Dezember 2018 erklärt M. Pall noch einmal ganz genau, wie er zu der Annahm kommt, das die aktuellen Grenzwerte grob um den Faktor 7.200.00 ‚daneben liegen‘ könnten [1]. Vorab: Er sagt klar, dass das alles Schätzungen sind – die Berechnung kann auf Basis einiger Annahmen zu niedrig bzw. zu hoch ausfallen – jedoch sprechen wir (nach M. Pall) grob um den Faktor von ca. einer Million (~ 1.000.000). Folgend gebe ich dann M. Pall seine Erklärungen so gut wie mit möglich in Deutsch wieder.

VGCC-Aktivierung & Energieberechnung im Detail: 3 Aspekte

Dr. M. Pall führt folgende Punkte für seine Berechnung an:

Punkt 1: Eine 20 mal sensitivere Antenne

Die 4 orangen Elemente mit den 5 ‚+‘ (positive Ladungen) im oben stehenden Bild stellen eine α-Helix dar, was eine Art der (Sekundär-) Ausprägung eines Proteins ist – und bilden zusammen den Spannungssensor der VGCC (-> 5 * 4 = 20 Ladungen). So ist nach Pall die ‚Antenne‘ der VGCCs 20 mal sensitiver gegenüber induzierten Feld-Energien.

Punkt 2: Sensitivitätssteigerung durch Einbettung der Antenne in (wässrige?) Fette (ε = 80..120)

Formel für die Coulombsche Kraft in einem Medium (z.B. Fett der Membran).

Formel für die Coulombsche Kraft in einem Medium (z.B. Fett der Membran).

Weiterhin ist zu beachten, dass die Kräfte (F) die auf die Ladungen invers proportional zu der dielektrischen Konstante (-> relative Permittivität εr) es Mediums sind in dem sich die Ladungen befinden (-> Coulombsches Gesetz)[2]. Die VGCCs sind hier in einer (wässrig?) fettigen Membranschicht eingebettet, welche nach Pall eine relative Permittivität hat, die ca. 1/120stel im Vergleich zu den wässrigen Zellbestandteilen in unserem Körper ist. In einer Promotionsarbeit [6] habe ich als Materialkonstante ε zwar nur grob den Faktor 80 gefunden – hier kommt es ggf. aber auf die Art der Fettsäure an. Dadurch ergibt sich nach Pall eine weitere Sensitivitätssteigerung der VGCCs gegenüber induzierten Feld-Energien um den Faktor von ca. 120 (bzw. 80).

Natürlich sind hier sicher auch frequenzabhängige Permittivitäts-Effekte zu beachten, ggf. eine wässrig-fettige Membran – sowie die Frage wie sich die Membran nun wirklich verhält und wie die Modulation, Harmonien, Pulsung etc. pp. eines Mobilfunk-Signals nun genau wirken. Ggf. ist hier nicht die Trägerfrequenz entscheidend – sondern andere Effekte des (z.B. WLAN & Mobilfunk-) Signals bzw. der EMF.

Punkt 3: Räumliche Verstärkung um ca. Faktor 3000 (elektrische Gradient an der Zell-Membran)

Ein dritter Aspekt, der nach Pall zur Verstärkung der ‚Antennenleistung‘ (bzw. Sensitivität) der VGCCs führt ist, das die Plasma Membran der Zelle einen sehr hohen elektrischen Widerstand hat, wobei der wässrige Teil eine hohe Leitfähigkeit besitzt. In Folge ist der elektrische Gradient (Unterschied im Potential) über die Plasma-Membrane der Zelle sehr hoch. Pall verweist dann auf Sheppard [7], der in 2008 eine Verstärkung (‚Spatial amplification‘) um ca. den Faktor 3000 an der Plasma-Membran vorausgesagt hat –> im Vergleich zu den wässrigen Teilen der Zelle (-> Ohm’sches Gesetz) Aus dem Paper von Sheppard [7]:

“This potential is comparable to typical static cell membrane potentials (~ 10-1V) and represents considerable spatial amplification by the cell (by a factor of 3,000 in this example) of the potential drop of 1.3 * 10-5V that occurs across an isolated 5 nm barrier, a thickness typical of the plasma membrane.“

Auch hier weise ich darauf hin, das ggf. nicht nur die reine Trägerfrequenz entscheidend für den Effekt sein könnte. Für Niederfrequente Elektromagnetische Felder sähe es hier jedoch sehr schlecht aus…

Palls Ergebnis: Die VGCCs haben ggf. eine hoch sensitive Antennen-Charakteristik

M. Pall zu den nötigen Leistungen für die VGCC Aktiierung

M. Pall zu den nötigen Leistungen für die VGCC Aktiierung. Quelle: [1]

Wer nun alles zusammenrechnet: 20*120*3000 kommt auf den Wert von 7.200.000. das ist der Unterschied in der Leistung bei denen Zellen durch EMF nach Dr. Pall schon unterhalb der thermischen Wirkung aktiviert werden könnten. Also wenn Dr. M. Palls Annahmen und Thesen korrekt sind.

Nun kann man diskutieren ob der Faktor 80, ggf. auch 60 oder auch nur 10 ein besseres Maß für die Materialkonstante ε in (ggf. wässrigen) Fetten ist, ob die räumliche Verstärkung ggf. nur 100-fach, 1000-fach und nicht 3000-fach ist. Aber selbst bei sehr konservativen 20*10*100 ist der Wert immer noch 20.000. So Räumt auch Pall in einem Interview bei Dr. Mercola ein das sein Wert Abweichungen unterliegen kann, aber dieser nach seinen Schätzungfen grob in der Dimension eines einstelligen Millionenbetrages liegt.

Das spannende: All dieses lässt sich auf sehr einfache physikalische Gesetze zurückführen: a) Coulombsches Gesetz (ca. 1784) und b) das Ohmsche Gesetz (ca. 1825). Es bedarf keiner Quantenphysik, Bio-Physik, etc. pp – und ist bis auf die Zell- und Membran-Charakteristika auch durchaus von einem E- und Nachrichtentechniker nachzuvollziehen.

Ein Faktor 7.200.000 – was würde das in der Praxis bedeuten?

Der ‘offizielle ‘ Grenzwert für Mikrowellen (der Industrie-Interessen dominierten privaten NGO ICNIRP) der in Europa gilt liegt je bei bis zu 10.000.000 µW/m². Auswirkungen auf Zellen & Co. sind ab spätestens 1µW/m² beschrieben. M. Palls Berechnung mit den ca. 7 Millionen würde also schon mal sehr, sehr gut zur Praxis passen! So empfehlen viele Organisationen auch einen maximalen Wert von 10µW/m² für Schlafzimmer – besser jedoch maximal 1 µW/M². Warum? Weil nach Bioinitiative.org schon Intensitäten bis 10 µW/m² für folgende Effekte ‘gut’ sind [3]:

  • 1 µW/m²
    • Super-low intensity RFR effects at MW reasonant frequencies resulted in changes in genes; problems with chromatin condensation (DNA) intensities comparable to base stations, Belyaev, 1997
  • 3,4 µW/m²
    • Chronic exposure to mobile phone pulsed RF significantly reduced sperm count, Behari, 2006
  • 5 µW/m²
    • RFR decreased cell proliferation at 960 MHz GSM 217 Hz for 30-min exposure, Velizarov, 1999
  • 6 – 128 µW/m²
    • Fatigue, depressive tendency, sleeping disorders, concentration difficulties, cardio- vascular problems reported with exposure to GSM 900/1800 MHz cell phone signal at base station level exposures. Oberfeld, 2004
  • Danach wird es wird nur noch gruseliger…..

Nur zum Vergleich: In den Fußgängerzonen der Städte messe ich oft weit über 1000µW/m² (aus verschiedenen Richtungen – was sich also addiert), in Wohnungen mit DECT-Schnurlos, WLAN (eigenes oder Nachbar) leicht >100 µW/m² – das ganze aber weit entfernt vom Router und ebenfalls auch den verschiedensten Richtungen (u.a. in Wohnblöcken). Ein Smartphone am Kopf? Keine Ahnung – kann ich nicht messen – ich schätze aber leicht >500.000 µW/m² (je nach Betriebsmodus) und mehr!.

Aber selbst wenn M. Pall Deutlich daneben liegt sollte – seine grundsätzliche These für den pathologischen Wirk-Mechanismus finde ich sehr interessant. Denn auch wenn der Faktor meinetwegen auch ‘nur’ 20.000 ist – auch dann haben wir ein Problem mit den Grenzwerten! Denn Werte über 500 µW/m² – da lacht ein Smartphone (-> viele 10.000 µW/m² in der Nähe vom Kopf) und in Innenstädten messe ich schon oft Spitzenwerte in Bereich von bis zu 5.000 µW/m². Dauerspitzenwerte um 250-500 µW/m² sind in Städten nichts besonderes – erst recht nicht in Büros mit WLAN-Access Point und vielen Notebooks.

Warum sagt Pall, das die ‘Grenzwerte’ nun um Faktor X zu hoch sind?

Eigentlich müsste es heißen: “Die Wirkungen von externen elektromagnetischen Feldern wird in Zellen durch die spezielle Charakteristik in Bezug auf die VGCCs um ca. den FaktorX verstärkt”. Sicher richtiger – aber das versteht kaum noch irgend wer.

So ist Palls Aussage technisch gesehen sicher nicht 100% Korrekt – aber inhaltlich passt Sie für mich. Warum? Weil die Grenzwerte sich an der thermischen Erwärmung ausrichten – durch die Antennenwirkung wird jedoch die gleiche Energie um den Faktor X (nach Pall bis zu ca. 7.200.000 mal) verstärkt. Die (negativen) Effekte von EMF starten dann bei ca. 1 µW/m² und der Grenzwert ist bei bis zu 10.000.000 µW/m² – was die Praktikabilität der Aussage von Pall für mich bestätigt.

Dr Mercola und die Arbeiten von M. Pall (VGCCs) & P. Pacher (zu NO)

Dr. Mercola ergänzt in Bezug auf die VGCC-Aktivierung und die Arbeiten von Pall (wessen Arbeiten für Ihn Zentral sind) in einem aktuellen Interview [11] das gerade die Zellen (u.a. Neuronen) im Gehirn, die kardialen Schrittmacherzellen (‘Pacemaker cells’) und die reproduktiven Systeme meisten VGCC’s haben – und gerade diese Bereich -> Gehirn, Herz und Fortpflanzung die Aspekte sind, die von EMF sehr stark betroffen sind. Wer sich hier mehr einlesen möchte – also in Bezug auf was die Folgen der VGCC-Aktivierung in Bezug auf die Bildung von NO, OO und dann Peroxinitrid sind, den Verweise ich auf diene 111 Seiten lange Zusammenfassung von Pacher [12] – welche Mercola als die beste Veröffentlichung in den letzten 10 Jahren bezeichnet die er gelesen habe.

Dr. M. Pall: Nur noch 5-7 Jahre bis zum ‘Chaos’ in den (‚modernen‘) Gesellschaften!?

Eingangs hatte ich ja schon angedeutet, das M. Pall in seinem (sehr guten) Vortrag noch einen weiteren Aspekt anspricht: Er sieht, dass wenn sich nichts ändert, in ca. 5-7 Jahren große Problem auf unsere (modernen) Gesellschaften durch die stetig steigende Belastung mit EMF (insb. Mobilfunk, WLAN & Co.) zukommen. Von der eingeblendeten Folie in Palls Vortrag [1, Min 17:00]:

“I predict, that that as our brain function detoriates, we will see the crash of our collective brain function, leading to societal utter chaos. Based on the earlier occupational exposure studies, I estimate that it may be something like 5 to 7 year to such a crash. This is without any further increase in exposure. This is rough estimate and could be off in either direction

Wer sich an die letzten Veröffentlichungen in der EMF-Serie hier im Blog erinnert – u.a. immer mehr neurologische und psychische Erkrankungen – der kann sich sicher vorstellen, das eine Gesellschaft der ‚Schlaflos-Depressiven‘ mit Kopfschmerzen & Migräne keine Basis mehr für ein funktionierendes System ist. Zudem kommt, das die Effekte von EMF die Menschen auch noch aggressiver und weniger Empathisch macht – ebenfalls keine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit. Das dann noch Zeugungsfähigkeit, der Gen-Pool und auch die generelle Gesundheit unter all dem stark leiden (siehe auch die vorhergehende Sektion) – macht alles nicht besser…

Nur zum Vergleich: Vor ca. 12 Jahren gab es das erste iPhone und Android steckte auch noch in den Kinderschuhen. Die (schon hohe) Belastung mit EMF war da noch ein Bruchteil von heute – keine Flatrates, kaum mobile Datendienste, weniger (public) WLANs, keine Tablets, etc. pp. Heute sind 30-50 WLANs in der Umgebung fast normal – und auch das gefühlt 98% der Menschen um einen diese funkenden Dinger mit sich tragen. Und zumindest ich bewege mich auch ab und zu zwischen diesen Menschen…

Wer mehr dazu lesen mag, den verweise ich auf diesen Artikel hier.

Kritik an Dr. M. Palls Berechnung bzw. Aussagen?

Leider scheint sich hier wenig zu tun, da die Industrie aus meiner Sicht generell nicht auf (fundierte) Kritik eingeht und diese deswegen auch nicht inhaltlich kommentiert und diese maximal (sowie Pauschal) als unwissenschaftlich darstellt (ohne dieses in der Regel auch nur “Schein-“ zu begründen).

Nun hat sich doch noch ein Physiker (Leendert Vriens, Physicist, PhD, Webmaster Stopumts.nl) privat Dr. Palls Aussagen angenommen und die Berechnungen + andere Aspekte nachvollzogen [13]. Vriens kommt auch den maximalen Verstärkungsfaktor von 1.200.000, wobei er noch andere Anmerkungen macht. Ich denke: Ob die Grenzwerte 7.200.000 oder 1.200.000 mal zu hoch sind, oder nur 10.000-fach. Die Grenzwerte sind in jedem Fall dramatisch zu hoch!

Vriens betrachtet auch die effektive Feldstärken von Mobilfunkmasten in Bezug zu natürlich vorkommenden Feldern – schränkt aber ein, das die Modulation (Wellenform) komplett verschieden sind. Vriens ist deswegen auch der Ansicht das die potentielle VGCC-Aktivierung nicht als ‘komplette’ Erklärung für all die schädlichen Effekte ausreichen kann (was ja Pall auch nicht behauptet hatte) und die Gesamtheit des komplexen Schädigungs-Mechanismus weiterhin offen sei.

Eine andere Zuschrift die mich dazu erreichte ließt sich folgendermaßen:

“Wenn man dann noch die Frequenzabhängigkeit nimmt (Henry Lai beschrieb in einem bestimmten Setting Effekte bei ca. 910 MHz, die bei ca. 930 MHz nicht mehr da waren), die Modulations- und Signalcharakteristikabhängigkeit sowie die Feldstärkeabhängigkeit sowie die Fenstereffekte, kann man eigentlich nur JEDE konkrete einzelne Signalart getrennt betrachten.”

Ob die ‘ganze Wahrheit’ noch zu unseren Lebzeiten verstanden und / oder entschlüsselt wird ist aus meiner Sicht jedoch irrelevant. In der Praxis sind die negativen Effekte von Mikrowellen-EMF durch tausende von Studien belegt und immer mehr Menschen bekommen klar Probleme im Kontext der immer stärker zunehmenden EMF-Grundbelastung. Selbst wenn vieles auf andere, ebenfalls zunehmende Effekte abgestellt wird – irgendwas läuft aktuell maximal grob schief…

Mein Fazit

Dr. M. Pall zeigt hier ganz klar noch einmal auf wie elektromagnetische Felder schon bei kleinsten Feldstärken auf den menschlichen Organismus wirken -> mit großen Konsequenzen für viele pathologische Symptome und Erkrankungen.

Er widerlegt klar die Argumente der Interessen getriebenen (u.a. IT- & Telekommunikations-) Industrien und deren private Organisationen wie der INCIRP – welche das Gegenteil behaupten aber nicht beweisen können (Anm.: Weil sie es nicht können und weil aus meiner Sicht Ihre Einkommen und massive Haftungsansprüche davon abhängen… und natürlich das Dogma des ewigen Wirtschafts-Wachstums).

Für mich ist das sich heute darstellende Dauerfeuer an Mikrowellen-Bestrahlung (WLANs in Häusern und Fußgängerzonen, Smartphones in jeder Hosentasche, Mobilfunkmasten, Schnurlostelefone, drahtlose Heimvernetzung, etc. pp) wie Radioaktivität -> Unsichtbar! Wobei ich denke, das Tschernobyl in Deutschland in keiner Weise so schlimm war, wie das was wir heute mit Smartphones, Mobilfunkmasten, WLAN und DECT-Schurlos Telefonen dauerhaft und jede Stunde angerichtet wird.

Die meisten Menschen (auch Du?) werden jedoch erst reagieren oder ggf. etwas in Ihrem eigenen leben ändern wenn Sie Elektrosensibel geworden sind… ich spreche hier aus eigener Erfahrung! Insofern sollte man zumindest Schritte zur Vermeidung treffen (am Ende des verlinkten Artikels) und seine Ernährung (Mikronährstoffe & Co.) optimieren.

Warum ‘kippt’ nicht jeder Mensch gleich um?

Dazu kann ich nur folgende Thesen aufstellen: Bei geringen Feldstärken von eher 1-10 µW/m² sind noch nicht viele Zellen betroffen – steigt die Leistung jedoch und dieses dauerhaft, dann akkumulieren sich die Effekte und Schädigungen durch oxidativen und nitrosativen Stress mit der Zeit.

Je nach Vorerkrankungen, genetischem ‘Päckchen’, Risikofaktoren, anderen Umwelteinflüssen (Chemie, Schimmel, Pilze, Stress, Viren, etc.) gibt es dann verschiedenste Symptome & Krankheiten. Beim einem sind dieses neuropsychische Störungen, die schleichend einsetzten, beim anderen wird eine Schilddrüsen-Unterfunktion verstärkt und beim nächsten Diabetes II oder Herz-Kreislaufkrankhheiten. Das Problem: Alles interagiert miteinander. Will die Schilddrüse nicht so richtig, steigt das Cholesterin – was dann wieder Probleme mit Herz-Kreislaufkrankheiten bedeutet, etc. pp. Was am Ende ‘wie viel’ zu den Erkankungen beiträgt weiss keiner mehr – ähnlich wie beim Streit über das Rauchen, Asbest, Blei im Benzin, Quecksilber, DDT, Arsen in Spritzmitteln, etc. pp. Es ist eben wie ein Fass was gefüllt wird und irgendwann überläuft.

Auch Tiere & Insekten betroffen – bzw. sogar noch mehr…

Übersicht bez. der Auswirkungen von VGCC Aktivatoren und Inhibitoren auf die Physiologie und das Verhalten von Honigbienen. Erklärungen für die Toxizität von Insektiziden.

Übersicht bez. der Auswirkungen von VGCC Aktivatoren und Inhibitoren auf die Physiologie und das Verhalten von Honigbienen. Erklärungen für die Toxizität von Insektiziden. Quelle: [5]

Das ganze passiert jedoch nicht nur bei Menschen sondern auch bei Tieren – und hier u.a. auch bei Insekten wie Bienen. Diese werden dadurch viel mehr gestresst als wir, die  Menschen – welche deutlich mehr Zellen, Neuronen und auch Körpervolumen haben. Bei den Bienen ist die Auswirkung jedoch schon dramatischer – nicht nur EMF aktivieren den Calcium-Einstrom in die Zellen, sondern auch Chemikalien (Spritzmittel, etc.) [3]. Wer es nicht glauben mag:

„The identification of voltage-dependent Ca2+ currents in neurons and muscle cells reveals the importance of VGCC in the physiology of honey bees (Figure 4). In muscle fibres, VGCC underlie the rising phase action potentials and proper contraction. Moreover, Ca2+ currents were recorded in all studied neurons, and are particularly involved in long-term memory.”[3]

Im Film Resonance wird (bzw. wurde) das ganze ja schon thematisiert…

Ein Lichtblick?: Eventuell erledigt sich das Problem von alleine!

Dr. M. Pall weist auch darauf hin, dass die Reproduktionsraten verringert und die Mutationen (der DNA) durch EMF gesteigert werden. Zusammen mit den anderen Auswirkungen zerstört die Menschheit auch hier Ihre Lebensbasis. So werden ja auch die Steroidhormone durch EMF indirekt (negativ) beeinflusst [1, Min 15:13]:

“Steroid hormones are synthesized through the action of cytochrome P450 enzymes; activity of these hormones is inhibited by binding of high levels of nitric oxide (NO) leading to lowered hormone synthesis.”

In Kürze in Deutsch: EMF aktiviert über die VGCC den Calcium-Einstrom in die Zellen, der führt zur Entgleisung der NO-Synthase -> Mehr NO & freie Radikale (u.a. Peroxinitrid)  -> das bindet Cytochrom P450 Enzyme -> Was zu weniger Steroidhormon-Synthese führt (sowie weniger Vitamin D, Retinol, etc.). Über ähnliches hatte ich ja schon in Bezug auf Tyrosin und Tryptophan berichtet. Das die körpereigene Entgiftung dann auch nicht mehr funktioniert ist nur ein Nebeneffekt…

Wenn es dann irgendwann keine Menschen mehr gibt – oder nur noch missgebildete, dann erledigt sich das Problem mit dem Mobilfunk & WLAN von selber. Auch eine Lösung des Problems, wobei es keine ist, die ich begrüßenswert finde.

Alles Wahnsinn…

 


Links/Quellen

 


Anhang: Tabelle mit Effekten von EMF nach Pall.

Table 1.   Apparent Mechanisms of Action for Microwave Exposures Producing Diverse Biological Effects [3]

Reported Biologic Response Apparent Mechanism(s)
Oxidative stress Peroxynitrite & consequent free radical formation
Single strand breaks in cellular DNA Free radical attack on DNA
Double strand breaks in cellular DNA Same as above
Cancer Single and double strand breaks, 8-nitroguanine and other pro-mutagenic changes in cellular DNA; produced by elevated NO, peroxynitrite
Breakdown of blood-brain barrier Peroxynitrite activation of matrix metalloproteinases (MMPs) leading to proteolysis of tight junction proteins
Male and female infertility Induction of double strand DNA breaks; Other oxidative stress mechanisms; [Ca2+]i mitochondrial effects causing apoptosis; in males, breakdown of blood-testis barrier
Therapeutic effects Increases in [Ca2+]i and NO/NO signaling
Depression; diverse neuropsychiatric symptoms VGCC activation of neurotransmitter release; other effects?; possible role of excess epinephrine/norepinephrine
Melatonin depletion; sleep disruption VGCCs, elevated [Ca2+]i leading to disruption of circadian rhythm entrainment as well as melatonin synthesis; elevated [Ca2+]i may also lead to elevated night time levels of norepinephrine
Cataract formation VGCC activation and [Ca2+]i elevation; calcium signaling and also peroxynitrite/oxidative stress
Tachycardia, arrhythmia, sometimes leading to sudden cardiac death Very high VGCC activities found in cardiac (sinoatrial node) pacemaker cells; excessive VGCC activity and [Ca2+]i levels produces these electrical changes in the heart

 

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