Essen & Supplemente gegen EMF, MCS, Peroxinitrid, Nitrostress & Co. – Teil I

Brokkoli & Lauch – Essen gegen EMF?. Quelle: Pixabay

In EMF Teil 12 und 19 habe ich den Schadensmechanismus von EMF über die VGCC-Aktivierung nach Dr. M. Pall dargelegt. Dieser führt zu einem vermehrten Einstrom von Calcium in die Zellen und (Hyper-)Aktiviert allem Anschein nach die NO-Synthasen (-> nNOS, eNOS, ggf. mtNOS). Dort wird dann ‘zu viel’ Stickstoffmonoxid (NO) produziert, der sich dann mit Superoxid (OO -> u.a. oxidativer Stress) zu Peroxinitrid (ONOO) verbinden kann. Zwar ist NO grundsätzlich wichtig & gut, aber eben nicht zu viel davon – und speziell nicht, wenn es gleichzeitig viel oxidativen Stress (u.a. OO)  im Körper gibt.

Peroxinitrit ist das Super-Radikal was für eine unzählige Menge an Krankheiten – und das vorzeitige Alternursächlich verantwortlich gemacht wird (-> siehe auch Pacher et al., 2007 [20]). Dabei wird dieser Prozess nicht nur über EMF (via VGCC) ausgelöst – sondern via ‚NMDA-Rezeptor‘ auch über Chemikalien und durch die Mediatoren (-> Botenstoffe -> Zytokine) die bei (chronischen) Entzündungen ausgeschüttet werden.

Je nach gesundheitlichem Zustand, genetischer Ausstattung, der Zufuhr von Mineralstoffen, Vitaminen und Antioxidantien, der Dauer der chronischen Entzündungen, Symptome (-> EHS, MCS, CFS, Fibromyalgie, PTSD, Asthma, Multiple Sklerose, Tinnitus, Autismus, etc.) , individuellen Belastungen mit Schwermetallen (-> Amalgam), etc. pp. – ‚zerlegt‘ es dann wohl den einen Menschen früher, den anderen später – zumindest ist das, dass was sich mir aus meinen Recherchen aktuell erschliesst.

Meine Motivation für diese Artikel-Serie

Die 3 Komponenten der selbstverstärkenden Kreisläufe der chronischen Entzündung

Die 3 Komponenten der selbstverstärkenden Kreisläufe der chronischen Entzündung. Bild basierend auf M. Pall und V. v. Baehr.

Elektromagnetische Felder (-> Mobilfunk, WLAN, Stromleitungen, elektrifizierte Züge, Busse, Kfz) begegnen und heute überall in unserem Leben. Dazu kommen dann noch allerlei (toxische) Chemikalien und Zusatzstoffe in verarbeiteten Nahrungsmitteln, Kleidung, Möbel, Baumaterialien, Umwelt, etc. pp. All dieses löst wohl massive Schadenskaskaden aus, die ich schon mit vielen Beiträgen hier im Blog bedacht habe. In diesem Artikel möchte ich nun der Frage nachgehen:

  • welche Art der Ernährung (u.a. Lebensmittel, Gewürze, Heilpflanzen) und
  • welche Supplemente (Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren, etc.)

ggf. gegen die (negativen) Auswirkungen von EMF und auch Chemie & Co. helfen können – um die negativen Auswirkungen der VGCC- oder NMDA-Rezeptor Aktivierung & Peroxinitrid entgegenzuwirken bzw. abzumildern. Dabei sind mir Menschen mit einer HPU (-> Stoffwechselstörung) und Schwermetallbelastung (-> Amalgam, Quecksilber) besonders wichtig. Basierend auf

  • Veröffentlichungen von und über M. Pall [2, 3, 4, 16, 17, 18]
    • über VGCCs und assoziierten/verbundenen Erkrankungen [19]
  • meinem aktuellen Verständnis von Mitochondrien (ETC & Co.)
    • auf Basis des Buches ‘Mitochondria – and the future of Medicine’ [11, 14]
  • meinem Verständnis der Schadenskette die Peroxinitrid auslöst
    • a. auf Basis von Pacher et al., 2007 [20]
  • meinem Verständnis der NO-Synthasen (mtNOS, eNOS, iNOS, nNOS)
    • beeinflusst durch Dr. Kuklinski, C. Michalk und Dr. Nathan Bryan
  • meinem Verständnis zu chronischen Entzündungen & Nitro-Stress
    • u.a. auf Basis der Arbeiten von Dr. Volker v. Baehr (IMD Berlin) und Belpomme
  • einigen Ideen und Aspekten von A. Cutler zur Schwermetall- und Hg-Entgiftung
    • was ich als einen der Co-Kernfaktoren für viele der Probleme halten (neben einer HPU)
  • einem Interview mit Dr. Lee Cowden über Neuroregeneration [7]
    • was ich sehr spannend fand sowie anderen Interviews von Dr. Mercola mit Ärzten
  • und vielem mehr…

möchte ich theoretische Strategien ergründen, welche im Kontext EHS, MCS, CFS, Fibromyalgie, Depressionen & neurologische Störungen (u.a. Alzheimer, Parkinson), etc. pp. – ausgelöst durch EMF und Chemikalien – hilfreich sein könnten.

Wichtig: Die hier angestellten Überlegungen sind keine Therapievorschläge – es sind rein hypothetische Gedankenspiele meinerseits auf Basis der Überlegung anderer Menschen, Doktoren und Praktiker. Bitte besprechen Sie Ihre ggf. existierenden gesundheitlichen Probleme auf jeden Fall mit Ihren Arzt oder Heilpraktiker bevor sie hier beschriebene Ideen ggf. selber umsetzten wollen.

Vorab etwas zu: HPU, Schwermetall-Vergiftung und (in Folge) Schilddrüsen-Probleme

.. das sind meiner Ansicht nach aktuell die größten Faktoren, welche die von M. Pall beschriebene krank machende Wirkung von EMF, Chemikalien & Co. verstärken und über die in diesem Kontext meist nicht gesprochen wird.

Insbesondere eine Schwermetallbelastung mit Quecksilber (Hg, Amalgam) kann den gesamten Mineralstoffhaushalt durcheinander bringen, lagert sich in Organen ein (-> u.a. Schilddrüse), verbraucht massiv Antioxidazien (-> u.a. Gluthation) und kompromittiert die körpereigene Entgiftung. Wer dann noch ein genetisch schlechter Entgifter ist…

Eine HPU erzeugt Mängel bei der Häm, Vitamin B6, Zink und ggf. auch Mangan-Versorgung. Dies Kompromittiert ins die Entgiftung und die Superoxid-Dismutase (-> SOD, Mangan und Zink-Abhängig) welche dem Peroxinitrid entgegenwirkt, in dem es das Superoxid Entschärft (-> zu H2O2). Weiterhin ist B6 sehr wichtig für viele Hormone und Neurotransmitter & Co. (-> Serotonin, Melatonin, Q10, Taurin, etc.) und Häm ist essentiell in den NO-Synthasen. Auch Chrom kann wohl niedrig sein, was dann die Kohlenhydrat- bzw. Glukoseverwertung problematisch machen kann.

Wer dann (ggf. wegen HPU & Schwermetall) eine Schilddrüsen-Unterfunktion entwickelt, der macht zu wenig T4 und T4 (-> SD Hormone)  – für mich die Gaspedale des Zell-Stoffwechsels. Dadurch aber kommt der ‚ganze Laden‘ noch mehr durcheinander.

Deswegen sind diese 3 Baustellen unbedingt zu prüfen – denn gegen diese Defizite kann man nicht anessen – bei der HPU zumindest (hoffentlich richtig) Supplementieren und in Bezug auf die Schilddrüse L-Thyroxin (T4) und ggf. Thybon (T3) zuführen (-> Rezept vom Arzt nötig).

Ganz wichtig: Leider werden gerade diese Basics kaum bzw. nicht oft genug erwähnt… fast alle Doktoren & Heilpraktiker denen ich Folge haben alle diese Faktoren nicht auf dem Schirm bzw. nutzen Interventionen (u.a. schräge Jod-Tests & Hochdosis-Jod, Infusionen mit GSH, ALA, DMPS, DMSA – bitte NIEMALS machen!, etc.) die viele Symptome noch verschlimmern können…

Sammlungen an Überlegungen

Pathologischer Ablauf in Bezug auf Ca2+ Einstrom in die Zelle (NMDA, VGCC-Aktiviert), NO-Synthase Aktivierung, Peroxinitrit-Bildung und Zelltod

Pathologischer Ablauf in Bezug auf Ca2+ Einstrom in die Zelle (NMDA, VGCC-Aktiviert), NO-Synthase Aktivierung, Peroxinitrit-Bildung und Zelltod. Basierend auf [10].

In diesem ersten Abschnitt möchte ich die verschiedenen Überlegungen sammeln, die mir mit der Zeit untergekommen sind. Kern der Überlegungen sind es primär die Generierung von Peroxinitrid (ONOO) und ggf. auch Superoxid (OO) einzudämmen. Dieses speziell im Kontext der NO-Synthasen – aber auch des Citratzyklus in den Mitochondrien.

Überlegungen in Bezug auf Supplemente nach Dr. Martin Pall

Pall erwähnt hier (neben den Ausführungen in seinem Buch [24]) insb. B- und C-Vitamine, Magnesium, einige Spurenelemente sowie ggf. hohe Dosen von Hydroxocobalamin (eine B-12 Form), welche zwei Vorläufer von Peroxinitrid erniedrigen soll [2]. Zudem erwähnt er, das andere Stoffe, welche die mitochondriale Funktion (unabhängig von NRF2) verbessern können ebenfalls hilfreich sein sollte. Hier fallen mir sofort zumindest Q10, D-Ribose und Carnitin ein, welche ebenfalls von L. Know als Optionen diskutiert werden um die mitochondrialen Funktionen zu unterstützten [11].

In einer anderen Veröffentlichung beschreibt Pall [19] konkreter wie die Entgleisung der NO-Synthase und die Bildung von Peroxinitrid ggf. verhindert bzw. (Folgen) eingedämmt werden könnten, so das es nicht zu dem NO/ONOO Teufelskreislauf kommt. Ich beschränke mich bei der Diskussion der von Pall eingebrachten Stoffe und Praktiken auf Dinge, welche oral verabreicht werden können und aus dem Bereich der normalen Nahrungsergänzungsmittel kommen. Für alle die an mehr interessiert sind, verweise ich auf die Veröffentlichungen von Pall bzw. die deutschen Übersetzungen [16, 17, 18, 19].

In der Tabelle 1. ‘Wirkstoffe mit günstigen Reaktionen in klinischen Studien, die mutmaßlich verschiedene
Aspekte des NO/ONOO-Zyklus dämpfen.’ von Pall [19] lesen wir (verkürzt):

Wirkstoff(e)/Therapie Wahrscheinlicher Mechanismus
Flavonoide Brechen Molekülketten auf und andere antioxidative Aktivitäten
Magnesium Senkung der übermäßigen NMDA-Aktivität
Coenzym Q10, (Acetyl-) Carnitin Verbesserung der mitochondrialen Funktion
Hydroxocobalamin (B12) Reduktion in vivo zu einer Form, die ein hochwirksamer Stickoxid-Radikalfänger ist
Folate (hochdosiert) Vorstufe von 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF), einem hochwirksamen Peroxynitrit Radikalfänger
D-Ribose, RNA und Inosin Erhöhung der Harnsäurekonzentration (Peroxynitrit-Radikalfänger); tragen möglicherweise zur Wiederherstellung von ATP-Reserven bei
Ascorbat (hochdosiert, gepuffert) Senkung beider Seiten der zentralen Paarung; möglicherweise besonders nützlicher Wirkstoff
Sauna-Therapie Erhöhung der BH4-Verfügbarkeit (13); Mechanismus mit verstärkter Synthese von GTPCyclohydrolase I
Fischöl Bekanntes antiinflammatorisches Mittel

Das sieht mir alles schon mal ganz gut aus – ‚Klassiker‘ bei CFS und MCS sozusagen. Einzig mit den Flavonoiden habe ich keine Erfahrung. In der Tabelle 2: ‘Wirkstoffe/Wirkstoffklassen, die die zentrale Paarung mutmaßlich erheblich absenken.’ [19] lesen wir dann (verkürzt):

Wirkstoff(e)/Therapie Dosierung Wahrscheinlicher Mechanismus
Ascorbat, oral etwa 2-3 g, täglich 1. Peroxynitrit-Radikalfänger.
2. Reduktion von BH3 zu BH4 zur Wiederherstellung der BH4-Spiegel.
Sauna-Therapie wiederholt Induktion von GTP-Cyclohydrolase I, was die De-novo-Synthese von BH4 verstärkt.
Reduziertes Glutathion liposomal, Depot, etc. Reduktion von BH2 zu BH4 zur Wiederherstellung der BH4-Spiegel und somit zur Senkung der partiellen Entkopplung von Stickoxidsynthasen.
Inosin, RNA oder D-Ribose unterschiedlich Jeder dieser Wirkstoffe kann zwei Reaktionen hervorrufen: Wiederherstellung der Adeninnukleotid-Reservenund Erhöhung der Harnsäure-Plasmaspiegel. Letzteres senkt die Plasmaspiegel von Peroxynitrit-Abbauprodukten, NO2-Radikalen und Carbonatradikalen. Jeder dieser Wirkstoffe hat jedoch auch Nachteile (siehe Text).
5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF) oder die Vorläufer Folinsäure und Folsäure 300 µg/Tag bei 5-MTHF, höhere Dosen bei den Vorläufern Wirksamer Peroxynitrit-Radikalfänger, der so die BH4-Reserven wiederherstellt; hochdosierte Folinsäure oder Folsäure trägt zur Erhöhung der 5-MTHF-Reserven bei. Die 5-MTHF-Reserven werden bei CFS/ME vermutlich aufgrund der durch Peroxynitrit vermittelten Oxidation erschöpft.
Hydroxocobalamin Injektion, intramuskulär, Oral Die reduzierte Form (Kobalt II) ist ein wirksamer Stickoxid-Radikalfänger; aufgrund der Rolle von Stickoxid als Peroxynitrit-Radikalfänger wird Peroxynitrit indirekt gesenkt.

Bei dieser Tabelle muss ich unbedingt einschreiten: Exogenes Gluthation (GSH) ist (aus meiner Sicht) kontrainduziert bei Schwermetall-Belasteten – insb. mit Quecksilber. Wer eine Belastung nicht explizit ausschließen kann, der sollte niemals GSH zuführen – nicht oral und auch nicht intravenös.

Die Überlegungen von M. Pall zu NRF2-Aktivatoren

NRF2 Stimulierende Faktoren

NRF2 Stimulierende Faktoren.

In seiner wegweisenden Veröffentlichung zu den VGCCs hatte Pall schon auf Phenole und NRF2-Aktivatoren hingewiesen [3]. Wer dieses Blog länger liest, kennt vielleicht noch den Artikel über Brokkoli / Sulforaphan von R. Patrick – wo es auch um NRF2 ging. Was macht NRF2? Damals schrieb ich in Bezug auf Sulforaphan:

“Es aktiviert das NRF2-Protein (Transkriptionsfaktor) –  ein Molekül, welches die Gen-Expression reguliert und dafür sorgt das andere (antioxidative) Proteine hergestellt werden (u.a. Glutathion). Praktischer Weise braucht die Glutathion-Synthese schwefelhaltige Proteine (u.a. Cystein) und Sulforaphan zerfällt nach der NRF2-Aktivierung u.a. zu Cystein, was dann den Baustoff für Glutathion bereit stellt. Praktisch nicht?”

In EMF 7 bin ich dann auch schon etwas auf Magnesium und NRF2 in Bezug auf Pall eingegangen – was dann letztendlich die Motivation für diesen Beitrag war. Nach Pall ist NFR2 denn auch ein Schlüsselfaktor der gesamten Gesundheit – nicht nur in Bezug auf EMF [2]:

“It is our opinion that raising Nrf2 is likely to be the most important health promoting approach into the foreseeable future”

Was aktiviert NRF2?

In der gleichen Veröffentlichung geht Pall dann noch auf die Faktoren ein, welche NRF2 erhöhen (Table 2. Health-promoting factors that raise Nrf2 activity):

  • Polyphenole – viele, jedoch nicht alle.
  •  γ- und δ-Tocopherole und Tocotrienole, jedoch kaum α-Tocopherol (Formen von Vitamin E).
  • Isothiocyanate aus Brokkoli, Kohl und anderen Kreuzblütlern.
  • Triterpenoide und andere Terpene.
  • Schwefelverbindungen, welche alle Sulfide in Zwiebel, Knoblauch und der Allium-Familie umfassen.
  • Carotinoide, wobei Lycopin (-> Tomaten) wohl das aktivste ist.
  • Fischöl (DHA & EPA).
  • Hormese = mäßiger oxidativer Stress.
  • Sport und Kalorienrestriktion.

Wer sich jetzt fragt wie er an diese ganzen Sachen kommen soll, der findet in diesem Blog ganz viele Tips dazu, u.a.:

Hinweis: Stark mit Quecksilber belastete Menschen vertragen ggf. alle schwefelhaltigen Lebensmittel (Knoblauch, Zwiebel, Kohl-Arten, etc.) und Supplemente (z.B. MSM) nicht oder nur schlecht. Diese sollten dann vermieden werden.

Ernährung, NFR2 und Bluezones

Letztendlich schreibt M. Pall dann, das gerade die (traditionellen) Ernährungsweise in den Bluezones, allem voran Okinawa auf ganz natürlich Weise viele der NRF2-Aktivatoren enthalten [2]:

“The most healthful diets known, traditional Mediterranean and Okinawan, are rich in Nrf2 raising nutrients…”

Klasse – das ist was ich grob seit ca. 4 Jahren praktiziere. Und nein, Weizenmehl-Pizza, Hartweizen-Spagetti und viel (altes oxidiertes) Olivenöl gehören nicht zur traditionellen mediterranen Ernährung. Wer wissen will, was die Menschen in Okinawa gegessen haben – der schaue mal bei diesem Artikel von mir rein.

Nach M. Pall kann es auch ein zu viel bei der NRF2 Stimulation geben, was wohl durch Arsen und Dioxin passieren kann und dann unter Umständen zu Chlorakne führen kann. Allerdings denke ich das dieses mit einer normalen Ernährung nicht der Fall ist – wenn man nicht gerade 1-2 Kg Brokkolisprossen den Tag isst 😉

Mein Fazit

Dies ist das Ende des ersten Teils – in dem ich über die Arbeiten von M. Pall geschaut habe. Ob dies der letzte Weisheit Schluss ist? Dazu werde ich im Teil 2 noch mehr schreiben und in die Tiefe gehen – weil ich dort die einzelnen möglichen Supplemente ‘etwas’ mehr im Detail betrachte – denn angesichts der Komplexität der Wirkungsbeziehungen ist eine Tiefbohrung faktisch gar nicht möglich.

Dr. M. Palls Ansätze zusammengefasst & Bewertet

Kern der Ideen von M. Palls ist aus meiner Sicht die Herabregulierung des außer Kontrolle geratenen NO/ONOO-Zyklus, der über die Generierung von Peroxinitrid so viele verschiedene ‚Krankheiten‘ auslöst, die eigentlich alle nur Symptome sind (-> EHS, MCS, CFS, Fibromyalgie, PTSD, Asthma, Multiple Sklerose, Tinnitus, Autismus, etc.) und damit liegt er meines Erachtens absolut richtig!

Soweit so gut –  aber war das alles an ‚Supplementen‘ was Pall aufbieten kann und was Wirkung auf die NO-Synthasen, die Effekte von EMF & Chemikalien sowie eines entgleisten Immunsystems zeigen kann? Welche Seiteneffekte und Nebenwirkungen kann es geben? Was ist in den letzten 10 Jahren an Erkenntnissen hinzugekommen?

So einfach ist das alles denn wohl doch nicht – Pall schaute in seinem Paper & Protokoll explizit nach Wegen die (seiner Ansicht nach) Kernproblematik um NO/ONNO und den NO-Synthasen (-> Aktivierung, Entkopplung, u.a. Verbrauch von BH4) zu lösen. Aber das was er beschreibt mindert nicht bei allen die Probleme, schlägt nicht bei allen an… oder ruft teil auch andere hervor.

Das alles nicht immer so einfach ist, wird z.B. bei Palls Empfehlung für Gluthation (GSH) sichtbar, was auch ein schwacher Chelator von Hg ist. So warnte A. Hall Cuttler schon vor ca. 20 Jahren vor einer exogenen Gabe von GSH (bzw. bestimmten Formen) und der Infusion (IV). Das Problem nach Cutler so wie ich es verstehe: Viel (unoxidiertes) und intrazelluläres GSH im Körper ist gut [21], jedoch extern zugeführtes kann wohl Probleme bereiten – die Thiol-Gruppen im zugeführten GSH (welche Pall noch erwähnt) binden sind z.B. an Quecksilber – mobilisieren es und können es im Körper verschleppen (-> ‚Re-Vergiftung‘), leiten es jedoch nicht sicher aus. Was also für den einen gut ist – geht bei dem anderen ganz stark daneben: Der Kontext ist mal wieder wichtig!

Methylfolat – immer gut für jeden?

Die Gabe von (gepuffertem) Vitamin C und 5-MTHF-Folat um in den NO-Synthasen das BH4 zu regenerieren sowie Peroxinitrid zu erniedrigen halte ich jedoch schon mal für sehr, sehr wichtige und zudem übersichtliche Schritte – wobei es (zu viel) bei Folat als Supplement (und ohne MTHFR-Gendefekt) auch Gegenstimmen gibt [22]. So gibt es z.B. Gen-Defekte welche die NOS3 (eNOS) beeinflussen und dazu führen können, das z.B. Arginin nicht richtig verwertet werden kann.

Weiterhin aktivieren wohl dauerhaft hohe Gaben an Methlyfolat mTOR übermäßig, so das u.a. das ‘Aufräumen’ im Körper (Autophagie) nicht so einsetzt (wie es sollte oder könnte) und dann ggf. auch Entzündungsprozesse wieder befördert werden (-> das Spiel zwischen AMPK und mTOR, quasi Yin & Yan, wird gestört). Methylfolat sollte meiner Interpretation nach also a) eher am Morgend und maximal zum Mittag, b) jedoch eher nicht am Abend, und c) auch nicht regelmäßig in zu hohen Dosen eingenommen werden  – insbesondere wenn man es gar nicht braucht! Nach Bob Miller bietet sich hier z.B. die intervallmäßige Einnahme an, so das vermieden wird mTOR ggf. dauerhaft (durch zu hohen Dosen) zu aktivieren [68].

Wie man sieht – können ‘krasse’ Interventionen, insb. mit hohen Dosen, individuell schnell nach hinten los gehen. Kontext, Kontext, Kontext….

Zu begleitenden (bzw. vorherigen) Interventionen

Neben den Überlegungen von M. Pall gibt es aus meiner Sicht noch etwas viel wichtigeres: Erst einmal den eigenen Stoffwechsel in Ordnung zu bringen! Was gehört aus meiner Sicht für mich dazu?

  • ‘Vernünftig Essen’ und ‘Schrott’ konsequent weg lassen.
  • Den Lifestyle checken: Auf (psycho-)Stress, Schlaf, EMF, Licht, etc. pp. achten.
  • Eine HPU abklären bzw. auf deren Vorliegen testen & ggf. zu behandeln.
  • Die Schilddrüse zu checken und ggf. behandeln (T3, T4, etc.).
  • Die Nebennieren und Hormonlage zu checken und ggf. behandeln lassen.
    • Ich schreibe hier mal nur Progesteron & DHEA
  • Die Neurotransmitter zu checken und ggf. ausgleichen.
  • Vitamine, Mineralien, Aminosäuren checken.
    • und ggf. was unternehmen – also Supplementieren bzw. weg lassen!

ganz wichtig aber & weit verbreitet:

Insofern ist auch eine Schwermetall-Belastung bei Amalgam-Belastung abzuklären, z.B. mittels einer Haar-Analyse, wobei die Ausleitung ein langer Weg ist, der nicht abgekürzt werden sollte.

Schlussüberlegungen & Appell

Bei all dem sollte immer beachtet werden das alles im Kontext wirkt! Nichts wirkt alleine – alles hat miteinander zu tun und Wechselwirkungen. Es gibt nicht den einen Faktor und auch nicht das eine NEM oder die eine Pille zur Lösung. Das ganze ist ein (individuelles) Puzzle. Für mich fängt das schauen nach Lösungen beim Fundament an: Ernährung & Lifestyle – hier gibt es dann auch einige grundlegende Tips aus meiner eigenen Lebenspraxis dazu.

“Mein Merksatz: Alles hängt mit allem zusammen.”

Fortsetzung in Teil II ….


Links / Quellen

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